@ Yvain:
Irgendwie sind wir hier wieder beim Balancing gelandet und ich habe ehrlich gesagt keine Lust es nochmal aufzuwärmen. Letztes mal wollte man mich hier nicht verstehen und daher bemühe ich mich auch nicht darum es anderen Leuten irgendwie zu erklären.
Aber da ich gerade nicht schlafen kann, tippe ich dazu mal was.
Ich habe in DSA die Erfahrung gemacht, dass man niemals einen bestimmten Char durch einen anderen substituieren kann, so lange man die Chars nicht nur auf eine einzelne Sache reduziert, wie es die typischen Nischen, welche die Leute so gerne benutzen (Kämpfer, Sozialchar usw.) vorgeben.
Jeder Char hat durch seinen Hintergrund und seinen Platz in der Hintergrundwelt eine eigene Nische, die ein absolutes Unikat ist, selbst wenn die Eltern von Ogern gefressen, das Dorf von Orks abgefackelt wurde und der CHar stumm ist.
So mag die Magierin mit 6000 Ap ja mit einem Ignisphäro gut und gerne die 20 Goblins vertreiben, aber sie wird trotzdem niemals so einfach in eine Zwergenbinge rein kommen, wie der Ambosszwergische Söldner der Truppe.
Sie wird am Hofe immer die Magierin sein und niemals in die Position kommen eine Baronie zu besitzen und sie sollte bei Verhandlungen mit Novadis und Ferkinas besser die Klappe halten, selbst wenn sie 10 Punkte mehr in Überreden hat, als der Krieger.
Wenn man DSA nicht vollkommen losgelöst von der Hintergrundwelt spielt, wie ich es z.B. gerne bei der Figurenschubserei von DnD4 betreibe, kann die Magierin keinen einzigen anderen Char ersetzen, weil Chars eben mehr als nur eine Ansammlung von Fähigkeiten sind.
Jedoch muss man auch eingestehen, das so etwas nicht in jeder Gruppe funktioniert.
Ich hatte mal eine Spielerin, die Freundin des Gastgebers, die Grundsätzlich alles alleine machen wollte.
Ich habe ein Detektiv-AB gemeistert und die Spielerin ließ ihren Char am Tag schlafen und wenn alle schlafen gingen zog sie los um noch das eine oder das andere usw. herauszufinden und das AB quasi auf eigene Faust zu lösen. Sie lies sich die herausgefundenen INfos der anderen geben, unterrichtete den Rest der Gruppe aber wiederum nicht von ihren Erfolgen. Begründet wurde das damit, dass der Char das ja öfters so mache und der Gruppe noch nicht wirklich vertraue.
Das mag ja InGame irgendwie sinnvoll sein, aber als SL ist das einfach Mist, weil die anderen Spieler dadurch einfach zu viel Leerlauf hatten, während ich mich mit ihren Ideen auseinander setzen musste. Irgendwann, als ihr zweier oder dritter Nachtzug einfach kein Ende nehmen wollte, habe ich sie dann zwangsweise unterbrochen, worauf sie sauer war und mich dann als SL angiftete und in Tränen das Zimmer verließ und der Gastgeber mich dann aufforderte zu gehen (also nur den SL, nicht die Gruppe).
Seit dem leite ich einfach nicht, wenn sie mitspielen will. Darauf habe ich einfach keine Lust. Als SL bist du einfach auch darauf angewiesen, dass die Spieler dir helfen und sich auch mal zusammen raufen und damit meine ich nicht unbedingt irgendwelchen Nischenschutz.
Erst letztens habe ich auch eine Runde erlebt, wo die SL 8 Leute eingeladen hat (was nicht funktionieren konnte) und es dann zu einer One-Man-Show gemacht hatte, weil der eine Spieler der Herrenrasse der Hintergrundwelt angehörte und automatisch der Anführer der Truppe war. Egal was man gemacht hat, man hat quasi einen auf den Deckel bekommen und bis auf den One-Man-Show Hauptdarsteller, hat jeder Spieler sofort gemerkt, dass es besser für ihn ist, sich einfach nicht zu beteiligen und zu tun, was der Anführer sagte (er sagte einem ja sogar, wie man es zu tun hatte). Nicht besonders toll, weil 7 von 8 Leuten am Spieltisch gelangweilt geradezu sehnsüchtig auf die Battlemap glotzten. Und dabei waren die Rollen gut verteilt und halbwegs gebalanced. Wir hatten 2 Defender, 3 Striker, 1 Controler und 2 Leader. Da lässt sich DnD4 einfach nicht lumpen. Gibt einem aber darüber hinaus auch sonst einfach nichts.
Was ich damit sagen will, ist dass es viel mehr davon abhängt wie die Gruppe harmoniert, als von irgendwelchem Balancing der Figuren. Es ist vor allem wichtig wie die Spieler drauf sind und ihre Chars behandeln und einbringen. Es braucht den goldenen Mittelweg aus Kompromiss und Individualität. Und 120 Seiten Hintergrundgeschichte wären für mich ein starkes Indiz dafür, dass die Spielerin sich eventuell zu sehr mit ihrem Char identifiziert und zu tief ins Herz geschlossen hat. Bei Autoren mutieren solche Protagonisten häufig zu den heiß geliebten Mary Sues, was im Rollenspiel einfach nicht gut gehen kann. Der dazu passende beissende Zynismus, mit der so jemand andreren Spielern dann mit der Zeit begegnet, ist übringens eine häufige Begleiterscheinung.
Ich habe meine Lektion als SL aus der oben beschrieben Situation des Detektiv-ABs gelernt. Ich beneide keinen SL, der mit so etwas umgehen muss. Und wenn er Pech hat und gleich 5 Mary Sues am Spieltisch sitzen hat, dann mögen ihm alle je erfundenen Rollenspielgötter beistehen. Ich glaube nur nicht dass es helfen wird.
Zum Glück gibt es auch einen Gegenpol zu den Mary Sues, die Schläfer, die nur Wach werden wenn sie mal einen Würfelwurf machen sollen oder der Kampf beginnt.