Umfrage

Hat dich das Rollenspiel schonmal zum Weinen gebracht?

Ja. Ich weine oft.
1 (0.6%)
Na ja. Kam schon Mal vor.
22 (13.8%)
Kloß im Hals und Pipi in den Augen, maximal.
44 (27.5%)
Weinen? Höchstens vor Lachen!
72 (45%)
Nö. Das ist doch nur ein Spiel.
21 (13.1%)

Stimmen insgesamt: 132

Autor Thema: Weinen im Rollenspiel  (Gelesen 16707 mal)

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Offline Skele-Surtur

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Re: Weinen im Rollenspiel
« Antwort #75 am: 23.07.2010 | 17:12 »
Lachen ist in gleicher Art ein Kontrollverlust wie weinen. Du hast anscheinend nur noch nicht gelernt vernünftig mit letzterem umzugehen.
Das ist abartig gewaltig dummer Unfug und zeugt von totaler Unkenntnis gleich mehrer der Angesprochenen Aspekte, sowohl des Lachens, des Weinens, der betroffenen Affekte und obendrein meiner Person. Ich würde dich bitten davon abzusehen irgendwelche Ferndiagnosen meiner Emotionskontrollkompetenz durchzuführen - zumal das Ergebnis alles andere als ansehnlich ist. Was aber in dieser Diskussion hinlänglich egal ist, weil lachen im spielerischen Kontext positiv belegt ist.
Weinen und Lachen haben sozial unterschiedliche Bedeutungen, sowohl in Intensivität als auch in ihrer Valenz.

Ich habe es schon einmal gesagt, aber ich wiederhole mich ja gerne: Weinende Mitspieler empfinde ich als unangenehm.
Mit Weinen bürdet man seinen Mitspielern negativ belegte Affekte auf. Das ist schlicht unangemessen. Und ja, ich finde es extrem dämlich, wegen eines verlorenen Fußballspiels zu weinen.
Öffentliches Weinen finde ich unter zwei möglichen Prämissen angemessen:

1) wenn etwas wirklich, wirklich schlimmes passiert ist. Wenn Menschen sterben oder verkrüppelt werden, Lebenswerke zerstört werden, wenn wirklich wichtige Projekte versagen, wenn Liebe nicht erwiedert wird, wenn Vertrauen ausgenutzt wurde. Aber nicht, wenn ein Spielecharakter "stirbt" oder die andere Manschaft verdienter Weise (oder auch unverdienter Weise) mehr Tore geschossen hat.
Da muss man doch auch einfach mal Prioritäten setzen und sich darüber klar werden, was eigentlich von Bedeutung ist.

2) Wenn im gegenwärtigen Kontext weinen als angemessen empfunden wird: Bei ergreifender Musik. Bei ergreifenden Filmszenen. Bei ergreifenden Szenen aus der Zeitgeschichte. Beim Rollenspiel hatte ich noch nie eine so ergreifende Szene, dass ich dabei geweint hätte, noch würde ich das wollen. Wenn das im Gruppenvertrag natürlich so geregelt ist, dann ist das etwas anderes. Dann ist es natürlich völlig legitim und in Ordnung.
Nur würde ich - und nur auf mich beziehen sich meine Aussagen - das nicht wollen und dementsprechend in so einer Gruppe auch nicht mitspielen.

EDIT: Ich mach an der Stelle am besten auch mal klar, dass ich mit "Weinen" hier richtiges Rotz und Wasser Flennen meine und nicht ein, zwei Tränchen, die einem die Wange runterlaufen oder ein feuchter Rand unter dem Auge.
« Letzte Änderung: 23.07.2010 | 17:18 von Surtur »
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Achamanian

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Re: Weinen im Rollenspiel
« Antwort #76 am: 23.07.2010 | 17:16 »

Öffentliches Weinen finde ich unter zwei möglichen Prämissen angemessen:

1) wenn etwas wirklich, wirklich schlimmes passiert ist. Wenn Menschen sterben oder verkrüppelt werden, Lebenswerke zerstört werden, wenn wirklich wichtige Projekte versagen, wenn Liebe nicht erwiedert wird, wenn Vertrauen ausgenutzt wurde. Aber nicht, wenn ein Spielecharakter "stirbt" oder die andere Manschaft verdienter Weise (oder auch unverdienter Weise) mehr Tore geschossen hat.
Da muss man doch auch einfach mal Prioritäten setzen und sich darüber klar werden, was eigentlich von Bedeutung ist.

2) Wenn im gegenwärtigen Kontext weinen als angemessen empfunden wird: Bei ergreifender Musik. Bei ergreifenden Filmszenen. Bei ergreifenden Szenen aus der Zeitgeschichte. Beim Rollenspiel hatte ich noch nie eine so ergreifende Szene, dass ich dabei geweint hätte, noch würde ich das wollen. Wenn das im Gruppenvertrag natürlich so geregelt ist, dann ist das etwas anderes. Dann ist es natürlich völlig legitim und in Ordnung.
Nur würde ich - und nur auf mich beziehen sich meine Aussagen - nicht wollen und dementsprechend in so einer Gruppe auch nicht mitspielen.

Das ist dann aber schon eine sehr eigenwillige "Ethik des Weinen-Dürfens". Warum ist es im Film erlaubt, beim RSP nicht? Oder bei Musik?

Offline Skele-Surtur

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Re: Weinen im Rollenspiel
« Antwort #77 am: 23.07.2010 | 17:19 »
Ich habe es schon einmal gesagt, aber ich wiederhole mich ja gerne: Weinende Mitspieler empfinde ich als unangenehm.
Mit Weinen bürdet man seinen Mitspielern negativ belegte Affekte auf. Das ist schlicht unangemessen.

[...]

Nur würde ich - und nur auf michbeziehen sich meine Aussagen - das nicht wollen und dementsprechend in so einer Gruppe auch nicht mitspielen.

Um es deutlicher zu machen: Wenn ich ergreifende Musik höre, dann geht es darum, mich von der Musik ergreifen zu lassen und ich weine auch mehr oder weniger für mich alleine.

Beim Rollenspiel lege ich einen anderen Fokus und mein Weinen betrifft auch meine Mitspieler. Das ist der signifikante Unterschied.
« Letzte Änderung: 23.07.2010 | 17:21 von Surtur »
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Offline Edwin

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Re: Weinen im Rollenspiel
« Antwort #78 am: 23.07.2010 | 17:20 »
Zitat
Weinende Mitspieler empfinde ich als unangenehm.
Ich glaube das stört hier niemanden.
Jeder kann unangenehm finden was er unangenehm findet; seien es zu bunte Klamotten, Rock Musik oder Cafe.

Woran sich die Leute hier stören ist deine Aussage, weinen sei als Kontrollverlust irgendwie "gefährlich".

Zitat
weil lachen im spielerischen Kontext positiv belegt ist.
Und weinen nicht? Welcher objektiven Logik folgt das?
Guten Tag! Ja, ich bin ein sprechendes Pferd mit einer Kerze auf dem Kopf, aber kommunizieren Sie doch bitte mit mir so unbefangen wie mit bipedalen vernunftsbegabten Lebewesen auch!

Offline Skele-Surtur

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Re: Weinen im Rollenspiel
« Antwort #79 am: 23.07.2010 | 17:29 »
Woran sich die Leute hier stören ist deine Aussage, weinen sei als Kontrollverlust irgendwie "gefährlich".
Ich gehe davon aus - und in "meinen" Gruppen kann ich das - dass allen klar ist, dass ich "weinen" am Spieltisch als tendenziell unangenem empfinde. Unter dieser Prämisse gehe ich davon aus, dass andere Spieler darauf Rücksicht nehmen, so wie ich auch auf ihre Preferenzen Rücksicht nehme.

Weint also ein Spieler doch, so kann es dafür zwei Gründe geben:
1) Es ist ihm egal, ob mich das stört. Davon gehe ich bei meinen Spielern nicht aus.
2) Der Spieler hat seine Emotionen nicht im Griff. Das bedeutet, dass der Spieler genau so gut ausflippen kann, wenn ihm irgendwas nicht passt. Das ich übermäßig aufpassen muss, was ich sage, weil er sonst beleidigt ist oder dass es bei entsprechend emotional aufgeladenen Szenen dazu kommt, dass er wütend wird und dann seine Wut genau so wenig unter Kontrolle hat wie seine Ergriffenheit oder Trauer.
Sprich: Ich assoziiere das mit einer unzureichenden Emotionskontrollfähigkeit.

Und weinen nicht? Welcher objektiven Logik folgt das?
Es gibt sechs sogenannte Basisemotionen. Diese sind Kulturübergreifend relativ klar zu bestimmen. Weinen ist ein nonverbales Verhalten, dass mit Trauer, einer in seiner Valenz negativen Emotion in Verbindung gebracht wird.

Es gibt zwar auch tendenziell positiv belegte Emotionen, die mit Weinen in Auftreten können, aber an die hab ich eher weniger gedacht, als ich das geschrieben habe. Insofern Mea Culpa für meine undifferenzierte Schreibweise.
« Letzte Änderung: 23.07.2010 | 17:32 von Surtur »
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Achamanian

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Re: Weinen im Rollenspiel
« Antwort #80 am: 23.07.2010 | 17:30 »
Und weinen nicht? Welcher objektiven Logik folgt das?

Das weinen im spielerischen Kontext negativ belegt sein soll, leuchtet für's RSP jedenfalls nicht ein, weil da ja der Storyaspekt mit drin ist. Und wenn ich über ein Buch/einen Film/eine Fernsehserie sage: "da hab ich geweint", dann ist das eigentlich immer ein Lob für die durchaus gewünschte emotionale Intensität des Erlebnisses. Das passt beim RSP genauso.

Offline Skele-Surtur

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Re: Weinen im Rollenspiel
« Antwort #81 am: 23.07.2010 | 17:33 »
Das weinen im spielerischen Kontext negativ belegt sein soll, leuchtet für's RSP jedenfalls nicht ein, weil da ja der Storyaspekt mit drin ist. Und wenn ich über ein Buch/einen Film/eine Fernsehserie sage: "da hab ich geweint", dann ist das eigentlich immer ein Lob für die durchaus gewünschte emotionale Intensität des Erlebnisses. Das passt beim RSP genauso.
Mit dem Unterschied, dass ich mich mit einem Buch oder Film eher für mich alleine auseinandersetze, mich aber beim RSP in einer Face-To-Face Situation mit anderen befinde. Und genau das empfinde ich als aufdringlich.
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Offline Quaint

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Re: Weinen im Rollenspiel
« Antwort #82 am: 23.07.2010 | 17:36 »
Ich unterstütze Akkas Position. Weinen im Rollenspiel ist üblicherweise nicht schlechtes, es ist genauso wie bei einem ergreifenden Film zu weinen.
Wenn bei mir als SL jemand weint, fühle ich mich geehrt; ich sehe das als spielleiterischen Erfolg. Und wenn ich weine während jemand anders leitet, dann hat er es jedenfalls geschafft mich in die Geschichte hinein zu ziehen.
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Achamanian

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Re: Weinen im Rollenspiel
« Antwort #83 am: 23.07.2010 | 17:37 »
Mit dem Unterschied, dass ich mich mit einem Buch oder Film eher für mich alleine auseinandersetze, mich aber beim RSP in einer Face-To-Face Situation mit anderen befinde. Und genau das empfinde ich als aufdringlich.

Ja, aber das ist dann wirklich eher dein Problem und hat wenig mit mangelnder Kontrolle zu tun, die irgendeine "Gefährlichkeit" signalisiert, wie du 2 Posts weiter oben schreibt.

Wut, Ergriffenheit, Trauer, Belustigung sind ja psychologisch und physiologisch völlig unterschiedliche Reaktionen, wer seine Ergriffenheit nicht gut unterdrücken kann, der wird deshalb kaum auch gleichzeitig ein Choleriker sein.

Aufdringlich kannst du das ja gerne finden, aber eine "Bedrohlichkeit" herbeizukonstruieren, geht da doch ein bisschen weit.

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Re: Weinen im Rollenspiel
« Antwort #84 am: 23.07.2010 | 17:40 »
Ich hasse diese Damen auch, die sich in der RPG-Session mir immer heulend an den Hals werfen. ICh brüll dann immer ein strenges "mässigen Sie sich!" angesichst dieser peinlichen und bedrohlichen Gefühlsausbrüche. Wir sind ja schliesslich in Deutschland, meine Herren!
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Offline Edwin

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Re: Weinen im Rollenspiel
« Antwort #85 am: 23.07.2010 | 18:22 »
Zitat
1) Es ist ihm egal, ob mich das stört. Davon gehe ich bei meinen Spielern nicht aus.
2) Der Spieler hat seine Emotionen nicht im Griff. Das bedeutet, dass der Spieler genau so gut ausflippen kann, wenn ihm irgendwas nicht passt. Das ich übermäßig aufpassen muss, was ich sage, weil er sonst beleidigt ist oder dass es bei entsprechend emotional aufgeladenen Szenen dazu kommt, dass er wütend wird und dann seine Wut genau so wenig unter Kontrolle hat wie seine Ergriffenheit oder Trauer.
Sprich: Ich assoziiere das mit einer unzureichenden Emotionskontrollfähigkeit.

Das machst du dir zu einfach, mmn.
Die meisten, die weinen werden nämlich unter
3) fallen, d.h. die Person hat keinen blassen Schimmer dass dich dieses Verhalten stört. Sie empfindet den Emotionsausdruck gar nicht als absoluten Kontrollverlust wie du, sondern als Emotion die relativ weit links in der Leiste "Absolute Beherrschung-Absoluter Kontrollverlust" ist.
Das heißt, in dem Stadium des RELATIVEN Kontrollverlustes, in dem sich Person 3) befindet würde sie noch nicht im Traum an Gewalt, Beleidigt sein usw denken.
Du schließt mmn unzulässig von dir selbst auf andere. D.h. wenn DU (oder weniger persönlich: deine Vorstellung vom Normalmenschen) weinst, bist du in einem so emotional aufgeladenen Stadium dass du dich nicht mehr deiner Umwelt zumuten möchtest.

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Re: Weinen im Rollenspiel
« Antwort #86 am: 23.07.2010 | 18:26 »
Einen richtigen Heulkrampf fände ich angesichts einer Rollenspielszene auch reichlich befremdlich, aber ich glaube, darum geht es den meisten hier auch gar nicht; sondern eher um jenes Maß an Ergriffenheit, das sich nun mal in Tränen äußert.

Das finde ich in Ordnung, auch wenn es mir persönlich noch nicht passiert ist. Dafür hatte ich ein- oder zweimal Spieler, die ein bißchen geschnieft haben. Fand ich schön und habe es als großes Kompliment betrachtet.  :)

Aber wenn die Spieler emotional wurden, dann weil eine Szene schön/traurig/traurigschön war. Bisher habe ich noch nie jemanden erlebt, der anfing zu weinen, weil sein Charakter das gerade auch getan hat.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

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Offline Edwin

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Re: Weinen im Rollenspiel
« Antwort #87 am: 23.07.2010 | 18:31 »
Zitat
Wut, Ergriffenheit, Trauer, Belustigung sind ja psychologisch und physiologisch völlig unterschiedliche Reaktionen, wer seine Ergriffenheit nicht gut unterdrücken kann, der wird deshalb kaum auch gleichzeitig ein Choleriker sein.
Ist es nicht so dass Emotionen sich physiologisch relativ ähnlich zeigen (unspezifische Arousal) und erst von Situation zu Situation zugeordnet werden (Attribution Errors usw)?

Und dass es sehr wohl eine gemeinsame zentrale Ressource der Impulskontrolle gibt (Ego Depletion)?
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Offline Skele-Surtur

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Re: Weinen im Rollenspiel
« Antwort #88 am: 23.07.2010 | 18:51 »
Einen richtigen Heulkrampf fände ich angesichts einer Rollenspielszene auch reichlich befremdlich, aber ich glaube, darum geht es den meisten hier auch gar nicht;
Mir geht es aber genau um solche Heulkrämpfe oder zumindest sehr starkes Weinen, wie ich weiter oben schon geschrieben habe.
So, wie ich ebenfalls bereits deutlich gemacht habe, dass ein paar Tränchen oder feuchte Augen für mich kein Weinen im eigentlichen Sinn ist.

Ist es nicht so dass Emotionen sich physiologisch relativ ähnlich zeigen (unspezifische Arousal) und erst von Situation zu Situation zugeordnet werden (Attribution Errors usw)?

Und dass es sehr wohl eine gemeinsame zentrale Ressource der Impulskontrolle gibt (Ego Depletion)?
Streng genommen ist es so, dass es Dispositionen gibt, in bestimmten Situationen häufig mit einer bestimmte Emotion zu reagieren. Diese sind dann spezifisch - Ängstlichkeit z.B. ist die Disposition, häufig Angst (Zustand) zu empfinden. Emotionsregulation ist aber eine allgemeine Kompetenz, die alle Verhaltenskomponenten von allen Emotionen in gleichem Maße betreffen. Menschen können also unterschiedliche Emotionsdispositionen haben. Das ist zugegebener Maßen ein Aspekt, den ich nicht einbezogen habe.
Insofern ist meine Aussage natürlich dahingehend zu relativieren, dass es Menschen gibt, die sehr "nah am Wasser gebaut sind", also eine hohe Disposition zur Ergriffenheit besitzen und dann in Situationen stärker diesem Affekt ausgesetzt sind, als die meisten anderen Menschen. Darauf habe ich dann natürlich Rücksicht zu nehmen.

3) fallen, d.h. die Person hat keinen blassen Schimmer dass dich dieses Verhalten stört. Sie empfindet den Emotionsausdruck gar nicht als absoluten Kontrollverlust wie du, sondern als Emotion die relativ weit links in der Leiste "Absolute Beherrschung-Absoluter Kontrollverlust" ist.
Genau das ist aber ein Prämisse meiner Gesamtaussage, wie du hier nachlesen kannst:
Ich gehe davon aus - und in "meinen" Gruppen kann ich das - dass allen klar ist, dass ich "weinen" am Spieltisch als tendenziell unangenem empfinde. Unter dieser Prämisse gehe ich davon aus, dass andere Spieler darauf Rücksicht nehmen, so wie ich auch auf ihre Preferenzen Rücksicht nehme.

Wenn man natürlich mit Spielern spielt, die das nicht wissen können, dann liegt die Sache anders.
« Letzte Änderung: 23.07.2010 | 18:55 von Surtur »
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Callisto

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Re: Weinen im Rollenspiel
« Antwort #89 am: 23.07.2010 | 19:09 »
Ja aber wenn du nur von deinen Gruppen ausgehst, kannste das auch nicht so allgemein sagen. Ich glaube jeder der gesagt hat, dass ihm/ihr ein paar Tränen der Ergriffenheit hinabgekullert sind, hat das im Kreise einer Gruppe von Menschen getan, die er mochte, schon etwas kannte und der er vertraut. Aufdringlich wäre es, wenn es a) in einer unbekannten Gruppe (Con, erste Spielsession) wäre oder b) trotz Wissen, dass der Rest der Gruppe das nicht mag, stattfinden würde. Davon gehen die "Weiner" aber nicht aus.

Was ich tatsächlich gefährlich finde, ist es, so extrem negativ gegen Weinen eingestellt zu sein. Denn sofort sind da, bei mir, die Bilder im Kopf von Ehemännern die ihre Frau mit der Aussage schlagen "Hör auf zu flennen"

Btw: Ganz ehrlich, wenn ich bei einem Film etc. weine, dann bin ich im Normalfall auch alleine(oder kann dank Dunkelheit nicht gesehen werden oder es ist ein sehr kleiner Kreis von Mitmenschen um mich herum, die mir da keinen Strick draus drehen) und benutze das bewusst als Ventil für andauernden Stress des Reallife. Im RPG ist das wieder anders, denn da hats mehr mit gewollter Identifizierung mit dem Charakter zu tun. Es gab auch durchaus Spielrunden, wo ich sagte "Meinem Chara stehen die Tränen in den Augen" während ich selbst nicht ergriffen war. Kommt halt immer auf die Laune drauf an.

Ich hab aber auch weiter oben schon geschrieben dass ich mit absoluten Kontrollverlust im RPG von niemandem rechne. Sollte das stattfinden, würde ich ebenfalls die Person als labil wahrnehmen, ABER zwei, drei, vielleicht auch fünf oder sechs Tränen sind für mich WEIT vom Kontrollverlust entfernt.

Teylen hat z. B. geschrieben dass sie bei online-RPG's manchmal weint. Warum kann sie da weinen? Weil ihre Mitspieler das gar nicht sehen und deswegen auch nicht negativ darauf reagieren können. Bei P&P hat man Mitspieler, die einen deswegen auslachen oder anschreien könnten. Die Frage stellt sich, wie du, Surtur, also reagieren würdest, wenn einer deiner langjährigen Mitspieler, vielleicht mit einer neuen Rundenkonstellation mit einem neuen SL der mehr Wert auf eine ergreifende Geschichte legt, plötzlich anfangen würde zu weinen. Lassen wir es theoretisch mehr als zwei Tränen, aber kein richtiges Geflenne sein. Ist er plötzlich labil geworden? Würdest du denken, sein Reallife zieht ihn runter? Würdest du ihn anschnauzen sich zusammenzureissen?

Edit:
Zitat
Wenn man natürlich mit Spielern spielt, die das nicht wissen können, dann liegt die Sache anders.
Ja wie liegt es denn dann?

Edit2: Im übrigen sehe ich Trauer auch nicht als negativ an. Es ist eine notwendige Emotion mit Verlust fertig zu werden. In unserer Kultur wird diese Emotion natürlich als negativ angesehen. Aber ich halte das für schädlich.
« Letzte Änderung: 23.07.2010 | 19:12 von Evil Callisto »

Callisto

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Re: Weinen im Rollenspiel
« Antwort #90 am: 23.07.2010 | 19:22 »
Das Flennen, von dem du sprichst wäre vergleichbar mit einem durchgeknallten, unstoppbaren Lachen, das auch sehr lange dauern kann. Und das findest du dann beim Rollenspiel positiv belegt und nicht aufdringlich und nicht störend und keinen Kontrollverlust? Sorry, du misst mit zweierlei Maß.
Da muss ich zustimmen. Bei mir kam es schon mehrmals vor dass ein Teil der Gruppe, teilweise auch alle einen Lachflash hatten, da ging eine geschlagene halbe Stunde NICHTS mehr. Einmal war es eine ganze Stunde, wobei wir dann Essenspause gemacht haben, sonst hätten wir kein RPG mehr machen können. Das fand aber auch niemand schlimm, schließlich wars sehr lustig  ;D

Offline Blizzard

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Re: Weinen im Rollenspiel
« Antwort #91 am: 23.07.2010 | 19:39 »
Also so richtig geweint  habe ich bislang noch nie im Rollenspiel.Weder als Spieler, aber noch viel weniger als SL. Als Spieler hatte ich durchaus schon mal nen Klos im Hals oder war den Tränen nahe-aber mehr auch nicht. Ich hatte allerdings schon den ein oder anderen Spieler, der richtig geweint hat. Weinen vor Lachen hatte ich auch schon in einigen Runden-das war teils so heftig, dass es ohne Pause anschliessend nicht weitergegangen wäre.
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alexandro

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Re: Weinen im Rollenspiel
« Antwort #92 am: 23.07.2010 | 20:13 »
Mit dem Unterschied, dass ich mich mit einem Buch oder Film eher für mich alleine auseinandersetze, mich aber beim RSP in einer Face-To-Face Situation mit anderen befinde. Und genau das empfinde ich als aufdringlich.
Du tust offensichtlich so, als würde das dein Gegenüber mit Böser Absicht machen.

Wenn ich weine (oder lache, oder in Rage gerate...) dann mache ich das nicht um meinem Gegenüber etwas zu "beweisen". Wer das nicht versteht, der sollte nochmal seine soziale Kompetenz überprüfen.

Edit: und jede Art von Emotion im Rollenspiel (Trauer, Humor, Wut...) erfordert natürlich erstmal ein gewisses Grundvertrauen zwischen den Teilnehmern, ansonsten ist man zu verkrampft, um so etwas zu zeigen (wobei wirklich gutes Rollenspiel nur in einem mehr oder weniger entspannten/entkrampften Umfeld stattfinden kann - daher ist das Zeigen von Emotionen zwar keine Voraussetzung, aber doch zumindest ein häufiges "Nebenprodukt" guten Rollenspiels).
« Letzte Änderung: 23.07.2010 | 20:18 von alexandro »

Offline Edwin

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Re: Weinen im Rollenspiel
« Antwort #93 am: 23.07.2010 | 20:49 »
Zitat
wobei wirklich gutes Rollenspiel nur in einem mehr oder weniger entspannten/entkrampften Umfeld stattfinden kann - daher ist das Zeigen von Emotionen zwar keine Voraussetzung, aber doch zumindest ein häufiges "Nebenprodukt" guten Rollenspiels

Wow, das kleb ich mir in mein Stickeralbum.
"Gutes Rollenspiel" in nicht-ironischem Kontext ist sehr selten geworden in letzter Zeit ;D
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WitzeClown

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Re: Weinen im Rollenspiel
« Antwort #94 am: 23.07.2010 | 21:28 »
Ich würde ungern mit weinenden Mitspieler zusammenspielen, aber ebenso ungern mit erbosten, neidischen oder einfach ergriffenen Mitspielern.

Diese Personen müssen ein Verhältnis zum Spiel haben, das sich gänzlich von meinem unterscheidet und das ich als unangenehm bzw. irritierend empfinde.

Offline Haukrinn

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Re: Weinen im Rollenspiel
« Antwort #95 am: 23.07.2010 | 21:39 »
Meiner Meinung nach gibt es kein größeres Lob für eine Runde von Spielern als das einer oder mehrere von ihnen offen ihr, wie sagt man das noch so schön auf neudeutsch, Emotional Investment offen zur Schau tragen.

Davon abgesehen erwarte ich aber auch in solchen Fällen, dass die Spieler sich immer noch der Tatsache bewusst sind, dass das alles nur ein Spiel (oder Kunst, oder sowas...) ist.
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Offline Skele-Surtur

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Re: Weinen im Rollenspiel
« Antwort #96 am: 24.07.2010 | 02:05 »
Ich denke du versuchst hier Deine absurde Aussage zurückzuziehen, indem du sie nachträglich mit einer Bedingung verknüpfst, von der hier nicht die Rede ist.
Inhalt dieser Umfrage ist Weinen (kein Flennen), und das ist wenn jemand eine oder mehrere Tränen aus dem Auge läuft.
Ja, genau so ist es. Du hast Recht und ich hab meine Ruhe. Deal?


Edit:  Ja wie liegt es denn dann?
Dann muss die Situation geklärt werden. Das ist erstmal ein Interessenkonflikt, denn offenbar ist der entsprechende Mitspieler von der Situation angetan (Ergriffenheit ist ja erstmal ein Indikator dafür, dass demjenigen das Spiel gefällt), will also vermutlich nicht aus der Rollenspiesituation herausgenommen werden.

Ich auf der anderen Seite möchte an diesem Punkt das Rollenspiel verlassen, weil ich damit nicht klar komme.

Vermutlich würde ich die Sitzung also zu ende Spielen, um dem Mitspieler den Spaß nicht zu nehmen und ihm danach versuchen auf möglichst diplomatischem Weg beizubringen, dass ich das nicht so cool finde. Danach muss entschieden werden, ob sich da ein Kompromiss finden lässt, mit dem beide leben können, oder ob man in Zukunft rollenspielerisch getrennte Wege geht.

Es ist eben so, dass ich rollenspielerisch eher "leichte Kost" bevorzuge. Eine all zu starke affektive Eingebundenheit liegt mir da nicht so. Das ist mit Spielern, die wegen einer dramatischen Szene heftig das Weinen anfangen nunmal schwer zu vereinbaren.
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Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Re: Weinen im Rollenspiel
« Antwort #97 am: 24.07.2010 | 06:52 »
Naja, wenn Du damit nicht klarkommst, wie Du schreibst, kann man nur schlecht argumentieren oder Dir das "ankreiden". Dann hast Du damit eben ein Problem, fertig. Aber das, und auch Deine Festlegung auf "leichte Kost" empfinde ich persönlich als limitierend, zumal Du Dir damit genau die Teile des Hobbies nimmst, die ich (und sicher auch andere) als besonders bereichernd empfinden.

@OP

Yopp, ich hab gelegentlich sehr genießerische feuchte Augen (diese "großes Kino"-Momente), sogar als Spielleiter, und ich schenke solche Erlebnisse auch gern meinen Spielern, die bisher auch alle darauf ansprangen, außer einigen Überverkopften. Wie wärs mit einem "schönste Tränenfetzer"-Strang? (Jens Beispiel qualifiziert definitiv dafür.)
 
« Letzte Änderung: 24.07.2010 | 06:57 von Tearmaster »
I'm not nice. I'm on medication.

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Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

Offline sindar

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Re: Weinen im Rollenspiel
« Antwort #98 am: 29.07.2010 | 11:11 »
Rollenspiel ohne große Emotionen macht nur halb so viel Spaß

Im Gegenteil. Ich kann "auf die Traenendruese druecken" schon bei Buechern nicht ausstehen und im Rollenspiel schon zweimal nicht. Sowas waere fuer mich ein Grund, aus der Runde auszusteigen.
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Re: Weinen im Rollenspiel
« Antwort #99 am: 29.07.2010 | 15:09 »
Umpf... als mir mit 12 erster Charaktertot gestorben ist... das war Bitter.
« Letzte Änderung: 29.07.2010 | 16:30 von 8t88 »
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