Autor Thema: Rechtfertigung von Storytelling  (Gelesen 7260 mal)

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Catweazle

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Rechtfertigung von Storytelling
« am: 2.07.2003 | 22:37 »
Nachdem es einen Thread "Rechtfertigung von Powergaming" gibt, finde ich, dass man sich auch für Storytelling rechtfertigen sollte.

Ich erinnere mich noch gut an einen Spieleabend:
S1: "Ey - ein Vorsintflutlicher, den Diableriere ich"
SL: "Ist nicht drin. ihr müsst das ausdiskutieren."
S1+S2+... +SX: "Voll öde ey. So ein SCH...!"

(Wer Sarkasmus findet darf ihn behalten)

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Re:Rechtfertigung von Storytelling
« Antwort #1 am: 3.07.2003 | 00:20 »
Was ist Storytelling überhaupt und was ist der Unterschied zu Rollenspiel? Ist Storytelling vielleicht nur ein Marketing-Gag?
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Re:Rechtfertigung von Storytelling
« Antwort #2 am: 3.07.2003 | 09:57 »
Storytelling ist der bewusste Versuch, dem Rollenspiel einen Fokus auf Erzählung zu geben und es in der Folge mit den Mitteln der Literatur zu versehen. Das Rollenspiel kann eine mündliche Literaturform sein (sozusagen eine postmoderne Form des Geschichtenerzählens aus vorschriftlicher Zeit), augestattet mit literaturwissenschaftlichen Begriffen wie 'Stimmung', 'Thema' usw. Das beste Beispiel dafür sind die Essays in Spieler- und Spielleiterhandbüchern von White Wolf. Letztendlich hat diese Firma (zumindest, was die größeren Publikationen angeht) erstmalig bewusst eine Brücke vom Rollenspiel zur Literatur geschlagen.

Das heißt nicht, dass vorher nie beim Rollenspiel erzählt wurde; aber so wie Roman, Novelle, Kurzgeschichte, Comic unterschiedliche Formen der Literatur sind, die unterschiedliche Techniken und Möglichkeiten haben, ist auch das Rollenspiel eine Literaturform, die Gemeinsamkeiten mit anderen Literaturformen aufweist, aber auch einer Menge Eigenständigkeiten besitzt. Erkannt und thematisiert wurde dies seitens der Verlage erst im Verlauf der 90er.

Robin
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Re:Rechtfertigung von Storytelling
« Antwort #3 am: 3.07.2003 | 11:58 »
Ich glaube, dass viele Rollenspieler unbewusst Storytelling betreiben. Storytelling ist eine bewusste Abgrenzung zu den typischen Abenteuern a la: Da ist ein Dungeon. In Raum eins liegt ein Heiltrank und zwei Zaubertränke. raum zwei ist ein Skellet, Raum 3 Riesenratten und natürlich zwei Heiltränke und nach vielen Räumen kommt trifft man natürlich auf den Endgegner. Ein Dämon, oder ein Drachen. Das ganze ist lieblos mit einer obskuren Geschichte verwoben.
Ok, das ist jetzt ziemlich übertrieben, aber ihr wisst was ich meine.
Heute ist es ganz normal, die einzelnen Abenteuer miteinander zu verbinden, mit Rückblenden zu arbeiten, die Heldengruppen werden nicht immer in der Taverne zufällig zusammengewürfelt. Der Sinn des Rollenspiels liegt nicht im Abschlachten von Gegnern, auch eine umgangene Gefahr ist eine gute Gefahr. Die Abernteuer sind flexibler und die Charaktere haben mehr persönlichkeit, als der Zwerg, der Elf, der Magier und der Krieger.
Zumindest ist es das, was ich neben vielen anderen Dingen unter Storytelling verstehe. Spannung wird eben durch Dramaturgie erzeugt und nicht durch große Monster.

Offline Bitpicker

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Re:Rechtfertigung von Storytelling
« Antwort #4 am: 3.07.2003 | 12:02 »
Der Wald-und-Wiesen-Rollenspieler wird heute, nachdem die Verbindung zur Literatur herausgearbeitet ist, sicher mehr literarische Elemente in seinem Spiel haben, auch wenn er mit der Theorie gar nichts anfangen kann - ebenso wie das GNS-Modell auch Spieler beschreiben kann, die das Modell nicht kennen.

Die Annäherung an die Literatur (oder Kunstformen wie das Theater, siehe LARP) ist eine Folge der Abkehr von den TableTop-Wurzeln. Vom personalisierten, individualisierten Kriegs-'Brett'-Spiel hat sich das Rollenspiel dahingehend gewandelt, Geschichten zu erzählen.

Im Gegensatz zu 'mündlicher Überlieferung', also dem Legenden- und Märchenerzählen der vorschriftlichen Kultur, hat das Rollenspiel natürlich große Unterschiede, aber man kann es als eine neue mündliche Literaturform ansehen.

Robin
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Re:Rechtfertigung von Storytelling
« Antwort #5 am: 3.07.2003 | 12:26 »
Auch wenn ich Rollenspiel gern als Kunst- oder Literaturform betrachte, liebe ich auch den Spielaspekt, der durch das Vorhandensein eines Plots erzeugt wird (Ja, auch ein Dungeon hat einen Plot: Durchkommen oder nicht). Womit man mich jagen kann sind so extreme Erzählrollenspieler, die das gesamte Leben ihres Charakters ausspielen... Echt nichts für mich...

Aber ein wirklich interessanter Gedanken: Rollenspiel geht nicht darum, Geschichten nachzuspielen oder zu entwickeln, sondern nur darum, Geschichten als Vehikel zu benutzen, um fiktive Erlebnisse zu erzeugen. Die Geschichte erzeugt die Spannung und den Druck, um uns in unsere Rollen zu versetzen - und dieses Erlebnis der Identifikation wird nur bedingt von anderen Kunstform bedient (denn sonst funktioniert Identifikation mit der Hauptfigur nur durch Passivität und nicht durch aktives Verkörpern, bzw. (bei Computerspielen oder Büchern) kommt nur der Entdeckungsfaktor aber nur sehr bedingt der Gestaltungsfaktor oder -Entscheidungsfaktor zum tragen...
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Re:Rechtfertigung von Storytelling
« Antwort #6 am: 3.07.2003 | 12:44 »
Ich habe mich mit diesem Thema ja in meiner Magisterarbeit beschäftigt, und die Eckdaten der Beschreibung der Literaturform Rollenspiel darin sind etwa die:

Es gibt keine Trennung von Autor und Leser (Rezipient), sondern Autoren und Rezipienten sind ein Kollektiv mit sehr begrenzter Mitgliederzahl (SL und Spieler).

Es gibt Mechanismen, die ebenfalls eine auktoriale Rolle erhalten (z. B. Würfel) und das Geschehen mitbestimmen.

Anders als mündliche Überlieferung dient diese Erzählung in keiner Weise dem Kulturerhalt (was nach Margaret Meads Modell der post-, co- und präfigurativen Kulturen in der unseren auch nicht länger wünschenswert oder sinnvoll ist).

Die Identifikation mit einer bestimmten Figur ist unmittelbar und wird von keinem anderen Rezipienten geteilt (weil jeder seine eigene Figur hat).

Das entstandene Werk ist ephemerisch, es kann nicht festgehalten werden; eine herkömmliche erzählte Geschichte kann niedergeschrieben oder aufgenommen werden, aber weder eine Audio- noch eine Videoaufnahme oder ein Mitschnitt einer Rollenspielsession kann das darin entehende literarische Werk fixieren, weil es nur im Geist der Mitspieler wirklich existiert.

Robin
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Offline Jestocost

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Re:Rechtfertigung von Storytelling
« Antwort #7 am: 3.07.2003 | 12:49 »
Das einzige, was ich bei deiner Beschreibung von einem Cultural Studies bzw. medienpädagogischen Ansatz kritisieren würde, ist der Punkt des Kulturerhalts: Ich bin sicher, dass Rollenspiele Genres emulieren und dadurch auch am Leben erhalten: Pulp (mit Adventure!) wäre so ein Beispiel oder Steampunk (Space 1889, Falkenstein)

Aber das gilt wahrscheinlich auch für eine Minderheit.

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Re:Rechtfertigung von Storytelling
« Antwort #8 am: 3.07.2003 | 14:21 »
Beim Kulturerhalt geht es nicht um den Erhalt des Mediums oder Genres, sondern um den Erhalt von Facetten der Kultur, die durch die Erzählung weitergegeben werden. Weil sich die Kultur unserer Gesellschaft aber schneller verändert, als wir mitwachsen können, gibt es nichts zu erhalten; der gleiche Effekt macht auch postmoderne Literatur überhaupt erst möglich. Wir bedienen uns aller möglichen Einflüsse (z. B. Genre-Crossover) etc., eben weil der Erhalt nicht mehr im Vordergrund steht, sondern die Elemente als Versatzstücke beliebig für den Moment kombiniert werden können.

Hand in Hand damit geht die Verschiebung des interpretatorischen Ansatzes von Texten von 'was will der Autor sagen' über 'was sagt der Text aus und wie ist er getaltet' hin zu 'was nimmt der Leser aus dem Text mit' von den 50er Jahren bis heute. Früher nahm man an, ein Autor habe eine feste Aussage. Dann hat man den Autor (den man ja nicht kennt) ausgeklammert und sich auf den Text konzentriert. Heute fragt man, was sagt der Text dem individuellen Leser. Dabei kann das Ergebnis etwas völlig anderes sein, als der Autor überhaupt intendieren konnte. Er transportiert also nicht mehr seine eigenen Werte im Text in die Zukunft, sondern der Text wird umgedeutet. Der geschriebene Text bleibt zwar fixiert - aber es gibt genügend Textsorten auch außerhalb des RPGs, die das umgehen (literarische WIKI-Projekte, collaborative storytelling usw.)

Robin
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Re:Rechtfertigung von Storytelling
« Antwort #9 am: 3.07.2003 | 15:56 »
*impressed*
Bitti hats voll drauf...
(Mußte mal gesagt werden)

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Re:Rechtfertigung von Storytelling
« Antwort #10 am: 3.07.2003 | 16:04 »
:D

Robin
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Re:Rechtfertigung von Storytelling
« Antwort #11 am: 3.07.2003 | 16:47 »
Irgendwie hatte ich den Eindruck, daß Dailor eigentlich keine Analyse des literarischen Ansatzes, der hinter dem Storytelling-Rollenspiel steht, haben wollte...  :D

Exzessives Storytelling kann genauso nervig sein wie exzessives Powergaming. Der Spieler, der ständig quengelt "Mein Charakter ist aber nicht motiviert", oder der die Gruppe mit der Aussage "Ich spiel hier nur meinen Charakter" in die Scheiße reitet, ist ein Phänomen der eher nervigen Sorte. Dem geht es nämlich - im Gegensatz zum Namen "Storytelling" - nicht darum, eine Geschichte zu erzählen, statt dessen möchte er seinen eigenen Charakter in den Mittelpunkt rücken. Das "charaktergerechte" Ausspielen wird dabei letzten Endes zur Entschuldigung, die erzählte Geschichte a) zu ignorieren oder b) zu torpedieren.

Aber darum geht es ja auch nicht. Wir sind ja irgendwo alle kleine Storyteller, die ihren Charakter gerne im Rampenlicht sehen, zerfressen von verschiedenen Motiven und Loyalitäten... und wir labern ja auch alle furchtbar gerne rum und leben die Familienplanung unserer Charaktere aus. Und das ist auch gut so! Warum? Weil´s Spaß macht! (Kleiner Tip am Rande: Es sollte allen Spaß machen....)
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Re:Rechtfertigung von Storytelling
« Antwort #12 am: 3.07.2003 | 16:50 »
Ich habe die Aussage "Ich spiel hier nur meinen Charakter" in meinen langen Jahren als Spieler uns eSeL HASSEN gelernt!  >:(
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Re:Rechtfertigung von Storytelling
« Antwort #13 am: 3.07.2003 | 17:09 »
Du bist nicht der einzige... :P
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Re:Rechtfertigung von Storytelling
« Antwort #14 am: 3.07.2003 | 17:41 »

Ich hab irgendwann angefangen diesen Spruch mit "Das ist schön und gut, aber wir spielen keine Charaktere, sondern Menschen!" zu beantworten.

Zumindest bei der Sorte Spielern, die zwar tatsächlich ihren Char auspielen, dieser Char aber nur ein Verhalten an den Tag legt. (Beispielsweise: "Der asoziale Rigger", "Der arogante Ventrue" und der "Der eingebildete Elf")

Tja, es ist ja auch wirklich furchtbar, daß manche Rollenspieler wert auch Charaktere mit Tiefgang legen...
Schlimm.

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Re:Rechtfertigung von Storytelling
« Antwort #15 am: 3.07.2003 | 18:20 »
Zitat
Der Spieler, der ständig quengelt "Mein Charakter ist aber nicht motiviert", oder der die Gruppe mit der Aussage "Ich spiel hier nur meinen Charakter" in die Scheiße reitet, ist ein Phänomen der eher nervigen Sorte

Das sind auch keine Storyteller.
Vielleicht sollten wir einen Thread aufmachen "Rechtfertigung von Method Acting" ;)...

Zitat
"Ich spiel hier nur meinen Charakter"
In meiner Erfahrung meist(!) gelogen und eine Ausrede dafür Mist gebaut zu haben. Mehr nicht.

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Re:Rechtfertigung von Storytelling
« Antwort #16 am: 3.07.2003 | 20:19 »
Zitat
"Ich spiel hier nur meinen Charakter"
In meiner Erfahrung meist(!) gelogen und eine Ausrede dafür Mist gebaut zu haben. Mehr nicht.
Mach das aber mal dem betreffenden Spieler klar! Der glaubt nämlich meistens seiner eigenen Ausrede. >:(
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Re:Rechtfertigung von Storytelling
« Antwort #17 am: 3.07.2003 | 20:22 »
Wobei mir einfällt, dass Munchkins ihren Chars gerne Charakterzüge wie "eiskalt", "misstrauisch" und "brechnend" mit auf den Weg geben und mit dem Satz "Ich spiel hier nur meinen Charakter" ihren Munchkinism mit vorgeschobenem Storytelling zu übertünchen versuchen. ::)

Story-telling ist das dann meist wirklich nicht, weil der Satz idR. genau dann benutzt wird, wenn man sich von der Story gerade einen guten Schritt weit wegbewegt hat.

-----edit-----
Aus aktuellem Anlass das Wort 'Powergamer' korrekterweise durch 'Munchkin' ersetzt. ;D
-----edit-----
... und das noch später sogar noch richtig geschrieben. ::)
« Letzte Änderung: 3.07.2003 | 23:23 von Snapshot »

Offline Boba Fett

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Re:Rechtfertigung von Storytelling
« Antwort #18 am: 3.07.2003 | 20:25 »
Eine der wichtigsten Regeln für ein Gruppenrollenspiel lautet, dass keine Charakterisierung das Miteinander im Spiel ausschließen darf.
Eine Charakterbeschreibung, die kein "Gemeinsam" erlaubt, schließt ein "miteinander spielen" im Rollenspiel aus. Und darum geht es schließlich im Spiel.
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Offline Der Nârr

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Re:Rechtfertigung von Storytelling
« Antwort #19 am: 3.07.2003 | 21:30 »
Storytelling ist der bewusste Versuch, dem Rollenspiel einen Fokus auf Erzählung zu geben
Ja, dies ist m.E. der Kern des Storytelling. Allerdings sollte noch ergänzt werden, dass dies unter Vernachlässigung der Charaktere geschieht: Nicht die Erzählung richtet sich nach den Charakteren, sondern die Charaktere richten sich nach der Erzählung.
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Offline Sara Pink [DA]

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Re:Rechtfertigung von Storytelling
« Antwort #20 am: 4.07.2003 | 02:45 »
Nicht die Erzählung richtet sich nach den Charakteren, sondern die Charaktere richten sich nach der Erzählung.

Macht das nicht gerade das Srtory Telling aus? Dass eben NICHT die zu erzählende Geschichte im Vordegrund steht, sondern die Charaktere, die eine Geschichte voran treiben und sie mitschreiben? Eine Eigenschaft die ich mit Storytelling nämlich auf jeden Fall in Verbindung bringe ist Flexibilität... sowohl des SLs auch als der Spieler.

Offline Minne

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Re:Rechtfertigung von Storytelling
« Antwort #21 am: 4.07.2003 | 09:24 »
Mich verwirrt das ganze jetzt ein weing, ist sorytelling jetzt;

a) das was Sara Pink gemeint hat
(Die Geschichte bildet sich um die Charaktere, deren Interaktion maßgebend ist)

oder

b) das Nachspielen einer bestimmten Geschichte
(die Charaktere folgen einem vorher bestimmten Plot im Kopf des meisters der sich mit der Zeit entfaltet, was logischerweise bedeutet das die "bewegungsfreiheit" der charaktere innerhalb der geschichte begenzt sind)

Ich meinte irgendwo mal die B als definition für storytelling gelesen zu haben...


Offline Boba Fett

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Re:Rechtfertigung von Storytelling
« Antwort #22 am: 4.07.2003 | 09:24 »
Gute Frage...
Wenn die Story im Vordergrund steht, würde ein Storyteller (-Spieler) seinen Charakter ohne weiteres sterben lassen, wenn dies die Story voranbringt.
Liegt der Fokus auf den Charakteren, würde er lieber seinen Charakter behalten, auch wenn die Story dadurch leidet (an Glaubwürdigkeit, Realismus, Spannung oder so).

Frage: Was von beiden ist "Storytelling"? Ich würde sagen ersteres.
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Offline Minne

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Re:Rechtfertigung von Storytelling
« Antwort #23 am: 4.07.2003 | 09:39 »
Hmm, ich würde mich eher als ein sotryteller bezeichnen, aber charaktere würde ich nicht sterben lassen, ausser vieleicht am entgültigen knackpunkt der geschichte.
Muss sotrytelling bedeuten das die Spieler Opfer wie Charaktere für die Geschichte bringen müssen?
Also ich finde den Charactertod als dramaturgisches Mittel weniger gut, denn ein "gewachsener charakter bietet ein enormes POtential für due geschichte das ein neues char erstmal wieder aufbauen muss, von der identifikation mit der figur ganz zu schweigen

Offline Bitpicker

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Re:Rechtfertigung von Storytelling
« Antwort #24 am: 4.07.2003 | 09:44 »
Storytelling ist der bewusste Versuch, dem Rollenspiel einen Fokus auf Erzählung zu geben
Ja, dies ist m.E. der Kern des Storytelling. Allerdings sollte noch ergänzt werden, dass dies unter Vernachlässigung der Charaktere geschieht: Nicht die Erzählung richtet sich nach den Charakteren, sondern die Charaktere richten sich nach der Erzählung.

Und das ist in weiten Teilen der Unterschied von Narrativist und Simulationist.

Bei narrativistischem Spiel steht die Entwicklung der Erzählung als kongruentes und interessantes (und dabei nicht notwendigerweise 'realistisches' oder glaubwürdiges) Ergebnis im Vordergrund, notfalls auf Kosten stimmiger Charakterisierung.

Beim simulationistischen Spiel wird die Story notfalls der Glaubwürdigkeit geopfert. 'Ich habe nur meinen Charakter gespielt' ist in simulationistischen Kreisen eine Aussage, die man gar nicht machen muss, weil es jedem Beteiligten klar ist.

Robin
« Letzte Änderung: 4.07.2003 | 09:48 von bitpicker »
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