Ich weigere mich ja, den Begriff "überbewertet" zu verwenden. Was soll das eigentlich bedeuten? Dass die anderen, die eine Band hoch bewerten, allesamt keine Ahnung haben, ich aber schon? Stuss! Es geht bei Musik letzten Endes um den eigenen Geschmack. Wenn eine Band von anderen höher bewertet wird, als ich selbst das mache, dann ist das halt so.
Das muss nicht heißen, dass ich die Bewertungen nachvollziehen kann. Eine solche Band, die bei vielen Fans von traditionellem Heavy Metal deutlich höher im Kurs steht als bei mir, ist
Manilla Road. Die Band trieb immerhin von 1980 bis 2018 ihr Unwesen und war an der Entwicklung des US Power Metal wesentlich beteiligt. Eine historische Bedeutung kann man Mark "The Shark" Shelton und seinen wechselnden Kompagnions also absolut nicht absprechen. Bei aller durchaus vorhandener Qualität im Songwriting zeigt Manilla Road allerdings praktisch über ihre gesamte Schaffenszeit hinweg zwei massive Schwächen. Zum einen ist die Produktionsqualität so ziemlich durchgängig mies, wobei die Alben bis zur 1992 beginnenden Ruhephase noch mal deutlich schlechter sind als die nach der Wiedererweckung der Band 2001. Zum anderen war Mark Shelton zwar ein guter Songwriter und Gitarrist, aber ein höchst mittelmäßiger Sänger, dessen nasale Stimme gerne mal mit Helge Schneider verglichen wird, wobei Manilla Road nun mal Epic Metal machen und keinen Comedy Jazz.
Heißt das nun, dass ich Manilla Road schlecht finde? Keineswegs. Ich finde die nur nicht so unglaublich gut wie z.B. die Rezensenten der Metal Archives. Manilla Road haben schon soliden Stoff produziert, und mit besserer Produktion und besserem Gesang hätten die Jungs auch jenseits des Undergrounds Erfolg haben können. So oder so, wer 30 Jahre lang sein Ding durchzieht, verdient meinen Respekt.
Manilla Road - Open the Gates