Gestern bin ich extra in einer neuen Videothek Mitglied geworden, nur um mir den Film DEFENDOR auszuleihen. Ich hatte ihn dort zufällig im Regal erspäht, obwohl ich eigentlich noch gar nicht erwartet hatte, dass er bereits offiziell in Deutschland draußen ist. Ich hatte auf Umwegen nur durch einen US-Podcast von DEFENDOR erfahren und wollte ihn nun natürlich sehen.
DEFENDOR hat Woody Harrelson und Kat Dennings in den Hauptrollen und wurde geschrieben und inszeniert von First-Time-Director (!) Peter Stebbings.
Kurz und gut: Defendor ist für mich so etwas wie der bessere "Kick-Ass".
Da ich Kick-Ass gerade erst am vergangenen Donnerstag gesehen habe, kann ich die beiden ja recht gut miteinander vergleichen.
In Defendor geht es um einen etwa 40 Jahre alten geistig zurückgebliebenen Außenseiter namens Arthur Poppington, der ohne festen Wohnsitz ist und sich nachts heimlich als maskierter schwarzer Verbrecherjäger "Defendor" auf die Straße begibt. In seinen Helm ist eine Videokamera eingebaut, die seine Kämpfe gegen Drogendealer und Zuhälter in dunklen schäbigen Hinterhöfen aufzeichnet, so dass er anschließend immer VHS-Kassetten mit den Aufzeichnungen in seinem Versteck hat, die er auch der Polizei als Beweismittel weiterzureichen versucht. Arthur (Woody Harrelson in seiner ersten großen Hauptrolle seit langem) hat natürlich überhaupt keine Superkräfte, nur ein großes Herz und einen guten Willen, sowie den großen Einfallsreichtum für selbstgebastelte "Waffen", die er sich aus alten Comicheften zusammensucht: So kämpft er unter anderem mit einem Beutel voller Murmeln, die er auf die Gangster wirft, und mit einem kleinen Glas voller "wütender Wespen". Arthurs Motivation für seine Superheldenaktionen ist der Drang, dass er endlich den ominösen "Captain Industry" finden und bezwingen kann, von dem er glaubt, dass er seine Mutter, eine frühere Drogenhure, umgebracht hat. Seitdem Arthur als kleiner Junge mitbekommen hat, wie seine Mutter an einer Drogenüberdosis gestorben ist, will er alle anderen Mütter und Kinder vor einem solchen Schicksal beschützen. Er bekämpft alles, was er für böse hält. Als er einmal zufällig einer jungen Crack-süchtigen Prostituierten (Kat Dennings) hilft, schließen die beiden Freundschaft und helfen sich fortan in ihrem Leben auf der Straße. Der Film wird größtenteils in Rückblenden erzählt, als Arthur seiner von Sandra Oh (aus Grey's Anatomy) gespielten Gerichtspsychiaterin über seine Taten als "Defendor" erzählt.
Ganz wichtig zu sagen: Defendor ist meiner Meinung nach kein Superheldenfilm, sondern ein tiefsinniges menschliches Drama. Der Film borgt sich nur einige alte Klischees und Zitate aus den großen Superheldencomics aus, aber seine Figuren und seine "Welt" sind zu jedem Zeitpunkt glaubwürdig. Er ist nicht für die Lacher geschrieben wie Mystery Men und nicht so poppig und auf "John Woo" getrimmt wie zuletzt Kick-Ass.
Der Film ist offenbar direkt auf DVD gelandet und bereits überall im Verleih erhältlich. Die Verleih-DVD enthält die originale Tonspur und schöne Interviews, Audiokommentare und insgesamt 5 Featurettes über die Dreharbeiten. Ich kann ihn sehr empfehlen!