Hab das Spiel jetzt auch durch.
Pro:
- Der Rollenspiel-Part ist extrem gut umgesetzt. Scheinbar jede Entscheidung, die man trifft hat größere oder kleinere Auswirkung auf die Handlungen. Im Gegensatz zu Biowares Spielen, wo man zwar "böse" sein kann, sich das aber lediglich mit +1 auf den Gut-Böse-Balken auswirkt (überspitzt gesagt), trifft man hier z.B. bestimmte NSCs gar nicht oder hat ganz andere Verbündete. Toll!
- Das Agenten-Setting ist super und eine tolle Abwechslung zum Fantasy-Sci-Fi-Einerlei.
Neutral:
- Die Story ist...äh... verworren und es fällt extrem schwer, den roten Faden im Auge zu behalten. Trotzdem tut sie ihr übriges, um den Spieler bei der Stange zu halten.
Contra:
- Das eigentliche Spiel mit den Action-Ballereien ist grauenhaft umgesetzt. Die Animationen sind hölzern und teilweise lächerlich, die KI ist ein schlechter Witz, das Deckungssystem funktioniert nur bedingt.
- Versprochen wurden verschiedene Lösungswege á la Deus Ex. Allerdings kommt man mit Schleichen selten richtig weiter, was vor allem am mangelnden Feedback liegt, ab wann die Gegner einen bemerken. Auch wenn man den Stealth-Ansatz verfolgen möchte, kommt man an Ballereien nicht vorbei. Schade eigentlich.
- Schlechte Levels mit Sackgassen. Im U-Bahn-Level MUSS man durch eine Tür, die mit einem Elektro-Schloss mit 12 (!) Kontakten gesichert ist, und das man in 20 Sekunden hacken soll. Keine Ahnung, ob das ein 15jähriger Spieleprofi hinbekommt, aber für mich mit meinen mehr als 30 Lenzen war das ein Ding der Unmöglichkeit. Aber HEY! Man kann ja einfach eine EMP-Granate benutzen, um das Ding auszuschalten. Könnte man... Wenn man denn einen Punkt in Technikverständnis investiert hätte. Hab ich aber nicht. Und so stand mein Supergeheimagent also in der U-Bahnstation und konnte die Welt nicht retten, weil ihm eine Tür im Weg war. Toll... Von wegen verschiedene Lösungswege. Also alten Spielstand laden, Punkte anders Skillen und nochmal das Ganze... Nervig.
- Lausiges Inventar. Warum muss ich mich jedes Mal durch Menüs wurschteln, wenn ich die Waffe wechseln will?
- Ständig nachladende Texturen (auf der Xbox) vermiesen die ansonsten ordentliche Grafik.
- Vielleicht liegts an mir, aber sind MPs und Shotguns im Vergleich zur Pistole und dem Sturmgewehr völlig schlecht?
- Bugs. Hier ein Beispiel für doch recht krasse Fehler: Ich war in Moskau und Rom und schließlich in Taipeh... Dort bin ich über besagte U-Bahn-Sackgasse gestolpert und habe erstmal aus Frust einen neuen Charakter angefangen. Später habe ich von meinem ersten Charakter einen älteren Taipeh-Spelstand geladen und siehe da: Ich konnte wieder nach Moskau reisen und alle Missionen dort nochmal machen, was ich auch tat, weil ich nicht sicher war, ob das Spiel die Ergebnisse meiner bereits erledigten Moskau-Missionen abgespeichert hatte. Dafür hab ich dann jede Menge XP bekommen und mein Agent war am Ende echt spitze ausgebildet, aber nervig ist das trotzdem.
- Ausrüstung: Selten war es mir so egal, was für eine Waffe ich wann benutze und was für Granaten ich mit mir rumschleppe... Da ist selbst Sam Fisher mit cooleren Gadgets ausgestattet (ein abgebrochener Rückspiegel?) und bei dem klappt auch mit dem Schleichen besser...
Fazit:
Ich hatte meinen Spaß mit Alpha Protocol. Aber auch ein wenig Frust. Am schlimmsten ist aber, dass ich die ganze Zeit das Gefühl hatte, dass dieses Spiel ein richtiger Hit hätte werden können, wenn sich die Entwickler etwas mehr Zeit gelassen hätten. So ist es ein tolles Rollespiel und ein ziemlich mieser Shooter.
Müsste ich eine Prozentwertung abgeben, würde Alpha Protocol von mir 70% bekommen.