16. Tertius 1670: Nach einem ausgiebigen Frühstück suchte ich Reneé Marie auf. Ich unterhielt mich mit Ihr und erzählte Ihr dabei was Alain vorhat. Jedenfalls das wenige was er mir erzählte. Das er immer so geheimnisvoll tuen muss…
Nach dem Mittagessen machte ich im Park einen kleinen Spaziergang. Dabei leistete Etienne Marcel Gesellschaft. An einer Bank hielt er inne und bat mich um ein Gespräch. Erst stotterte er etwas herum (seit wann stottert er???) und bat mich dann um Hilfe bei seinem Buch. Ich begab mich mit ihm zu seinem Zimmer und sah mir die von ihm gereichten Passagen an und versuchte ihm behilflich zu sein.
Einige Zeit später kam Reneé Marie auf mich zu und bat mich Ihr am Abend behilflich zu sein bei dem Plan El Vago zu befreien. Dieser wurde heute Mittag in Gefangenschaft gesetzt.
Etwas später trafen wir uns bei Edmonde auf dem Zimmer und feilten den Plan aus. Er gab mir zwei Phiolen mit einem Schlafmittel die Jaques in den Wein geben soll, der den Wachen gereicht wird, dann soll El Vago befreit werden und mit meiner Kutsche zu einem Treffpunkt gebracht werden. Ob das so einfach wird wage ich zu bezweifeln… Es geht garantiert etwas schief. Wie immer wenn wir einen tollen Plan ausgeheckt haben… Dazu später mehr… Ich muss los…
Nachdem Jaques den Wachen den Wein gereicht hatte und diese schliefen, begaben wir uns in den Keller. Dort tauschte Jaques den Wein aus, damit morgen nicht festgestellt wird dass ein Schlafmittel darin war. Dann verschwand er um die Kutsche anzuspannen und vorzufahren. Währenddessen öffnete Edmonde die „Kerker“-Tür. Welch eine Überraschung zu sehen dass niemand anderer als Enrico Chivaldori darin saß. Was macht den der Castillische Botschafter hier? Ich dachte wir sollten El Vago befreien??? Kann das denn sein????
Edmonde und Chivaldori unterhielten sich kurz, dann überreichte Edmonde ihm ein Kästchen als Geschenk. Etwas später als Chivaldori und ich in der Kutsche saßen lud er die Waffen die er soeben geschenkt bekam und fragte mich aus was wir vorhätten.
Die Kutsche hielt und eigentlich sollte Chivaldori auf ein Pferd umsteigen und Michael ihn begleiten. Scheinbar hielt Chivaldori dies für keinen guten Plan, denn er zog die Pistolen, richtete eine auf mich und die andere auf Michael. Er läßt uns ziehen unter der Bedingung ihn nicht zu verfolgen. Da mir mein Leben lieb ist, folgte ich dieser Anweisung und Jaques ließ die Kutsche abfahren. Ich hoffe ich denke daran Edmonde bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit zur Rechenschaft zu ziehen. Nach einigen Minuten bat ich Jaques etwas langsamer zu fahren und fing an in dem Staufach unter der Sitzbank zu kramen. Nach kurzem Suchen fand ich eine gut verkorkte Flasche mit Schnaps. Nachdem ich mir einen ordentlichen Schluck genehmigte, brachte mich Jaques auf meinen Wunsch hin zum Hafen auf das Schiff meines Bekannten.
Etienne Marcel begrüßte mich leicht überrascht, da wir nicht verabredet waren. Ich bat Ihn mir Cognac zu reichen, erhielt aber nur eisenländischen Kräuterschnaps. Machte auch keinen Unterschied den konnte ich genauso gut trinken. Hauptsache den Schreck verdauen. Warum musste Edmonde ihm auch Waffen schenken??? Hätte es nicht einfach eine Flasche Schnaps sein können??
Ich erzählte Etienne Marcel von den Geschehnissen des Abends. Ich hoffe nur dass ich ihm genauso vertrauen kann wie in unserer Kindheit.
Es drangen Geräusche an mein Ohr die besagten das eine weitere Person das Schiff betreten hatte. Dann klopfte es an Etienne’s Kabinentür und er wurde von seinen Vater zu einen Gespräch unter vier Augen herausgerufen.
Nur wenige Minuten später betrat er wieder den Raum und schaute sehr irritiert aus. Er teilte mir mit das dieser Besucher nach mir fragte und ein Gespräch mit mir wünschte. Sein Name lautete Drachenberg. Das konnte doch nichts Gutes bedeuten….
Mit diesem Gedanken sollte ich Recht behalten… Drachenberg kam in die Kabine und nachdem Etienne Marcel uns alleine gelassen hatte, begannen wir ein Gespräch unter vier Augen. Dabei schilderte er mir sehr wortreich das er alles mitbekommen hatte, Angefangen von der Betäubung der Wachen, über die Befreiung El Vagos, sowie die Kutschfahrt mit ihrem ungewöhnlichen Ende. Außerdem erwähnte er, dass er meiner Kutsche folgte.
Nachdem er mit dieser Schilderung geendet hatte, unterbreitete er mir einen Vorschlag: Er vergisst was er gesehen hat wenn ich ihm Informationen über Edmonde zukommen lasse und versuche Alain Souvenant dazu zu bewegen gemeinsam mit Henry Rois et Roines du Rogne wieder zurück zu kommen. Da dies für mich die einzigste Möglichkeit war, meinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, willigte ich per Handschlag ein. Er verabschiedete sich und ließ mich allein.
Bis Etienne Marcel wieder in die Kabine kam hatte ich mein Schnapsglas bereits das dritte Mal gefüllt. Er blickte mich fragend an, aber ich war noch nicht bereit dazu ihm zu erzählen dass ich gerade meine Freunde verkauft hatte um mich selbst zu retten. Aber was hätte ich tun sollen?? Ich hatte doch keine andere Möglichkeit, oder?
Er schaut sich das noch einige Zeit an, bevor er mich mit sanfter Gewalt Richtung Bett befördert. Er zog mir die Schuhe aus und löste die Verschnürung meines Korsetts und deckt mich zu. Danach machte er es sich in den Sesseln bequem und versucht mit dem Rapier in der Hand zu schlafen.