Es gibt durchaus die Einstellung von Rollenspielmachern, daß es EGAL ist, aus welchem Grund sich ein Rollenspielprodukt verkauft hat, Hauptsache es HAT sich verkauft.
Wenn man sich die "Bilderbücher" wie DeGenesis, Opus Anima, aber auch Engel anschaut, dann stehen diese oft in den Schränken von Rollenspielern, die diese Bücher vornehmlich der aufwendigen optischen Aufmachung wegen erworben haben. - NICHT zum Spielen.
Aus Sicht eines Verlags ist das auf EIN Buch bezogen auch erst einmal egal und macht keinen Unterschied, WESHALB jemand das Buch gekauft hat und OB es denn überhaupt jemals zum Spielen genutzt werden wird.
Nur, wenn ein Buch NICHT gespielt wird, dann wird man auch NICHT die Mitspieler der Runde begeistern können, sich ihr EIGENES Exemplar zu kaufen. - Und dann wird man kaum noch Folgebände absetzen können.
Bei Rollenspielbüchern (gerade hierzulande!) ist eine aufwendige optische Aufmachung schon verkaufsfördernd. - Jedoch reicht dieses "Außen hui" nicht aus sich einen auch nur nennenswerten Anteil bei den gespielten Spielen zu erobern, wenn zum "Außen hui", das "Innen pfui" kommt.
Die erste Auflage von SW im Original hatte ein wirklich schreiendes, grottiges Cover, eine sehr magere Innenillustration und eine allgemein recht "billig" wirkende Aufmachung. - So etwas kann Leute vom Kauf abschrecken, und liefert Munition für die Gegner (war ich zu der Zeit anfangs ja auch - SW war für mich ein völlig falscher Schritt von Pinnacle).
Wer aber durch praktische Erfahrung (Demo-Runden) die Regeln in Aktion erlebten konnte, oder aus Neugier mal dieses Regelwerk durchgelesen hatte, der war "am Haken". - Dann konnte man bei dem vielen GUTEN und dem wenigen Schlechten auch mit dem HÄSSLICHEN leben.
Und die Revised Ed. wurde dann ja gleich "geschmacksneutraler" gestaltet. - Sozusagen LANGWEILIG, um nur keinem irgendwie durch visuellen Schockeffekt den Kauf zu verleiden.
Die SW:EX greift das Trashige wieder auf, nur diesmal in BUNT. In SEHR BUNT. - Oje. Die SW:EX ist schon ziemlich GRELL. - Und steht damit in "guter Tradition" zu typischen Pinnacle-Produkten wie auch DL Classic (man denke an die grell-orange umrandeten Weird-West-Bücher oder die noch greller gift-grün umrandeten Hell-on-Earth-Bücher).
Grell, trashig, bunt, ja geradezu "geschmacklich herausgefordernd" - das ist DAS Design von SW. - Das ist Smilin' Jack!
Und die SW-GE ist da größtenteils anders. Hier wurde bemüht ein deutsch-gediegenes, ein "seriöses" Gefühl zu transportieren. - Das ist LANGWEILIG, wenn man sich die meisten SW-Settings anschaut, die irgendwie schon trashig und mit Augenzwinkern daherkommen, bei denen man aber eben NICHT eine "würdevolle Ernsthaftigkeit" findet, wie bei andern, selbst gleiche Genres bedienenden Settings für andere Regelsysteme.
Daher war ich froh um die großen, bunten Kapitel-Eröffner in der der SW-GE. Die Zombies im Waffenladen sind mein Favorit. - Solche Bilder zeigen zum einen, daß es um MEHR als nur "viktorianisch-gemütliches Pulp-Abenteuer" geht, sondern quer durch alle Genres um ACTION und BEEINDRUCKENDE SZENEN.
SW ist für mich in geradezu IDEALER Weise durch Smilin' Jack verkörpert. - Zuviel "Ernsthaftigkeit" und "Seriösität" tut SW nicht gut. Bedarf an "Style-over-Substance" besteht bei SW und bei den Savages NICHT.
Solange noch in JEDEM SW-Setting eine Szene paßt wie diese "Die Tür wird aufgetreten und zwei Leute mit Waffen kommen ins Zimmer gestürmt", solange braucht man sich um ein "edeleres" Aussehen von SW-Regelbüchern oder sonstigen Produkten keine Gedanken zu machen.