Aber was spielt man mit LL/OSR?? Ich hab die gute alte Zeit ja nicht mitgemacht, kann mir aber nicht vorstellen, dass da nur gecrawled wurde.
Irgendwie bin ich ein bisschen überfragt, vielleicht kann ja jemand was dazu sagen. Das ist lustigerweise soweit ich mich erinnere das erste mal, dass ich ein GRW zugemacht habe und nur "Aha. Und jetzt?" gedacht habe.
Das "Aha. Und jetzt?"-Gefühl kenne ich von ziemlich vielen Spielen.
Vampire, Werewolf, Wraith (mit zunehmendem Grad der Verwirrung; komischerweise gar nicht bei Mage und Changeling oder den WoD-ähnlichen Nephilim, Fireborn, Witchcraft, Unknown Armies), INS/MV, Angeli, Shadowrun (da hat mich die mixed message aus angeblicher Konzern- und Datenspionage und modernem Hack'n'Slay à la DNA/DOA verwirrt), Psychosis, alle postapokalyptischen Spiele (völlig egal ob Storygame à la DeGenesis oder Old School à la Gamma World, liegt also am Genre; obwohl ... Tribe 8 war da eine Ausnahme), Mahamoth, Te deum pour un massacre, Nobilis, Chosen ...
Ich weiß nicht, woher die Annahme kommt, dass man mit Old-School-Spielen zwingend und nur Hexcrawl/Dungeonkloppereien spielen kann, oder dass sie für diesen Zweck geschrieben worden sind. Wahrscheinlich ist der Forge-Gedanke des fokussierten Regeldesigns daran schuld, nach dem Motto "das, was die Regeln am besten können sollen, muss am deutlichsten verregelt werden". Wenn man mit dieser Annahme auf ein älteres Spiel zurückblickt und den Umkehrschluss bildet "das, das die Regeln am auffälligsten modellieren, muss der Spielzweck sein", bindet man sich selbst einen Bären auf.
Als es nur D&D, Arduin, RQ, Tunnels & Trolls, Palladium, etc. gab, wurden alle Szenario- und Abenteuerideen durchgespielt, die es später auch gab. Die Gewichtung war sicherlich eine andere - das Erzählspiel, Stimmungsspiel, Metaplotspiel war noch nicht so stark vertreten, aber ich bin mir sicher, dass schon in den Siebzigern irgend jemand im Stil von Dragonlance/Die 7 Gezeichneten gespielt hat, dramaturgisch Szenen vorbereitet hat, oder politisch-gesellschaftliches Parkett den Verliesen vorgezogen hat.
Das habe ich in diesem Thread
hier schon einmal zu erklären versucht.
Man spielt mit LL/OSR inhaltlich genau das gleiche wie mit Harnmaster, DSA1, Ars Magica, DSA2, Vampire, DSA3, RuneQuest, DSA4, MERS, DSA5, Artesia, Blue Rose, Lace & Steel, REIGN, Earhdawn; nur mit dem Unterschied, dass viele der späteren Spiele ein stärkeres Regelgewicht auf bestimmte - thematische wie dramaturgische - Spielaspekte legen.
Womit ich auf gar keinen Fall sagen will, die Old School Spiele können alles oder können alles besser - wer Regeln haben möchte, die eine bestimmte Settingidee genauer treffen oder bedienen (Ars Magica, Earthdawn), wird lieber gleich zu anderen Regeln greifen wollen anstatt D&D umzubauen (obwohl es vermutlich eine große Zahl an Leuten gab, die ICE's Mittelerde-Module mit AD&D statt mit RM/MERP gespielt haben). Wer ausgefeilte Regeln für soziale Interaktionen oder Spotlightverteilung oder Scene Framing braucht oder mag, wird diese in LL/S&W/OSRIC
as written nicht finden und wird mit einem anderen System leichter glücklich werden - nur zu!
Zu Zeiten der Old School brauchte man keine Keys mit ihren ausgeklügelten Resourcenströmen, um einem Spieler, der die Eigenheiten seines Charakters anspielte, Extra-XP für "gutes Rollenspiel" zu geben.
Rulings, not Rules. (Was ich auch keinesfalls als Kritik an Keys verstanden wissen möchte - sie gehören zum elegantesten Regeldesign, das ich je gesehen habe!)