Das sagt er ja gerade, Chris.
Wer vorgefertigte Szenen präsentieren/vorbereiten will, der kann Vorlesewtexte wahrscheinlich gebrauchen.
Wer ergebnisoffen leitet, der möchte lieber den Rahmen der Szenerie wissen, denn alle Vorlesetexte der Welt werden dann wahrscheinlich ohnehin nicht passend sein, da die eine Gruppe durch den Hintereingang einsteigt, andere durchs Fenster springen und einer den Ogerwirt vielleicht als Kontakt hat.
Was nützt da ein Vorlesetext, der immer von Voraussetzungen ausgeht, auf die man seine eigene Gruppe immer wieder prüfen muss?
Nein, DAS sagte korknadel meiner Interpretation nach NICHT. Denn Du gehst mit diesem Posting von der Annahme aus, dass in einem Vorlesetext Dinge enthalten sind, in denen das VERHALTEN der Spieler vorbestimmt wird.
Das ist nicht in jedem Vorlesetext gegeben. Es gibt in DSA-Abenteuern Vorlesetexte, die nichts weiter tun, als eine Kulisse zu beschreiben. Die sind natürlich ausführlicher als das oben als Musterlösung genannte Stakkato, aber das soll in diesem Posting gar nicht mein Argument sein. Mein Argument ist, dass ein Vorlesetext, der auf präzise UND stimmungsvolle Weise eine BESCHREIBUNG liefert, nicht verglichen werden sollte mit einem Vorlesetext, der SPIELERHANDLUNGEN VORBESTIMMT.
Jesses, ich habe den Eindruck, das Missverständnis ist so grundlegend, dass ich schon zum zornhauen tendiere.
Und ein anderer Punkt: Hat sich eigentlich schon jemand an folgendem Text gestört:
Ihr folgt dem Reiter durch einen dichten Wald. Dieser endet abrupt und gibt den Blick auf einen gewaltigen schwarzen Berg frei, der sich bedrohlich vor Euch auftürmt. Nur mit Mühe könnt ihr einen kleinen Gebirgspfad ausmachen, welcher sich zu etwas hinaufschlängelt, das wie ein kleines Plateau oder ein Höhleneingang aussieht, etwa 60 Fuß (20 m) unter dem Gipfel des Berges
Ich belausche mal eine Tanelorn-Spielrunde:
S1: "So ein Unsinn, mein Barbar findet NICHTS bedrohlich und fürchtet sich schon mal gar nicht vor der Natur. Die Natur ist sein Freund!"
S2: "Boah, Scheiße, mein Held hat super Sinne. Der kann einen Frosch in 1 km Entfernung erkennen, da ist doch so ein Gebirgspfad so leicht zu erkennen wie eine Autobahn."
S3: "Halt, halt, mein Assassine würde NIEMALS einem Reiter offen folgen. So ein Quatsch, ich laufe getarnt durch den Wald nebenher. Klar? Ach was, der Reiter ist sowieso ein Mitwisser, der petzt bestimmt, was wir an Beute finden. Ich sniper den weg!"
S4: "Also sprachlich ist das ja wohl voll daneben. "sich zu etwas hinaufschlängelt..." Hat sich das niemand vorher mal selbst laut vorgelesen?"
Ich will damit niemanden in die Pfanne hauen, schon gar nicht den Autor der obigen Zeilen, aber mir scheint, als könne man so den Grad des Erbsenzählens fast nach Belieben hoch- und runtersetzen - und bei DSA wird er halt gerne hochgesetzt.
Wir können uns gerne über fünfminütige Monologe unterhalten, über Vorlesetexte, die das Stirnrunzeln von NSCs in literarische, ja fast lyrische Ergüsse kleiden, aber ich habe dabei immer irgendwie das Gefühl, dass derlei nicht repräsentativ ist für das DSA, das ich kenne.
Gruß
Chris