Allerdings scheint mir dass sowohl die vergleichsweise große Vielzahl an entsprechenden Retroklonen wie auch der entsprechenden Retroklon-Spieler doch etwas zu zahlreich, um das ganze ausschliesslich als Eindruck von Nostalgie abzutun. Daher die Frage, was denn der Reiz an den entsprechenden Retro-Klonen ausmacht, bzw. was als Stärke dieser Systeme im Vergleich zu neueren Systemen darstellt.
Mein Weg zur OSR führte über mehrere Landmarken:
Über
Prince Valiant, welches - mechanisch gesehen - ein Vorläufer der Storytelling-Bewegung ist, wurde mir klar:
Manch älteres Spiel ist seinen jüngeren Vettern in vielerlei Hinsicht überlegen. Das betrifft vor allem die Funktionstüchtigkeit der Regeln selbst und auch die Diskrepanz zwischen Spielbeschreibung und -mechanik.
Das ist in etwas das, was Horatio so beschrieb:
"Verdammt, das ist "focused design"!", die Regeln sind nicht perfekt, aber sie unterstützen das Spiel, von dem in den Heftchen gesprochen wird!
Damit hängt dann auch mein Interesse an den "Ways less traveled" zusammen. (Hier kommen Regelwerke wie Swordbearer ins Spiel.)
Zum "Was wäre gewesen, wenn ist es dann nur noch ein kleiner Sprung.
Der zweite große Komplex hängt mit dem Zusammenwirken von Regeln, Assoziation und Ideen am Spieltisch zusammen.
Ich habe feststellen dürfen, dass die OSR-Spiele quasi unbegrenzt Schnittstellen für eigene Ideen haben. Dass man Extrapolieren
kann und muss anstatt zu Handwedeln.
Die Spiele besitzen stabile Regelgerüste - welche deutlich belastbarer sind, als neuere Systeme wie z.B. WFRP 2nd, Savage Worlds, D&D 4 - die leicht Hausregeln und eigne Kreationen tragen können. Sie können die Ideen der Spieler im Spiel ad hoc rezipieren. Denken in Regelelementen (wie das z.B. bei D&D 3.X notwendig ist) entfällt.
In der Hoffnung, nicht allzuweit vom Thema abzukommen: Spielen eigentlich viele Leute Retroklone, ohne in der Zeit der Originale schon RPG betrieben zu haben? Oder wendet sich die Retrogeschichte wirklich vornehmlich an die Leute, die das Zeug ohnehin schon kannten?
Die Entdeckung von D&D 1 und Labyrinth Lord fällt bei mir zusammen. So gesehen kannte ich das Zeug schon, doch die "Alte Zeit" hat bei mir nie stattgefunden.
In meinem Freundeskreis gibt es außerdem ein paar Leute, die begeistert Labyrinth Lord (alternativ auch ein anderes OSR-Spiel) zocken und der OSR wenigstens wohlwollend gegenüberstehen. Auch die haben keinen Bezug zur alten Zeit.
Andererseits: Ich habe auch schon Leute (am Spieltisch) erlebt, die - wegen glücklicher D&D-4-Erfahrungen, wie ich vermute - gar kein Herz für die OSR haben.