Warum sind Elfen und Zwerge so beliebt, wo sie in aller Regel doch recht stereotyp rüberkommen?
Sie scheinen unerläßlich, so daß die wenigsten Fantasy-Setting, zumindest die, die einigermaßen kommerziell erfolgreich sein wollen, auf sie verzichten. Ist das der Fluch Tolkiens? Oder werden durch die Existenz von Elfen und Zwergen bestimmte archaische und romantische Assoziationen in uns hervorgerufen, gegen die man sich kaum wehren kann?
Ich persönlich habe weder etwas gegen Elfen noch gegen Zwerge - da kann ich mit Halblingen schon erheblich weniger anfangen -, schließlich war mein erster Charakter ein Elf (der mit viel Wohlwollen der Gruppe zurecht geschummelt wurde, da ich unbedingt mitspielen sollte), aber mich wundert eben dieser Automatismus ihres Vorhandensein ein wenig.
Was wäre, wenn man komplett auf Fantasy-Rassen für ein Setting verzichten würde? Gut, es wäre wohl automatisch weniger fantastisch und würde möglicherweise etwas 'erwachsener' wirken. Ich weiß es nicht. Dennoch würde das wohl auf viele Spieler und Leser abschreckend wirken, für die diese Rassen einfach dazugehören. Talislanta hat zwar jede Menge abgedrehter Rassen, aber eben keine Elfen. Wer weiß, vielleicht wäre Talislanta mit Elfen bedeutend beliebter.
Wenn man nun stattdessen äquivalente Platzhalter für die beliebten Elfen und Zwerge einführt. Würde das ebenso gut funktionieren? Bestimmte Forscher sind der Meinung, daß in der Bronzezeit Bergleute aus dem Mittelmeerraum in den Norden Europas einwanderten und dort nach Bronze schürften. Diese Menschen sollen kleiner gewesen sein und sollen sogar mit Stroh ausgestopfte spitze Mützen als Ersatz für Sicherheitshelme getragen haben. Außerdem verstanden sie sich anscheindend aufs schmieden. Das ist einer der vielen Erklärungsversuche für den Ursprung des Zwergen-Mythos.
Natürlich könnte man für ein Setting auch einen Menschenschlag kreieren, der zurückgezogen im Wald haust und hauptsächlich von der Jagd lebt, eine eigene Religion und Kultur hat, usw. - sozusagen als Ersatz für Waldelfen. Dann hätte man ein rein menschliches Setting mit verschiedenen Menschenrassen.
Aber warum sollte man sich die Mühe machen, Platzhalter für Elfen und Zwerge zu suchen, wenn dann am Ende vielleicht nur ein kraftloses Surrogat dabei herauskommt, das niemand wirklich haben will? Dann kann man auch gleich bei den Elfen und Zwergen bleiben, so stereotyp sie auch manchmal rüberkommen mögen.
Mich treiben diese Gedanken gerade um, weil ich gerade ein eigenes kleines Setting entwerfen will, und da über die Frage nach der Existenz der Demi-Humans gestolpert bin.
Und wenn ich diese Frage erstmal abgehakt habe, dann sehe ich am Horizont schon die Orks und Goblins auftauchen, die fragen, ob sie denn reinkommen oder nicht.