Autor Thema: Ausspielen oder Würfeln?  (Gelesen 34847 mal)

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Offline Joerg.D

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Re: Ausspielen oder Würfeln?
« Antwort #75 am: 21.05.2010 | 15:44 »
Ich sehe die Würfel als Regieanweisungen, wie die Szene ausgeht oder aus zu gehen hat. Wenn einer nicht so gut "Rollen" spielen kann, muss das der bessere Spieler auffangen, was auch eine spielerische Herausforderung ist.
Wer schweigt stimmt nicht immer zu.
Er hat nur manchmal keine Lust mit Idioten zu diskutieren.

Offline Horatio

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Re: Ausspielen oder Würfeln?
« Antwort #76 am: 21.05.2010 | 15:45 »
Wenn ein SC und ein NSC in einer sozialen Situation unterschiedliche Interessen haben oder ich die Wahrnehmung die ein NSC von meinem Chara hat beeinflussen will, wie soll das (in „klassischen" Systemen) ohne Würfel geklärt werden?

Wie läuft das den bei den Leuten, die nicht würfeln? Gruppenkonsens? Reiner SL Entscheid?
You see, it did not matter that setting canon and expected style was being broken,
as long as the characters in the story believed in their roles, the Story Guide believed in the consequences of any actions taken,
and the players believed in the story more than mere setting facts. Whatever the story would be in genre and message,
that would be revealed after the fact, not before.
- Eero Tuovinen: A Loveletter to a Story Gamer

Offline Oberkampf

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Re: Ausspielen oder Würfeln?
« Antwort #77 am: 21.05.2010 | 16:02 »
@Teylen
Lies mal meinen ersten Post. Da steht drin: wenns um was geht (das heißt, der Spieler vom NSC etwas will), dann wird das angesagt ("was willst Du vom NSC?"), angespielt ("So geht mein Charakter vor" oder auch in direkter Rede) und gewürfelt. Und ausgespielt/abgespielt wird dann das Würfelergebnis. (Ansagen und Anspielen können auch die Plätze tauschen, wenn dem Spieler erst im Gespräch klar wiurd, was er konkret vom NSC will.) Ich fordere kein Ausspielen außer zur unterhaltsamen Darstellung am Spieltisch, wenn einige Spieler es wollen oder können. Das Entscheidende, nämlich wie der NSC sich verhält, regelt der Würfelwurf und die dazu passende Charakterskillung. (Und ja, ich habe schon Leute auflaufen lassen, die am Charakter und seinen Fähigkeiten vorbei labern wollten.)

Natürlich wertet es NSCs auf, wenn sie einen Spielercharakter aufgrund ihrer social skills rumschubsen können (s.u.).

In einer intrigenlastigen PvP-Kampagne kann man durchaus über den NSC gehen. Im Larp oder bei Kurzsessions mag das anders sein.

@Jörg D.

Regeln sind gut und schön und wichtig. Wie oben gesagt ist die Gültigkeit von Regeln eine Grundprämisse im RPG. Aber zum Rollenspiel gehört auch, quasi als Regel Null, dass die Spieler die Entscheidungen für ihre Charaktere treffen. Im DSA1 wurde das Rollenspiel an einem Beispiel erklärt, wo ein Freund einem anderen eine Geschichte erzählt, deren Protagonist sich saudämlich verhält. Ich glaube, der Beispielsprotagonist ging allein in einen dunklen Keller, aus dem Geräusche rangen, ohne sich eine Lichtquelle zu holen etc. Dann wurde vom Zuhörer die Frage aufgeworfen, warum der Beispielsprotagonist sowas blödes macht. Der Zuhörer sagte in dem Beispiel dann, dass er selbst sowas ganz anders gemacht hätte - und dann fing die erklärung an, was Rollenspiel ist: nämlich dass man selbst entscheiden kann, wie sich die eigene Figur in so einer Lage verhält. Die Entscheidungsfreiheit ist genauso eine Grundprämisse.

So, und nun schauen wir uns in verschiedenen Systemen mal die Grade der Verregelung an. Physical Skills & Combat: Hochgradig verregelt. Spieler können sich der Auswirkungen bei Anwendung und Charakterplanung sicher sein. Im Zweifelsfall steht alles im Buch, was nicht im Buch steht muss ad hoc vom SL entschieden werden und führt nicht selten zu langen Diskussionen (je nach Selbstvertrauen der Spieler/Entscheidungsmacht des SL). Magie und Gedankenkontrolle: Meistens auch hoch verregelt - dem Spieler wird kurzzeitig die Entscheidungsfreiheit abgenommen (oder stark eingeschränkt), aber Effekte sind angegeben und planbar. Social Skills: oft weich verregelt - wohl/möglicherweise, weil ursprünglich PvP nicht im Mittelpunkt stand, man davon ausging, dass Social Skills nur gegen NSCs eingesetzt werden und sich darum die Grundprämissen Regeltreue und Spielerfreiheit nicht beißen werden.

Mit einer weichen Verregelung im Hintergrund die Entscheidungsfreiheit der Spieler zu beschneiden, halte ich für bedenklich. Also wendet man als Spielleiter entweder keine NSC-social skills auf Spielercharaktere an (und vertraut darauf, dass Spieler schon so spielen, wie sie es für richtig und unterhaltsam halten), oder man greift zu einem detailliert ausgearbeiteten Social Combat System. Von einem Spieler erwarte ich nach einem (einzigen) erfolgreichen Social Skill Wurf gegen ihn nämlich nicht das Gleiche "Say Yes" wie von einem Spielleiter. Von einem Spieler erwarte (erhoffe) ich, dass sein Charakter sein Pet-SC ist, den er liebt und umhegt. Von einem SL erwarte (erhoffe) ich, dass er keine ausgeprägten Pet-NSCs hat, die er hegt und pflegt und mit Plotonium füttert. Von einem SL erwarte ich den Spielern gegenüber eine "wohlwollend neutrale" oder "hart aber faire" Haltung, mit der er den Aktionen der Charaktere gegenübertritt. Von einem Spieler erwarte ich Einsatz und Leidenschaft für seinen Charakter.

Was die Diskussion am Spieltisch betrifft, die als Beispiel hier angeführt wurde, so ist das eine ganz andere Kiste. Ein dominanter Spieler wird sich am Tisch meinstens nicht einem Mäuschen beugen, bloß weil dessen Charakter die höheren Sozialwerte hat. Und das Mäuschen wird den Platzhirsch nicht über ein Auswürfeln des Sozialskills herausfordern wollen. Selbst wenn das mal passiert, hat das IRL gruppendynamische Folgen, die das Problem der Skills obsolet machen. Im Grunde kann das Einsetzen sozialer Fertigkeiten gegen Mitspieler in einem nicht auf PvP angelegten Setting nur vorkommen, wenn zwei zumindest am Tisch von ihrer Stellung her einigermaßen ebenbürtige Spieler einen Machtkampf austragen wollen. Gegen Mitspieler heißt hier auch gegen die als Spieler geäußerten Interessen (also nicht der Einsatz sozialer Fertigkeiten, um eine Spielerentscheidung erzählerisch zu untermauern, nach dem Motto: "Ich will eure Gruppe begleiten, würfelt mal überzeugen, damit mein Charakter einsieht, dass es besser für ihn ist, mitzugehen" oder solcher Besserrollenspielerkram.)

Solche "gewünschte Skillanwendung" ist was anderes als die die Frage, ob jemand als Mitspieler - und als SL bin ich auch Mitspieler - einem anderen Spieler durch social skills eine reinwürgen kann/darf. Wenn PvP gewünscht ist, nur zu, aber bitte mit elaboriertem Social Combat System, dessen Folgen klar festgelegt sind und für alle Spieler einsichtig im Regelbuch stehen. Oder mit einem Intrigensystem, für welches das Gleiche gilt (wäre mir persönlich lieber). Ansonsten haben die Social Combat Charaktere ihren Platz in der Gruppe für die Social Challenges, und jeder Spielleiter, der mit sozialen Skills spielt, sollte dafür sorgen, dass es im Abenteuer einen Unterschied gibt, ob der Skill erfolgreich gegen NSCs angewendet wurde oder nicht. Genau das Gleiche gilt für Wildnisskills, Technikskills, Wissensskills und alle anderen Noncombatskills.
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Eulenspiegel

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Re: Ausspielen oder Würfeln?
« Antwort #78 am: 21.05.2010 | 16:08 »
zum Thema "Wenn die Situation langweilig ist":
In langweiligen Situation handle ich diese in einem Nebensatz ab oder betreibe Scene Framing.
Langweilige Situationen werden bei mir weder ausgewürfelt noch ausgespielt.

Sowohl Würfelei als auch "Ausspielen" kommt bei mir nur vor, wenn eine Situation interessant ist.

Offline Oberkampf

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Re: Ausspielen oder Würfeln?
« Antwort #79 am: 21.05.2010 | 16:21 »
zum Thema "Wenn die Situation langweilig ist":
In langweiligen Situation handle ich diese in einem Nebensatz ab oder betreibe Scene Framing.
Langweilige Situationen werden bei mir weder ausgewürfelt noch ausgespielt.

Sowohl Würfelei als auch "Ausspielen" kommt bei mir nur vor, wenn eine Situation interessant ist.

Das ist genau eins meiner Probleme: hinsichtlich der Tempoplanung bin ich viel zu weichherzig und will auch noch den letzten mitnehmen. Ich denke, immer wenn ein Spieler was anspielt, dass er das auch interessant findet (auch wenns mich nicht die Bohne interessiert). Manchmal kann ich was draus machen, was noch ein Bisschen Spannung reinbringt (hier hat Warhammer 3 übrigens mit den Chaossternen einen interessanten Ansatz, aber da kennen die Indie-Experten sicher besseres), aber manchmal fehlt mir der Beißreflex, um das Spiel zu beschleunigen.
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Offline Herr der Nacht

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Re: Ausspielen oder Würfeln?
« Antwort #80 am: 21.05.2010 | 16:22 »
das Beispiel mit dem SC überredet SC im Verhältnis zu SC schlägt SC Ko war nur repräsentativ für das doch stark unterschiedliche Empfinden und Aufnehmen zweier regeltechnisch grundsätzlich identischen Fähigkeiten.

Beide lösen einen Konflikt aus, eine Partei versucht sich gegen eine andere durchzusetzen. Dennoch können viele Spieler die Würfelergebnisse von sozialen Talenten nur schwer akzeptieren, derweil die wenigsten rumdiskutieren wenn sie regelkonform niedergeschlagen werden oder durch ähnliche physische Gewalt zu einer Handlung gebracht werden.

Und GERADE bei den Spielgruppen die gerne die Fahne des Charakter ausspielens und "guten Rollenspiels" schwenken ist diese Diskrepanz häufig vertreten. Obwohl es eigentlich Teil des Charakter ausspielens sein sollte das der dämliche naive Barbar dem eloquenten Gruppenface glauben schenkt, egal was sein Spieler daherstammelt.

Aber die Spieler (und manchmal Spielleiter) können und wollen das nicht akzeptieren. Was oft zu Unzufriedenheit sorgt, denn der Spieler der sich das Gruppenface gebaut hat, hat eben dadurch sein Grundkonzept offengelegt:
"Ich will einen Kerl spielen der alles was halbwegs menschlich aussieht um den Finger wickeln kann durch flottes Gerede"

Dafür investiert er die jeweiligen Punkte bei der Charaktergenerierung, die derweil andere Spieler für starke Magier, geschickte Diebe und kräftige Kämpfer investieren. Welche sich dann wiederum ärgern weil sie in vielen gesellschaftlichen Situationen nicht ihr Outgame-Wissen einbringen können sondern gegen das Face regeltechnisch abstinken.

Also wird auf Ausspielen verwiesen und dass man damit ja ausgleichen könnte.

Ehrlicher wäre es in diesen Fällen, wenn wirklich die meisten Spieler kein Interesse haben sich zwischen Kämpfer und Gesellschaftstauglich zu entscheiden, zu einem Regelkonstrukt zu greifen was soziale Konflikte ohne große Fertigkeiten abhandelt. Dann kann der Spieler des Face andere Bereiche des Charakters verstärken und sich Screentime sichern, muss aber eben hinnehmen sich bei sozialen Konflikten durch Darstellung hervorzuheben.

Wichtig ist hier eben der Konsens. I.d.R. haben jedoch die meisten Systeme soziale Fertigkeiten, welche sofern sie bei Charakteren vorkommen auch einen spieltechnischen Wert besitzen. Dieser Wert sollte entsprechend berücksichtigt werden.

Eulenspiegel

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Re: Ausspielen oder Würfeln?
« Antwort #81 am: 21.05.2010 | 16:30 »
@ Würfel-Fraktion
Spielt ihr auch Herausforderungsorientiert?
Und wenn ja: Wo kommt die Herausforderung her, wenn alle wichtigen Sachen ausgewürfelt werden?

Ich habe zu Würfeln die folgende Einstellung: "So wenig wie möglich, so viel wie nötig."
Sprich: Alle interessanten Szenen, die man ausspielen kann, werden auch ausgespielt. Eine interessante Szene wird nur dann ausgewürfelt, wenn es nicht möglich ist, diese auch auszuspielen. (Ein Kampf gegen 10 Goblins wäre so ein Beispiel.)

@ Tümpelritter
Hier würde ich empfehlen, dass jeder Scene Framing betreiben darf (nicht nur der SL).

Ich weiß nicht mehr, wie das Spiel heißt (die SCs waren alles Alkoholiker, die versucht haben, clean zu werden). Auf alle Fälle konnte ein Spieler dort das Scene framing einleiten, indem er einen Schluck aus der Flasche nahm. (Was man quasi immer dann gemacht hat, sobald man eine Szene langweilig fand.)

Bei klassischen RPGs würde ich evtl. so verfahren:
Spreche erstmal mit den Spieler darüber und sage ihnen, dass sie ebenfalls einen Einfluss darauf haben, wie lange die Szene geht. Wenn ein Spieler, der an einer Szene beteiligt ist, diese langsam langweilig findet, soll er die Arme verkreuzen, sich gelangweilt nach hinten lehnen oder ein anderes nonverbales Zeichen geben. Wenn die Mehrheit der Spieler damit andeutet, dass sie die Szene beenden möchten, dann schließt du die Szene ab und springst zur nächsten.

MadMalik

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Re: Ausspielen oder Würfeln?
« Antwort #82 am: 21.05.2010 | 16:35 »
Vom Ausspielen von Situationen auf die man vieleicht in der Form nicht gefasst war. Im Metagame durch die Planung es Charakters mit spezifischen Stärken für die man bestimmte Schwächen in anderen Bereichen in Kauf nimmt. Praktisch bis auf den randomize Faktor also aus den selben Dingen wie ohne Würfel. Ich meine, das wusstest du doch schon, oder ?  wtf?

Offline Herr der Nacht

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Re: Ausspielen oder Würfeln?
« Antwort #83 am: 21.05.2010 | 16:38 »
@ Eulenspiegel

Je öfter man wirft desto öfter können Fehlschläge passieren  ;D
Und daraus lassen sich schöne Szenen generieren. Der Würfel ist ein Dramaelement und Inspiration, man muss ihn nur nutzen und mit den Ergebnissen arbeiten.

Außerdem kommt hier wieder ein Schisma zum tragen was so nicht existiert:
Viel würfel lassen heißt nicht alles würfeln lassen. Wenn jemand versucht 50 Meter über einen Abgrund zu springen und das Setting gibt das nicht her, oder versucht einem gewieften Händler zu überzeugen ihm seinen ganzen Laden samt Frau zu schenken, dann wird da nicht gewürfelt, denn jedes Ergebnis würde nichts an der Unmöglichkeit der Versuche ändern.

Vom Regelwerk vorgegebene soziale Talente auswürfeln zu lassen ist auch nichts anderes als bei physischen Talenten. Es gibt Aktionen die lassen sich damit lösen, es gibt auch welche die sich von vorneherein ausschließen.

Eulenspiegel

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Re: Ausspielen oder Würfeln?
« Antwort #84 am: 21.05.2010 | 16:40 »
@ Face of Freedom
Aber wozu die Planung ausspielen? Ist das nicht unfair dem Spieler gegenüber, der einen Taktiker spielt und viele Punkt in Kriegskunst und Intuition (für unvorhergesehene Ereignisse) gesteckt hat?

Müsste man dann nicht der Fairnis halber einen Wurf auf Taktik (oder Klugheit) erlauben? Und wenn dieser gelingt, dann hat man einen guten Plan. Und wenn dieser misslingt, hat man einen schlechten Plan. - Ich kenne es jedenfalls noch von vielen alten DSA-Abenteuern: "Wenn die Spieler nicht auf die Lösung kommen, lassen sie eine Probe auf [...] würfeln. Bei Gelingen teilen sie dem Spieler die Lösung mit."

Offline Herr der Nacht

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Re: Ausspielen oder Würfeln?
« Antwort #85 am: 21.05.2010 | 16:44 »
Zitat
Müsste man dann nicht der Fairnis halber einen Wurf auf Taktik (oder Klugheit) erlauben? Und wenn dieser gelingt, dann hat man einen guten Plan. Und wenn dieser misslingt, hat man einen schlechten Plan. - Ich kenne es jedenfalls noch von vielen alten DSA-Abenteuern: "Wenn die Spieler nicht auf die Lösung kommen, lassen sie eine Probe auf [...] würfeln. Bei Gelingen teilen sie dem Spieler die Lösung mit."

Igitt, das ist jetzt kein wirklicher Verdienst der alten DSA Abenteuer welche angeblich Charakterfertigkeiten fördern wollten. Sondern eher ein Mittel um die Spieler dazu zu bringen DEN einzig waren Weg des Abenteuers zu beschreiten und bloss nicht auf kreative Ideen zu kommen.

Denn bei 99% aller Ideen die vom Abenteuer abweichen würde der DSA-geeichte SL hier die vom Abenteuer vorgeschriebene Probe auf XX verlangen, egal wie gut die Ideen der Spieler sind.

Solche Kamellen würde ich nicht zum Vergleich heranziehen, wie sich generell statische, nicht gruppenindividuelle Kaufabenteuertexte schlecht für individuelle Lösungen eignen.

MadMalik

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Re: Ausspielen oder Würfeln?
« Antwort #86 am: 21.05.2010 | 16:47 »
@Eulenspiegel.
Intuition (bzw die anderen SL hilf mir Skills (Gesunder Menschenverstand war's glaub ich bei GURPS) nutz ich auch genauso. Taktik Skill nutze ich, muss ich ehrlich zugeben nur zur Kommandierung von NPCs. Das liegt aber auch daran, dass es leider meist keine 'Kampfregeln' für Sozialkonflikte gibt die ein feineres taktieren der Spieler erlauben würden. Ein System das dies erlauben würde ohne zu stark in den Spielfluss einzugreifen hätte ich allerdings gern, da es Sozialinteraktion interessanter und taktischer gestalten würde. Ich sehe in dem Fall also eher das Problem wieder bei den Sozialskills und dem fehlen eines dynamischen Interaktionssystems als beim Kampf der schon über ein Detailiertes System verfügt, wo man allerdings auch theoretisch alles über einen Skill abhandeln könnte, wie zB schon das genannte Taktik, wenn man keine Lust auf mehr Detailtiefe hat.

Offline Teylen

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Re: Ausspielen oder Würfeln?
« Antwort #87 am: 21.05.2010 | 16:53 »
@Tuempelritter
Ich halte den Weg ueber NSCs sowohl bei kurzen Spielsitzungen als auch bei laengeren in den allermeisten Faellen nicht fuer Gang bar.

Einerseits weil es Einzel Sessions mit dem Spieler erfordert der den NSC auf den anderen Charakter ansetzen will, und andererseits weil es wieder Einzel Sessions braucht wo der andere Charakter dem NSC begegnet.
Wofuer dann auch die sozialen Faehigkeiten des Characters des ersten Spieler gaenzlich irrelvant sind sondern nur die Hintergruende zaehlen.

Andererseits weil es schlicht jeden Realismus sprengt wenn die Gruppe sich da gerade in einer Diskussion befindet ob sie nun nach links oder rechts laufen und der Spieler mit Charisma und Fuehrungsqualitaeten irgendeinen NSC anrufen muss der seinen Standpunkt durchsetzt nach links zu gehen.
Weil es nicht haendelbar ist wenn da gerade der Schlaeger dem Geschaeftsmann eine reinhauen will, dem Geschaeftsmann aber der NSC fehlt der den Schlaeger ueberredet aufzuhoeren oder ihn einschuechtert.

Das heisst meiner Meinung nach kann man NICHT ueber einen NSC sozial handeln.
 - Weil es lang dauert
 - Weil es die sozialen Faehigkeiten nicht anspricht
 - Weil es schlicht nicht geht


Ich behaupte das die Grundpraemisse des Rollenspiel ist das eine Rolle in dem fiktiven Setting der innerweltlichen Logik folgend gespielt wird.

Eine vollkommene Entscheidungsfreiheit ist keine Grundpraemisse sondern, meiner Meinung nach, grober Bloedsinn. Man kann nicht alle Entscheidungen frei treffen und noch nicht einmal die meisten.
In einem Kampf kann man weder festlegen das man einfach so trifft und welchen Schaden man macht oder das man nicht getroffen wird und wenn der Pfeil irgendwie an dem Character abprallt.

Nun und wuerde man bei DSA nicht mit einer Horde Gruppenkonformer Gut Menschen herum rennen haette man dort ein verregelteres Kampfsystem.
Bei V:tM gibt es gar ganze Faehigkeits Listen die sich damit beschaeftigen soziale Handlungen gegen andere abseits von Diziplinen darzustellen. Die auch dementsprechend im GRW als 'sozialer Kampf' beschrieben sind.

Naja und mit einem gelungenen "Ueberzeugen" Wurf unternimmt man bei Vampire wesentlich kuerzer einen Eingriff in die Entscheidungsfreiheit des Spielers als es bei den verregelten Diziplinen der Fall ist oder gar Sachen wie das Bluts binden.

Na und wenn man bei NSCs keine sozialen Faehigkeiten anwenden will kann man ja gleich nur noch durch automatisch generierte Kerkern mit Kampfereignissen kriechen O.O

Zitat
Ein dominanter Spieler wird sich am Tisch meinstens nicht einem Mäuschen beugen, bloß weil dessen Charakter die höheren Sozialwerte hat.
Imho ein Fall fuer die andere Regel 0, spiel nicht mit I*.


@Eulenspiegel
Drama Orientiert mit leichten Sim einschlag.
Und es gibt dennoch Herrausforderungen.

Nu und man muss nicht ueber all wuerfeln, sondern nur da um quasi einen Drama Check zu machen oder eine Art Simulationscheck.
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Auch im RL gebe ich mich nicht mit Axxxxxxxxxx ab #RealLifeFilterBlase

Offline Oberkampf

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Re: Ausspielen oder Würfeln?
« Antwort #88 am: 21.05.2010 | 16:55 »
@ Würfel-Fraktion
Spielt ihr auch Herausforderungsorientiert?
Und wenn ja: Wo kommt die Herausforderung her, wenn alle wichtigen Sachen ausgewürfelt werden?


Hmmm, ich weiss nicht, was Du unter Herausforderungen verstehst, aber da ich heut mal Zeit hab kann ich ja ausholen.

Erstmal ist da der Aspekt der Charakterplanung, je nachdem, was das System hergibt (ich habs ja mit ein paar Klassikern). Nennen wir die Frage strategisch: wie entwickele ich meinen Charakter weiter, dass er auch in Zukunft was reißen kann. Beispiel Midgard: inverstiere ich weiter in Beredsamkeit, oder wären mal andere Fertigkeiten angebracht? Was könnte die Gruppe ihren Zielen näher bringen?

Dann die Frage, wie man Dinge im Abenteuer/während einer Spielsitzung angeht. Wer spricht? Mit welchem NSC? Mit welcher Gesprächstaktik? Mit welchen Zielen? Beispiel: Zu einer verzweifelten Mutter, die ihren Sohn vermisst, findet ein Charakter mit Skills in Empathie vielleicht eher Zugang als ein Charakter mit Skills in Einschüchtern oder Beleidigen.

Und dann gibts da eben die "Knöpfe" der NSCs. Haben die Spieler gut recherchiert? Oder haben die Spieler das richtige Gespür für den NSC? Oder vielleicht einfach Glück, und drücken deswegen die richtigen Knöpfe?

Mechanisch läuft das dann i.d.R. auf ein Punktesystem hinaus (X Erfolge bevor man Y Misserfolge hat).

PS: danke für den OT Tipp.
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Re: Ausspielen oder Würfeln?
« Antwort #89 am: 21.05.2010 | 16:55 »
Erst würfeln, dann darauf aufbauend ausspielen, aber nur in Systemen, die das stützen, ansonsten halt ausspielen lassen.
ErikErikson: Ich weiss immer noch nicht, wie ich meinen Speer am besten einführe.
kirilow (IRC): Ich denke mir aber, dass Du gerne ein Misanthrop wärst.
oliof (IRC): Zornhau: Ich muss gleich speien.

Eulenspiegel

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Re: Ausspielen oder Würfeln?
« Antwort #90 am: 21.05.2010 | 17:52 »
Igitt, das ist jetzt kein wirklicher Verdienst der alten DSA Abenteuer welche angeblich Charakterfertigkeiten fördern wollten. Sondern eher ein Mittel um die Spieler dazu zu bringen DEN einzig waren Weg des Abenteuers zu beschreiten und bloss nicht auf kreative Ideen zu kommen.
Von Verdienst habe ich nie was geschrieben.

Im Gegenteil: Ich bin ein Befürworter der Ausspielen-Fraktion. Jede Regel, die das Ausspielen senkt und die Würfellei fördert, ist also eine Regel, die ich nicht mag.
Da diese DSA-Regel das Ausspielen senkt und die Würfellei fördert, folgt daraus also: Ich mag die Regel nicht.

Das ich als Ausspiel-Befürworter diese Regel nicht mag, ist denke ich offensichtlich (so dachte ich bisher). Mich würde aber halt interessieren, wie Würfellei-Befürworter zu so einer Regel stehen. (Und so eine Regel konsequent durchgeführt führt ja nicht zu einem eisenbahnartigen Ergebnis*, sondern je nachdem, ob die Probe misslingt oder gelingt, zu zwei unterschiedlichen Ergebnissen. - Ob DSA diese Regel jetzt konsequent oder nur halbherzig durchführt, mag man bitte im DSA-Thread diskutieren. Hier im Thread geht es mir darum, was passiert, wenn man diese Regel konsequent durchführt.)

* Um den Kampfbegriff "gerailroadet" zu vermeiden.

Ich sehe in dem Fall also eher das Problem wieder bei den Sozialskills und dem fehlen eines dynamischen Interaktionssystems als beim Kampf der schon über ein Detailiertes System verfügt,
Jain. Der Kampf selber besitzt ein sehr geregeltes System. Die Kampfplanung ist aber in den wenigsten Spielen geregelt.

@ Tümpelritter
OK, "Charakterplanung" als Herausforderung lasse ich gelten. - Aber nur, wenn auch die Möglichkeit besteht, sich verskillen zu können.
Wenn alle Charmkonzepte ausbalanciert sind, ist die Charakterplanung keine Herausforderung mehr. (Nur wenn es effiziente und weniger effiziente Kombos gibt, ist es auch eine Herausforderung, sich einen guten SC zu planen.)

Dann die Frage, wie man Dinge im Abenteuer/während einer Spielsitzung angeht. Wer spricht? Mit welchem NSC? Mit welcher Gesprächstaktik? Mit welchen Zielen? Beispiel: Zu einer verzweifelten Mutter, die ihren Sohn vermisst, findet ein Charakter mit Skills in Empathie vielleicht eher Zugang als ein Charakter mit Skills in Einschüchtern oder Beleidigen.
1) Wer spricht: Der mit dem höchsten Rhetorik-Skill.
2) Welche Gesprächstaktik: Mache eine Probe auf Rhetorik. Wenn sie gelingt, hast du die richtige Gesprächstaktik. Wenn sie misslingt, benutzt du wohl die falsche Gesprächstaktik.
3) Einfach eine Menschenkenntnis-Probe machen, um zu erkennen, ob bei dem NSC jetzt einschüchtern oder Empathie die bessere Alternative ist.
(BTW, wenn eine Mutter ihren Sohn vermisst, kann man mit Einschüchtern schon recht weit kommen. Man muss nur behaupten, den Sohn entführt zu haben und ihn umzubringen, wenn sie nicht genau das tut, was man von ihr will. - Ob man den Sohn tatsächlich entführt hat oder nur blufft, ist unerheblich.)

Zitat
Und dann gibts da eben die "Knöpfe" der NSCs. Haben die Spieler gut recherchiert? Oder haben die Spieler das richtige Gespür für den NSC? Oder vielleicht einfach Glück, und drücken deswegen die richtigen Knöpfe?
Ob die Spieler gut recherchiert haben, bestimmt eine Probe auf "Recherche". Je besser die Probe ausfällt, desto besser haben die Spieler recherchiert.

Und eine Probe auf Menschenkenntnis/Empathie gibt an, ob sie das richtige Gespür für die NSCs haben.

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Re: Ausspielen oder Würfeln?
« Antwort #91 am: 21.05.2010 | 18:01 »

1) Wer spricht: Der mit dem höchsten Rhetorik-Skill.
 

Na, bei uns spricht im allgemeinen der Spieler, der den höchsten "Rhetorik-Skill" hat, nicht der Charakter. Oder der Spieler, der gerade am schnellsten reagiert. Oder der Spieler, der von dem NSC angesprochen wurde.

Wobei ich die Rhetorik-Werte der Charaktere in meiner Gruppe durchaus im Hinterkopf habe und bei Charakteren mit höheren Werten wohlwollender zuhöre als bei Charakteren mit niedrigen Werten.
Ich habe einen Spieler, dessen Charakter eine Niete in Kommunikation ist. Gemeinhin spielt er das auch schön aus, aber er ist selbst ein absolutes Ass im Diskutieren und kann einfühlsam argumentieren - und hin und wieder überspielt sein natürliches Talent im Eifer des Gefechts den Nachteil seines Charakters. Trotzdem reagieren die NSCs auf ihn häufig negativ, wenn es plausibel ist, weil ich es blöd finde, wenn er seine mechanischen Nachteile durch seine Persönlichkeit ausgleichen kann.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

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Re: Ausspielen oder Würfeln?
« Antwort #92 am: 21.05.2010 | 18:11 »
Weg über NSCs: Naja, es kommt drauf an, wie man das sieht. In PvP-Kampagnen, wie ich sie mir jetzt als Nicht-PvPler, sondern Teamspieler vorstelle, würde ich z.B. von jedem Spieler eine Reihe mit Zielen erwarten, die sein Charakter erreichen will. Und über die Social Skills kann man einem anderen dann schon einige Ziele zunichte machen. Dass da noch andere Faktoren wie Einfluss, Connections und andere Ressourcen dazu kommen, ist klar. Aber die Möglichkeiten mit Social Skills was zu erreichen stelle ich mir schon gut vor. Einzelsessions müssten nicht sein, Einzelszenen vielleicht - aber sebst das nicht immer. Mir schwebt halt so ein system mit Einflusspunkten vor.

Gruppendiskusionen: Also Gruppendiskussionen wie Besprechung des weiteren Vorgehens (linke oder rechte Tür) oder der gemeinsamen Taktik über Soziale Fertigkeiten zu dominieren, finde ich schauerlich. Das würde ich weder über NSC noch über Social Skills regeln - und in der Gruppe, wo ein Spieler dann mit seinem Sozialmonster den weiteren Weg bestimmt, wäre ich garantiert nur einmal dabei (und das trotz meiner hohen Schmerztoleranz).

Entscheidungsfreiheit: Was heißt hier vollkommen? Natürlich gibt es Konsequenzen für Handlungen und durch die Regeln auch Einschränkungen dessen, was ein Charakter kann und darf. Und sei es eben so, dass ein Kleriker nur mit stumpfen Waffen kämpfen darf. Aber der Charakter ist trotzdem keine Marionette anderer Leute, sondern eben die Marionette seines Spielers. Nicht die des Spielleiters, und schon garnicht die eines anderen Mitspielers.
(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)


Rolle spielen:
Zitat Teylen:
Zitat
Ich behaupte das die Grundpraemisse des Rollenspiel ist das eine Rolle in dem fiktiven Setting der innerweltlichen Logik folgend gespielt wird.

Akzeptiere ich gerne als eine Grundprämisse. Aber es ist eben nicht die Rolle eines Theaterstücks (die nur sehr eng von Regisseur und Schauspieler "interpretiert" werden kann und dem Script folgen muss. Mit der Rolle ist eher ein Bündel Kompetenzen (Werte) und Erwartungshaltungen (von SL und Mitspielern) verbunden, die vom Spieler ausgespielt werden.

DSA:
Zitat Teylen:
Zitat
Nun und wuerde man bei DSA nicht mit einer Horde Gruppenkonformer Gut Menschen herum rennen haette man dort ein verregelteres Kampfsystem
Ich bin kein Experte dafür (mit DSA1 aufgehört und danach nur wenige Schnupperkurse gemacht), aber soweit ich weiß, hat DSA ein verregeltes Kampfsystem  wtf?

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Soziale fertigkeiten bei NSCs:
Zitat Teylen:
Zitat
Na und wenn man bei NSCs keine sozialen Faehigkeiten anwenden will kann man ja gleich nur noch durch automatisch generierte Kerkern mit Kampfereignissen kriechen O.O

Ich nehe an, Du meinst, wenn der SL durch seine NSCs keine sozialen Fertigkeiten anwendet, könne man nur noch Diablo II spielen? Denn das SCs auf NSCs soziale Fertigkeiten anwenden können, habe ich ja nie bestritten.
Erstmal geht es hier um die Anwendung sozialer Fertigkeiten zur Manipulation von SCs. Zugegeben, das ist unpräzise, ich meine soziale Fertigkeiten, die einen SC zu einer bestimmten Handlung veranslassen. Mit meinen NSCs wende ich durchaus soziale Fertigkeiten zur Abwehr von SC-Fertigkeiten an (Beredsamkeit gegen Menschenkenntnis, oder umgekehrt). Aber die Spieler/Scs sind immder die Aktiven, die NSCs die Reaktiven.
Zweitens: Als SL habe ich 1000 Möglichkeiten, ohne Eingriffe in die Spielerhoheit über den eigenen Charakter ein Abenteuer zu gestalten. Oder glaubst Du im ernst, dass Abenteuer nur funktionieren, wenn NSCs den Spielern Handlungen vorschreiben und das mit einem Social Skill Wurf untermauern? Wer würde denn sowas zweimal mitspielen?
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Drittens: Nun, wenn die Alternative zum automatisch generierten Kerker das Laberabenteuer von Meisters Gnaden ist (und ich weiß, dass es sowas in der Welt da draußen wirklich gibt), dann braucht man sich auch keine Gedanken um Social Skills zu machen.
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Eulenspiegel

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Re: Ausspielen oder Würfeln?
« Antwort #93 am: 21.05.2010 | 18:14 »
@ Bad Horse
Da fahre ich halt die Schiene:
"Die SC-Werte passen sich den Fähigkeiten der Spieler an."
und nicht
"Die Fähigkeiten der Spieler passen sich den SC-Werten an."

Oder allgemein:
Wenn der SC einen schlechten Wert in Rhetorik hat, aber der Spieler gut argumentiert, muss der Spieler beim nächsten Anstieg Rhetorik steigern. (Diese Steigerung ist ein muss. Ein "ach, ich habs mir anders überlegt" gibt es nicht.)

Wenn der SC bei der Lösung des Logikrätsels eine gute Idee hatte, obwohl er einen schlechten Klugheitswert hat, dann muss er beim nächsten Mal Klugheit steigern.

Wenn der Spieler mit sehr viel outtime Wissen über das Setting brilliert, dann darf er das gerne tun. Dann muss er beim nächsten Mal aber auch die Wissenstalente seines SCs steigern.

Die andere Richtung gibt es bei uns dafür auch:
Wenn jemand seinem SC einen hohen Rhetorik-Wert gibt und dann feststellt, dass er damit unglücklich ist, dann darf er den Wert gerne senken und die freigewordenen XP in andere Werte investieren.

MadMalik

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Re: Ausspielen oder Würfeln?
« Antwort #94 am: 21.05.2010 | 18:16 »
@Eulenspiegel.
Ich muss dazu sagen, in unseren Gruppen gibt es wenig Preplaning, meist gibt es keinen genauen Plan des Dungeons, der Raumstation oder was auch immer. Der Kampf ensteht daher dynamisch aus sich heraus und den Umgebungsvariabeln. Ähnlich einer guten Diskussion oder einer geistigen Auseinandersetzung.  Mit semiplanbaren Encountern könnte man allerdings einen Taktikwurf rienbringen, je nach gelingen oder versagen gibt es dann den Highground für die eigenen Schützen oder den Überraschungsmoment, oder eben andersherum. Nichts was man also mit derzeitigen Mitteln nicht abdecken könnte. Die Situation tritt nur bei uns praktisch nicht auf.  :D

Offline Bad Horse

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Re: Ausspielen oder Würfeln?
« Antwort #95 am: 21.05.2010 | 18:20 »
@Euli: Finde ich legitim, aber ich habe keine Lust auf ewige Diskussionen, ob das jetzt Sinn macht oder nicht. Ich würde ja sagen: "Die Reaktionen der Umwelt passen sich den Werten der Spieler an", aber das ist eine Spitzfindigkeit.  :)

Ich finde es auf jeden Fall sinnvoll, wenn ein Spieler einen Wert, den er nicht spielen kann oder will, auch wieder loswerden darf.

Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Oberkampf

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Re: Ausspielen oder Würfeln?
« Antwort #96 am: 21.05.2010 | 18:32 »
@Eulenspiegel:
Das ist halt die Frage, wie man generell zum Würfeln im RSP steht.

Für mich ist "Charakterspiel" ein wesentlicher Grund fürs Rollenspiel. Darunter fallen in meiner Wahrnehmung verschiedene Aspekte, auch die Frage: was kann mein Charakter und wie bewältigt er damit seine Welt/seine Aufgaben? Deswegen mag ich es, wenn seine Werte eine Rolle spielen. Zum Charakterspiel gehört für mich auch der Umgang mit knappen Ressourcen wie Steigerungen bei Aufstiegen. (Wie gesagt, Midgard ist für mich sehr prägend gewesen.)

Unvorhersehbarkeit der Handlung aufgrund eines unpersönlichen Zufallsgenerators ist für mich ebenfalls ein wesentlicher Aspekt. Ich kann mit Misserfolgen im RSP besser leben, wenn der Misserfolg dem Würfel und nicht dem Spielleiter angelastet werden kann.

Ansonsten vermeide ich Würfeln da, wo es um nichts geht, weil es mich aus dem Konzept (der "Immersion") bringt. Wo bei einem Würfelwurf etwas auf dem Spiel steht - wie die Handlung eines NSCs - finde ich es dagegen spannend. Dann zittere ich mit meinem Charakter (oder dem eines Mitspielers).

Ich kenne auch Leute, die mit würfeln im Rollenspiel nichts anfangen können. Wer das ehrlich sagt und auch nicht würfelt, hat meinen Segen. Bloß Alibiwürfeleien kann ich nicht ab.

Hinsichtlich der praktischen Beispiele sind Deine Einwände, wenn ich sie mal als sowas lese, ansonsten schwer zu diskutieren. Recherche ist z.B. ein Prozess aus Nachfragen und Würfeln, der ebenfalls Ausspielelemente und Spielerideen beinhaltet. Menschenkenntniswürfe zählen evtl. schon zu der Skillchallenge. Gute Ideen wie die Behauptung, man habe den Sohn in seiner Gewalt, können als "richtige Knöpfe" gewertet werden und den Einsatz von Einschüchtern erleichtern oder (wie im Beispiel) überhaupt erst möglich machen.
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Offline Teylen

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Re: Ausspielen oder Würfeln?
« Antwort #97 am: 21.05.2010 | 18:44 »
 * Weg ueber NSCs
Ich sage ja auch nicht das es nicht ueber ein Einfluss System oder die Hintergruende moeglich waere NSCs zu aktivieren, sondern das es mit der Frage der Anwendbarkeit von sozialen Faehigkeiten wenig zu schaffen hat.

 * Gruppendiskussionen
Ich gehe hier bei von Diskussionen aus die Inplay zwischen den Charakteren stattfinden. Nun und da faende ich es eher schauerlich wenn der "Barbar" als der charismatische Meinungsfuehrer auftritt.

 * Entscheidungsfreiheit
Es ist aber doch nichts anderes wenn dein Kleriker nicht mit spitzen Waffen kaempfen kann und dein Grottenolm-Ekel Charakter nunmal nicht der charismatische Chameur sein kann.

Zitat
Akzeptiere ich gerne als eine Grundprämisse. Aber es ist eben nicht die Rolle eines Theaterstücks (die nur sehr eng von Regisseur und Schauspieler "interpretiert" werden kann und dem Script folgen muss. Mit der Rolle ist eher ein Bündel Kompetenzen (Werte) und Erwartungshaltungen (von SL und Mitspielern) verbunden, die vom Spieler ausgespielt werden.
Ich sehe nicht wo du dort das Theaterstueck oder den Bezug zu einem Script siehst. Zudem schreibst du doch das die Rolle mit einem Buendel von Kompetenzen und Erwartungshaltungen verbunden ist.

Wenn ein Spieler einen Charakter Kompetenzen in sozialen Faehigkeiten gegeben hat und die Erwartungshaltung diese anwenden zu koennen, eine Rolle zu haben die darin stark ist - sollte er das doch nicht nur spielen duerfen sondern muss es sogar.
[Weil seiner Rolle dafuer in anderen Bereichen Werte fehlen]

Umgekehrt darf ein Spieler doch eigentlich nicht, wenn er einen Charakter hat der keine Kompetenzen in sozialen Faehigkeiten hat [sondern in anderen] eine Erwartungshaltung an dem Tag legen das die Kompetenzen seiner Rolle auch im sozialen liegen.

Das ist doch spielmechanisch total unsozial und unfair gegenueber dem Spieler mit dem sozialen Charakter.


Wegen der sozialen Fertigkeiten von NSCs.
Ich meine es sowohl als auch.
Heisst das die Spieler die sozialen Faehigkeiten ihrer Charaktere auf die NSCs anwenden duerfen.
Als auch das die NSCs ihre soziale Faehigkeiten auf die Charaktere der Spieler anwenden duerfen.

Das nur in eine Richtung zu Regeln ergibt doch keinen Sinn?
Das waere als wuerde man bei einem Kampfsystem zwar den Spielern erlauben das Monster oder den NSC anzugreifen, aber umgekehrt auf Aktionen verzichten weil es ja unter Umstaenden die Handlungsfaehigkeit des jeweiligen Charakter einschraenkt.

Nun und es muss ja nicht immer ein vorschreiben sein, es koennte ein charismatischer Auftritt sein, nun oder eine Luegengeschichte, eine gut formulierte Rede, eine substile Boshaftigkeit.. was es da auch immer gibt.
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Re: Ausspielen oder Würfeln?
« Antwort #98 am: 21.05.2010 | 19:59 »
@Teylen:
Weg über NScs: Der Trick wäre in meiner Vorstellung, dass es für den Sozialcharakter leichter ist, sich durch Einsatz seiner Fertigkeiten Einfluss zu erspielen, als für den reinen Prügler (wobei auch eine geballte Faust ein schlagkräftiges Argument sein kann, das Leute überzeugt, aber eben nicht im gleichen Maß und vor allem nicht die gleichen Leute, denn einflussreichere Leute lassen sich nicht so leicht einschüchtern). Aber wie gesagt, dazu bräuchte man ein funktionierendes Intrigen- und Manipulationssystem.

Gruppensikussionen: Wie eine Gruppe untereinander diskutiert, ist deren Angelegenheit. Aber wenn Inplayrollen eingenommen werden und dann gegeneinander gewürfelt wird, dann ist es nur eine Frage der zeit, bis irgendwer auch mal seine Kampfskills gegen andere SCs anwendet, glaube ich. Aber Du warst schneller mit dem Paranoia-Beispiel  :d

Entscheidungsfreiheit: Ich verstehe Deine Antwort nicht. Ehrlich. Mir ging es darum, dass Spieler nicht alles bestimmen können, sondern Grenzen haben, die durch Regeln und Setting vorgegeben sind. Das Klerikerbeispiel war ein Beispiel dafür, dass der Charakter nicht kämpfen kann mit welcher Waffe er will (ohne seine Zauber zu verlieren oder ähnliche schlimme Dinge). Wenn beim Grottenolm bei der Charaktererschaffung Cha - 8  dransteht, dann wird er kein Chameur sein. er kann es aber trotzdem versuchen (bloß fliegt er dabei wahrscheinlich auf die Nase).

Rolle: Auf Theaterrolle kam ich, weil das nunmal eine der vielen Assoziationen mit Rolle verbunden ist, soziale Erwartungshaltung eine andere Assoziation. Theater- oder Schauspielrollen sind auch ziemlich festgelegt und stark von außen bestimmt. Und so käme ich mir als Spieler vor, wenn der SL oder (ein anderer Mitspieler) meinen Charakter mithilfe der Social Skills seiner SL-Charaktere (bzw. seines Spielercharakters) quasi übernimmt und mir die Steuerungskompetenz wegnimmt: Ich würde eine Theaterrolle spielen, keine RSP-Rolle.

Aneinander vorbeireden: Wir reden aneinander vorbei. Ich bestreite nicht, dass ein Sozialcharakter für die Sozialaufgaben der Gruppe zuständig ist. Der Barde im Fantasybereich soll die Informationen eintreiben, die Kontakte herstellen, die Verhandlungen führen. Das soll eine maßgebliche Bedeutung fürs Abenteuer haben. Das soll ausgewürfelt werden. Genauso soll der waldläufer in der Wildnis glänzen und der Technikus bei Reparaturen und Fallen entschärfen. Mich stört es einzig und allein, dass ein Sozialcharakter andere Spielercharaktere beeinflussen kann, weil diesen dann die Kontrolle über ihren Charakter verloren geht.

Sozialfähigkeiten auf NSCs: 1. Der Vergleich mit dem Kampfsystem trägt nicht. Das Kampfsystem ist erstens hoch verregelt, während Sozialfertigkeiten und ihre Auswirkungen aus der Lameng improvisiert werden. Hohe Verregelung führt zu hoher Planbarkeit des Risikos. Man sichert seinen Charakter ab.
Zweitens ist das Risiko im Kampfsystem quasi Teil des Rollenspieles: Spieler wollen mit ihren Charakteren Abenteuer erleben und dabei das Risiko des Scheiterns eingehen. In den meisten Gruppenverträgen kauft man dieses Risiko mit ein (und ich hasse es, wenn ich formell oder informell welche abschließen muss, wo das Risiko aufgehoben ist). Aber in den wenigsten Absprachen wird vereinbart, dass dem Spieler die Kontrolle über seinen Charakter, die Steuerung der Charakter-Handlungen außerhalb der übernatürlichen Manipulation entzogen werden darf. Selbst bei der übernatürlichen Manipulation muss man vorsichtig sein, und es wird Spielleitern üblicherweise empfohlen, darauf zu verzichten. Es ist ungefähr so beliebt wie die erzwungene Gefangennahme von SCs, weil der Plot es so will.
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Offline Herr der Nacht

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Re: Ausspielen oder Würfeln?
« Antwort #99 am: 21.05.2010 | 20:21 »
Zitat
Mich stört es einzig und allein, dass ein Sozialcharakter andere Spielercharaktere beeinflussen kann, weil diesen dann die Kontrolle über ihren Charakter verloren geht.

Und was ist mit dem Vergleich physische Gewalt? Warum ist das legitim?

Ich würde auch mal vom SC vs SC Beispiel weggehen, das war nur ein Beispiel. Genauso könnte man umgekehrt fragen warum es ein Spieler nicht akzeptiert wenn ein eloquenter NSC seinen SC überzeugt/an der Nase herum führt im Gegensatz zu einem sehr kampfstarken Gegner der mit den SCs den Boden aufwischt.

Ich trenne hier keineswegs sondern mache Spielern auch klar dass sie als Sozialkrüppel erheblich anfälliger sind für Lug und Betrug von NSCs wie SCs als Sozial-Asse.

Ebenso wie es eben auch für mich klar ist dass Sozia-Asse in Kämpfen wesentlich anfälliger sind als die Kampfsäue.

Denn Werte die nur auf dem Bogen stehen und nicht genutzt werden sind für mich verschwendete Werte. Dann greife ich lieber zu einem anderen Regelwerk oder aber streiche redundante Dinge.