Kotai + Mo. Das war Minimal Electro kurz vor der Jahrtausendwende.
Der Track "Vox Gum" beginnt mit dumpfem "Four on the Floor" und einem grummeligem, hektischen Basslauf. Zwei etwas höher liegende Töne stechen heraus und bleiben im Ohr hängen.
Eine gute Minute lang ist nichts anderes zu hören.
Dann kommt ein synthetischer Snare-Sound auf 1und dazu, der im Folgenden klanglich etwas modifiziert wird. Er wird mit zusätzlichen Geräuschen angereichert, bekommt mehr Hall, bleibt aber immer auf der 1und. Nach drei Minuten verschwindet er wieder und der Track kehrt zur Ausgangssituation zurück.
Dann erklingt eine Stimme. Was sie sagt, kann ich nicht verstehen. Jemand röchelt oder flüstert eine Weile mit Unterbrechungen zur Musik. Die beiden höheren Töne werden durch einen dritten erweitert. Nach etwas mehr als 4 1/2 Minuten pausiert das Kontinuum für einen Moment, wie es im Techno ja oft geschieht. Hier ist es aber nicht die Folge eines Höhepunktes, sondern geradezu beiläufig, an irgendeinem beliebigen Punkt im Track. Danach kehrt der Track erneut zum Ausgangspunkt zurück.
Eine einzige Taktverschiebung - vielleicht auch nur ein schludrig gearbeiteter Anschluss - führt zur Rückkehr des Snaresounds. Ohne besondere Pointe endet der Track abrupt.
Ich kann der Musik etwas abgewinnen. Ich höre eine Art von Entdramatisierung, eine Reaktion auf die massenhysterische Tanzextase von Technoveranstaltungen. Techno ist ja ein beständiges Spiel mit den einfachsten Hörer- und Tänzererwartungen: Steigerung, Neuaufbau, noch ´ne Steigerung, Höhepunkt, Musik aus und die Leute tanzen trotzdem weiter, Neuaufbau...
Kotai + Mo haben sich von diesen Automatismen verabschiedet. Die Musik funktioniert nicht mehr wie Techno. Allerdings ist sie auch so reduziert, dass ich sie nur als Reaktion goutieren kann. Ich finde weder irgendwelche musikalischen Elemente, die mich zum Zuhören animieren, noch stellt sich irgendeine Art von Trance ein. Allenfalls lässt sich dazu elektronisches Shoegazing betreiben.
Na, warum nicht?
Kotai + Mo: Vox Gum