Ich habe mal wieder ein John Coltrane Album gehört, das ich noch nicht kannte. Es ist „Kulu Sé Mama“, das letzte Album, was noch zu Coltranes Lebzeiten veröffentlicht wurde, und enthält Stücke von recht unterschiedlicher Stilistik: ein sprödes Duett, ein atmosphärisches Klangstück in klassischer Quartett-Formation und eben den langen Titeltrack, für den Coltrane den Percussionisten, Dichter und Sänger Juno Lewis ins Studio mitgebracht hat. Das Stück ist von Lewis, der hier auch in irgendeinem afro-kreolischen Dialekt singt. Wikipedia behauptet, es gehe im Text darum, den afrikanischen Vorfahren und deren Traditionen Respekt zu erweisen.
Das Stück hat eine einfache Form: Intro – Vokalabschnitt – Saxophonsolo – Klaviersolo – Vokalabschnitt – Outro. Allerdings werden harte Kontraste vermieden. Die Übergänge sind fließend, immer mal wieder erklingen von den unterschiedlichsten Beteiligten kleine Begleitfiguren oder Kommentare zu den Soli oder dem Gesang, das Intro kommt aus dem Nichts, das Outro führt wieder dorthin zurück.
Was sich hier hören lässt, ist eine Melange recht unterschiedlicher Elemente. Die Bläser spielen ziemlich frei und verwenden auch quietschende Pfeiftöne oder schnarrende Flatterzunge. Schlagzeug, Percussion und Bass legen aber einen tranceartigen Rhythmusteppich darunter. Wenn McCoy Tyner auf dem Klavier dazu kommt, habe ich den Eindruck, dass sich die Musik in eine modale Richtung bewegt, also etwas traditioneller klingt.
Ob diese unterschiedlichen Elemente zu einem gelungenen Ganzen gerinnen, ist natürlich ein wenig Geschmacksache. Ich habe den Track bisher dreimal gehört und er gefällt mir immer besser.
John Coltrane: Kulu Sé Mama