Autor Thema: Abenteuer niederschreiben  (Gelesen 3277 mal)

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Offline Urias

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Abenteuer niederschreiben
« am: 16.08.2010 | 13:48 »
Servus!
Ich bereit ja momentan eine Changeling-Runde vor und hab letztens gemerkt dass ich da ein Problem hab: Ich hab zwar Ideen die ich verwursten will, kann sie aber nicht auf Papier bringen. Und alles improvisieren trau ich mir nicht zu. Jetzt wollt ich wissen wie ihr da vorgeht. Schreibt ihr einfach nur die wichtigen Schauplätze und die dortigen Ereignisse auf oder überlegt ihr euch generell nur was irgendwann passieren könnt? Bin da irgendwie total angelaufen. Ein Problem, das noch dazu kommt ist außerdem, dass ich (nachdems bei der ersten Session mit mir durch gegangen ist) mehr oder weniger drei mögliche Plots offen gelassen habe und jetzt nicht weiß ob ich sie zusammenführen soll oder welchen ich ausarbeiten soll (da ich ja nicht weiß was die Spieler planen).
Also, wäre über Hilfe dankbar.
SSK

Ps: Bitte nichts in die Richtung "ja bau mal nur die SLCs mit ihren Beziehungen und lass die Spieler selbst arbeiten"... Das will ich nicht. Vielleicht später, vielleicht auch nie aber jetzt auf keinen Fall!
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ErikErikson

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Re: Abenteuer niederschreiben
« Antwort #1 am: 16.08.2010 | 13:51 »
Was für ein AB ist es? Ich bau bsp. meine Cthulhu-Erzählonkel-ABs strukturell anders als meine DSA-Action Abenteuer.

Offline Urias

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Re: Abenteuer niederschreiben
« Antwort #2 am: 16.08.2010 | 13:55 »
Also eher detektivische. Die drei Aufhänger sind a) der Spur einer neuen Droge zu folgen b) dem verschwinden von drei Changelings auf den Grund zu gehen und c) dem Angebot eines anderen Changelings bzgl eines Aufstands nachkommen (hier ist es leicht, da ich dann einfach das Demo-Abenteuer spielen würd).
Ich hab schon überlegt einfach A mit B zu verbinden der Einfachheit halber. Aber nichtmal das krieg ich auf die Reihe, da ich einfach nicht weiß wie ich rangehen soll. Die Ideen sind da, nur das genaue Ausarbeiten und zu Papier bringen macht mir Probleme.
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Offline Joie

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Re: Abenteuer niederschreiben
« Antwort #3 am: 16.08.2010 | 13:56 »
Naja wenn du A+B kombinieren willst, könnten die 2 Changelings ja auf die spur der Drogen gekommen sein und der "Bösewicht" welcher die Droge vertreibt hat die dann kurzerhand beseitigt?
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Offline Urias

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Re: Abenteuer niederschreiben
« Antwort #4 am: 16.08.2010 | 13:58 »
Ja sowas hät ich mir eh gedacht. Es geht mir jetzt aber garnicht um das Abenteuer selbst sondern um Tipps wie man beim vorbereiten vorgeht und das ganze konkretisiert
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Offline Joie

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Re: Abenteuer niederschreiben
« Antwort #5 am: 16.08.2010 | 14:02 »
Hm...ich würde bei A anfangen und erstmal den Drahtzieher+seiner Motive festlegen, dann die Droge und wie sie wirkt. Als nächstes was die Droge schon angerichtet hat oder die Konsumenten darauf reagieren bzw die öffentlichkeit?
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Offline Dimmel

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Re: Abenteuer niederschreiben
« Antwort #6 am: 16.08.2010 | 14:04 »
Hallo Stahlstadtkind,

Wenn du die Abenteuer einzeln nacheinander spielen willst und auch nicht "Spielerfreiheit" und "Offenheit" haben willst (jedesfalls jetzt noch nicht) dann kannst du Abenteuer auch in Szenen oder Orten organisieren. Zum Beispiel kannst du eine Stadtkarte malen und sagen, an diesem Ort finden sie Hinweise für die Drogen, dort etwas über den Mord. Oder du setzt Szene nach Szene, Erzählonkelstil eben.

Für solche Designfragen finde ich Dominik Wäschs "Spielleiten" sehr gut, er erklärt dort insgesamt 4 Möglichkeiten seine Abenteuer zu strukturieren (die obigen sind die ersten beiden).

http://www.amazon.de/Spielleiten-Dominic-W%C3%A4sch/dp/3941077112

Gruß Dimmel

MadMalik

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Re: Abenteuer niederschreiben
« Antwort #7 am: 16.08.2010 | 14:05 »
Bei nem Dedektiv/Schnitzeljagdabenteuer ist eine der wichtigesten Faktoren die Spuren. Du brauchst eine gute Liste von Verwertbarer Info, die solltest du entweder im Kopf haben oder gut sortiert und übersichtlich auf einem Blatt. Die kann man dann je nach Spielstil fest an bestimmte Plätze packen oder den Spielern nach und nach durch gutes Spiel zukommen lassen. Je nach Spielerniveau und Stil vieleicht multiple Fährten die für dich logisch zum selben Ziel führen, einfach weil nicht jeder in gleichen Bahnen denkt und es daher hilft wenn man die Leute von verschiedenen Seiten in die richtige Richtung prügelt... vorausgesetzt sie haben sich die Prügel (Richtungsweisung) verdient.  :gasmaskerly:

Offline Gorbag

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Re: Abenteuer niederschreiben
« Antwort #8 am: 22.08.2010 | 21:45 »
Also ich habe meinen letzten Detektiv Plot damals auch zu Papier gebracht. Grundsätzlich habe ich erstmal so den generellen Aufhänger für mich niedergeschrieben. Sowas im Stiel eines Klappentextes eines Romanes der die Infos enthällt die für die Spieler quasi sehr früh Verfügbar sind bzw. die sie auf die Spur bringen. Generell werden alle wichtigen Namen Fett geschrieben damit ich sie beim Lesen schneller finde.
Danach habe ich meine Story in Kapitel unterterteilt. Das Abenteuer sollte für 3 Stunden reichen und ich habe 3 Kapitel geschrieben die sich am dramaturgischen Verlauf des Abentuers orientieren. Kapitel drehen sich entweder um Zentrale Ereignisse oder sind Lokationsgebunden. In den einzelnen Kapiteln wurde in kurzen Sätzen zusammengefasst was relevant für dieses Kapitel ist. Also was an Spuren und Verdächtigen/Zeugen auf jeden Fall auffindbar sind und wie sie in Verbindung mit dem Fall stehen, auch zentrale Ereignisse die die Spieler sehr wahrscheinlich erleben werden ("der Serienkiller schlägt wieder zu").

Damit hat man dann sowas wie das minimal Skript, wenn die Speler den Fall wirklich Lösen sollten und wenn der Plan des Meisters aufgeht, will heißen, die Spieler tuen ungefähr was man erwartet.
Abgeschlossen wir das ganze durch eine kurze Zusammenfassung des "idealen" Ermittlungsergebnisses. Also sozusagen was für Erkentnisse die Spieler theoretisch alle sammeln konnten. Das dient einfach dazu nicht hin und her Blättern zu müssen wenn die Spieler den Fall auflösen und Schlussfolgerungen ziehen. Dazu kommen ein paar Seiten NSC Profile und Waffen, damit die schnell bei der Hand sind.

Im Spiel selber hat es sich als Praktikabel erwiesen beliebig weitere Miniindizien ein zu führen, mit denen man einfach gute Spielerideen belohnt und den Fall weiter ausgestaltet. 

Offline Teylen

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Re: Abenteuer niederschreiben
« Antwort #9 am: 22.08.2010 | 23:11 »
Ich hab zwar Ideen die ich verwursten will, kann sie aber nicht auf Papier bringen.
Eventuell hilft es die Ideen, wenn du sie tatsächlich auf Papier bringst, so aufzuschreiben wie sie ankommen.
Das heißt in der Form das zumindest nun keine Idee verloren geht weil gerade eine andere Idee es überlagert oder es zu komplex wird. Wenn du dann mehrere Zettel hast kannst du die sortieren. Also ob du die eine Idee / das Konstrukt vor dem anderen haben möchtest oder sie eventuell parallel liegen.

Danach Verbindungslinien schaffen in dem der Kontext notiert ist wie die Spieler von der einen "Idee" zur nächsten kommen bzw. wenn sie parallel liegen in welchem Kontext sie sich befinden.

Zitat
Ein Problem, das noch dazu kommt ist außerdem, dass ich (nachdems bei der ersten Session mit mir durch gegangen ist) mehr oder weniger drei mögliche Plots offen gelassen habe und jetzt nicht weiß ob ich sie zusammenführen soll oder welchen ich ausarbeiten soll (da ich ja nicht weiß was die Spieler planen).
Abhängig vom Spieltempo der Gruppe bietet sich vielleicht an jeweils nur den Ansatz der jeweiligen Plots für den Abend zu entwickeln und sich anschließend auf den Strang zu konzentrieren der gewählt wurde.
Hinsichtlich des zusammenführen denke ich das es eher frustriert da man zwei Zusammenführungen umsonst geschrieben hat und zudem der eigentliche Plot Ansatz keine Selbstständigkeit entwickelt sondern halt auf das mehr oder minder gleiche Ergebnis heraus läuft.
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Re: Abenteuer niederschreiben
« Antwort #10 am: 23.08.2010 | 04:29 »
Eigentlich gibt es so grob 2 Möglichkeiten, wie sich das Organisieren lässt, die direkt damit zusammenhängen, ob man storyorientiert oder ergebnisoffen spielt.

Man kann es in Szenen organisieren. Dazu entwickelt man einen Handlungsstrang, den man anschließend in Szenen unterteilt, die man jeweils genauer ausarbeitet. Für jede Szene ist eine Ausgangssituation, Ideen zum Verlauf und geplante Szenenauflösungen auszuarbeiten. Für NSCs wird erläutert, welche Rolle sie im Stück spielen.

Man kann es in Orten organisieren. Hier hat man keinen rechten Handlungsstrang, sondern die Handlung entsteht dynamisch aus der Interaktion der Spieler mit der Umwelt. Für jeden Ort ist die Ausgangssituation zu beschreiben und sich Gedanken zu machen, was passiert, wenn die Spieler handeln. Jeder NSC hat seine eigene Agenda, die beschrieben werden muss.


Offline Deep_Flow

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Re: Abenteuer niederschreiben
« Antwort #11 am: 23.08.2010 | 07:33 »
Zum organisieren und sortieren von Ideen benutze ich ein freies Mindmapping-Programm:

http://sourceforge.net/projects/xmind3/

Die Profi-Version gibt's auf der Herstellerseite:

http://www.xmind.net/

(macht nur Sinn, wenn man das beruflich nutzt oder Anbindung an Office & Co. braucht)

Das kommt meinem Denkstil und meiner Aversion gegen Mit- und Aufschreiben am meisten entgegen.

Anregung zur Strukturierung solcher Hirnsturm-Sitzungen wurden ja schon genannt.

Schön finde ich noch die Idee, Verbrechen zunächst aus der Perspektive des/der Verbrechers / Verbrecher durch zu spielen.

Bei investigativen Abenteuern auf jeden Fall die Spuren sammeln, welche die SCs auf die richtige Fährte bringen.

Ansonsten gilt: Keep it sweet and simple.

Ich ertappe mich selber immer wieder dabei, dass ich zu viele Komplikationen und Wendungen einbaue. Oder denken, das ist noch nicht komplex genug.

Komplexität entsteht beim Rollenspiel meist durch die Interaktion der Beteiligten. Komplikationen also eher in der Hinterhand halten, um das Spiel ggf. spannender zu machen, wenn es das braucht bzw. verträgt.

Ironischerweise führen solche Hinweise meist zu einer Öffnung des Spiels und ermöglichen Improvisation im Spiel. Gerade weil eine tragfähige, aber auch flexible Grundstruktur gegeben ist.



Offline Yehodan ben Dracon

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Re: Abenteuer niederschreiben
« Antwort #12 am: 23.08.2010 | 08:25 »
Schön finde ich noch die Idee, Verbrechen zunächst aus der Perspektive des/der Verbrechers / Verbrecher durch zu spielen.

Ganz unbedingt. Gerade, wenn man verhindern will, dass die Spieler einfach nicht auf das einzige Beweisstück kommen wollen.
Sprich: Die ganze "Tat" wird von Dir zuvor kleinteilig durchdacht, evtl. sogar als Romantext beschrieben. Dadurch zwingt man sich selbst, über die Einzelheiten nachzudenken: Durch welche Tür kam der Täter? Hat er sie aufgebrochen oder geknackt oder besaß er einen Schlüssel? Von wem? Wer hat ihm geholfen? Hat er dreckige Fußabdrücke hinterlassen, weil es geregnet hat? Raucht er? Hat er eine Vorliebe für irischen Whiskey? Hat er deshalb vielleicht einen Schluck aus der Bar genommen? In welchen Zimmern hat er vergeblich gesucht? Was hat er alles anfassen müssen um ans Ziel zu gelangen?
Auch wichtig: Wie sieht das Umfeld des Täters aus. Sein Tagesplan/rhythmus? Freunde, Verwandte, Hobbies? Wenn er oder seine Bekannten befragt werden, sollte mehr bei rumkommen als: Nein, er hat sich nie verdächtig verhalten. Nutze sein Umfeld, um seinen Charakter darzustellen, bevor du ihn entlarvst. usw. etc. pp.

Wenn jetzt die Spieler vielleicht nicht dem von Dir erdachten Beweisstück auf die Spur kommen, kannst Du viel schneller andere aus dem Hut zaubern, weil Du ja genau weißt, wie alles ablief, was jeder einzelne weiß...
Mein Hellfrost Diary

Robin Law´s Game Style: Storyteller 75%, Method Actor 58%, Specialist 58%, Casual Gamer 42%, Tactician 42%, Power Gamer 33%, Butt-Kicker 17%