Ich kann jetzt natürlich nur aus meiner persönlichen Warte heraus argumentieren, und ich komme schon aus einer sehr anderen Ecke des Rollenspiels, daher weiß ich ehrlich gesagt nicht, wie hilfreich diese Anmerkungen sind. Sollten sie es nicht sein, tut es mir leid, aber man kann sie gewiss ziemlich einfach ignorieren.
Ich habe mal etwas grob ähnliches mit der Artus-Saga geplant, wobei das dann aber idoch eher in eine sehr ernste Richtung ging.
ich habe schon seit einiger Zeit die Idee, die Nibelungensage in einer etwas simplifizierten Form fürs Rollenspiel aufzuarbeiten. Was mir vorschwebt ist eine Art satirisch-ironische Variante, in der die Helden die Aufgabe haben, Siegfried & Co durch die Geschichte zu führen und dabei allerlei Fehler und skurrile Entwicklungen "auszubügeln". Dabei sollen sie selbst nicht (den gar nicht so großartigen) Siegfried verkörpern, sondern Helden an seiner Seite, die quasi als gute Geister dafür sorgen, dass alles nach Plan läuft.
Ich persönlich finde die Idee, die kleinen Hilfswillis neben den großen tollen Hauptfiguren zu verkörpern, wenig reizvoll. Das neigt zu zwei Problemen: Entweder sind die Spielercharaktere oft nichts anderes als Zaungäste, die den tollen Helden und Königen beim Großartigsein zuschauen dürfen (nennen wir es das Pendragon-Problem) oder die NSCs sind Volldeppen, die alleine nichts hinbekommen (
dürfen), damit die Spieler regelmäßig glänzen können, was nicht nur jedwede innere Glaubwürdigkeit der Spielwelt in die Luft sprengt, sondern auch immer die implizite Frage, warum man die Vollpfosten unterstützen soll, im Raum stehen läßt (ein relativ typisches Problem bei DSA).
Beides ist blöd, und es ist verflucht schwierig, da ein passables Gleichgewicht zu finden. Ich würde daher plädieren, die Spielercharaktere von vorneherein als wichtige und relevante Akteure auftreten zu lassen. Ich kenne mich jetzt persönlich mit dem Niebelungenlied nur begrenzt gut aus, aber gibt es nicht genug namentlich erwähnte Figuren, die Spielercharakterpotential haben?
Inspiriert durch einen Beitrag, der hier unlängst gekommen ist, könnte ich mir durchaus auch vorstellen, dass es einen "surrealen" NSC in der Geschichte gibt, der quasi den Spielleiter/Erzähler darstellt und immer auftaucht, wenn die Helden besonders gut oder besonders schlecht unterwegs sind.
Wenn mich meine Wagner Kenntnisse nicht im Stich lassen, wäre dies Wotan, oder? Das ist eigentlich eine sehr feine Idee.
Klingt die Thematik für euch interessant? Wenn ja, was daran? Wenn nein, was müsste sich verändern, damit es für euch interessant wäre?
An sich ja, wobei ich den Hauptkritikpunkt, aso das Verhältnis zwischen SCs und NSCs schon erwähnt hab. Ich finde auch die Idee eines grundsätzlich humorigen Rollenspiels eher weniger ansprechend.
- Welche Art und welches Maß von Humor/Ironie/Skurrilität würdet ihr von einem ironisch-satirischen Rollenspiel erwarten bzw. erhoffen? Brachialhumor oder feine Klinge?
Vor allem vornehme Zurückhaltung. Humor funktioniert dann gut, wenn es eben ein Bruch in der allgemeinen Stimmung bildet und somit einen Kontrast zum ansonsten hoch dramatischen Aufbau darstellt. Wenn es die ganze Zeit komisch sein soll, ist das hoch anspruchsvoll, was die Leistung von Spieler und Spielleiter angeht, und rutscht schnell in Pattheit und Phrasen ab. Das ist nicht schön.
Wieviel Wert würdet ihr auf historische Korrektheit legen?
Sehr großen. Es gibt schliesslich relativ leicht zugängliches Informationsmaterial über die Epoche, und wenn man bei einem an sich historischen Setting die unglaublich seltene Möglichkeit, ein derartig rundes und in sich verknüpftes, komplexes Setting nicht zu nutzen, ist nichts anderes als eine reine Verschwendung von Potential, und das ist immer eine frustrierende Erfahrung.
Natürlich wird das ganze historisch spekulativ und relativ grob, aber das ist in Ordnung. Man bekommt zwar nur eine Annährung hin, aber es wäre meines Erachtens eigentlich nicht entschuldbar, wenn diese Annährung nicht wenigstens versuchen würde, den historischen Kontext und Ideen mit einzubeziehen.
- Wie käme bei euch der "surreale Erzähler" an?
Das kommt darauff an, welche Funktion er einnimmt, und wie er auftritt. Sollte es tatsächlich ein Charakter sein, gilt auch hier, dass vornehme Zuzrückhaltung ein hohes Gut ist, damit der Effekt des Ungewöhnlichen nicht zu schnell abnutzt. Es wäre zudem interessant, was du als 'surreal' auffasst.
- Seht ihr irgendwo No-Gos oder Probleme?
Es gibt da diesen Tom Gerhardt Siegfried Film... alles, was auch nur begrenzt daran erinnert, wäre ein gutes Argument für den abbruch des Projekts...