Bühne frei für das tragische Finale:
Dank des von ihnen ausgelösten Mendener Freibieraufstandes hatten es die Helden also endlich geschafft, in Xeerans Unermessliche Schatzkammer in seinem Palast vorzudringen. Die Helden und der um sein Freibier geprellte Mob standen staunend vor den zu zahlreichen riesigen Haufen aufgetürmten Reichtümern in der Schatzkammer. Als die ersten ihre Fassung wiedergewannen stürzten sie sich sofort auf die Schätze. Doch kaum hatte sich der erste die Taschen gefüllt, da zog ihn irgendetwas ruckartig in den Haufen und spie kurz darauf seine blutigen Knochen wieder aus.
Unter all den Schätzen lauerte nämlich ein extrem mächtiger Dämon, Balkha'bul, der Wächter der Schatzkammer.
Nicht alle Anwesenden ließen sich in ihrer Goldgier davon abschrecken, aber jeder der versuchte, sich etwas von den Reichtümern anzueignen, erlitt ein ebenso grausames Schicksal. Einige standen immer noch ratlos oder entsetzt herum, während andere die weiteren Räumlichkeiten des Goldenen Hauses plünderten. Käpt'n Horathio, Tsafried und Bolotonongo indessen durchwühlten hektisch die aufgetürmten Schätze - solange sie nur suchten, ohne dabei etwas einzustecken, blieben sie von Balkha'bul unbehelligt - auf der Suche nach dem Wunderkrug. Leider hatte Tsafried die kühne Idee, mal zu überprüfen, ob der Dämon wirklich so krass gefährlich sei, und steckte sich kurzerhand ein Goldstück ein. Prompt wurde er von Balkha'bul in den Schatzberg gezogen und sehr übel zugerichtet, bevor seine Kameraden mit vereinten Kräften den schwerverletzten Tsafried rausziehen konnten. Sah so aus, als hätte Tsafried "Die Kreatur, die ich nicht jagen und erlegen kann, gibt es für mich nicht" der Großwildjäger seinen Meister gefunden.
Nichtsdestotrotz erweckten die Helden, die offensichtlich nicht herkamen um zu plündern sondern etwas Bestimmtes zu suchen schienen, Balkha'buls Neugier. Als Bolotonongo gerade dabei war, sich durch den Inhalt einer Truhe zu wühlen, erschien ihm plötzlich der Dämon in Gestalt eines golden schimmernden fies grinsenden Eichhörnchens (Jawohl! Ein Eichhörnchen! Stand so im Abenteuer.), das ihn fragte, ob er bei irgendetwas Hilfe bräuchte. Unser Utulu erlebte so was auch nicht alle Tage, also teilte er dem Balkha'bul mit, dass er einen ganz bestimmten Krug suche, und fragte an, ob der Dämon wisse, wo er sich befände, ob er ihn vielleicht rausrücken würde, da so ein unscheinbarer Krug doch eh keinen materiellen Wert haben würde. Balkha'bul erwiderte, dass sich der besagte Krug leider nicht mehr in seinem Besitz befände, weil er kürzlich von einem dazu bevollmächtigten Trupp der "Schwerte Borbarads" abgeholt wurde, um ihn in Xeerans Heerlager zu transportieren. Diese Nachricht löste bei den Helden, die sich ja nun soviel Mühe gegeben hatten, in die Schatzkammer reinzukommen, natürlich große Bestürzung aus. Aber der Balkha'bul hatte Mitleid mit den Helden (Was ist mit den DSA-Dämonen heutzutage überhaupt los? Früher wollten die dich einfach nur möglichst brutal zerfetzen, aber seit DSA3, spätestens seit DSA4, wollen die auf einmal deine Freunde sein. Heute haben die nur dein Bestes im Sinn - deine Seele.
). So verwies er auf eine Truhe direkt neben Bolotonongo, in der sich eine beinahe perfekte Fälschung des gesuchten Wunderkruges befände. Er würde sie ihm überlassen, wenn er im Gegenzug alles Geld, das Bolotonongo gerade mit sich führe, erhalte. Ein gefälschter Wunderkrug ist schon mal besser als gar keiner, dachte sich Bolotonongo und ging auf den Handel ein.
Bolotonongos Spieler schaute auf sein Heldendokument, um rauszufinden, wieviel er dem Dämon denn jetzt löhnen müsse, da stellten er und seine Mitspieler fest, dass sich niemand das mitgeführte Vermögen seines Helden notiert hatte. Wir realisierten, dass wir bisher alle finanziellen Aspekte des Abenteuers überhaupt nicht ausgespielt hatten, nicht einmal bei den Tavernenbesuchen. Wenn wir die vielumjubelte Spielhilfe "Handelsherr und Kiepenkerl" zur Verfügung gehabt hätten, hätten wir sicherlich mal eben nachschauen können, was beispielsweise ein prächtiger Dschungeltiger in Mendena einbringt und wie hoch der Standardtarif für einen Gladiator ist. Daraus hätte ich dann ableiten können, wieviel Geld Bolotonongo mit sich geführt hätte, aber so musste ich etwas improvisieren. Ich würfelte hilf- und planlos herum, ließ auch die anderen Spieler würfeln, multiplizierte ein wenig hier und addierte ein wenig da. Letztendlich staunte Bolotonongos Spieler nicht schlecht, als ich ihm verkündete, dass er die Summe von knapp 100 Dukaten mit sich führte.
Tja, wie gewonnen so zerronnen! Bolotonongo drückte das Geld sodann an den Balkha'bul ab und durfte dafür den gefälschten Wunderkrug an sich nehmen.
Die Helden verließen das Goldene Haus und wurden Zeuge, wie sich draußen allmählich Teile der Stadtgarnisonen organisiert hatten und versuchten, den Mendener Freibieraufstand niederzuschlagen. Eile war geboten. Die Helden wollten nicht länger in der Stadt verbleiben, denn sie wollten nicht darauf warten, dass die Fahndung nach Bolotonongo als Rädelsführer des Mendener Freibieraufstandes aufgenommen werden würde. Einer der Helden informierte sich bei dem zuvor geknüpften Kontakt zum tobrischen Widerstand über den genauen Standort von Xeerans Heerlager, in der Zwischenzeit wurde wieder mit Großmauls Hilfe in Windeseile die Besatzung der "Flinken Flunder" zusammengetrommelt.
Als die Sonne des nächsten Tages am Himmel stand, war die "Flinke Flunder" bereits ausgelaufen. Xeerans Heerlager lag im Landesinneren am Nordufer der Tobimora, während die Streitkräfte aus der Fürstkomturei Maraskan unter dem Kommando von Helme Haffax am Südufer lagen. Um die Reisedauer zu verkürzen, hatte Käpt'n Horathio befohlen, mit der "Flunder" soweit wie möglich den Fluss aufwärts zu segeln. Während der kurzen Fahrt fand der schwerverletzte Tsafried zumindest Gelegenheit zum Schlafen und konnte ein paar Punkte regenerieren. Als der Tiefgang keine Weiterfahrt flussaufwärts mehr zuließ, gingen die Helden am Nordufer des Flusses an Land, um den Rest des Weges zu Fuß fortzusetzen. Hier gab es eine leicht sentimentale Abschiedsszene zwischen Käpt'n Horathio und seiner ersten Offizierin Jadwiga. Horathio übergab Jadwiga das Kommando über die "Flinke Flunder" und gab Anweisung, binnen einer Woche Ilsur anzulaufen, um dort ihn und die beiden anderen Helden wiederzutreffen. Jadwiga schüttelte ihm zum Abschied die Hand und sagte: "Wir sind noch nie ohne Euer Kommando gesegelt, Käpt'n. Ich habe irgendwie das ungute Gefühl, dass wir Euch niemals wiedersehen werden." Eine weitere geradezu prophetische Behmerkung!
Und so wanderten unsere drei Helden (nebst Großmaul) die Tobimora entlang Richtung Westen. Da sie sich unauffällig in Xeerans Heerlager einschmuggeln wollten, beschlossen Horathio, Tsafried und Bolotonongo sich eine passende Verkleidung zu organisieren. Horathio schickte Großmaul auf einen Erkundungsflug und dieser erspähte nicht weit entfernt tatsächlich einen fünfköpfigen Trupp xeeranischer Söldner, die auf einem Gehöft einige Lebensmittel requiriert hatten und nun auf dem Weg zum Lager waren, mit zwei beladenen Packtieren im Schlepptau. Die Helden bereiteten in einem Waldstück einen Hinterhalt vor, um sich der Uniformen, Ausrüstung und eventueller Dokumente der Söldner zu bemächtigen. Als die Söldner in Reichweite waren, feuerten die Helden ihre Schusswaffen auf die Söldner ab, zwei wurden sofort ausgeknipst, einer wurde verletzt. Dann stürmten Horathio, Tsafried und Bolotonongo aus ihrem Versteck und griffen die verbliebenden drei Söldner an...
... die Helden kämpften...
... sie kämpften sehr tapfer...
... und sie wurden einer nach dem anderen von ihren Gegnern getötet!
Die Helden waren tot, das Abenteuer war zu Ende.
Es wird vielleicht einige Leser freuen, dass zumindest Großmaul überlebt hatte. Und vermutlich hat er die Helden gerächt, indem er ihren Gegnern Gesichter und Hände mit seinem rasiermesserscharfen Schnabel zerhackt hat.
Nach diesem Ereignis blieb es am Spieltisch erschreckend ruhig.
Es schien fast so, als hätte jeder damit gerechnet, dass so etwas mit DSA4 geschehen würde - oder gar unweigerlich geschehen musste.
Auf jeden Fall haben wir uns nicht gegenseitig angeschrieen oder uns die Arme aufgeschnitten und bei unserem Blute einen heiligen Eid geschworen, nie wieder DSA4 zu spielen, oder "Der Unersättliche" und alle DSA4 und DSA4.1 Regelbücher (Ja! Wir haben sie alle dabeigehabt. Hätte also ein großes Feuer gegeben.) auf einen Haufen geworfen und angezündet.
Nein, wir waren alle gefasst und ruhig.
Auch jetzt, wo ich dies alles hier schreibe, bin ich gefasst und ruhig.
Und beizeiten, wenn ich noch etwas ruhiger und gefasster bin, werde ich diesem Bericht vielleicht noch ein ausführliches Fazit folgen lassen, in dem ich mich möglicherweise auch mit meinem schon vorher gestörten Verhältnis zu DSA(4) auseinandersetzen werde.
Soweit möchte ich erstmal allen danken, die dieses Diary durch ihre Beiträge und Feedback bereichert haben.
Ich hoffe, die Lektüre hat euch gefallen.