Der Wolfskrieger Ragnar lebt in dem Universum des gleichnamigen Tabletopspiels Warhammer 40K, das von Games Workshop vertrieben wird. Es ist eine düstere und gewalttätige Welt der Zukunft mit hochgezüchteten Kriegern, die das wankende Imperium verteidigen sollen. Ragnar ist einer dieser Krieger, seine Gene sind verändert worden und er ist einem normalen Menschen um Vielfaches überlegen. Doch normale Menschen sind selten seine Gegner. Sondern es sind die vom Chaos verführten und gezeichneten Wesen, die ständig vor seine Waffen laufen.
Ragnar blickt zurück in die Zeit seines ersten wichtigen Auftrags. Er war einer der jungen heißspornigen Blutkrallen, wie man die frisch initiierten Krieger nennt. Doch seine erste Aufgabe war nicht so ganz nach seinem Geschmack. Er soll mit Inquisitoren des Reiches zusammenarbeiten. Das sind Wesen, die sich selbst noch weniger trauen, als allen anderen Lebewesen des Universums. Doch eine Welt ist bedroht vom Chaos und da kann ein Space Marine nicht „NEIN“ schreien, oder? Hätte er bloß, denn der Auftrag bringt nichts als Ärger. Er soll helfen die beiden verloren geglaubten Teile eines Talisman zu finden, um die Heimatwelt des Inquisitors Sternberg zu retten.
William King ist der treuen Warhammer Gemeinde schon wohlbekannt aus seiner Trollslayer Reihe, Gotrek und Felix. Dort hat er zu schreiben gelernt, erst in Form von Kurzgeschichten, die dann als Anthologie erschien, und später in den Romanen um die beiden unzertrennlichen Gefolgsleute der Ordnung und Bekämpfer des Chaos. Einen ganz anderen Gegner des Chaos stellt der Autor in dem Universum Warhammer 40K vor, wobei er stur seinen Stil beibehält und auch keinen Deut davon abweicht. Mit anderen Charakteren und etwas anderen Waffen wäre das Buch mühelos in die Gotrek und Felix Reihe einzuordnen. Doch leider lässt er die Selbstironie der Trollslayer Bände vermissen. Hier hat man fast das Gefühl, dass William King versucht, die hanebüchelnden Inhalte seines Romans ohne Augenzwinkern zu vermitteln.
Bei Warhammer 40K kommt man nicht um den Vergleich mit den Büchern von Ian Watson herum. William King hat seine eigenen Qualitäten, aber an die spannenden Romane seines Vorgängers reicht er nicht heran. Trotzdem schafft er es durch seine Kampfschilderungen und der schnellen Abfolge der Szenen einen Leser zu fesseln. Nur dadurch wird die Geschichte überhaupt lesenswert.
Die schriftstellerische Qualität – sofern man bei William King davon reden kann – hat im Vergleich zu seinen ersten Werken enorm zugenommen. Die Schilderung seiner Charaktere gelingt ihm nun besser und sie reduzieren sich nicht ausschließlich auf die unterschiedliche Art, einen Gegner zu massakrieren. Der Roman erschien im amerikanischen Original als „Ragnar´s Claw“. Es ist die Fortsetzung zu „Wolfskrieger“ („Space Wolf“) in der Ragnar Donnerfaust aus seinen Wurzeln gerissen wird. Er war der Häuptlingssohn eines Barbarenstamms und wurde von dort aus einer verlorenen Schlacht entführt, um als Space Marine wieder erweckt zu werden. Den echten Hardcore Fans der W40K Romane und Spiele werden die eingedeutschen Begriffe kräftig aufstoßen, aber sie erhalten ein ansonsten gut übersetzen Roman. Es sind noch weitere Bände von William King zu Ragnar zu erwarten („Grey Hunter“ und „Wolfblade“) und wir können es gelassen auf uns zukommen lassen.