Interessant, Zornhau, du drehst den Spieß vollkommen um. ... du magst keine SLs, die keine eigene Leistung zur Generierung von Spotlight einbringen wollen.
NEIN. Das habe ich nicht geschrieben, nicht gemeint und kann ich auch nicht unwidersprochen stehen lassen.
Mir ist es EGAL, ob ein Spielleiter "keine eigene Leistung" (was ist das für eine Formulierung?) zum Ins-Rampenlicht-Stellen der SCs erbringen will oder nicht.
SOLANGE die SCs nicht zu Statisten, Randfiguren ohne Aufmerksamkeit verkümmern, ist alles GUT.
Ein Spielleiter ist in der PFLICHT diese Aufmerksamkeit zu ermöglichen. Er baut die Bühne. Aber wieviel "Leistung" er dazu reinsteckt, das ist doch immer die Frage der konkreten Gruppe, des Genres, des Settings und des eingesetzten Regelsystems sowie der Interpretation, der NUTZUNG des Regelsystems in der Gruppe. - Manche Welten bauen sich "von selbst", sie werden von den Spielern bestückt, bereichert und mit Leben gefüllt. Die VERANTWORTUNG für die Welt (insbesondere Konsistenz, Glaubwürdigkeit, usw.) bleibt beim Spielleiter, aber "Leistung" muß er da kaum bis keine aufbringen.
Aber Rampenlicht-Anspruch der Spielercharaktere ist nicht alles!
Auch der SPIELLEITER hat SEINE Spaßfaktoren, die ER gerne angesprochen bekommen möchte.Welcher Spieler legt seinem Spielleiter einen "Flag-Fragebogen" vor?
Bei all der Flag-Thematik wird immer davon ausgegangen, daß der Spielleiter ein "interessensloser Wunscherfüller" und Rundum-Fullservice-Dienstleister seiner Spieler zu sein hat.
Hat er aber NICHT!
Die Spieler haben den Anspruch auf die höchste Aufmerksamkeit für ihre SCs. Der Spielleiter hat diese nicht kleinzuhalten und zu Statisten zu degradieren.
Aber im Rampenlicht zu stehen, heißt NICHT, daß man dort immer im maximalen Wohlfühlraum steht!Will ein Deadlands-Spieler unbedingt den Outlaw-Trail reiten, powert seinen Charakter mit schier unschlagbaren Killerfähigkeiten auf und mäht mehr oder minder wahllos NSCs nieder, dann ist das eine ziemlich klar Aussage, was diesem Spieler im Spiel Spaß macht. - Aber MIR als DL-Spielleiter ziemlich sicher NICHT!
Auch ich als Spielleiter möchte Charaktere spielen (NSCs mit ihrer Bedeutung entsprechend überzeugenden Auftritten). - Ich möchte NICHT NUR ZIELSCHEIBEN spielen!
Wo ist die Frage des Spielers, OB ES MIR SPASS MACHT lauter NSCs über die Klinge springen zu lassen?
Die kommt oft genug nämlich NICHT.
Und hier MUSS der Spielleiter klar und von sich heraus sagen, was IHM am Spiel nicht paßt und was ER gerne mehr VON SEINEN SPIELERN sehen möchte, wenn man GEMEINSAM spielen möchte.
Die "Denke" hinter Flags und Spotlight ist mir eine zu sehr auf die SPIELER bezogene, den Spielleiter mit eigenen Wünschen und Interessen geradezu als FEIND GEGEN die Spieler aufstellende Sicht.
Aber ICH möchte GEMEINSAM mit meinen Spielfreunden spielen. - Ich sehe mich NICHT als Feind der Spieler und auch nicht als deren Fußabtreter oder Wunscherfüller.
Auch ein Spielleiter möchte SEIN "Spotlight" haben und SEINE "Flags" von den SPIELERN aufgegriffen sehen!Und ohne Flags fühle ich mich auch berechtigt, teilweise in die Charakterautonomie einzugreifen, um interessante Szenen zu generieren - das tue ich nämlich nicht, um den Spieler zu bevormunden, sondern um seinen Charakter, wie Zornhau es richtig fordert, in den Mittelpunkt zu rücken. Insofern geht Teylens Vorwurf der Gängelung fehl
Es IST und BLEIBT ein UNZULÄSSIGER Eingriff in die Bestimmungshoheit des Spielers, wenn es nicht nach irgendwelchen Regeln her (die zu verwenden vom Spieler akzeptiert wurde) erlaubt ist, eine Schwester, Ex-Frau, ehemaligen siamesischen Zwilling aus dem Ärmel zu ziehen.
Manche Regelwerke haben Zufallstabellen, nach denen die Familie des SCs erwürfelt werden kann. Das ist bei Akzeptanz des Regelwerks ein ZULÄSSIGES Vorgehen.
Einfach so sich einen ENGEN VERWANDTEN eines SCs aus dem Ärmel zu ziehen, ist ein EINGRIFF in die "Intimsphäre" des Charakters. - Manchen Spielern macht das nichts, andere - mich selbst eingeschlossen - brächte so etwas in Rage!
Wenn ich mein Charakterkonzept selbst festgelegt habe, dann möchte ich NICHT, daß mir ein Spielleiter durch "retconnen" irgendwelche Beziehungen unterschiebt, die mir MEIN Charakterkonzept, so wie ICH es verstehe und wie ICH es spielen will, VERSAUEN!
Und wenn ich ein verbittertes Einzelkind spielen will und mir eben KEINE Geschwister für den SC überlegt habe, dann darf der SL, der mir mit einer "hergezauberten" Schwester kommt, NAPALM fressen!
Meiner Erfahrung mit unterschiedlichen Spielleiter nach sind die ach so "tollen Ideen für eine interessante Charakterentwicklung", die die SPIELLEITER zu MEINEN Charakteren haben meist SCHEISSE und NICHTS, was mir im Spiel auf irgendeine Weise Spaß bereiten wird.
Das heißt nicht, daß ich nur familienlose Teflons-Billys spiele, sondern daß der Charakter-HINTERGRUND, zu dem auch dessen Familie gehört, zur SPIELER-DOMÄNE gehört. In diese pfuscht RÜCKWIRKEND kein Spielleiter rein! - Er kann ja immer noch meine Geschwister entführen lassen, sie umlegen, usw. Nur ändert mir der Spielleiter NICHT per retcon meinen Charakter, daß ich die Lust ihn zu spielen verliere!
Daher sind solche Eingriffe, wie der oben aufgeführte, EGAL mit welcher Motivation sie vorgenommen werden, UNZULÄSSIG, wenn sie nicht auf VORHER bekannten und akzeptierten Regeln basieren!