(Alternativer Titel: ein Haufen Klischees und keine Entschuldigung dafür)
Sonntag war die ursprüngliche Planung die "Abstieg in die Hölle"-Necropolis Runde fortzusetzen, nur fehlte uns dafür leider etwas essentielles: Unser Spielleiter hatte abgesagt.
Deswegen hatte ich mich vor kurzem bereiterklärt stattdessen eine Militärkampange zu spielen, die sich an diversen modernen Kriegsspielen und -Filmen anlehnt. Nachdem ich dank der Zeitumstellung die halbe Samstagnacht um die Ohren gehauen hatte und mir meine regelmässigere Samstagsrunde noch ein paar Ideen und Anstöße für das Setting gegeben hatte klappte das auch soweit ganz gut.
Meine Ziele in dieser Runde als Spielleiter waren
-dynamische Kämpfe. Ich wollte das hier mal eine Tür aufgeht und neue Gegner herauskommen, dort mal ein Helikopter ankommt und das die Kampfkarte sich innerhalb von zwei Runden stark verändert hat.
-Mehr Rollenspiel als in der anderen Runde.
Gut, kommen wir zu dem interessanten teil.
Vom Hintergrund her:
2010 wurde ein Gerät erfunden, mit dem sich Ölquellen um einiges leichter aufspühren lassen, woraufhin ein Haufen neuer Ölfelder erschlossen werden. Der Benzinpreis befindet sich trotz gegenmaßnamen im freien Fall. Die OPEC löst sich 2011 nachdem sich viele der internen Staaten im Krieg befunden haben endlich offiziell auf und diese Kriege werden erst richtig mies als Russland sich einmischt und in Libyen einmarschiert. Nordkorea, jetzt mit neuem Staatsoberhaupt, reißt sich in den allgemeinen unruhen Südkorea unter den Nagel. Die Global Operations And Tactics (G.O.A.T.)-Einheit wird als reaktion auf internationalen Terror gegründet, eine Multinationale Spezialeingreiftruppe die auf Wunsch mitgliedsstaaten unterstützen und neben guten Technikern und guter Ausrüstung auch gute Anwälte im Rücken haben. 2012 beginnen wir das Spiel. (Und politische Plausibilität war mir auch zweitrangig..)
Die Spieler haben eine G.O.A.T. Einheit gespielt, bestehend aus
Hawks, einem amerikanischen Aufklärungs--Marine, der zwar von seinem Körperbau her einschüchternd wirkte aber eigentlich einigermaßen nett war - und der einzige von dem Team mit Frau und Kindern war
Cobra, einer russischen Spetsnaz, die Schusswaffen als zu ungenau betrachtet und deswegen eine hübsche Kollektion von Keramik- und ähnlichen Messern mit sich herumschleppte, und tatsächlich sich für fremde Kulturen auch auf eine zivilisierte weiße stark zu interessieren schien. Wegen ihren Sprach- und Kulturkenntnissen wurde sie auch zur Teamführerin befördert.
Teal, einem halbjapanischer, halbbrittischen SAS mit irischem Wurzeln, der neben einem beeindruckenden Stammbaum auch beeindruckende Fähigkeiten mit einem Scharfschützengewehr zeigte.
Meat, einem deutschen KSKler, der das Militär als seine einzige Familie ansah und kräftig genug war um Raketenwerfer, Maschinengewehr und eine auswahl an Minen mit sich herum zu schleppen.
Als NPCs hatten sie Faith, eine gläubige irische Medic und Revel, einen finnischen Fahrezugspezialisten zur Seite.
Die Gruppe begann das Spiel in einem gepanzerten Fahrzeug das durch libyen tuckerte. Dort hatten ein paar russische Streitkräfte ein Haus umstellt in dem ein internationaler Terrorführer vermutet wurde und da die Amerikaner mehr Interesse daran hatten diesen zu schnappen, die Russen allerdings nicht eigene Männer riskieren wollten um ihn zu fassen wurden die GOATs hinzugezogen. Angekommen strömten sie aus dem Fahrzeug und klärten den aktuellen Zwischenstand mit Oberleutnant Dimitri, dem Anführer der russischen Streitkräfte vor Ort ab. Nachdem dieser ihnen nicht viele Informationen geben konnte, entschieden sie sich das Haus zu stürmen: Cobra würde es umgehen und durch das WC-Fenster auf der hinteren Seite einsteigen, während die Schützen zunächst die Feinde, die an den Fenstern zu erkennen waren ausschalten würden um dann zu Stürmen. Der anschließende Kampf lief für die Spielercharaktere ganz gut: im gleichklang gingen ihre Waffen los und drei Skimaskenträger die sich im Haus verschanzt hatten gingen gleichzeitig zu Boden, ehe der MG-Schütze mit gezogener Pistole vorstürmte. Der Rest des Teams folgte und beim Haus angekommen kämpften sie sich durch den Flur voran. Ihre Kevlarwesten schützen ihm vor dem Schlimmsten, als keine zwei Meter vor Teal ein Schütze aus einer offenen Tür hervor kam und ihm eine Kalashnikov-Salve in den Bauch schoss (wobei man zugeben muss das er einen Bennie gegen eine Wunde ausgab) und selbst der todesmutige Terrorist, der aus einem Fenster sprang um den bei der Eingangstür stehenden Scharfschützen in die Seite zu fallen konnte trotz des freien Schussfeldes und zwei ganz passablen Treffern nicht viel ausrichten, ehe er im kreuzfeuer der russischen Soldaten erstaunlich lange durchhielt ehe er schließlich umkippte. Während der Kampf nur als kurze Einführungs-Action geplant war dauerte er doch einen guten Teil des Spieleabends, wobei gegen Ende sich immerhin fünfzehn tote Feinde stapelten. Aber schließlich überwältigten Cobra und Meat (sowie eine Blendgranate) den Terrorführer und seinen letzten lebenden Verbündeten die sich im Keller des Hauses versteckten (an der stelle wurde etwas gesprungen: ursprünglich gehörte da eine Wildcard hin, aber nachdem der Kampf schon lange ging und gerade das Gefecht gegen einen letzten, zurückgezogenen vereinzelten Gegner lange gedauert hatten und die Spieler ganz klar gewinnen würden habe ich mich entschieden ihm nicht die vollen drei Wundstufen zu geben)
Sie lieferten den Anführer also, weil sie keine näheren Angaben hatten in Handschellen den Russen aus, die in Auslieferungsverhandlungen mit den Amerikanern treten wollten und flogen nach Hause.
Und um drei Uhr Nachts klopfte ein General an Cobras Tür und befahl ihr ihr Team Einsatzfähig zu machen. Nach einem kleinen Fehlalarm (Cobra hatte nachdem der Rest des Teams nur langsam darauf reagierte geweckt worden zu sein sich entscheiden Meat und Teal zu wecken indem sie ihren Geldbeutel in deren Raum warf und "Fire in the Hole" brüllte - daraufhin gab es von innen zwei dumpfe Geräuche und zwei ausgefranste Löcher befanden sich auf einmal in der Tür... meine ersten verteilten Bennies für den Abend) traf sich die Gruppe ein um weniger erfreuliche informationen zu erhalten.
Die offiziellen Nachrichten waren Schlimm: In Moskau war vor acht Stunden eine Neutronenbombe explodiert. Die Todeszahlen waren gigantisch.
Die inoffiziellen Nachrichten waren auch nicht erfreulich: Die Bombe war eine Internationalrakete gewesen, die amerikanischen Bautypes und amerikanischer Kennung war. Während diese Informationen vor den Medien noch zurückgehalten worden waren (und die halbe russische Regierung verstorben war und durch eine Notstandsregierung ersetzt wurde) würde es nurnoch eine Frage der Zeit sein bis sie in die Öffentlichkeit sickerten. Und spätestens dann würde die Welt brennen.
Der General, selbst Amerikaner der seit dem kalten Krieg bei dem Militär gearbeitet hatte, war zutiefst besorgt. Während er "den Ivan" zwar aus alter Gewohnheit nicht sonderlich mochte, so wusste er doch das es kein Feind mehr war - und das da gerade eben astronomische Zivilopfer zu beklagen waren. Er erklärte das seinen Nachforschungen nach Amerika keinesfalls für den Angriff verantwortlich war und sprach Cobra sein Beileid aus, die sich verfrüht aus der Einsatzbesprechung zurückzog um ihre Eltern und Geschwister in Russland anzurufen, die sich zum Glück alle weit genug von Moskau entfernt wohnten.
Aber das Ziel von der ausgerufenen "Operation Incoming Doom" war ein anderes: das vereinigte Korea. Dort gab es vor kurzem ein paar interssante Ereignisse:
1) Ein Geheimagent von dort hatte gemeldet das irgendetwas im Gange war. Kurz darauf wurde er enttarnt und in ein koreanisches Gefangenlager für sicherheitskritische, politische Gefangene gesteckt. Der Mann, den der Agent überwachen sollte, General Tao schien irgendeine große Operation zu planen.
2) Bei einer abseits gelegenen Militärbasis gab es eine große Umtransportaktion - die funktion der Basis war keinem der Geheimdienste bekannt und er war groß genug mehrere Interkontinentalrakete zu beherbergen.
Das Team sollte nach eigenen ermessen vorgehen und versuchen irgendwelche Beweise oder auch nur Hinweise zu sichern. Die Operation war natürlich höchst inoffiziell und illegal - falls irgendwer des Teams gefasst werden sollte würde G.O.A.T. jegliche Kontakte zurückweisen.
Das Team brach nach Japan auf und beauftragte die Geheimdienste während ihrer Reise mit zusätzlichen Ermittlungen. Als sie Eintrafen wartete ein japanischer Major mit den eingetroffenen Informationen auf sie: der Agent, eigentlich eine Agentin, Codename Mao, würde in drei Tagen exekutiert werden und auf die spezielle Anfrage von Hawks hin wurde bei Nachforschungen herausgefunden das auch jemand anderes der so etwas veranstalten konnte verschwunden war: ein amerikanischer Waffentechniker mit dem Spezialgebiet Strahlungswaffen war seit wenigen Tagen wie vom Erdboden zurück. Da er ein zurückgezogener Typ war fiel es seiner Familie auch erst jetzt auf.
Nach ein paar verworfenen Plänen entschied sich schließlich das Team das es drei Optionen hätte: den General der Koreaner entführen, den Militärstützpunkt unter die Lupe zu nehmen und die Agentin zu befreien. Sie entschieden sich für das dritte, befahlen schon einmal ein U-Boot bereit zumachen und baten Spionagesatelitenbilder an.
Nachdem sie erste Bilder einer Bergfestung gesehen hatten gab es ein paar pläne und schließlich wurde die Runde hier abgebrochen, da es schon spät war und wir nicht später mitten im Einsatz aufhören wollten.
Die Resonanz war Positiv: Der Gruppe gefiel das Setting, sie konnten sich auch besser in die Rollen versetzen als bei Necropolis und auch der gelangweilte aus der letzten Runde meinte es gäbe diesmal bei dem Kämpfen einfach viel mehr zu tun. Der Clou schien die Einsatzbesprechung mit Power-Point Präsentation sein, bei der die fortbewegung der Rakete mit fortschreitender Ortszeit auf einer Karte gezeigt wurde (mit anschließendem Mini-Explosionseffekt und einem herunter zählenden "Einwohnerzahlen"-Zähler, einem Bild von General Tao, makierungen auf einer Karte wo welches Ereignis in Korea stattgefunden hatte) und auch die spätere Nutzung des Laptops für Geheimdienstdaten die sie noch bekommen hatten (Bilder für NPCs), was alles die Immersion gut gefördert hatte. Direkte negative Kritik hatte niemand.
Außer vielleicht mir. Während ich annehme das die Savage-Kämpfe so richtig waren, immerhin hatte der Rest der Gruppe ihren Spaß, fand ich sie ganz Nett, aber komme ohne Karte anscheinend noch besser zurecht. Was ich im Kampf gerne noch sehen würde wären vielleicht ein paar Tricks und benniewürdige Aktionen, aber die waren hier eigentlich (außer bei dem Anführer am Ende) auch weniger Sinnvoll und da sollte ich als Spielleiter mit gutem Beispiel vorangehen - aber als Spielleiter und jemand der einiges an Energie in eine Vorbereitung gesteckt hat hat man auch andere Erwartungen. Aber die Sache hat noch die Kampagne über (und auch weiter ordentlich vorbereiten - ich hab da ein paar Ideen die ich mir als Bastler nicht nehmen lasse) Zeit mich zu überzeugen.
(editiert für Rechtschraibung)