Der Schlüssel zum Spiel mit Solo-Szenen ist zunächst mal die eigene Einstellung. Wenn Spieler sich nicht dafür interessieren, was die anderen Charaktere machen, und statt dessen, sobald sie nicht „dran“ sind, über Fußball labern oder Comics lesen, kommt man natürlich nicht weit mit story-orientiertem Spiel. Die Spieler sollten sich für die Handlungsstränge der anderen Charaktere interessieren, und man sollte versuchen, möglichst interessante Szenen zu spielen, die auch für Zuhörer unterhaltsam sind.
Dann gibt es die Möglichkeit, die anderen Spieler in den Szenen zu beteiligen. Zunächst, indem man ihnen nicht den Mund verbietet. Klar gibt es so etwas wie den falschen Zeitpunkt für einen blöden Spruch, aber bei story-orientiertem Spiel ist es absolut zu begrüßen, dass auch Mitspieler, deren Charaktere abwesend sind, Kommentare abgeben, Vorschläge machen und sich auf diese Weise ins Spiel einbringen. Steigern kann man das, indem man ihnen aktive Einflussmöglichkeiten gibt, z.B. indem man sie NSCs übernehmen lässt, oder auch durch Regeln, die ihnen einen beschränkten Einfluss gewähren, z.B. irgendwelche Goodies (Fan Mail, Drama Points, Bennies etc.), mit denen sie Einfluss auf „fremde“ Szenen nehmen können. Eine sehr ausgeprägte Variante ist z.B. das Bieten in Western City.
Ferner kann man Schnitttechniken einsetzen, um mehrere Solo-Szenen gleichzeitig zu spielen und zwischen diesen hin und her zu springen. Dadurch sind die Spieler nicht so lange „arbeitslos“. Auch dies kann man regeltechnisch unterstützen, hier fällt mir Tension in Dead of Night als Beispiel ein. Die Steigerung ist eine Technik, die manchmal als „Flashpoints“ bezeichnet wird. Hierbei werden verschiedene Kämpfe oder dramatische Szenen gleichzeitig gespielt. Charakter A kämpft an Ort A und Charakter B an Ort B, aber du gehst ganz normal durch die Runden / Initiativefolge für alle.
Schließlich kann man als SL, auch spontan, die Handlungsstränge der verschiedenen Charaktere immer wieder zu Überschneidungen bringen (auch „Crosses“ genannt) oder miteinander verknüpfen (auch „Weaves“ genannt), wie bei einem Episodenfilm. Dadurch laufen sich die Charaktere immer mal über den Weg, auch wenn sie gerade keine gemeinsamen Ziele verfolgen.
Nur im Extremfall würde man das so spielen, dass die Charaktere überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Der Normalfall wäre eine Mischung, wo die Charaktere sich kennen, vielleicht sogar nahe stehen, viele gemeinsame Themen haben, aber eben auch viele eigene.