Ich möchte dir jetzt nicht widersprechen, denn deine Argumente sprechen ja nicht gegen meine Aussagen, dass Liturgien in 4.1 sich der Astralzauberei stark angenähert haben.
Aber ich möchte sie doch kommentieren.
Wenn ich das richtig sehe, sind deine Argumente Einsatzfähigkeit, Glaubwürdigkeit und Settingkonsistenz.
Ich fange mit der Einsatzfähigkeit an, denn du lieferst mir damit eine sehr gute Steilvorlage.
Mit der Einsatzfähigkeit kann man in dem Fall nur argumentieren, wenn man einen Geweihten im Grunde über die Karmalzauberei definiert. Denkt man das bis zum bitteren Schluss zu Ende, so sprichst du quasi jedem Geweihten eine Einsatzfähigkeit ab, wenn er nicht mit Liturgien um sich wirft.
Es ist das typische Denken, was man auch vom Magier her kennt. Er ist ein Zauberer, also muss er auch zaubern. In dem Punkt nähern sich die Priester der 13 Götter schon seit dem KKO den Astralzauberern an.
Seit 4.0 gilt ein SC oder NSC nicht mehr als Geweihter, wenn er keine Karmalzauberei beherrscht. Er kann höchstens ein Akoluth oder ein Laienpriester sein. Es ist die Denkweise die dahinter steht.
Dann kommen wir zur Glaubwürdigkeit und nehmen gerne das Beispiel mit dem Boroni und dem Grabsegen. An dieser Stelle möchte ich mal auf etwas hinweisen, das vielen einfach unklar ist und warum Liturgien eben keine Priesterzauber sind wie bei DnD und auch kein Gottestapping wie bei SW.
Die Quelle der Karmapunkte ist ein Gott. Oder um es anders zu sagen, die Quelle der Karmapunkte liegt in der Hand des SLs. Durch diese besondere Konstruktion kann der SL handwedeln, ohne dass es unglaubwürdig wird und unschön wird im Spiel.
Wenn der Boroni an einem unbedeutenden Dorf vorbeikommt und feststellt, das der Boronsacker nicht gesegnet ist, dann segnet er diesen. Als SL kriegt er diese KP einfach direkt vom Gott wieder.
Wenn der Boroni aber tief in den SL ist und ein Gabsegen auf dem Boronsacker spricht, dann müsste er bei mir dafür bezahlen, denn er bringt das Wort seines Gottes in dieses Land und der Gott ist hier fern. Aber sobald er wieder in den guten Landen oder in einem Tempel ist und die Verbindung zum Gott besser ist, bin ich gerne bereit mit dem Spieler über seinen Karmahaushalt zu reden. Er darf natürlich aber auch gerne vorher mit seiner Regenerationsprobe seinen Gott zu erreichen und um mehr KP bitten.
Auch kommt das natürlich auch auf den Gott an. Unsere Korries haben so etwas nur in echten Notfällen gemacht, denn damit gesteht man dem Gott ein, dass sie selbst zu schwach sind und Schwächlinge mag Kor einfach nicht. Unsere Ronnies dagegen stellten sich ganz offen auf den nächsten Hügel, brüllte eine Herausforderung in die Winde der schwarzen Lande und baten um Beistand von Rondra.
Ich kenne die Argumentation um die Glaubwürdigkeit von Geweihten, die dann ihren Hauptfplichten nicht nachgehen können. Aber ich habe dieses Problem irgendwie nie gehabt. Erstens segneten unseren Geweihen nicht alles und jeden an jeder Ecke und zweitens war ich immer bereit mit mir darüber reden zu lassen, ob der Grabsegen nun unbedingt mit den KP des SCs bezahlt werden muss und ob nicht der Gott da mal was beisteuert. Gerne habe ich dann vom Spieler auch mal verlangt einen ganzen Gottesdienst zu halten, oder so. Ein Spieler hat sogar auf Eigeninitiative dafür gesorgt, das die Bauern einen Boronschrein errichtet haben und ist später dann zurück gekehrt um diesen auch zu weihen, was mir die Möglichkeit gab ein weiteres AB in der Gegend spielen zu lassen.
Und es war genau dieser deutlich freiere Umgang mit der Ressource KP, welcher den Unterschied zur Astralzauberei machte. Mit der KP-Regeneration und Grad 0 Liturgien, die für 2 KP zu haben sind, würde ich mich da wohl eher nicht mehr drauf einlassen. Wozu denn auch, die 2 KP sind doch spätestens Übermorgen schon wieder rein geholt.
Kommen wir zur Settingkontinuität.
Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, müssen wir eingestehen, dass Aventurien eben ein Setting ohne Karmalzauberei ist. Das eine oder andere Wunder ist schon mal drin, aber da gibt es ja eigene Regeln für.
D.h. aber auch, das die einzige Lösung für das Problem ein retcon ist. Entweder wir machen Aventurien mit Karmalzauberei. Dann muss aber verdammt viel umgeschrieben werden und z.B. Novadis komplett gestrichen werden, denn die 12Göttergeweihten können mit einem Fingerschnippen ihre Götter beweisen. Die Novadis dafür aber nur dumm gucken.
Oder wir schaffen die Liturgien wieder ab.
Man hat sich aber für den Weg entschieden die Liturgien häufiger aber deutlich schwächer zu machen. Und was bietet sich gleichzeitig an um die Spieler nicht zu verärgern? Man macht sie häufiger, denn ein Geweihter ist nur dann Geweihter, wenn er karmalzaubert (vgl. Magier).
Wie gesagt die Tendenz bei Karmalzauberei in 4.1 geht zu häufiger, aber eben auch schwächer. Während sie in 4.0 noch deutlich seltener, aber auch mächtiger war.