Was ich nicht verstehe, und was ich hier in diesem Thread behandeln moechte, wieso wieso wollen die Fans das meines Empfindens halt immer mehr Crunch, mehr Ausruestung, mehr Klassen,...?
Da gibt es meiner Wahrnehmung nach einige altbekannte Hauptverdächtige und mittlerweile zu meiner Freude viele gute Systeme, die das gar nicht oder zumindest nicht in dieser althergebrachten Weise bzw. in voller Ausprägung praktizieren.
Einer der positivsten Effekte der Indy-Flut war mMn das Aufkommen der Haltung, dass ein Spiel auch einfach
fertig sein kann. Dass es irgendwann genau so ist, wie es der Autor sich vorgestellt hat und dass man durch mehr XYZ nichts mehr dran verbessern kann.
Und dann lässt man es halt auch so und fängt was anderes an.
Geht halt bei den etablierten "Schwergewichten" in dieser Form nicht.
Auf der anderen Seite gibt es auch generische Systeme, die nur den Baukasten liefern oder "nur" Optionen anbieten für verschiedene Settings oder Spielstile.
Richtig nervig ist das Ganze mMn dann, wenn die Supplements als zum eigentlichen Regelkern gehörig deklariert werden. Vor allem, wenn das GRW bewusst Lücken enthält, die erst durch später erscheinende Quellenbücher zufriedenstellend geschlossen werden, gehen bei mir die Luken zu.
ODER weil sie einfach so unfähig sind ein funktionierendes Regelsystem zu schreiben, daß sie selber nachlegen müssen (das dürfte auf 80% der RPGs zutreffen).
Dann müsste ja aber der Regelkern
geändert werden und nicht einfach nur
aufgebläht.
Mir fällt jetzt auf Anhieb auch kein System ein, das durch Supplements spürbar besser geworden wäre. Anders, größer, bunter, ja. Aber wirklich insgesamt
besser?
Daher mussten immer mehr Ausrüstungskataloge her (Kreuzfeuer, Shadowtech usw.). Das witzige ist: Die paar darin enthaltenen Regeln wurden dann kaum bis gar nicht verwendet, aber die neue Ausrüstung (Waffen, Cyberware usw.) wurde voll ausgeschöpft.
Gerade bei SR wurden die neuen Regeln oft nicht genutzt, weil sie scheiße waren
Völlig unverhältnismäßiger buchhalterischer Aufwand (Cyberwareschaden aus dem Straßensamurai-Katalog) oder einfach total idiotisch/praxisfern/unspielbar (Fallschirmregeln aus dem 3er Arsenal)...lieblos hingeklatscht halt.
Bei der Ausrüstung sehe ich das ähnlich wie 1of3:
Da ist es der Reiz, sich durch den ganzen Wust Neues zu wühlen und die Perlen rauszufiltern.
Was ist gut, was ist brauchbar, was ist nutzlos? Was passt wie zusammen (Synergieeffekte), was ändert lange etablierte Taktiken usw.
So was ist aber auch schnell ausgelutscht, weil diejenigen, die Spaß dran haben, jahrelange Übung mitbringen - und dann braucht man wieder neuen Stoff...
Weil es die Sache interessanter macht und damit mehr Spass bringt, natürlich. Man muss ja nicht alles immer für jede Kampagne nutzen. Insofern verstehe ich dein Problem überhaupt nicht.
Die Probleme bestehen darin,
dass man irgendwann Dutzende Bücher rumschleppt, von denen man vielleicht ein Dutzend Seiten tatsächlich im Sitzungsverlauf braucht.
dass es tatsächlich oft genug "höher, schneller, weiter" sein muss und große Teile des GRW oder sogar bereits vorhandener, aber älterer Erweiterungen ENTWERTET werden - teils bis zur völligen Bedeutungslosigkeit (das ist mMn einer der größten Fehler, den man mit Supplements machen kann).
dass es bei einigen großen Systemen absehbar ist, dass nach Abhandlung aller denkbaren und undenkbaren Sachen eine neue Edition kommt und das Erweiterungskarussell von vorne anfängt - z.T. mit Erweiterungen, die sogar die gleichen Namen haben wie in der Edition vorher.
Spätestens da ziehen viele ganz die Notbremse oder überspringen eine oder mehrere neue Editionen.
Gerade die "Schwergewichte" behandeln viele ihrer Erweiterungen eben implizit nicht als optional, sondern als zum Regelkern gehörig.
Das wird auch gerne durch das Gesamtkonzept der jeweils aktuellen Edition massiv gefördert.
Zum Schluss:
Ich war in Bezug auf Erweiterungsbände schon immer recht vorsichtig und habe sehr genau ausgewählt - nicht nur in Bezug auf einzelne Bücher, sondern auf die ganze Linie.
Ich habe z.B. von SR3 nie ein Buch besessen, weil das GRW durch die Ausrichtung auf folgende Erweiterungen alleinstehend einfach unbrauchbar war.
Darauf kann ich dann gerne verzichten.
Mittlerweile betrifft es mich ohnehin nicht mehr wirklich, weil meine Schwerpunktsysteme das nicht in dieser Weise oder sogar überhaupt nicht praktizieren - was auch einer der Gründe ist, dass sie überhaupt meine Hauptsysteme geworden sind.