Ob etwas als 08/15, Illusionismus oder übles böses Railroading bezeichnet wird, hängt von der individuellen Betrachtungsweise ab, die von Spielzielen wie Storytelling, charaktergerechtes Spiel, Simulationsspiel u.v.m. geprägt wird.
Dem kann ich so nicht ganz zustimmen. Es stimmt schon, das es Leute gibt, denen 08-15 Spiel gefällt und solche, denen es nicht gefällt, aber das ändert nichts daran, daß es ein "Durchschnittspiel" gibt, also die Art zu spielen, die vom Großteil der Spielerunden angewandt wird. Von diesem "Durchschnitt" kann man dann andere Formen unterscheiden, er ist der Maßstab, den man anlegt. Diesen Durchschnitt könnte man grob so zusammen fassen:
-Trennung Spieler-Spieleleiter
-Das Schaffen des Handlungsrahmen obliegt Großteils dem SL, die Spieler haben allerdings gewisse Freiheiten innerhalb dieses Rahmens.
-GNS oder sonstiges Forge-speak ist kein Thema.
-Man verwendet ein Spiel, das Würfel zur Resolution verwendet und Task-basiert ist.
-Jeder Spieler besitzt die Kontrolle über einen Charakter, wobei ihm diese Kontrolle im Rahmen der Regeln auch von SL entzogen werden kann.
usw.
Das sind die Züge, die IME die "typische" Rollenspielrunde besitzt. Von hier aus definiert man andere Formen des Rollenspiel, zb "Würfelloses Rollenspiel" (Weicht in Punkt 4 vom "Durchschnitt" ab.), "Troupe-stil Rollenspiel" (Weicht in Punkt 5 ab, weil mehr Charaktere als Spieler.) usw.
Diesen Weg kann man auch mit Railroading gehen, indem man sich fragt "Inwiefern unterscheidet sich Railroading von "Durchschnitt"?". Ich würde sagen dadurch, das den Spielern keine Entscheidungsfreiheit eingeräumt wird. Damit definiere ich die "härteste", "schlimmste" Form des Railroadings, die, zum Glück, eine Ausnahme ist. Aber die extreme Natur dieser Definition hilft sie vom Durchschnitt abzugrenzen,macht also die Definition klarer und eindeutiger.
Nun Muß man aber noch Railroading von Illusionismus abgrenzen. Ich hab das dadurch gemacht, indem ich Railroading als "worst case"-Szenario definiert habe, in dem die Spieler sich dessen bewußt sind das sie keine Freiheit haben und das den Spielspaß stört. Illusionismus gibt, im extremsten Fall, den Spielern auch keine Möglichkeit wirklich bedeutungsvolle Entscheidung zu treffen, aber es kommt nicht zu der Beeinträchtigung des Spielvergnügens für die Runde, sei es weil die Spieler es nicht merken oder kein Problem damit haben.
Beide Fälle sind Extremfälle, das gebe ich zu. Aber so wird es mit den meisten gruppendynamischen Phänomenen sein, denn Menschen, und Gruppen von Menschen noch mehr so, sind ein vielschichtiges Beziehungsgeflecht. Darum sind Extremfälle am besten zu kategorisieren.
Imo ist der entscheidende Punkt am Railroading nicht ob die Freiheit eingeschränkt wird oder nicht (das gibt es im Illusionismus auch), sondern wie offensichtlich/Plump die Freiheit eingeschränkt wird. Denn da kommen imo auch die meisten Widerstände der Spieler her. Wenn der Spielleiter elegante Möglichkeiten findet den Spielern plausibel zu machen, warum sie gerade diesen seinen Weg gehen und letztlich keine relevante Entscheidung treffen können, dann werden sie diesen fehlenden Freiheiten positiver gegenüberstehen (zumal wenn sie es nicht einmal merken, dass sie keine Freiheiten haben). Wirft der Spielleiter mit ungespitzten Zaunpfählen um sich, um die Freiheit der Spieler einzuschränken, nimmt die Toleranz sehr schnell ab.
Ich denke nicht, das das entscheidende Merkmal bei Railroading die Qualität der Durchführung ist. IMO ist Railroading ein Spielstil, in dem der Sl Gewalt bzw Kraft einsetzt um den Spielern etwas aufzuzwingen und dadurch ihre Entscheidungsfreiheit einschränkt bzw eliminiert, was zu zu einer Störung des Spielspaßes führt. Illusionismus ist ebenfalls eine Entwerting der Entscheidungen der Spieler, wird aber nicht durch Gewalt durchgesetzt sondern dadurch, das man Handlungen der Spieler vorhersieht und seinen Plan anpasst ohne seinen Ablauf tatsächlich zu ändern.
Ich hab meine Definition etwas geändert, da mir ein paar neue Gedanken zu dem Thema gekommen sind. Schreib halt mal, was du von diesem Entwurf hältst.
Railroading:
Mit Railroading bezeichnet man ein disfunktionales Verhalten des Spieleleiters, das sich darin äußert, daß vom Spieleleiter Gewalt bzw Druck eingesetzt wird um den Spielern Handlungen aufzuzwingen, wodurch den Spielern bedeutungsvolle Entscheidungen verweigert werden, oft zum Schaden des Spielspaßes der Spieler.Illusionismus
Zusammenfassung von Abenteuerstil und Spielleitertechniken, die den Spieler im Glauben lassen, zu jeder Zeit völlig frei handeln zu können und dies auch zu tun, in letzter Konsequenz aber seinen Weg vorhersehen und entsprechend einschränken, um ihn das Abenteuer dramaturgisch geplant erleben lassen.
Findet u.a. in cineastischen Spielrunden Anwendung, in der rasante und actionreiche Szenen schnell aufeinander folgen und viele äußere Ereignisse das Spiel beeinflussen.M