Ich sehe schon, heute Abend sollte ich hier eine Menge beantworten.
Zuerst zu White Queen:
Danke für die Antwort. Du hast das schon ganz richtig erkannt. Man kann von mir aus gern "Gimmick" dazu sagen und es ist natürlich nicht für jede Runde gedacht, oder sagen wir nicht für jedes Abenteuer und nicht für jede Serie (Kampagne).
Es gibt in den unveröffentlichten Dateien streng genommen auch nur eine Liste mit vorgeschlagenen Zufallsereignissen. Das ist eine Auflistung und keine Tabelle, wo ich dann mit meinem Würfel auf einer bestimmten Zahl lande und wenn diese Zahl kommt, ein Ereignis auch eintreten MUSS. Der Spielleiter kennt ja wahrscheinlich seine Spieler und ihr Comic-Wissen und ihren Geschmack. Daher kann er sich etwas heraussuchen, das zu seiner Spielrunde passt. Und den ganzen Teil mit den Zufallsereignissen ("
unlike Creative Control, where the character spending the EC has some say how it will work, an Editorial Twist is left to the whims of the Editor") kann man sogar auch weglassen. Niemand zwingt einen dazu, das in CC&VF zu machen. Soll heißen: Die übrigen Komponenten des Spiels funktionieren ohne Umstände trotzdem. Man kann sich vor der Session ja ganz normal darauf einigen, was man verwendet und was nicht.
Kurz gesagt, nein, es ist kein Dauerzustand. Allgemein denke ich aber sagen zu können, dass das gesamte CC&VF Buch mehr Anleihen aus dem Silver Age und postmodernen Serien mit starken Retro- und Metafiktions-Anteilen hat als aus anderen Comicformen.
Wenn ich mir das recht überlege, mit den vielen Optionen für Gummipunkt-Verwendung, lässt CC&VF dem Spielleiter sogar den Freiraum, den Wechsel im Autoren- oder Redaktionsteam nachzuahmen. US-Comicserien laufen ja ab und an über Jahrzehnte, aber das Autoren/Zeichner-Team ist ja nicht fix, sondern wechselt nach ein paar Jahren oder manchmal schon nach ein paar Monaten. Kommt dann ein neuer Autor an die "Macht" oder ein anderer Redakteur übernimmt die "direction" der Serie, ändert sich zum Beispiel schnell die Stimmung. Charaktere sind auf einmal stärker oder schwächer in ihren Kräften, sie sprechen anders, verwenden andere Ausdrucksweisen, es tauchen neue Nebenfiguren auf und so weiter. So könnte man dann in CC&VF ruhig die Charaktere behalten, die man am Anfang für die Spielrunde erstellt hat, ohne ein Iota an ihren Charakterblättern zu ändern. Sie haben alle noch die gleichen Fähigkeiten, die gleiche Hintergrundgeschichte und die gleiche Punktezahl. Aber auf einmal ändert sich der Ton/die Stimmung/die Atmosphäre der Serie. Das kann man beispielsweise so umsetzen, dass man andere Optionen aus dem Regelkapitel verwendet. Ein weiterer Vorschlag aus dem Playtesting ist übrigens, die Punkte zu reshuffeln: Man hat genau die gleichen Traits wie zuvor und man hat genauso viele Punkte wie zuvor, aber man kann diese Punkte unter den bestehenden Traits neu aufteilen. Stelle dir einen Charakter für 150 Charakterpunkte vor. Dieser Charakter hat auch nach dem Wechsel noch exakt 150 Punkte, aber die Punkte sind auf seine 5 bis 6 Traits anders verteilt.
@Selganor:
Ist die Tabelle der Zufallsereignisse im Spieler- oder im Spielleiterteil des Buchs? Ist die im "Abenteuerteil"?
Es gibt keinen "Abenteuerteil". Ich würde schon sagen, im "Spielleiterteil". Es kann sein, dass Barak immer noch etwas daran ändert. Im Moment weiß ich nur, dass da Editorial Control als Überschrift steht. Darum kommt das höchstwahrscheinlich zu den Spielleiterinformationen.
Also so wie die Powers in ICONS. Bei denen auch nur sehr grob beschrieben wird was man damit alles machen koennte, nicht aber limitiert wird was man alles genau damit machen kann.
Sogar Supers! hat das in ähnlicher Weise, wie ich inzwischen aus einer Review weiß. (Ich meine das Spiel mit W6 Pools, das den Titel "Supers!" trägt, nicht das gleichnamige Brettspiel oder die italienische Übersetzung von BASH, die auf Italienisch den Namen SUPER trägt.) Außerdem gibt's ja da noch Truth & Justice für PDQ. Das habe ich vorsorglich aus meiner Auflistung herausgelassen. Ich habe Truth & Justice aber noch nie komplett gelesen.
Du meinst also den bei Drama/Hero/...-Punkten gerne verwendeten Einsatz "Inspiration/Clue/..."?
Es scheint eine Variation davon zu sein. Also ja.
... alle Sachen bei denen sich SL und Spieler erst auf etwas einigen muessen ehe man sagen kann wie es funktioniert (wie ja auch teils bei FATE) sind extrem von der "Gruppenchemie" abhaengig.
Ich weiss, dass es Gruppen gibt bei denen ich sowas nicht spielen will/kann, bei anderen hingegen kann das supergut klappen.
Exakt. Dem würde ich nicht widersprechen wollen. Ich kenne auch ein paar Spieler, bei denen das nie klappen würde. Deswegen spreche ich ja auch schon überspitzt von "Liebe" und "Hass" ... Bei manchen Leuten war es so, dass sie total darauf eingingen und alles verstanden. Andere aber sind nach einmaligem Ausprobieren der Regeln oder der Char-Gen frustriert weggegangen. Sie waren glaube ich weniger mit mir als SL unzufrieden, als eher mit der Offenheit des Trait-Systems (... "Da kann ich mir dann ja einfach alles frei ausdenken und das klappt dann??!").
Einer der Hauptkritikpunkte, die ich über bestimmte Spieler aus meinem Umfeld höre, selbst über Leute, die schon seit vielen Jahren Rollenspieler sind, ist der, dass sie bloß das machen wollen, was ihr Charakterblatt ihnen wortwörtlich sagt. Andere wollen auch zu jedem Effekt die wortwörtliche Definition aus dem jeweiligen Regelbuch haben: "Ey, mein Charakter hat da
Stealth... Was war denn noch mal Stealth? Was mache ich mit Stealth?"
Das kann ich inzwischen eben nicht mehr hören.
Die Frage ist nicht, "Was bewirkt Effekt/Attribut/Fertigkeit/Talent XYZ ...?", sondern "Was möchtest du bewirken?"
Ich weiss aber immer noch nicht welche systemtechnischen Auswirkungen das jetzt haette... Hat es irgendwelche?
Ja, die hat es. Im einfachsten Fall hat man einen signifikanten Bonus auf das Würfelergebnis, wobei der Wurf immer noch misslingen kann (es gibt keine garantierten Erfolge mit Würfeln in CC&VF, es gibt lediglich Sachen, die man nicht auszuwürfeln braucht). In anderen Fällen erlaubt dir die neue Information, den Gegner besser zu "stressen", seine Schwäche auszunutzen, in der Szene besser da zu stehen, etc.