Meine Erfahrungen sind zwiespältig. Dieses forgige „und wenn der A-Wert und der B-Wert zusammen kleiner sind als der C-Wert, muss XYZ passieren“ kann ganz cool sein, aber ich glaube, es ist sehr überbewertet. Soweit sich da sogar der Mythos breit gemacht hat, solche Mechaniken könnte man so perfekt designen, dass sie das Urteilsvermögen der Spieler ersetzen, bin ich ein vehementer Gegner. Siehe deine Erfahrung mit BtI, die da m.E. schon sehr viel eher typisch ist.
Natürlich kann man auch ohne forgige Mechanik aggressiv „framen“, per guter alter Spielleiter-Power. Das ist ein sehr nützliches Instrument, um für Tempo und Spannung zu sorgen und in begrenzter Zeit ordentlich Inhalt zu schaffen. Es birgt aber auch eine Gefahr, ich will es mal eine Entfremdung von der Spielwelt nennen. Wenn du über deine harten Schnitte allzu viele Fragen offen lässt, fehlt eben der nächsten Szene Kontext. Die Spieler wissen nicht genau, was zwischendurch passiert ist, bestimmte Dinge hätten ihre Charaktere vielleicht erledigen oder wissen wollen, jetzt können sie entweder danach fragen (mit dem Ergebnis, dass man es dann eben doch durchgeht, da hätte man es auch gleich in der richtigen Reihenfolge spielen können). Oder aber, wahrscheinlicher, sie fragen nicht danach, und machen sich auch keine großen Gedanken darum. Oder sie machen sich Gedanken, behalten diese aber für sich.
Damit hängen die Charaktere jetzt sozusagen im luftleeren Raum, haben keinen richtigen Boden mehr unter den Füßen für ihre Entscheidungen. Irgendwann stellt sich heraus, dass ein der Schere zum Opfer gefallenes Detail eben doch recht wichtig war für einen der Charaktere, der Spieler hat ihn dann jetzt eben ohne dieses Detail gespielt, aber all das ergibt eigentlich gar nicht mehr sonderlich viel Sinn. Die Motivation des Charakters ist unklar, das ganze Geschehen wird beliebig und lustlos, oder konzentriert sich sehr stark auf Äußerlichkeiten (Coolness-Gepose) und spielmechanisch getriebene Entwicklungen (typisches Forge-Konflikt-Gedöns). Man kriegt das Gefühl, dass das Spiel irgendwie keine Substanz hat, ohne gleich zu verstehen, woran das liegt, wo man doch so eine coole spannende Story spielt und den ganzen langweiligen Hartwurst-Kram weggeschnitten hat. Jedenfalls mir ging es so, und ich weiß auch von manch anderem, der mir darin zustimmt.
In diesem Sinne: Weniger ist mehr. Die optimale Dosis suche ich allerdings selbst noch, in letzter Zeit habe ich das Gefühl, ich schneide zu zögerlich, was dann auch wieder nicht gut ist.
Vielleicht weniger schneiden, aber mehr Zeitraffer.