Echt? Wo denn? Als tartex sowas Ähnliches sagte, ging ich davon aus, er würde Deine Posts meinen. Nun bin ich mir aber nicht mehr so sicher. Magst Du verlinken? Ich habe vielleicht Tomaten auf den Augen.
Ich habe den Threadanfang nochmal überflogen, und wahrscheinlich habe ich mich an den Posts von Teylen gestört, z.B. #22:
[qoute author=Teylen]:Naja und ein Stadtabenteuer ist imho schon kein Dungeon Crawl mehr, da das Dach über den Kopf und die Monster zum schlachten fehlen, sowas ist da imho schon Storytelling.[/quote]
Implizit: Dungeon=Hack&Slay, Stadtabenteuer=Storytelling. (Teylen ist übrigens i.d.R. jemand, die stark pro-RR argumentiert, darum vielleicht auch der RR-Eindruck meiner Charakterisierung von Storytelling. Ich habe das aber nicht primär von Teylen, sondern von den Argumentationen und Sessions des Storymeisters meines privaten Spielumfeldes gezogen.)
Die folgenden Posts von Saulus Traiton (#23) und Jiba (#24) sowie Teylens PC-Vergleich (#26) haben da meine Stimmung nicht unbedingt verbessert. Wie gesagt, mein subjektiver Eindruck war, dem Dungeoncrawling würde Storytelling als ausschließende Alternative gegenübergestellt. Und genau diese Gegenüberstellung habe ich dann auch vertreten, und vertrete sie immer noch, auch wenn mir Eins Hinweise auf den Dungeonerzählonkel zu denken geben.
Allerdings ist mir beim Überfliegen des Threads dann auch aufgefallen, dass ich (halb im Spaß, halb im Ernst) leider doch tatsächlich der erste im Thread war, der damit angefangen hat (Tümpelritter#2 und #12) - allerdings, weil mein Post aus einem D&D4-Thread stammt, und D&D4
für mich nochmal eine besondere Form des (Dungeon)-Spielens begünstigt. Sollte es also eine Eskalation gegeben haben, infolge derer Du den Eindruck bekommen hast, ich wolle alle nicht-Dungeoncrawler als Vollidioten darstellen (TAFKAKB#68), dann übernehme ich dafür ein gewisses Maß an Verantwortung. (Und um es deutlich zu sagen: Ich bin
nicht der Auffassung, dass jeder nicht-Dungeoncrawler ein Vollidiot ist. Ich halte auch nicht jeden Storyteller/Erzählonkel für einen Vollidioten, selbst wenn das nicht meine "Lieblingsmusik" ist - aber ich lasse mir als Dungeonfan auch nicht sagen, dass P&P-Dungeons "Diabolo am Spieltisch" sind, wo kein "richtiges Rollenspiel" stattfinden kann.)
Im Grunde bin ich der Ansicht, dass der Entwurf eines umfangreichen Gebäudekomplexes (Dungeon) fast zwangsläufig ein Netz oder Baumdiagramm als Abenteuerstruktur mit sich zieht (während der Entwurf einer Story fast zwangsläufig zum Tunnelbau führt, s.u.). Das heißt aber nicht, dass Netz- oder Bäumchenstrukturen zwangsläufig eine Gebäudeerkundung im Abenteuer voraussetzen (oder nur/ausschließlich Abenteuer mit umfangreicher Gebäudeerkundung eine Bäumchenstruktur haben). Nur: Baumdiagramm und fertige Story - das beißt sich.
Beim Storytelling (nach meiner polemischen und zur Abgrenzung zum Dungeoncrawling eingeworfenen "Definition") steht eine
Story (Überraschung!) im Vordergrund, die
erzählt wird. Nicht "am Tisch gemeinsam entwickelt" wird, was einige moderne post-storyteller-Erzählsysteme leisten (wollen), sondern erzählt wie eine 90er-Jahre Spielleiterstory. Eine solche Story folgt traditionellen, "literarischen" Spannungsbögen. Um diese aufrecht zu halten hat die Story einen vorgegebenen Anfang ("Auftrag"), einen vorgegebenen Verlauf ("überraschende Wende"), vorgegebene Problemlösungen und eine vorgegebene Auflösung ("Happy Phyrrussieg"). Sie braucht markante, starke NSCs, und um als
Story zu funktionieren muss sie "unsichtbare Wände" hochziehen. Z.B. plotimmune NSCs. Der Spannungsbogen klappt nicht mehr, wenn SCs den NSC-Verräter "vor seiner Zeit" enttarnen/erledigen. Genau deswegen darf sich der "Entscheidungshorizont" der Spieler nur innerhalb des Story-Schlauchs befinden. Die besten Beispiele (und das ist zugegebenermaßen nichts Neues unter der Sonne), sind DSA- und V:tM-Abenteuer (7.See vielleicht auch, selbst D&D in einer Phase).
Wenn ich das hätte freundlich schreiben wollen, hätte ich herausgestellt, dass Storytelling-Abenteuer schwierig/herausfordernd zu leiten sind (denn das sind sie auch! Nicht jeder Durchschnittspielleiter kann eine packende Story an den Spieler bringen). Dass sie Spielern Möglichkeiten zum Darstellen innerer Konflikte geben und Theaterspiel belohnen, dass sie eine spannende, hintergrundreiche Geschichte haben usw. usf.
@Alexandro:
Deinen Dungeoncrawling-Fix (Alexandro#86) nehme ich nicht so ernst, scheint mir eher Provokation zu sein. Aber wenn Du Lust hast und das durchgehend ernst meinst, kannst Du die nicht-polemisch gemeinten Teile hervorheben und zur Diskussion stellen. Dann mag sich einiges klären. Ansonsten beschreibst Du gute Stadtabenteuer - aber das meinte ich nicht mit Storytelling. Im Gegenteil, mich ärgert diese Gleichsetzung Stadtabenteuer = Storytelling (die Du ja auch nicht explizit vorgebracht hast, die aber implizit durch das vorangegangene Fixen meines Dungeoncrawls mitschwingt). Solche Stadtabenteuer sehe ich als etwas Eigenständiges an (vgl. Tümpelritter#72), quasi eine eigene Kategorie, denn es gibt ja nicht nur Storytelling (Erzählonkeln) und Dungeoncrawling.