In-A-Gadda-Da-Vida von Iron Butterfly wurde in meiner Jugenddisco fast zu Tode gedudelt. Ich dachte eigentlich, ich könnte das nie wieder hören. Jetzt aber, mit 35 Jahren Abstand, probiere ich´s nochmal und schaue mal, wie´s mir heute dabei geht. Solche Wiederhör-Erlebnisse von Dingen, die ich lange gemieden habe, machen mir hin und wieder großen Spaß… definitiv eine der Freuden des Älterwerdens! Es geht los…
…mit dem Titel. “In the Garden of Eden” sollte das wohl eigentlich heißen… na gut, ist Recht… und ob diese gelallte Zeile dem LSD oder 2 Litern Wein zu verdanken ist, ist auch egal.
Das zentrale Riff ist natürlich für 17 Minuten Musik deutlich zu lahm, aber immerhin gibt´s auch noch eine Strophe und so eine Art Bridge, die am Anfang und am Ende zu hören sind. Die sind abwechslungsreicher und spielen auch schon gleich mit der harmonischen Molltonleiter, die an einigen Stellen der zentralen Solopassagen für einen leicht arabischen Eindruck sorgen.
Dann kommt der Solopart. Erik Braunn, der Gitarrist, soll gesagt haben, sie hätten das Stück deshalb so in die Länge gezogen, „because we didn´t have enough material for a whole set“. Klingt verheerend… aber erstmal zuhören.
Es geht mit einem Orgel- und einem Gitarrensolo los. Das Orgelsolo ist kurz und nichtssagend, das Gitarrensolo ist – besonders im zweiten Teil – besser, aber leider geschieht da nichts mit der Lautstärke, der Solist ist im Verhältnis zur Band zu leise und deshalb wirkt es ein wenig, als gnaddele da jemand uninspiriert vor sich hin.
Ab ca. 6:24 beginnt dann eines der berühmtesten Schlagzeugsoli der Welt, es ist überhaupt eines der ersten längeren Schlagzeugsoli der Rockmusik überhaupt. Das Langweilige zuerst: die durchgehenden Achtel der Bassdrum finde ich extrem penetrant. Wie der Schlagzeuger dazu aber immer wieder neue Akzente setzt, ist gar nicht verkehrt. Er kann sogar laut und leise spielen und für einen kurzen Moment (ca. 8:45) versucht er sich sogar erfolgreich an kleinen metrischen Verschiebespielchen.
Ab ca. 9:08 kommt die Orgel dazu und das Schlagzeug wird wieder zum Begleitinstrument. Die Stunde des Organisten ist gekommen… aber leider ist sie keine Sternstunde. Der Mann spielt ein wenig hin und her, verwendet jede Menge Floskeln aus klassischen Tonsatzübungen und Verzierungen, die in Moll etwas flamencoartig wirken, es folgen ein paar ungewöhnliche Akkordverbindungen, die aber recht zufällig wirken, dann auch mal eine andere in sich kreisende dissonante, düstere Akkordfolge, und wieder ein wenig Hin und Her. Im Rockkontext ist das fremdartig und daher einen Moment lang interessant. Auf lange Sicht muss man allerdings sagen, dass die Passage auseinanderfällt. Hier gibt´s keinen roten Faden. Über einen relativ langen Zeitraum werden unterschiedlichste Bausteine hintereinander gesetzt, die nicht zusammen passen.
Trotzdem ist nicht alles verloren. Ab ca. 11:00 (und leiser auch schon vorher) erklingen geräuschhafte Gitarreneinwürfe, die zunächst wieder verstummen. Ab 12:23 wird der Ausgangsriff wieder aufgegriffen und wieder erklingen ein paar Gitarrengeräusche. Dann verdichtet sich der Groove und die Jungs im Studio spielen mit dem Schlagzeugsound Phaser-Ping-Pong. Die dynamische Stelle leidet zunächst darunter, dass der Organist diese harmonisch-Moll-Floskeln wieder aufgreift... und nichts daraus macht. Dann aber meldet sich bei 14:02 der Gitarrist mit seinen geräuschhaften Einwürfen wieder, die sich zu einem kurzen, aber (besonders am Anfang) schrägen und unkonventionellen Solo auswachsen: meine liebsten 38 Sekunden in diesem Song! Danach wird wieder ziellos weiter gegroovt bis am Schluss wie üblich der Refrain wiederkehrt… wie das im Jazz in der Regel auch der Fall ist.
Fazit: Der liedhafte Vokalteil ist nichts Besonderes, aber eine brauchbare Psychedelic-Nummer. Im Soloteil stellt sich heraus, dass die Solisten unterschiedlich gut sind. Der Organist wäre vielleicht lieber Zuhause geblieben, der Schlagzeuger ist in Ordnung, der Gitarrist gefällt mir, hätte aber im ersten Solo etwas besser von der Technik unterstützt werden können. Ja, und ein bisschen mehr Stringenz hätte dem Soloteil sicher auch nicht geschadet. Die Typen grooven zu lang im Leerlauf vor sich hin, ohne dass etwas Interessantes geschieht. Insgesamt kein Lieblingssong, aber ich stelle fest, dass ich ihn inzwischen wieder einigermaßen ertragen kann.
Iron Butterfly: In-A-Gadda-Da-Vida