Wen´s interessiert: Hier ein paar Gedanken von mir zu Drone Doom.
Das Genre ist für mich zunächst einmal nicht unbedingt wegen der Metal Verwandtschaft reizvoll.
Auch das triefende Pathos, die Destruktion, die Verzweiflung, das Satanische von mir aus... kann ich zwar als spektakuläre Show-Elemente akzeptieren, ich kann aber auch genauso gut drauf verzichten.
Drone Doom ist für mich vor allem der Abstraktion wegen interessant. Die Langsamkeit löst den Rhythmus auf, das Grunzen / Schreien / Jammern löst die Melodien auf, die verzerrten Gitarren entfernen sich vom Akkord und rücken das Geräusch ins Zentrum. Musik, die aus dem Bruzzeln des Verstärkers besteht – was geschieht, wenn ich da bewusst hinhöre?
Die Resultate sind in meinen Ohren gar nicht so sehr weit von zeitgenössischen Konzepten der Moderne (und Postmoderne) entfernt. Ich persönlich sehe im Stehen- und Verklingenlassen der Sounds beispielsweise einen Bezug zum von mir sehr geschätzten Morton Feldman.
Manche Drone Doom Bands erkennen früher oder später solche Querverbindungen. Sunn O))) beispielsweise haben nach schlechter Kindheit als rebellische Krachmacher angefangen. Sie wollten den ohnehin schon bösen Metal zerstören, um zu zeigen, dass sie noch böser sind. Dann aber haben sie irgendwann erkannt, dass das, was sie da tun, überraschenderweise auch als kultureller Beitrag zur Gegenwart durchgeht.
Das finde ich sehr spannend.
House of Low Culture fängt direkt dort an, wo es ernst wird. Das ist nicht weiter erstaunlich, die Beteiligten haben alle irgendwelche Postmetal oder Drone Vergangenheiten. In dieser Vereinigung haben sie sich allerdings fast völlig von ihren Vorbildern gelöst. Außer ein paar kurzen Passagen mit einschlägigen Stimmen und dem allgemeinen Hang zur Langsamkeit ist vom Drone Doom nichts mehr übrig.
Was ist stattdessen zu hören?
Mönchische Gesänge, Naturgeräusche, elektronische Geräusche, dumpf hallende Trommeln, einzelne Akkordschläge, Rauschen, elektrische Störgeräusche, kehliger Sprechgesang, Gitarrenzirpen, klappernde Xylophone, Atmosphäre, Glissandi...
Es sind letztlich intensive Musikmontagen, die es hier zu hören gibt. Auf großangelegte Spannungsbögen wird verzichtet, dafür muss man trotz der meditativen Grundhaltung stets auf alles gefasst sein. Die Tracks sind deshalb spannend und entspannend zugleich.
Ich verlinke mal zwei Tracks aus dem Album „Poisoned Soil“ von 2011. Tolle, wertvolle Musik, wie ich finde!
House of Low Culture: Spoiled Fruits of the KingdomHouse of Low Culture: Inappropriate BodyVor kurzem habe ich entdeckt, dass nach fast 10 Jahren Pause ein neues Album namens „Irretrievable“ erschienen ist. Ich bin sehr gespannt.