Autor Thema: [13Mann] Qualität der Übersetzung - wann kommt die Neuauflage?  (Gelesen 18563 mal)

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Offline Scimi

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Unter solchen Ansprüchen hätte es niemals auch nur ein Rollenspielbuch in deutscher Sprache gegeben.

Ich lese mich gerade zufällig durch meine Sammlung von Edgar Wallace- und Raymond Chandler-Büchern in deutscher Sprache. Ich würde sagen, mit den Ansprüchen würde es kaum ins Deutsche übersetzte Weltliteratur geben. ("Er schüttete sich einen langen Drink ein" - ach wirklich?  >:()

Offline Argamae

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Mag alles sein, aber im Endeffekt ist es mir als Kunden egal wie gut oder schlecht der Übersetzer bezahlt wird, ob er viel Stress hatte oder ob es einen fähigen Lektor gab. Das interessiert mich alles nicht: Ich möchte ein möglichst fehlerfreies Buch.

Ja, und das ist auch legitim. Es ist ja nicht falsch, diese Qualitätsansprüche zu haben - ich habe die gleichen. Aber man muß es eben auch im Hinblick auf die Möglichkeiten des Verlages sehen. Und Rollenspielverlage haben da nun einmal finanzielle Einschränkungen. Zum Teil tut aber auch der Termindruck durch bestimmte Lizenzgeber sein Übriges dazu, daß die Qualität nicht immer so gut ist, wie sie unter Berücksichtigung aller anderen Faktoren sein könnte.
Ein Insider-Beispiel: ein Verlag hat eine gewisse Vorlaufzeit, was die Planung bestimmter deutscher Titel und Produkte angeht. Bei der Planung werden bereits die deutschen Titel besprochen, damit diese entsprechend in Ankündigungen und Werbung aufgenommen werden müssen. Es gibt eine Art "Gremium", dem alle an der Übersetzung Beteiligten beiwohnen können, das dann die Titelvorschläge prüft und sich für einen entscheidet. In der Praxis können an solchen Besprechungen aber nie alle teilnehmen, weil sie zu sehr in andere Projekte eingebunden sind und solche Festlegungen auch nur eine untergeordnete Priorität haben. Hinzu kommt, daß die Übersetzer zu diesem Zeitpunkt z.T. noch nicht einmal Einblick in das zu übersetzende Original haben und somit manche Begriffe gar nicht wirklich in Relation zum Kontext setzen können. Und dann wird wider besseren Wissens oder Überprüfungsmöglichkeiten schon mal auf einen Titel entschieden, der dann in der Praxis mal so rein gar nichts mit dem Inhalt des Produktes zu tun hat, ja, mitunter sogar schlichtweg falsch ist.
So etwas geschieht. Es mag am Ende keine große Relevanz für den Inhalt des Produktes haben, aber es ist wie die hier im Thread schon zitierten "Leseproben", die man vorab bekommt - sie könnten für einige kaufentscheidend sein. Das kann und darf man bemängeln, keine Frage, aber es ist eben manchmal kaum zu verhindern, weil es sich ein Verlag schlichtweg nicht leisten kann, für jedes Produkt so viel Zeit und Sorgfalt aufzuwenden. Letztlich muß ein gewisses Kosten-Nutzen-Verhältnis gewahrt werden, sonst würde die Folge sein, daß es weniger und nicht mehr deutsche Publikationen gibt.
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Offline Windjammer

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es ist wichtig (und ich weiß nicht, ob das viele Verlage machen), für jedes Projekt einen Chefübersetzer zu bestimmen, der alles koordiniert und das letzte Wort hat - wenn ich höre und lese, daß an manchen Regelwerken oder Quellenbänden ein Dutzend Leute mitarbeiten, dann ist es absolut unerläßlich, dem Endprodukt noch einmal ein Feintuning durch geübte Hand zu verpassen;

Das Problem hast Du v.a. beim Rolemaster "Kreaturen & Monster" Band. Bei der Verarbeitung wurde auf allerallerallerhoechste Qualitaet gesetzt - GOLDENE 'interior covers' etc - aber beim Sprachlichen ist er wieder sehr durchwachsen. Da gibt es Texte, die sind sprachlich allererste Sahne, und dann wieder andere, wo ich denke, die hat ein 10-Jaehriger verfasst. Diese Diskrepanzen im Stil und v.a. im Wortschatz (!) verhunzen das Buch. Das ist schade. Und der Grund ist, wie Du genau sagst, der, dass man ein Dutzend Uebersetzer genommen hat, die gelinde gesagt nicht alle gleichermassen kompetent sind, ohne dass jemand nochmal alle Texte durchgeht und schaut, ob das wohl einigermassen "aus einem Guss" ist.

Dennoch, fuer 19 Euro auf TheBookDepository war das jetzt kein Fehlkauf (es ist sogar mein Lieblingsbuch des dt. Rolemasters). Aber 45 Euro haette ich fuer diese "Leistung" nie und nimmer auf den Ladentisch gelegt.

Unter solchen Ansprüchen hätte es niemals auch nur ein Rollenspielbuch in deutscher Sprache gegeben.

Siehe dt. CoC oder dt. Shadowrun, wo der dt. Lizenznehmer sogar qualitativ hoeherwertige Produkte geschaffen hat, und diese dann bei CoC vom Lizenzgeber uebernommen wurden (Malleus Monstrorum, 2. Auflage). Sprachlich ist die Qualitaet bei Pegasus Spiele auch immer schon viel besser als bei 13Mann oder Ulisses gewesen. Sogar unter den ehrenamtlichen Mitarbeitern gibt es verlagsuebergreifend Unterschiede bei persoenlichem Einsatz und Kompetenz. Und die groessere Kompetenz arbeitet anscheinend fuer Pegasus.
« Letzte Änderung: 26.07.2011 | 11:35 von Windjammer »

Offline Argamae

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[...] Sprachlich ist die Qualitaet bei Pegasus Spiele auch immer schon viel besser als bei 13Mann oder Ulisses gewesen. Sogar unter den ehrenamtlichen Mitarbeitern gibt es verlagsuebergreifend Unterschiede bei persoenlichem Einsatz und Kompetenz. Und die groessere Kompetenz arbeitet anscheinend fuer Pegasus.

Wenn das tatsächlich zuträfe, müßte man dafür auch Gründe finden und benennen können. Sind Pegasus organisatorisch besser aufgestellt (langfristigere Planung von Produkten und damit weniger kurzfristige Projekte, intelligentere Zuordnung verfügbarer Ressourcen, etc.), haben sie eine kompetentere Personalführung, zahlt man dort besser? Oder ist das nur speziell bei Cthulhu-Rollenspiel-Titeln der Fall? Ich kann das nicht beurteilen, da ich wenig mit Pegasus-Produkten oder dem Verlag zu tun habe. Da ist es schwer, dies in Relation zu 13Mann zu setzen.
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Offline D. M_Athair

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Besser als das Original war ja nicht der Anspruch. Das haben mehrere Übersetzungen (so auch F&S bei WFRP 2nd) geschafft.

"Fehlerfrei" findet sich nicht mal bei den originär deutschen Rollenspielbüchern, weswegen ich schrieb "Unter solchen Ansprüchen hätte es niemals auch nur ein Rollenspielbuch in deutscher Sprache gegeben"
"Man kann Taten verurteilen, aber KEINE Menschen." - Vegard "Ihsahn" Sverre Tveitan