..., weil Cthulhu bezüglich des englischen Sprachraums als Spiel für Taktiker gilt.
German Cthulhu dagegen sozialisiert Geschichtenerzähler.
Ja, das englische Call of Cthulhu, wie es seit den Achtzigern gespielt wird, ist bekannt dafür, daß es auf dieselbe Art gespielt wird, wie man auch altes D&D (also prä-AD&D 2nd Ed.) gespielt hat. Man VERMEIDET durch gute Planung, sauber taktiertes Vorgehen eben alle "spannenden" Situationen, eben WEIL es so tödlich ist (wie auch altes D&D eben).
Ich kann mich noch gut an unsere CoC-Kampagnen erinnern, wo wir von der "Auflösung" einzelner Szenarien als SCs nicht direkt etwas mitbekommen hatten, sondern wo wir die Situation so gelöst hatten, daß sich eben die Polizei um "Alkoholschmuggler" oder ähnliches kümmern mußte. Dadurch hatten wir das hohe Risiko als SC selbst in Gefahr zu geraten und umzukommen auf NSCs verlagert. Dieses Vorgehen war die Voraussetzung für längere CoC-Kampagnen mit denselben Charakteren.
Unterstützt wurde dieses Spiel durch CoC-Szenarien, die ähnlich gestrickt waren wie alte D&D-Szenarien: Man bekommt eine Situation, einen Ort, Fakten, Aussagen von Personen - und KEINEN "PLOT". Die Vorgehensweise entsprach auch alten D&D-Praktiken: Man holt Informationen ein, befragt Leute, trifft Vorbereitungen, erkundet, und greift dann eventuell an kritischer, wohlvorbereiteter, taktisch präzise geplanter Stelle ein.
Risikominimierung für die SCs.
Taktisches Vorgehen.
Kein "Wir sterben doch eh alle"-Fatalismus, der zu Taschenlampenfallenlassern führt. - Man hatte IMMER eine CHANCE ein Szenario nicht nur zu überleben, sondern zu GEWINNEN. Aber eben nur, wenn man wohlüberlegt, gut vorbereitet, planvoll und eben INVESTIGATIV vorging.
Neues Deutsches Cthulhu ist hingegen mehr von "Wegwerf"-SCs geprägt, vom "Wir sterben doch eh alle"-Fatalismus, und von Computerspielen, bei denen es eine Story abzuklappern gilt, statt selbst eine zu schaffen.
Daher ist Cthulhu im Originaltext von Laws durchaus völlig KORREKT bei den taktischen Spielen eingeordnet. - US-CoC-Spieler sind in der Regeln über D&D zum Hobby gekommen, und WUSSTEN, wie man einen SC am Leben hält, selbst wenn man gegen nahezu unschlagbare Gegner antritt.
Hierzulande waren die Anfänge von CoC-Übersetzungen anders, und die erfolgreichste Umsetzung ist (leider) geprägt von der 90er-Jahre "Storytellerei", welche die Spieler nur DABEI sein läßt, statt sie MITTENDRIN HANDELN zu lassen.
Daher muß man sich bei einer Übersetzung schon überlegen, ob im hiesigen, rollenspielerisch anders geprägten Kulturkreis der übersetzte Originaltext VERSTANDEN wird. - CoC ist taktisches Spielen, Neues Deutsches Cthulhu ist dies nicht.
So bleibt die Frage beim Übersetzer bzw. Verlag: Will man den Text originalgetreu, d.h. unter Beibehaltung des andersartigen kulturellen Umfelds übersetzen, oder will man die "Botschaft" für die hiesigen Leser verständlich machen, d.h. den Text ggf. anzupassen, zu ändern?
Ich fände es sinnvoller den Text so unverändert wie möglich wiederzugeben, und lieber per Fußnote oder Anmerkung des Übersetzers herauszustellen, z.B. daß es sich bei dieser Zuordnung von Cthulhu im Originaltext um eine für den rollenspielerischen Kulturkreis des Autors durchaus zutreffende handelt, die deutsche Ausprägung von Cthulhu jedoch eine andere ist. Das ist m.E. besser als den Text zu verändern.