Jerusalem -
Mittags im King David Hotel in der Jerusalemer Innenstadt.
„Guten Tag Pater DaSilva.“ Ein hagerer älterer Mann mit grauen Haaren, blauen Augen und einem müde wirkenden Lächeln in einem schwarzen Anzug heißt einen jungen Priester mit einem Händeschütteln Willkommen. Sie nehmen in einer kleinen Sitzecke im Voyeur des Hotels platz.
„Sie wurden uns als Stadtführer empfohlen.“ der ältere Geschäftsmann lächelt den junge Priester mit den weichen Gesichtszügen wohlwollend an. Dieser lächelt etwas verunsichert zurück.
„Zuerst würde mich interessieren von wem haben sie meine Adresse, ich war von Ihrer Einladung etwas überrascht?“ kommt recht bestimmt und keineswegs schüchtern von dem junge Priester dessen sanften Gesichtszüge und blauen Augen sehr an Ewan McGregor erinnern.
„Die Unternehmung für die ich arbeite hat langjährige Kontakte zum Vatikan und sie wurden uns wärmstens empfohlen.“ er lächelt besänftigend. Bevor der junge Mann etwas erwidern kann fügt der ältere Herr noch an. „Wir unterstützen Ihr Entwicklungsprojekt hier mit einer Spende von 100.000 Euro wenn sie uns alle Orte zeigen die wir sehen wollen, auch die etwas ungewöhnlichen Versteht sich.“
Skepsis und ein wenig Abscheu zeichnen sich recht deutlich auf dem Gesicht des Priesters ab, trotzdem nickt er nach kurzem zögern.
„Wunderbar, dann mal los wir haben keine Zeit zu verlieren.“ sagt der ältere Herr beschwingt und alsbald steht eine Schar von 10 Anzugträgern bei den beiden und die kleine Truppe verlässt das Hotel und bahnt sich ihren Weg durch die Straßen von Jerusalem.
„Wohin wollen sie denn eigentlich? Ich weiß ja gar nicht was ich Ihnen alles zeigen soll.“ kommt etwas verstört von dem Priester der jetzt zum Stadtführer avanciert ist.
„Erstmal wäre der Weg über die Dächer nicht schlecht für den Anfang, dann werden wir uns orientieren.“ Wie gesagt so getan.
Er führt die Männer, wie ihm geheißen wurde zu dem Aufgang und auf die Dächer, an einer ruhigen Stelle orientieren sich die Männer recht schnell und der Chef der ganzen Anzugträger, der ältere Mann, fragt nur kurz nach „Ich gehe doch richtig das in die Richtung der Tempelberg liegt, nicht wahr?“ er zeigt grob in die richtige Richtung und der Priester nickt nur etwas verdutzt. Wo der Tempelberg liegt hätte er auch Ihnen beim Hotel sagen können. Auf das Nicken hin setzen sich drei Anzugträger von der Gruppe ab und gehen in eine andere Richtung. Gleich ist der Priester zur Stelle um die Leute aufzuhalten. „Da geht es nicht lang, egal wo sie hin wollen, da geht es nicht zur Straße.“ Der Redeführer lächelt den Priester freundlich an, keine Angst, alles ist Ok, die Drei kommen zurecht. Ich würde jetzt gerne den Garten Gethsemane sehen.“ der Priester stutzt etwas, „Wenn Sie mir Ihre Ziele nennen würden könnte ich eine Route vorschlagen.“ merkt der Priester sanft an.
„Nein das ist nicht notwendig, wir bezahlen die Taxis, wenn nötig.“ erwidert der Redeführer ohne großartig Zeit mit einer Diskussion verbringen zu wollen.
„Wie sie wünschen.“ mit den resignierenden Worten setzt sich die kleine Gruppe wieder In Bewegung.
Sie besuchen den Ölberg, gehen aber nicht mal in Sichtweite der Todesangstbasilika, wieder wird die Gruppe um ein Mitglied dezimiert, der sich nach kurzer Absprache alleine in den Garten aufmacht.
Das nächste Ziel ist das Mausoleum von Absalom wo aber wieder wiederum ein weiteres Mitglied ihrer immer weiter schrumpfenden Gruppe zurück gelassen wird.
„So nun können wir die Richtige Stadtführung beginnen. Ich würde nun gerne die Alten Stadtviertel sehen.“ verkündet der Chef der Anzugträger. Dem Priester ist langsam sowieso alles egal, zu erwähnen das sie da ja am Anfang waren erscheint ihm ziemlich sinnlos.
So führt er die Herren durch die Stadt, erzählt was er weiß über die Viertel und deren Besonderen Orte. Im Christliches Viertel bzw. Armenisches Viertel welches mit die ruhigeren Viertel sind fällt ihm jeweils nach der der Grabeskirche und der Lutherische Erlöserkirche auf das wieder zwei Personen verschwunden sind. Was niemanden außer ihn zu beunruhigen scheint.
Auch nach dem Besuch der Klagemauer im muslimischen Viertel fehlt wieder einer in der Gruppe,
was sie jetzt auf drei Leute dezimiert, den Priester mitgezählt.
Es ist schon spät als sie die Via Dolorosa erreichen.
„Nun Pater DaSilva, hier trennen sich unsere Wege, Dankeschön für den angenehmen Tag.“ sagt der ältere Herr abrupt, bevor sie in die belebte Gasse einbiegen.
„Ich kann sie noch zu ihrem Hotel bringen … .“
„Nicht nötig, wir kommen zurecht, sie waren eine große Hilfe.“ versichert der alte Mann und taucht mit seinem verbleibenden Kollegen in die Menge ein und verschwinden, im wörtlichen Sinne des Wortes.
Einige Momente später im Schattenreich.
„Was ist hier passiert.“ zwei sehr erstaunte Anzugträger stehen in der Mitte der Via Dolorosa. Die Gassen sind voller rotem Sand und kein Lebewesen ist auszumachen. Es wirkt wie ausgestorben. Nicht mal die Schatten der realen Welt sind wahrzunehmen.
Langsam bewegen sich die Beiden weiter durch die Gasse, ihre Gesichter mit Ihren Sakkos gegen die oftmals heftig aufflackernden Winde schützend.
„Was tut ihr hier?“ die Blicke der beiden Männer schauen entsetzt zu einem Menschen dessen Oberkörper und Kopf halb aus einer oberen Wand heraushängt. Seine Gesichtskonturen sind vom Sand wie abgeschliffen und er wirkt fast tönern.
„Ihr dürft hier nicht sein, das ist seine Stadt und er bestraft alle die sie betreten.“ spricht das Wesen.
Die beiden Geschäftsmänner finden schnell Ihre Fassung wieder.
„Wir sind Diener des dunklen Prinzen und haben Niemanden zu fürchten, aber deinen Herren wünschen wir zu sprechen.“ sagt der Ältere der Beiden selbstsicher.
„Er ist nicht mein Herr. Mein Name war Asmodäus und einst war ich einer der Mächtigen in der Hölle und dies war meine Stadt.“ die Beiden unten in der Gasse werden etwas blasser.
„Wer hat euch das angetan mein Lord?“ fragt der ältere mit einem jetzt etwas ängstlichen Unterton.
„Er nennt sich selbst Herr des roten Sandes, er kam zu mir und sagte das dies die Stadt der Menschen sei und wir friedlich gehen könnten. Ich habe ihn nicht ernst genommen.“ die Stimme von Asmodäus wirkt gleichmütig. „Er kam an 3 Tagen hintereinander und sagte es mir, das dies nun die Stadt der Menschen sei und wir gehen sollten. Nach dem dritten Tag kam er mit dem roten Sand.“ ein heftiger Windstoss lässt das Gespräch unterbrechen und aus einem Hauseingang tritt der junge Pater. „Und alle Engel verließen die Stadt und die Dämonen stellten sich mir und da Ihr Wunsch so tief war in dieser Stadt zu verweilen erfüllte ich Ihnen diesen.“ Kälte und tiefe Gleichgültigkeit schwingen in seiner Stimme mit während der Priester sich ruhigen Schrittes den Beiden Dämonen nähert.
„Wir wollen mit euch etwas aushandeln. Die Apokalypse hat begonnen und wir könnten euch unterstützen.“ sagt der Ältere rasch um seinen Standpunkt darzulegen.
„Wirke ich auf euch so, als ob ich irgendeine Unterstützung bräuchte?“
Kurz bevor der Pater die beiden erreicht färben sich die Augen des Begleiters des älteren Mannes Schwarz und er springt den jungen Pater an. Ein paar Zentimeter bevor er DaSilva erreicht wird er zurückgehalten. Der Rote Sand hat sich um ihn geschlungen wie eine Schlange und mit unnatürlicher Wucht wird der junge Dämon von dem Sand in die gegenüberliegende Hauswand geschlagen. Was ein sehr ungesundes schmatzendes Geräusch erzeugt.
Der Sand tropft wie Wasser von der Wand herunter und gibt den Blick auf einen halb mit der Wand verschmolzenen Menschen wieder, der sich in Schmerzen windet, aber anscheinend nicht schreien kann, sondern nur unmenschliche Laute von sich gibt.
Geschockt von dem was eben passiert ist, reißt der ältere Dämon den Blick von seinem Begleiter los und will sich dem Pater wieder zuwenden, der zu seinem Schrecken nur wenige Zentimeter von ihm weg steht.
„Asmodäus, mein Angebot steht noch.“ spricht der Pater immer noch ohne jegliches Gefühl den Dämon vor ihm immer noch in die Augen schauend.
„Der dunkle Prinz selbst würde die Stadt dem Erdboden gleichmachen wenn … .“ versucht der Dämon sich zu verteidigen vor dem Pater, wird aber jäh unterbrochen von Asmodäus.
„Ja ich nehme an gib mir seinen Körper.“ geschockt von der Aussage dreht sich der Dämon auf der Gasse um und wendet seinen Blick seinem dämonischen Bruder zu bevor er von dem roten Sand übermannt wird.
Einige Stunden später auf dem Tempelberg.
Der Pater wandert mit älteren Herren in Anzug umher, stöhnende Leiber und leise stöhnende Wesen die in den Mauern und Fußböden gefangen sind untermalen das unnatürliche Szenario.
„Wie soll ich euch nennen?“ fragt der Asmodäus.
„Die Frage ist falsch.“ kommt recht kühl zurück.
„Bitte?“ fragt der Dämon etwas irritiert.
„Wenn du etwas wissen willst dann frag danach. Ich bin Cassius Longinus, Hüter des Heiligen Speers und Befehlshaber des Roten Sandes.“ Während er spricht formt der Sand vor Ihnen einen Brunnen, der sich langsam mit schwarzer Flüssigkeit füllt.
„Du wirst mein Botschafter sein, denn ich muss diese Stadt beschützen, dafür brauchst du deine alten Fähigkeiten.“ er deutet auf den Brunnen. „Das ist Dämonen-Essenz, über Jahrhunderte gesammelt und aus den Unglücklichen extrahiert die diese Stadt betreten haben.“
Wie ein verdurstender stürzt sich Asmodäus auf den Brunnen und saugt gierig die schwarze Substanz in sich ein.
Cassius wartet bis Asmodäus fast ausgetrunken hat und sich langsam anfängt in seine alte Form zu verwandeln. „Bevor du auf dumme Ideen kommst, du hast eben auch eine ungesunde Menge roten Sand getrunken. Er wird in deinem Körper verbleiben bis du mir das gebracht hast was ich suche, danach bist du frei.“
Der Dämon stöhnt wegen der noch vorgehenden Verwandlung. „Was soll ich für dich finden?“
„Den Heiligen Speer.“ kommt von Cassius zurück.