Das Grundsätzliche wird übrigens bei den hier gestellten Fragen interessanterweise VERMIEDEN:
Für WELCHES SETTING ist ein "Aufbohren" des Schildkämpfers bzw. Zweihandwaffenkämpfers gedacht?Nehmen wir mal ein R-Setting, also eines mit ein wenig "realistischer" Orientierung. Hier sind die Leute mit der Zweihandwaffe GEARSCHT, wenn ihnen ein Gegner mit Schild und Einhandwaffe, mit Stangenwaffe, mit zwei Einhandwaffen gegenübersteht.
Da sollten sie besser eine VERDAMMT GUTE RÜSTUNG haben und immer noch gute Schrittarbeit und gute Fechtkenntnis, um nicht geschlachtet zu werden.
In Duellen bei gleichen Voraussetzungen oder im Abschlachten untrainierten Bauernfußvolkes sind Zweihandwaffen ganz OK.
Aber es hat schon seinen Grund, warum bis ins 19. Jahrhundert Schwert und Schild bzw. Speer und Schild gängige Militärausstattung war. - Es ist einfach die SCHLAUERER Bewaffnung, wenn man nicht gleich verrecken will.
Aber nehmen wir mal ein zwei Schritte Abstand vom Historischen und gehen in nordische Fantas. Hier gehört zum Gefühl ein rechter Mann zu sein, das Kämpfen in der Fyrd, das Kämpfen im Schildwall.
Daher SOLLTE ein nordisches Fantasy-Setting wie Hellfrost auch solche Kampfesweisen mittels settingspezifischer Edges hervorheben.
In einem 08/15-Fantasy-Setting, wo ein Fantasy-SWAT-Team (Magier, Kleriker, Dieb, Kämpfer) unterwegs ist, braucht KEINER solche Schlachtreihen-Edges!
Also ist ein GENERELLES "Aufbohren" von Schild-Möglichkeiten einfach unsinnig.
In der SW-GE sind ja (überraschenderweise) noch Edges aufgenommen worden, die eigentlich NUR in einem Mantel&Degen- bzw. Piraten-Umfeld passend sind, sowie Edges wie Iron Jaw, die an sich ein "No-Brainer" für jedes Setting sind, die aber ursprünglich aus Settings kommen, wo magische Heilung SELTEN ist, und daher ein +2 Bonus auf den Soak-Wurf für die kampfintensiveren Helden wichtig ist.
Für mich sind einige der Erweiterungen in der SW-GE teils redundant, teils OHNE SETTING-BEZUG wenig sinnvoll und NICHT "generisch genug" für ein Grundregelwerk.
So auch bei GENERELLEN Erweiterungen der Möglichkeiten von Schild- bzw. Zweihandwaffen-Einsatz.
Trappings.
Oft vergessen, leider.
Wie baut man einen Kämpfer mit Langem Schwert, der sich auf das Halbschwert sehr gut versteht und die Defensive im "Krieg" vervollkommnet hat? - Er bekommt das Block und ggf. das Improved Block Edge. Das erhöht seine Parade (sogar nicht nur mit dem Langen Schwert), und die Halbschwert-Technik ist das TRAPPING für das Block Edge!
Wie baut man einen Kämpfer im Schildwall mit anderen Angel-Sachsen? - Er bekommt das Block und ggf. das Improved Block Edge. Das erhöht seine Parade zusätzlich zum Schild-Bonus, und der Schildwall ist das TRAPPING für das Block Edge!
Trappings eben!
Es gibt Settings, in denen man bestimmte Dinge - UNABHÄNGIG von historisch belegbarer Wirksamkeit - hervorheben.
Ich WILL in einer Conan-Adaption einen Krieger OHNE Rüstung und MIT Zweihandschwert agieren lassen können, ohne daß er - wie es realiter zu erwarten wäre - binnen kürzester Zeit zu Geschnetzeltem verarbeitet wird.
Was tun?
Setting-Regeln: Neue Edges, neue Ausrüstung, neue Settingregeln.
Edges:
Ein Edge um den Parade-Abzug von schweren Zweihandwaffen zu ignorieren.
Ein Edge um ohne Rüstung (und ohne den Akrobat-Vorteil für Tricks zu genießen) bessere Parade zu bekommen, wenn man UNGERÜSTET ist (in der Improved Fassung sogar +2 Parade ab Veteran Rank)
Edges wie bei Solomon Kane, die gegen Ganging-Up-Bonus helfen, die einen eher einen Soak schaffen lassen.
Edges, die einen auch mit Wunden oder gar trotz Incapacitation noch weiterkämpfen lassen.
Ausrüstung:
In einem Thongor-Setting gehörd das Valkarthische Breitschwert als SUPERWAFFE zweihändig aber "behende" ins Spiel. Selten, gesucht, teuer, begehrt. Aber OHNE Abzug auf die Parade und mit Schaden von STÄ + W10+2 (PB 2) oder so. Es MUSS BESSER als die Überwaffe "Katana" im Grundregelwerk sein, um den Romanvorlagen zu entsprechen.
Settingregeln:
Die Krieger, welche ohne Rüstung aber mit schweren Eisenprügeln mitten in die Horde der Feinde springen, baden nicht nur in Blut, sondern auch in BENNIES. Das können die Settingregeln schon ein wenig anregen oder gar regulieren, oft reicht es aber, wenn der Spielleiter in solchen SEHR heroischen Settings den Benniefluß ordentlich aufdreht.
In SOLCH einem Setting, da möchte ich einen Zweihandschwertschwinger im Lendenschurz sehen, wie er GEWINNT und ÜBERLEBT.
In anderen Settings ist das Zweihandschwert von der Kampfeffektivität NICHT die beste Wahl. Und das ist auch GUT SO, denn sonst wäre es ein echter "no brainer", daß sich JEDER Kämpfer damit ausstatten wollte.
Wer mit einem (irgendwas kompensierenden) BIG-ASS-SWORD herumlaufen will (siehe Low Life für das Kompensieren
), der muß in SW dafür ABSTRICHE bei seiner Parade in Kauf nehmen bzw. in entsprechenden Settings Level-Ups und Edges in seinen Kampfstil investieren.
Ich finde das gut so.
Ich kann mit einem GENERELLEN "Aufbohren" von Zweihandschwerter- oder Schild-Einsatz nicht viel anfangen.
Es muß ins SETTING passen. Das ist das EINZIGE, was wirklich zählt.