Nur wer kauft sich so was? Mir fallen da nur vier Gruppen ein: Die Binge-Konsumenten, Wildtierbeobachter, paranoide Sicherheitsfanatiker und Leute, die damit Nachts eher verbotene Dinge anstellen wollen.
Technikfreaks und solche, die es gerne wären.
Wie gesagt: Das, was Aldi da anbietet, ist nutzloses Spielzeug. Damit kann weder der Wildbeobachter* was anfangen noch der Sicherheitsfanatiker (der ohnehin bestimmt nicht jede Nacht selbst mit dem Ding am Fenster sitzt, sondern selbständig arbeitende Überwachungstechnik verbaut - die natürlich auch Nachtsichttechnik beinhaltet) und der nicht weiter bestimmte Verbrecher nutzt es entweder mangels Bedarf nicht oder weiß, dass er was Gescheites braucht.
*Ich kenne mehrere Jäger, die aufgrund der lokalen Sauenproblematik Nachtsichgeräte nutzen (müssen) und deren Zeug ist mal eben
mindestens um den Faktor 20 teurer und hat immer noch einige Features/Fähigkeiten nicht, die man bei krimineller, terroristischer oder (para-)militärischer Verwendung recht zwingend braucht.
Für 100 € bekommt man gerade so eine vernünftige Taschenlampe, aber ganz sicher kein taugliches Nachtsichtgerät. Da kostet allein die Helmmontage schon mehr
Dementsprechend:
Ein Stück Equipment, das vor 10 Jahren nur in Militär - und Agentenfilmen zu sehen gewesen ist und nun eine gewisse Banalität erlangt hat, was m.E.auch zu den Tropes des Genres gehört.
Da sprechen wir eben nicht vom selben Equipment bzw. genau so weit, wie ein Fiat 500 und ein Audi R8 beides Autos sind.
Es gibt Beispiele, wo solche Sachen relativ selbstverständlich ins Zivilleben "einsickern", aber dann doch wieder nicht in den Alltag und erst recht nicht bei Aldi.
Nur mal als Spekulation: Was, wenn das gesellschaftliche Klima in D in wenigen Jahren bei den Planern dazu führt, dass Schutzwesten und bestimmte "Sportartikel" ins Sortiment aufgenommen werden?
Das läuft dann nach genau dem selben Muster: Man nimmt irgendeinen Schrott ins Programm, weil man das denen andrehen kann, die diffus ein halbes Bedürfnis daran verspüren, aber nicht gewillt sind, was Taugliches zu kaufen.
Schutzwesten gehören z.B. zu den Dingen, auf die ich weiter oben Bezug genommen habe. Kann man heute problemlos kaufen, aber wenn sie sich mal etwas schlau machen, was da Phase ist, denken sich 99%: Och nö, brauch ich eigentlich doch nicht.
Auch davon abgesehen bekommt man fast alles, was dir in diesem Kontext so vorschwebt, in vernünftiger Ausführung - nur eben nicht bei Aldi und da wird man es allein aufgrund der Unternehmens- und Kundenstruktur auch nie finden.
Weiterhin: Wenn der gefühlte Bedarf bei Aldi angekommen ist, ist es doch eh zu spät. Das Problem (wenn es denn überhaupt eins gibt) ist ja nicht die allgemeine Verfügbarkeit, sonden der gefühlte Bedarf.
Und ob man z.B. in ganz Deutschland kaum noch eine Dose Pfefferspray zu kaufen bekommt, wie es vor einiger Zeit der Fall war (wo natürlich auch der Großteil der Kundschaft den letzten Scheiß gekauft hat), oder ob man nicht mehr vor die Haustür kann, weil das Capsaicin in riesigen Schwaden durch die Straßen weht, sind immer noch zwei Paar Schuhe.
Ansonsten wird das schnell zur Grundsatzfrage, wie viel Vertrauen der Staat seinen Bürgern bzw. die Bevölkerung ihren Mitmenschen entgegen bringt.
Es gibt legale Nutzungsmöglichkeiten für den Kram, selbst bei einem Verbot ist die Beschaffung immer noch relativ trivial und - mMn das Wichtigste - die verbotenen Dinge, die man unter Zuhilfenahme dieser Gegenstände machen kann, sind verboten *tusch*.
Den Mörder braucht z.B. sein Verstoß gegen das Waffengesetz (über den Beschaffungsweg hinaus) nicht zu interessieren.
Mit dem Gedankengang "Ich brauche das nicht, also braucht es auch sonst keiner. Jedenfalls nicht für legale Zwecke!" bewegt man sich mMn auf ziemlich dünnem Eis, was eine freiheitliche Gesellschaft angeht.
Und an diesem Punkt müssten wir recht weit in die Themen Prepping, Dual-Use-Gegenstände und die zugehörigen rechtlichen und moralischen Rahmenbedingungen einsteigen - mache ich auf Wunsch per PN.