Was mich stört, ist der Bezug auf Sword&Sorcery als klischeeüberladenes Kampfintensives Genre. Das ist eigentlich nicht immer so.
Nicht immer. Aber doch SEHR OFT. So oft, daß es genre-definierend ist.
Gerade bei den direkten Vorlagen, die Simon Washbourne verwendet hat, den Thongor-Romanen von Lin Carter, reiht sich eine Kampf- bzw. Action-Szene an die andere. Das ist hohes Tempo und hohe "Oktanzahl".
Bei den Prester-John-Romanen kann man sich auch nicht über "zu wenige" Kampfszenen beklagen.
Ebenso bei den klassischen Robert E. Howard Geschichten (Conan, Kull, etc.).
Fafhrd und Grey Mouser schlägern sich auch ständig rum.
Brak, der Barbar, erst recht.
Nur bei Elric (und anderen Vertretern des Ewigen Helden) ist das "ständige Kämpfen" zu einem "häufigen Kämpfen" reduziert.
Bei Karl Edward Wagners Kane-Romanen wird neben Zauberei (der moralisch zweifelhaftesten Art) auch wieder STÄNDIG gekämpft - und zwar in jedweder Skalierung bis hin zum Abschlachten von Leuten in den Zehntausenden.
Das Genre der Sword&Sorcery HAT nun einmal seine eigenen Klischees und seine eigenen, genre-bestimmenden Versatzstücke. Die Klischees fängt BoL mittels der Laufbahn-Idee ein, sowie dadurch, daß - unabhängig davon wie "non-kombattant" die Laufbahn auch immer sein mag - JEDER Charakter sich im Kampfe behaupten kann. Und die Versatzstücke wie die ritualisierte Magie, das "Durchbringen" von Schätzen, Reichtümern, ja ganzen Königreichen, die uralten (bösartigen) Völker der Vergangenheit und ihre gefährlichen Ruinenstädte, sowie die moralische "Entscheidungsfreiheit" der Helden, die nur ihrem eigenen Gewissen etwas schuldig sind, werden durch die Regeln und die Settingbeschreibung umgesetzt.
Was mich stört, ist der Bezug auf Sword&Sorcery als klischeeüberladenes Kampfintensives Genre. Das ist eigentlich nicht immer so.
An welche Sword&Sorcery-Romane/-Geschichten denkst Du denn, bei denen KEINE Klischees bei der Zeichnung der Charaktere zum Tragen kommen, noch physische Auseinandersetzungen ein gängiges Mittel zur Konfliktbewältigung sind?
Mir fallen hier bestenfalls die fast schon psychedellischen Jirel-of-Joiry-Geschichten ein (wobei Jirel ja auch nicht zimperlich ist beim Töten von Leuten/Wesen, die ihr nicht passen). - Auch die Ewiger-Held-Inkarnationen sind brutal und klischeebeladen, daß sie klar zum Genre gehörig erkennbar sind.
Eventuell hast Du hier Romane im Sinn, die NICHT zum Sword&Sorcery-Genre gehören?
So ist z.B. bei den Kurzgeschichten der "Thieves World"-Reihe manch eine klar Sword&Sorcery, andere wiederum nicht - je nach Autor und dessen Interesse und Vermögen. Und die allermeisten der nicht von REH verfaßten Conan-Geschichten sind leider auch nicht wirklich Sword&Sorcery (KEWs Conan ist hier die Ausnahme).
Sword&Sorcery ist PULP-FANTASY. Und damit ist eigentlich schon klar, wie sehr hier Charakter- und Spielwelt-Klischees sowie Betonung von Action, Ausdruck der Charaktere in ihrem HANDELN und nicht in ihrer Rede die bestimmenden Merkmale sind. - Und das ist es, was BoL in exzellenter Weise einfängt und SPIELBAR aufbereitet.
Ich habe schon so einige Rollenspiele gespielt bzw. ausprobiert, die angetreten sind Sword&Sorcery-Fantasy umzusetzen. Und in dieser langen Reihe an solchen Spielen hat tatsächlich BoL das erste Mal WIRKLICH RUNDUM BEFRIEDIGEND dem Genre Sword&Sorcery in einer Rollenspielumsetzung Genüge getan.