Ich finde es immer wieder interessant, zu sehen, welche brillianten Musiker Miles Davis immer wieder um sich versammelt hat. Für Kind of Blue saßen und standen da mit John Coltrane, Bill Evans und Cannonball Adderley drei der herausragenden Musiker der Hardbob- und Modaler Jazz-Ära um ihn herum. Noch heftiger ist die All-Star-Sammlung bei In a Silent Way, wobei da anzumerken ist, dass Davis' Begleitband größtenteils aus Talenten bestand, die *noch* keinen großen Namen hatten. Die Band bildete aber die Keimzelle für die gesamte Fusion-Szene. Herbie Hancock (der war schon ziemlich bekannt) verschrieb sich selbst dem Funkjazz, John McLaughlin gründete Mahavishnu Orchestra, Joe Zawinuk und Wayne Shorter wiederum Weather Report, Chick Correa und Dave Holland spielten zunächst gemeinsam in einem Quartett, bevor Correa Return to Forever gründete.
Im Vergleich zum doch sehr anstrengenden, zumeist als bedeutender eingestuften Nachfolgewerks Bitches Brew empfinde ich In a Silent Way auch als angenehm fließend und deutlich zugänglicher. Außerdem klingt die Band einfach sehr tight. Während ich bei den älteren Jazzaufnahmen immer den Eindruck habe, dass die stärker in Rhythmussektion und Solisten zerfallen, wirkt das Klangbild auf In a Silent Way geradezu sinfonisch. Ich bin mir nicht sicher, ob man In a Silent Way mit der Bewertung der beiden Alben gerecht wird.
Miles Davis - In a Silent Way