Ich halte es normalerweise nicht für problematisch, wenn Rollenspieler die Gewalt in einem Fantasy-Rollenspiel abstrahieren und sie sich nicht als real vergegenwärtigen. Gleiches gilt auch für andere Rollenspiele, in denen ordentlich geschnetzelt wird. Wer von Euch mochte "From Dusk till Dawn"? "Reservoir Dogs"? Oder auch "Conan der Barbar"? Wenn man die Gewalt in diesen Filmen ernst nehmen würde, dürfte man sie sich nicht anschauen und sich schon gar nicht mit den Protagonisten identifizieren. Man tut es aber trotzdem, und es ist unterhaltsam.
Wichtig ist, dass man sich der Tatsache bewusst bleibt, was man da tut, nämlich Gewalt zu einem Stilmittel degradieren, die Getöteten entpersonalisieren, das Leid ausblenden, eine lebensferne Eindimensionalität kreieren. Wenn Rollenspieler das Gleiche tun, finde ich nichts dabei, solange sie darauf achten, niemand damit zu belästigen oder zu verstören.
Cthulhu verfolgt einen anderen Ansatz, nämlich den, sich ernsthaft mit den Auswirkungen von Grauen und Gewalt auseinanderzusetzen. Das hat Vanis sehr richtig herausgearbeitet. Ich muss an dieser Stelle aber mal die Leute verteidigen, die dies als "zu heftig" bezeichnen. Es ist immer eine Frage des Blickwinkels. Sich in einen gequälten Geist hineinzuversetzen und die Auswirkungen der Schrecken um ihn herum auf den Charakter aus einem realistischen Blickwinkel nachzuvollziehen, geht sicher mehr an die Nieren, als aus einem oberflächlicheren Blickwinkel heraus weit größere Schrecken an seinem Charakter abperlen zu lassen.
Ich persönlich finde CoC faszinierend, doch ich finde nichts dabei, wenn andere Rollenspieler lieber unbekümmert Feng Shui zocken und da reihenweise Familienväter abschlachten und den Monstern mit einem coolen Spruch in den Hintern treten.