Autor Thema: Softcore oder Hardcore?  (Gelesen 12070 mal)

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Offline Monkey McPants

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Softcore oder Hardcore?
« am: 16.07.2003 | 07:19 »

Ok, nachdem das Thema im "Schlimmste Runden"-Thread die Gemüter erhitzt hat und ich noch bevor ich ihn überhaupt gelesen hatte an das Thema gedacht hatte, hier das neue Thema "Softcore oder Hardcore?".

Und Nein, es geht hier nicht um Pornos.

(Dafür wäre der "Speakers Corner" passender...)
----------------------

Genauso wie bei Filmen gibt es auch in den verschiedenen Runden, je nach Geschmack, Spiel und Genre, verschiedene Erzähl- bzw Spielstile. Hier werden zuerst mal zwei Extreme präsentiert, danach folgt meine persönliche Meinung und dann kann das "Gelaber" schon losgehen.

-Das eine Extremum ist die klassische epische Erzählung, wenn man sie mal so nennen will. (Sie konnte auch als heroisch oder idealisiert bezeichnet werden und wird bei der Fantasy-Variante oft mit dem Prefix "High" gekennzeichnet.)

In dieser Form der Erzählung herscht meist eine mehr oder weniger strenge Form des Schwarz-Weiß-Denkens vor. Die Protagonisten sind meist idealisierte Helden bzw Schurkenfiguren, die überzeugt der ienen oder anderen Sache dienen. Gewaltdarstellungen sind durchaus nicht selten aber in keinem Fall wirklich explicit oder graphisch. Sie werden oft als "schreckliche aber notwendige" Form der Konfliktbewältigung benutzt und durch die "böse Natur" des Feindes gerechtfertigt. (Beispiel: Orks)

Der Tod kommt zumeist schnell und schmerzlos, zumindest sofern es sich nicht um einen wichtigen Spieler/NSC handelt, aber selbst dann sieht man nur höchst selten wirkliches Leid.
 
Protagonisten die verletzt werden haben meist eine übernatürliche Methode zur Wundheilung zur Verfügung (Magie) oder verlassen sich auf ihre eigenen regenerativen Kräfte, so oder so kommt es nur höchst selten zu verletzungsbedingten Komplikationen wie Blutverlust, verstümmelte bzw verlorene Gliedmaßen oder Wundbrand.

Unangenehme Themen wie Folter, Vergewaltigung, Drogensucht, aber auch so "alltägliche" Themen wie Sex, Beziehungsprobleme, Alkohol etc werden kaum oder nur stark idealisiert dargestellt. Vor allem die Liebe wird zumeist in ihrer verharmlosten Heroisch-Unschuldigen Variante verwendet.

Klassisches Beispiel dafür wären der "Herr der Ringe" (und eigentlich alle anderen "High Fantasy"-Bucher und Filme) oder Hollywood-Geschichten a la Schwarzenegger und James Bond.


-Das andere Extrem wäre das der explizit-düsteren Erzählung, also zB das Dark-Fantasy Genre. (Ideen für eine bessere Bezeichnung sind durchaus willkommen, mir fällt im Moment nichts besseres ein.)

Diese Erzählung lebt meist von der Darstellug von Graustufen im Bereich der Moral und Ethik. Selten sind Protagonisten "nur gut" oder "nur böse", vielmehr werden Gründe für beides aufgezeigt. (Also Erziehung, bestimmtes Ziel, Hintergrund...) Die Charakterisierung der einzelnen Personen beschränkt sich nicht auf eine lineare Moralvorstellung.

Die Darstellung von Gewalt ist meist explizit bzw graphisch und beinhaltet auch die Darstellung des Leids Einzelner. Die Gewalt ist persönlich und wird auch voll beschrieben bzw ausgespielt. Sie wird nur selten als "schreckliches aber notwendiges Übel" angesehen, vielmehr wird sie ohne Zögern als Mittel zum Zweck angewendet. Die Rechtfertigung des Gewaltaktes, sofern verhanden, beruht selten auf einem bestimmten moralischen Aspekt (Orks sind böse) sondern ist durch bestimmte Gründe bzw Ziele. Zumeist wird allerdings die Sinnlosigkeit des Aktes deutlich gemacht.

Der gewaltsame Tod durch Verwundung wird in seinem ganzen Wesen dargestellt, also inkludiert Angst, Leid, Schmerzen, explizite Darstellungen (Gedärme, Blut, Exkrement) und wird durch nichts idealisiert oder verherrlicht. Die Wirkung von Waffen entspricht zumeist der in der realen Welt, weshalb auch kleinere Verletzungen (Also Verletzungen die in heroischen Erzählungen nur "Kratzer" wären.) schnell zum Tod führen können. Beim Heilungsprozeß kann es zu Komplikationen durch mangelnde Behandlung etc führen, die auch wieder in voller Härte dargestellt bzw behandelt werden und zu Verstümmelung, Invalidität oder Tod führen kann. Im Besten fall kann man von einer deutlichen Narbenbildung und damit einhergehend moglicherweise einer deutlichen Entstellung des Verletzten ausgehen.

Auch unangenehme, schmutzige oder verwerfliche Dinge werden dargestellt oder stehen sogar im Mittelpunkt der Erzählung. Themen wie Vergewaltigung, Folter, persönliche Unterdrückung und Mißbrauch kommen sowohl in emotionaler wie physischer Form vor und werden ebenso wie Gewalt graphisch dargestellt. Die ganze Breite der menschlichen Abgründe und Perversionen können und werden erzählt oder ausgespielt.

Sex, Liebe und Beziehungen werden in einer realistischen Form verwendet und nicht verharmlost oder idealisiert. In dieser Form der Erzählung ist Unschuld etwas seltenes und zerbrechliches, ebenso "echte" Liebe oder eine "glückliche" Beziehung.

Die Realität einer explizit-düsteren Erzählung ist wiederlich, pervers, unverständlich, traurig, schockierend und zerstörerisch.

Beispiele für Teile dieser Erzählungsform wären, in filmischer Form, "Baise-Moi", "Brother" oder "Nekromantik", und in Buchform zB "American Psycho". (Hab nur das Buch gelesen und kann darum kein Urteil darüber abgeben.)
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Ich persönlich tendiere eher zu letzterem, da ich der Meinung bin, daß die menschlichen Abgründe und die wiederliche Realität unserer Welt auch im Rollenspiel behandelt werden sollte. Ich finde es sehr interessant Angst und Verzweiflung zu meinen Themen zu machen und das auch meinen Spielern zu vermitteln.

(Außerdem ist mir High Fantasy irgendwie zu simpel. Ist irgedwie doof. ;) )

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PS: Wenn an diesen Definitionen irgendwas auszusetzten ist, oder ihr vielleicht Beispiele habt (Vor allem für letzteres!) dann einfach schreiben.

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Offline Der Nârr

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Re:Softcore oder Hardcore?
« Antwort #1 am: 16.07.2003 | 08:59 »
Ich tendiere ganz deutlich zu oberer Stilrichtung ("klassische epische Erzählung"). Manche Elemente der unteren Stilrichtung gibt es bei mir sogar gar nicht (z.B. Vergewaltigungen) und ich würde auch nicht in einer Runde mitspielen wollen, in der so etwas alltäglich ist.
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Samael

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Re:Softcore oder Hardcore?
« Antwort #2 am: 16.07.2003 | 09:22 »
Kommt auf die Runde an. WoD ist natürlich etwas anderes als Earthdawn, aber so krass wie du Spielstil 2 beschreibst waren selbst unsere finstereren Vampire Runden nicht.
Bestimmte Dinge (Vergewaltigung) werden in keinem Fall "graphisch beschrieben", sondern allerhöchstens impliziert.  

Offline Wawoozle

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Re:Softcore oder Hardcore?
« Antwort #3 am: 16.07.2003 | 09:24 »
Hmm...
Das sind mir fast zu starke Kontraste.
High Fantasy kann durchaus auch Dunkle Elemente haben, also jedenfalls meiner Meinung nach.

Als Beispiel bringe ich hier auch mal zwei Bücher (oder Serien):
Micheal Moorcock "Elric von Melnibone" und
Stephen Donaldson "Die Chroniken von Thomas Covenant"

Ich würde beide durchaus als High Fantasy bezeichnen, jedoch sind die Helden alles andere als strahlend. In letzterem Fall ist der Held eher ein Anti-Held.
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Offline Der Nârr

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Re:Softcore oder Hardcore?
« Antwort #4 am: 16.07.2003 | 09:38 »
Du musst ja nicht alles einem der Extreme zuordnen können - Elric liegt halt irgendwo dazwischen.
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Offline Monkey McPants

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Re:Softcore oder Hardcore?
« Antwort #5 am: 16.07.2003 | 09:38 »

Ist ja klar das es Zwischenstufen gibt, darum sind es ja "Extreme"!

Na aber mal im Ernst, es geht mir auch aigentlich nicht um Bücher sondern eigentlich um den Spielstil, den eine Runde pflegt. Wo es klarerweise auch viele, viele Nuancen gibt. Aber trotzdem sollte man anhand der zwei Pole sagen können, wo man eher hin tendiert.

Oh, und nur damit mich niemand falsch versteht, ich selbst hab auch noch nie eine Runde gehabt, die eine explizit-düstere Erzählform verwendet hat, aber wenn man eine Skala von -4 (Total klassisch, edelste High Fantasy) bis +4 (Düsterstes, wiederlichstes Splatter-Gemetzel), dann rangiere ich irgendwo zwischen +2 und +3. Und mir gefällts so. :)

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Offline Der Nârr

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Re:Softcore oder Hardcore?
« Antwort #6 am: 16.07.2003 | 09:44 »
Bei mir hängt das natürlich schon auch von dem Rollenspiel ab, aber generell liegt mir immer sehr viel daran, dass meine Charaktere Helden sind. Ich bevorzuge daher auch Rollenspielhintergründe, die dies ermöglichen, und z.B. bei Vampire würde ich (wenn ich es spielen würde) natürlich sofort versuchen, den tragischen Helden zu spielen ;-)

Daher würde ich mich auf der Skala von -4 auf +4 so auf -3 bis +-0 einordnen, was nicht heißen soll, dass es in meinem Spiel nicht auch düstere Aspekte gibt. Nur sollen diese einen Kontrast darstellen und kein Alltag werden.
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Offline Boba Fett

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Re:Softcore oder Hardcore?
« Antwort #7 am: 16.07.2003 | 09:49 »
Du musst ja nicht alles einem der Extreme zuordnen können - Elric liegt halt irgendwo dazwischen.
Nein, Elric ist eigentlich eine klassische epische Erzählung, nur mit dem Unterschied, dass der Kampf nicht zwischen Gut und Böse ausgetragen wird, sondern zwischen Chaos und Ordnung.
Und Chaos wie Ordnung sind in beiden extremen "böse", da lebensfeindlich.
Der einzige "Gute" ist Elric, mit seinen wechselnden Gefährten. Das absolut Böse ist Elrics Schwert.
Und auch dort herrscht wieder der entsprechende Konflikt.
Elric kann ohne das Schwert nicht überleben, kämpft aber gegen dessen Schlechtigkeit an.
Am Ende siegt ja sogar das Böse über das Gute.

Abgesehen davon: Bei mir kommt es darauf an, was ich spielleitere.
Bei Fantasy lege ich meist mehr Gewicht in das epische, da die stereotypen Rollen ja auch so ausgelegt sind (Orks, böse Zauberer, etc.). Jedoch gibt es auch dort meistens Grauschattierungen, die aber in untergeordneten Rollen...
(Die Schankmaid, die in der Kneipe der Helden arbeitet, aber mit dem Schurken liiert ist)
Bei SciFi oder Cyberpunk lege ich meistens eine Grauschattierte Welt fest. Dort gibt es kein Gut und Böse als Pole und auch der "Böse" hat einen Grund warum er so handelt.
Ich finde beides Interessant. In der Epic ist es einfach, eine Motivation für die Abenteuer zu bekommen, dafür stellt der Kampf gegen das Böse die Herausforderung dar.
Im Grauschattierten ist die Herausforderung schon, die entsprechende Motivation für Taten zu erreichen.
Kopfgeldjäger? Diesen Abschaum brauchen wir hier nicht!

Offline Wawoozle

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Re:Softcore oder Hardcore?
« Antwort #8 am: 16.07.2003 | 10:04 »
@Boba
Also deiner Elric-Einschätzung stimme ich so nicht zu.
Es gibt beispielsweise diese Szene in der eine beginnende Vergewaltigung angedeutet wird.
Elrics Gefährte möchte helfen.
Elric lehnt ab, weil er sich nicht einmischen möchte.

Als wirklich "gut" kann man das nicht bezeichnen.
« Letzte Änderung: 16.07.2003 | 10:10 von Wawoozle »
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Offline Althalus

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Re:Softcore oder Hardcore?
« Antwort #9 am: 16.07.2003 | 11:09 »
Nun, da muß ich mich wohl auf +1 bis +3 einordnen. Ich mag keine "Helden" - weil sie, nüchtern betrachtet, dämlich sind. Wer läuft schon los, um im Kampf gegen einen Drachen draufzugehen? Nur der Held, aber der verdient es nicht besser.  ;D
Ich mag es lieber, wenn relativ "gewöhnliche" Typen mit gar nicht so uneigennützigen Motiven in Situationen geraten, in denen sie über sich hinauswachsen müssen. Und wenn sie dabei durch Blut waten, dann werden sie dreckig. ;)
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Offline Monkey McPants

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Re:Softcore oder Hardcore?
« Antwort #10 am: 16.07.2003 | 11:12 »

AMEN, Bruder!!!

;P
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Re:Softcore oder Hardcore?
« Antwort #11 am: 16.07.2003 | 11:20 »
Ich tendiere zu zweiterem, wenn ich auch nicht zu solch detaillreichen Beschreibungen von Gewalt neige. Die stelle ich mit subtieleren Mitteln jedoch auch recht drastisch dar. Was gut und Böse angeht, liebe ich es Charaktere zu entwickeln, die Dinge tun, welche klasischerweise als Böse angesehen werden, diese jedoch in ein in sich schlüssiges Moralkonzept einzuarbeiten. Diese Leute werden oft auch von ihrer Umwelt sehr gemocht. Oft kommt es dann zu den typischen Überraschungen (Der war ja soo nett. Das hätt ich nie von dem gedacht). Es gab aber auch schon Situationen, in denen ein Solcher Charakter die Heldengruppe dermaßen beeinflusst hat, dass sie ohne moralische Bedenken selbst die Drecksarbeit für ihn gemacht hat. Und zwar ziemlich krasse Sachen. (und wir sprechen hier von DSA!!)

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Re:Softcore oder Hardcore?
« Antwort #12 am: 16.07.2003 | 11:42 »
naja, ich wäre halt irgendwo in der Mitte.
explizite Darstellung von Gewalt, ob körperlicher, sexueller oder psychischer, hat bei mir nix zu suchen.
Diese Dinge werden zwar auch nicht verharmlost, aber wenn sie denn vorkommen nicht in aller Deutlichkeit beschrieben.
Dinge wie z.B. Verrat von Freunden kommen durchaus schonmal vor, aber wenn ich mich entscheiden müsste würde ich die Softvariante bevorzugen
Es gibt drei Arten etwas zu tun. Die richtige Art, die falsche Art und die Dash Bannon Art.

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Re:Softcore oder Hardcore?
« Antwort #13 am: 16.07.2003 | 11:44 »
Ich halte nichts von einem düsteren Stil im Rollenspiel. Erstens ist dieser nur schwer durchzuhalten und zweitens, falls dies tatsächlich einmal gelingen sollte, ist das eine recht deprimierende Angelegenheit. Das Leben an sich ist schon hart genug und ich brauche gewisse Thematiken einfach nicht im Spiel (z.B. Vergewaltigung, Folter etc...).

Manchmal ist auch der klassisch-epische Erzählstil schwer durchzuhalten und das Abenteuer mutiert zu einer Art "Ritter der Kokosnuss", wobei das manchmal auch ganz spaßig sein kann  ;D

Offline Jestocost

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Re:Softcore oder Hardcore?
« Antwort #14 am: 16.07.2003 | 11:45 »
Ich neige zu Hardcore-Themen, mag aber keine blutrünstigen Beschreibungen - aber gezielte Andeutungen funktionieren da eh viel besser...
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Offline Monkey McPants

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Re:Softcore oder Hardcore?
« Antwort #15 am: 16.07.2003 | 12:08 »

Klar, obwohl manchmal die etwas detailiertere Beschreibung eines Kadavers echte Wunder bewirken kann.

(Wenn die Spieler ne Gänsehaut haben, obwohl es heiß ist, dann hab ich meinen Job gut gemacht.)

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Fallen_Angel

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Re:Softcore oder Hardcore?
« Antwort #16 am: 16.07.2003 | 13:41 »
Etwas das bei dieser Defiition der Extreme irgendwie rausfällt ist der Slapstick Faktor. Der ja durchaus in beiden Fällen Soft/Hardcore auftretten kann.

Offline Althalus

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Re:Softcore oder Hardcore?
« Antwort #17 am: 16.07.2003 | 13:49 »
Gewalt ist Gewalt - und meine Spieler wissen, daß sie auch mal am "receiving end" sitzen können. Aufgeschlitzte Bäuche sind nunmal kein schöner Anblick, und verbrannte Leichen haben einen ... strengen Geruch.
Die wahre Düsternis kommt aber aus dem Setting selbst. Rassismus, Hoffnungslosigkeit und eine feindliche Umwelt bringen das recht gut rüber. Oder einfach heimatlos zu sein - und das auch zu spüren.
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Re:Softcore oder Hardcore?
« Antwort #18 am: 16.07.2003 | 14:02 »
Ich persönlich schwanke auf dieser Skala je nach Runde und System zwischen -2 und +2. Halt je nachdem, wie es zum System und zu meinem Kampagnen-Konzept passt.
Bei meiner Shadowrun-Runde würde ich sogar ein +3 annehmen (vor allem, seit wir mit dem Arkology Shutdown angefangen haben). Drogensucht, Sex, Liebe, Betrug, Enttäuschung, sinnlose Tode von NSCs, die von den SCs als Freunde betrachtet wurden - ich hab die Welt von Shadowrun in der Runde streckenweise extrem Gibson-Cyberpunk-like dargestellt. Zwei der Charaktere aus der Runde haben echt gelitten und deren Spieler mußten nach den ersten zehn Abenteuern feststellen, wie sehr sich die Ansichten und moralischen Vorstellungen der Charaktere gewandelt haben. Am Anfang sind sie immer noch nach der Methode "Keine unnötige Gewalt, keine unnötigen Toten" vorgegangen und haben das echt gut rüberbekommen. Doch nachdem Freunde um sie herum einfach so draufgingen, der eine beinahe von seiner Geliebten gekillt wurde, dadurch seine Freundin fast verlor und nur mühsam wieder von einer Droge loskam, während der andere seine Freundin schwängerte und dann feststellen mußte, das seine (Piraten-)Familie für ihn bereits eine Hochzeit arrangiert hatte, und er daraufhin Himmel und Hölle in Bewegung setzen mußte, um seine Freundin und sein ungeborenes Kind zu retten... na ja, seitdem habe ich eine Gruppe von Spielern, die einen Trupp desillusionierter und streckenweise depressiver Charaktere spielen, die glauben, das sie auch mit 40 Jahren noch durch die Schatten laufen werden... und das sie nicht viel älter als 40 Jahre alt werden...
Andere Runden hingegen leite ich eher nach dem "High-Fantasy"-Prinzip. *schulterzucken*
Je nach System, Spielern und Kampagnen-Konzept halt. Allerdings halte ich mich auch mit "graphischen Beschreibungen" einiger extremer Handlungen und Situation (Vergewaltigung z.B.) zurück und deute es eher an. Jestocost und Minx haben übrigens beide recht: Man sollte in bestimmten Situationen detaillierte Beschreibungen verwenden, in anderen wieder nur Andeutungen. Bekommt man das richtig kombiniert, kann das den Spielern schon ganz schön zusetzen... Aber wie immer sollte man es nicht übertreiben!
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Re:Softcore oder Hardcore?
« Antwort #19 am: 16.07.2003 | 14:24 »
Schwer zu Sagen,
die eine Gruppe ist eher Hardcore.
Da werden die auch schon mal Gegner gefoltert um an die Informationen zu kommen. Und wir haben einen Nekromanten in der Gruppe welcher nur das Fleisch toter Humanoiden isst. Jeder, der dieser Gruppe schief kommt und eine Waffe in die Hand nimmt wird getötet. Andererseits bezahlen die in den Kneipen immer brav Ihre Rechnung und töten bei Ihren ausgedehnten Prügelorgien nur Gegner die selber Waffen ziehen. Aber ne Vergewaltigung? Nee, das gab’s nur einmal und die wurde nicht ausgespielt.
Und der Grund war auch eher pragmatisch. Die Gruppe wurde von einem Wesen verfolgt, welches  die Gruppe schon ordentlich aufgemischt hatte und hinter der, von der Gruppe geretteten Jungfrau her war. Logik der Gruppe keine Jungfrau, keine Verfolgung.

Die andere Gruppe hingegen ist in Weißspüler gewaschen worden.  Sie werden von hungernden Soldaten überfallen? Oh Ihr armen! Wir spendieren euch was zu Essen und schicken euch nach Hause.
Gegner Töten? Nein, wie unsensibel.
Getötet werden nur absolut böse Wesen, die eher der Dämonenwelt zuzurechnen sind. Und die Gruppe hat schon 2 mal die Welt gerettet. Ohne dafür belohnt werden zu wollen. Achso, eine Mitspielerin war anders, die ist aber raus. Einziger Minuspunkt: Das Verführen von Schönen Frauen und Männern können die nicht lassen. Und wie Gut und wie Oft wird auch ausgewürfelt.
« Letzte Änderung: 17.07.2003 | 12:13 von Juhanito »
Wer schweigt stimmt nicht immer zu.
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Re:Softcore oder Hardcore?
« Antwort #20 am: 16.07.2003 | 16:19 »
Ich denke aber, wir sollten uns alle klar sein, daß Gewalt schlecht ist. Dennoch ist es ein Teil der menschlichen Emotions- und Verhaltenspalette. All zu oft werden Konflikte im RSP durch Gewalt gelöst. Im Rollenspiel, sowie in Filmen und Büchern, kann ich Gewalt akzeptieren. In der Realität verabscheue ich sie.

In meinen Runden handhabe ich das sehr unterschiedlich, je nach Atmospäre und System. Generell gehe ich davon aus, dass die Spieler, die ich vor mir habe, vernünftig und angemessen mit dem Thema Gewalt umgehen können, und dass sie auch nicht abgestumpft sind.
Mit Möchtegerne Rambos und Leuten, die im RSP ihre gewaltätige Phantasien ausleben möchten (davon gibt's beim Vampire live mehr als man denkt) spiele ich nicht, wenn es sich vermeiden lässt.

Ein paar Beispiele, wie ich es sehe:
Ich leite gerade eine DnD Runde im Retrostil, also pures DungeonCrawling, Monster hacken und Schätze raffen. Ich denke, der Stil des Spiels entspricht so etwa einem B-Trash-Movie, so daß ich Kampfhandlungen und das Töten von Gegnern in Splatter-Manier beschreibe. Es kommt zu abgehackten Gliedmaßen, Blutfontänen, Gedärme spritzen herum.
Hier ist die Gewalt zur Unterhaltung sehr abstrahiert. Alle wissen aber darum, und ich denke keiner meiner Spieler identifiziert sich mit seinem Charakter so sehr, dass er das super toll findet.

Wenn ich Vampire leite, so ist das eine andere Sache. Vampire ist ein Spiel um persönlichen Horror. Man wird in einen Vampir verwandelt, und muss sich plötzlich mit seinem inneren Tier und den Grausamkeiten abfinden, die man begeht... vielleicht nur um zu überleben? Die eigene Menschlichkeit schwindet dahin, man steht psychologisch extrem unter Druck.
Hier versuche ich die Gewalt, Mord, etc. so zu schildern, dass sie widerlich und grausam wirken. Da wird ein Kadaver mal detailliert beschrieben (verfaulendes Fleisch, der Geruch, die Fliegen, etc.), teilweise vielleicht auch mit Metaphern, die dann nicht minder grausam sind.

Wir Rollenspieler akzeptieren Gewalt in unserem Spiel, genauso wie wir als Zuschauer Gewalt im Film akzeptieren. Ob diese Gewalt abstrakt ist oder konkretisiert wird, spielt, so denke ich, weniger eine Rolle. Der Akt geschieht. Weiterhin, abstrahierte Gewalt erscheint nicht so schlimm wie Konkretisierte, so dass ich da eher die Möglichkeit sehe abzustumpfen.
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Offline Bitpicker

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Re:Softcore oder Hardcore?
« Antwort #21 am: 16.07.2003 | 16:32 »
Absolut Hardcore.

Robin
Wie heißt das Zauberwort? -- sudo

(Avatar von brunocb, http://tux.crystalxp.net/)

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Re:Softcore oder Hardcore?
« Antwort #22 am: 16.07.2003 | 17:02 »

@ Juhanito:

Diese "Keine Jungfrau, keine Verfolgung"-Logik deiner Gruppe find ich lustig. Ich weiß nicht ob ich es mit meinem Char machen würde, aber den Gedanken muß man mal kommen. :D

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Offline Joerg.D

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Re:Softcore oder Hardcore?
« Antwort #23 am: 16.07.2003 | 17:22 »
Also, die Gruppe  ist sehr kreativ.
Die finden immer! Wege die Sachen anders zu Regeln, wie man sich das gedacht hat.
« Letzte Änderung: 17.07.2003 | 11:51 von Juhanito »
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Offline Lord Verminaard

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Re:Softcore oder Hardcore?
« Antwort #24 am: 16.07.2003 | 19:18 »
Ich mag beide Stile. Man sollte sich nur für einen Entscheiden, so ein hin und her ist blöd. Bei Vampire oder Conan haben wir eindeutig Hardcore gespielt, bei Star Wars oder DSA eindeutig nicht. Ist eine Genre-Frage. Man muss sich da nicht festlegen, im Gegenteil!
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