Es wurden hier einige Vorschläge gemacht, was den Unterschied zwischen Brett- und Rollenspiel ausmacht:
1) (Nicht-)Existenz von Siegbedingungen
2) (Nicht-)Existenz von Spielende-Bedingungen
3) (Nicht-)Identität von Siegbedingung und Spielende-Bedingung
4) Siegbedingungen werden im Regelwerk definiert.
5) Vorstellungsraum steht über Regeln
6) Es gibt Bereiche in denen die Regeln nicht klar definiert sind.
ZU allen diesen sechs Punkten möchte ich Stellung beziehen:
zu 1)Da hatte ich in den letzten Posts bereits ausführlich erwähnt, wieso ich denke, dass jedes Spiel eine Sieg bzw. Niederlagebedingung erfüllt.
zu 2)Es stimmt, dass die meisten RPGs Endlosspiele sind und es stimmt, dass die meisten Brettspiele ein definiertes Ende haben. Dies ist aber nicht immer der Fall: Bei RPGs gibt es OneShots bzw. Regelwerke, die sich auf OneShots spezialisiert haben (ich denke da an dieses eine RPG mit den Schaben). Dies sind keine Endlosspiele sondern haben häufig ein definiertes Ende.
Auf der anderen Seite gibt es Brettspiele wie HeroQuest, StarQuest und BloodBowl, die Endlosspiele sind.
zu 3)Zugegebenermaßen fallen bei den meisten Brettspielen Sieg/Niederlage und Spielende überein. Dies ist jedoch nicht immer der Fall. (Bei "Spiel des Lebens" zum Beispiel ist das Spiel zu Ende, sobald man den Alterswohnsitz erreicht hat. Das Spiel gewonnen hat jedoch die Person mit dem meisten Geld.)
Und bei den Endlos-Brettspielen kann man einzelne Missionen/Spiele auch verlieren, aber das Spiel geht trotzdem weiter.
zu 4)Hier muss man zwischen Spielen unterscheiden, die prinzipiell immer gleich ablaufen (z.B. 99% der Brettspiele) und Spielen, wo sich die Ausgangslage regelmäßig ändert (z.B. HeroQuest, StarQuest oder auch Empire in Arms).
Bei Brettspielen mit immer der gleichen Ausgangslage stehen die Siegbedingungen im Regelwerk. Bei Spielen wie HeroQuest, StarQuest oder Empire in Arms stehen die Siegbedngungen jedoch nicht im Regelwerk sondern in den jeweiligen Abenteuer- bzw. Szenariobeschreibungen. (Standardmäßig werden zum Spiel einige Szenariovorschläge mitgeliefert. Es gibt jedoch auch eigenständige Szenarios, die nicht beim Regelwerk mitgeliefert werden. Die meisten Szenarios (egal ob mitgeliefert oder nicht) haben unterschiedliche Siegbedingungen.
zu 5)Diesem Punkt stimme ich zu.
Um zu sehen, ob etwas ein Rollenspiel oder ein Brettspiel ist, sollte die Spielfigur einfach eine Handlung begehen, die durch die Regeln nicht abgedeckt ist, die aber aus Sicht des Vorstellungsraumes absolut plausibel und nachvollziehbar ist und wo es ingame keinerlei Gründe gibt, die gegen diese Handlung sprechen.
An der Reaktion der Mitspieler kann man dann erkennen, ob man gerade ein Rollenspiel oder ein Brettspiel spielt. (Wird die Handlung erlaubt oder gibt man ingame Gründe an, weshalb diese Handlung nicht möglich ist, ist es ein Rollenspiel. Verweist man auf die Regeln, wieso die Handlung nicht möglich ist, ist es ein Brettspiel.)
zu 6)Wenn Regeln klar definiert wären, gäbe es keine endlosen FAQs. Mir fällt gerade kein Brettspiel ein, wo die Regeln extrem unklar definiert sind. Aber bei Trading Card Games fällt mir Magic ein, wo es zig Spezialregeln gibt, wo rein regelseitig unklar ist, wie sich zwei Spezialregeln in diesem Spezialfall jetzt genau verhalten. (Wenn man unter Freunden spielt, regelt man das dann einfach unter sich. - Bei Turnieren müssen dann die Schiedsrichter entscheiden und später gibt es dann eine offizielle Entscheidung von WoC.)
Auf der anderen Seite gibt es Rollenspiele wie PtA, wo eindeutig definiert ist, was welchen Regelmechanismus zur Folge hat.
Was ist bei einem Spiel auf Schienen, bei dem es eh klar ist, dass man das Abenteuer lösen wird?
Bei diesen Spielen ist klar, dass man das Spiel automatisch gewinnt. (Bzw. automatisch verliert: Je nachdem, was vorgesehen ist.)
Ich sehe beim Rollenspiel nur eine Möglichkeit, zu verlieren: Wenn der Charakter auf für seinen Spieler langweilige Art stirbt.
Sehe ich zwar anders. Aber selbst wenn du Recht hättest: Das bestätigt meine Hauptaussage: Es gibt beim Rollenspiel ein Spielziel: Nämlich nicht auf langweilige Art sterben.
(Disclaimer: Ich denke nach wie vor, dass "Abenteuer lösen" das Spielziel ist. Wenn du aber mit deiner Aussage Recht hättest, wäre "nicht auf langweilige Art sterben" das Spielziel.)
@ SephironBluffen beim Pokern hat doch keinerlei Auswirkungen auf die Spielregeln:
Es gibt keine Regel in Poker, die besagt: "Wenn mein Bluff gut war, darf ich eine zusätzliche Karte ziehen. Wenn mein Bluff schlecht war, darf ich keine Karte ziehen."
Bluffen ist beim Pokern kein Teil der Regeln.
Beim Rollenspiel
kann "Bluffen" dagegen Teil der Regeln sein:
Wenn ich gut bluffe, bekommt mein SC einen Bonus auf seine Überreden-Probe.
Wenn ich schlecht bluffe, bekommt mein SC einen Malus auf seine Überreden-Probe.
Junta kenne ich nicht und kann ich daher dazu auch nichts sagen. Aber bei Risiko sind die Absprachen und Bündnisse auch nicht Teil der Regeln und haben keinen Einfluss auf die Regeln.
(Empire in Arms wäre z.B. ein Brettspiel, wo Bündnisse einen extremen Einfluss auf die Regeln haben. Diese sind dort aber nichts subjektives wie ein Bündnis beim RPG, sondern etwas extrem handfestes und Regelfestes.)