Als Charakterdarsteller habe ich vornehmlich meinen Char im Kopf. Wie fühlt er sich, wie reagiert er, wie beurteilt er andere, was will er in diesem Moment tun und warum. Die gleichen Fragen stelle ich bezüglich der anderen Charaktere. Die Umgebung bleibt abstrakt. Wenn der SL sagt, dass wir in der Burg eine Halle betreten, habe ich keine Vorstellung von der Farbde der Säulen oder der Beschaffenheit des Bodens. Ich habe nicht mal eine Vorstellung davon, ob es Säulen in dieser Halle gibt. Der SL müsste sowas explizit erwähnen. Ich stelle mir auch die Gesichter und die Kleidung nicht vor, wenn sie nicht explizit beschrieben sind.
Objekte jucken mich also nicht. Ich stelle sie mir so weit vor, wie sie beschrieben werden. Wenn sie nicht beschrieben werden, stelle ich sie mir nicht vor. Stattdessen habe ich permanent das Innenleben meines Chars auf dem Schirm. Und ich erkunde aus meinem Char heraus das Innenleben anderer Chars. Auch wenn der SL nichts darüber beschreibt. Da kann es schon mal passieren, dass ich z.B. den emotionalen Ausdruck eines NSC nachfrage und der SL im ersten Augenblick nur die Schultern zuckt. Für ihn war das irrelevant, der NSC nur ein Werkzeug für einen bestimmten Zweck. Also hatte der NSC keine Emotionen, die muss sich der SL nun spontan überlegen, um mir eine Antwort zu geben.
Aus den wenigen Andeutungen darüber, was sich in der Vorstellung der Spieler befindet (Glitzers, Eriks und mein Beitrag) wird schon mehr als deutlich ersichtlich, dass es DIE Vorstellungswelt gar nicht gibt. Glitzers und meine Vorstellungen sind überhaupt nicht miteinander vergleichbar. Nach Glitzers Fragebogen würde ich als vorstellungsarm herauskommen. Schneidet man den Fragebogen auf meine Vorstellungsinhalte zu, werden andere Spieler als vorstellungsarm abgestempelt.