Um noch mal auf den Ausgangspunkt dieses Fadens zurück zu kommen. Ob nun RR oder eher Sandbox-Ansatz, für beides gilt:
Ohne Konflikte gibt es kein Theater, also auch kein Abenteuer und das vermissen die Spieler in diesem Fall.
Und Konflikte, denen die Charaktere ohne spürbare Konsequenzen aus dem Weg gehen können, sind keine Konflikte. Und das die Entscheidungen der Charaktere erlebbare Konsequenzen haben (wie auch immer sie sich entscheiden) ist die Aufgabe des SL.
Es empfielt sich, diese bereits in den Charakteren anzulegen. Dafür haben die Spieler bereits wertvolle hinweise geliefert:
Die Wildhüterin Maxine sucht nach einem grünen Fleckchen Erde, den sie hegen und pflegen kann, was der Rest der Gruppe nicht nachvollziehen kann oder will.
Mit anderen Worten, sie sucht das Paradies in Mitten der post-nuklearen Hölle. Wenn sie das finden sollte, ist das Abenteuer natürlich vorbei. Also glaubt sie das immer wieder zu finden und wird immer wieder von der harten Realität der post-nuklearen Welt eingeholt. Sie besetzt damit den Pol Naivität / Harmonie. Die anderen wollen sich nicht eingestehen, dass sie das letztlich auch suchen.
Der fiese, alternde Arzt Horace Grant sieht mit über 60 Jahren momentan keinen Sinn darin, seinen geplagten Körper in die Schlacht zu werfen um ein paar verrückte Berufskollegen umzulegen.
Dummerweise hat er einen Hippokratischen Eid geleistet, wie jeder Arzt ! Er muss also ständig Leuten helfen, obwohl er absolut keinen Sinn darin sieht, weil ja eh' alle verrecken und obendrein unbelehrbar sind. Außerdem wird sein Körper von allerlei Zipperlein geplagt. Dr. House goes nuclear...
Er besetzt damit wunderbar den Pol Sarkasmus.
Der ehemalige Navy Seal Chris schießt auf das, was auf ihn schießt.
Hier ist noch kein Konflikt angelegt. Was ist die Motivation des Chars ?
Was ist seine Motivation ? Diesbezüglich würde ich mit dem Spieler noch mal zusammen setzten. Der hat bestimmt Ideen.
Boris Ivanowitsch, der sich nur Aufgrund seines Eishockeystipendiums in den USA aufgehalten hatte, ist so neugierig, daß er immer alles gleich und jetzt wissen muß.
Ebenso. Er könnte am ehesten den Pol Hedonismus besetzen. "Wenn schon die Welt untergeht, will ich aber wenigstens meinen Spaß."
Raymond, der mal Polizist war, kann die anderen Chars nicht verstehen, daß sie nicht für Recht und Ordnung sorgen wollen.
Besetzt den Pol "Law and Order". Ist letztlich genauso utopisch wie einen netten Garten anzulegen und zu hegen und zu pflegen. Aber das würde sich der gute Raymond nie eingestehen.
Ein nächster logischer Schritt könnte sein, analog dazu Personen / Gruppierungen als Gegenspieler anzulegen, um die Post-Ap-Sandbox zu bevölkern. Z.B. entlang folgender Spannungsverhältnisse:
Will für Gesetzt und Ordnung sorgen vs. stellt sich über das Gesetz / macht seine eigene Gesetzte / missbraucht das Gesetzt
Sucht das Paradies vs. zerstört die letzten Reste des Paradieses / beutet das Paradies aus / täuscht das Paradies vor
Bewahrt trotz allem den Hippokratischen Eid vs. bricht ständig den Hippokratischen Eid.
Hedonist vs. Spaßverderber / Moralisten / Inquisition / religiöse Fanatiker (mit denen macht's echt keinen Spaß)
Auch bei Antagonisten gilt: Wenn die Charaktere denen einfach aus dem Weg gehen können, sind es keine.