Autor Thema: Was haltet ihr von multiplen möglichen Auflösungen?  (Gelesen 89243 mal)

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Offline Dirk Remmecke

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Re: Was haltet ihr von multiplen möglichen Auflösungen?
« Antwort #300 am: 15.02.2011 | 17:04 »
Ist ein ausgearbeitetes Dungeon eine Gängelung, wenn die SCs einfach daran vorbeigehen können? Ist es Gängelung, wenn das Layout des Dungeons feststeht und nicht mehr geändert wird, wenn sich die Spieler entschlossen haben, ihre Charaktere hineinzuschicken?  

Oder, eine Ebene höher: Sind Rollenspielregeln Gängelung?

Offline Grey

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Re: Was haltet ihr von multiplen möglichen Auflösungen?
« Antwort #301 am: 15.02.2011 | 17:22 »
Erstmal danke für Deinen guten Beitrag. :-)
:)

Kannst Du das genau beschreiben, also wo das logische Problem entstanden ist?
Hast Du mit den Spielern darüber gesprochen?
Es könnte ja sein, dass es doch eine Möglichkeit gibt, dieses Problem zu lösen?
Dafür ist es inzwischen zu spät. Die Kampagne ist über 12 Jahre her. Darüber gesprochen haben wir damals nur sehr wenig, leider. :(

Logische Löcher sind damals an vielen Fronten entstanden. Ich glaube, um die Probleme wieder zusammenzukriegen, müßte ich meine Aufzeichnungen von damals noch mal durchgehen. Aber es war nie irgendein "großer Knall", bei dem der offensichtliche Widerspruch den Plot gesprengt hat. Es war mehr so, daß ich hin und wieder, ohne mir viel dabei zu denken, ein "schmückendes Detail" eingebracht habe, das dann einen Riesenrattenschwanz an Konsequenzen nach sich zog. Und die vielen kleinen Widersprüche sorgten nach und nach einfach für ein Gefühl, daß das Szenario "wegbröselte".

(Mitgefühl für Einschlafen einer Lieblingsspielewelt)
Danke... es ist, wie gesagt, lange her, und ich bin inzwischen drüber weg. Aber damals war es extrem frustrierend. Deshalb würde ich heute auch nicht mehr auf diese Weise leiten.
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Offline Bad Horse

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Re: Was haltet ihr von multiplen möglichen Auflösungen?
« Antwort #302 am: 15.02.2011 | 18:22 »
Ich finde es im Rahmen dieser Diskussion interessant, dass bei Tipps zu "wie mache ich ein gutes Detektivabenteuer" häufig steht: "Mach es deinen Spielern nicht zu schwierig" und "Lass sie nicht in Sackgassen laufen". Nicht "Wie verwische ich Spuren" und "Spiel deinen NSC bis zur maximalen Kapazität seiner Intelligenz aus".

Bei einem Detektivabenteuer überlege ich als SL "Wie können sie den Täter herausfinden?" und nicht "Wie verhindere ich, dass sie den Täter herausfinden?"

Das liegt daran, dass ich das Genre "Detektiv" oder "Whodunit" so verstehe, dass es darum geht, wie der Täter gefangen wird - nicht ob. Zumindest literarische und filmische Vorbilder legen mir dieses Verständnis nahe. Das heißt nicht, dass die Spieler es nicht vergeigen können, aber da muss schon ziemlich viel schief laufen. Normalerweise lege ich ein Detektivabenteuer so aus, dass die Spieler gute Erfolgsaussichten haben.

Denn wenn ich das nicht tue und meine Spieler den Hinweis übersehen oder den Zeugen die falschen Fragen stellen, dann laufen sie in eine Sackgasse, rudern herum und das Spiel wird langweilig und frustrierend. Das macht weder mir noch meinen Spielern allzu viel Spaß.

Wenn meine Spieler bei einem Kriminalabenteuer scheitern, dann normalerweise daran, den Mörder dingfest zu machen oder hieb- und stichfeste Beweise gegen ihn zusammenzubekommen - nicht daran, herauszufinden, wer der olle Mörder denn nun ist.

Ich sehe aber ein, dass es Spieler geben mag, die gern Rätsel lösen und sich den Kopf zerbrechen wollen.
Trotzdem frage ich mich, wie oft es eigentlich vorkommt, dass die Charaktere bei einem Krimi-Abenteuer den Täter tatsächlich nicht ermitteln können.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Pesttanz

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Re: Was haltet ihr von multiplen möglichen Auflösungen?
« Antwort #303 am: 15.02.2011 | 19:14 »
Pesttanz: Mit welchen Systemen spielst du denn diese Art von Abenteuer mit variierbarem Hintergrund?

Earthdawn und TSOY. Aber hauptsächlich mein eigenes System, welches irgendwann mal veröffentlicht wird.
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Offline Greifenklaue

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Re: Was haltet ihr von multiplen möglichen Auflösungen?
« Antwort #304 am: 15.02.2011 | 23:55 »
Das liegt daran, dass ich das Genre "Detektiv" oder "Whodunit" so verstehe, dass es darum geht, wie der Täter gefangen wird - nicht ob. Zumindest literarische und filmische Vorbilder legen mir dieses Verständnis nahe. Das heißt nicht, dass die Spieler es nicht vergeigen können, aber da muss schon ziemlich viel schief laufen. Normalerweise lege ich ein Detektivabenteuer so aus, dass die Spieler gute Erfolgsaussichten haben.

Denn wenn ich das nicht tue und meine Spieler den Hinweis übersehen oder den Zeugen die falschen Fragen stellen, dann laufen sie in eine Sackgasse, rudern herum und das Spiel wird langweilig und frustrierend. Das macht weder mir noch meinen Spielern allzu viel Spaß.
Deswegen fand ich den Hinweis auf Indiziennetz statt -kette, u.a. von Roland und Oliof, sehr wertvoll.  :D
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Offline Naldantis

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Re: Was haltet ihr von multiplen möglichen Auflösungen?
« Antwort #305 am: 16.02.2011 | 00:05 »
Ich finde es im Rahmen dieser Diskussion interessant, dass bei Tipps zu "wie mache ich ein gutes Detektivabenteuer" häufig steht: "Mach es deinen Spielern nicht zu schwierig" und "Lass sie nicht in Sackgassen laufen". Nicht "Wie verwische ich Spuren" und "Spiel deinen NSC bis zur maximalen Kapazität seiner Intelligenz aus".

Bei einem Detektivabenteuer überlege ich als SL "Wie können sie den Täter herausfinden?" und nicht "Wie verhindere ich, dass sie den Täter herausfinden?"

Das liegt daran, dass ich das Genre "Detektiv" oder "Whodunit" so verstehe, dass es darum geht, wie der Täter gefangen wird - nicht ob.

Nein, ich sehe das Problem eher darin, daß die Spieler es viel schwieriger haben, kleine Hinwiese zu bemerken, sich unwillkürlich verratende (z.B. schlecht lügende) NPCs zu überführen, schlicht weil der SL diese nicht groß anders spielt wie die guten Lügner oder die Unschuldigen, oder weil man eben nciht jedes ninimale Detail, welches bei Psych oder Monk mit einem Zoom hervorgehoben wird, explizit erwähnem kann.

Dieses Handicap kann und sollte man durch verschiedene Faktoren kompensieren, wobei schlampige Antagonisten nur der offensichtlichste Weg ist (andere wären mehr Buget, großzügige Rechte, schnellere Laborabteilung, bessere Skills).

Zitat
Wenn meine Spieler bei einem Kriminalabenteuer scheitern, dann normalerweise daran, den Mörder dingfest zu machen oder hieb- und stichfeste Beweise gegen ihn zusammenzubekommen - nicht daran, herauszufinden, wer der olle Mörder denn nun ist.

Habe ich auch so erfahren, aber meist ist man dann ja nciht so an Recht und Gesetz gebunden wie ein an seiner Pension hängender Kriminaler, und hat weitergehende Optionen.
« Letzte Änderung: 16.02.2011 | 00:25 von Naldantis »

Offline Naldantis

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Re: Was haltet ihr von multiplen möglichen Auflösungen?
« Antwort #306 am: 16.02.2011 | 00:29 »
Das setze ich nachdem du es einige male geschrieben hast, und auch ich es einige male geschrieben habe einfach mal vorraus.
Mit Teylens Erwartung ohne Absprache in ein Krimiabenteuer einzusteigen, ohne das vorher abzuklären wäre wiedersinnig.
Die Norm (ich will diesen Begriff nicht diskutieren, danke) ist beim klassischen Krimi ja das es Täter X (Wobei X einen fixen Wert hat) zu fassen gilt (oder sonst irgendwas mit der Information anzustellen, nagelt mich nicht fest danke), hier nicht abzusprechen das X einen variablen Wert haben sollte führt natürlich zu Frustation.

Erinnert mich dann auch an den Versuch, eine Meisterschaft im Calvinball zu organisieren....  ~;D

Offline Teylen

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Re: Was haltet ihr von multiplen möglichen Auflösungen?
« Antwort #307 am: 16.02.2011 | 09:10 »
Die könntest Du einfach ignorieren und stattdessen ausführlich und konkret erklären, was Du meinst.
Das stimmt eigentlich, aber einerseits habe ich ein recht leicht zu erhitzendes Gemüt und andererseits nehme ich mir schon mal RL Pause von der Diskussion - wie nach der letzten Hackerei darum das einige Begriffe der deutschen Sprache anzweifelten und ein klein-klein Definitionsgeraffel darum begannen.

Und nein, ich denke das meine Einstellung nichts mit einem Traumata seitens der letzten Vampire Dark Age Runde zu tun hat.
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Auch im RL gebe ich mich nicht mit Axxxxxxxxxx ab #RealLifeFilterBlase

Offline Skiron

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Re: Was haltet ihr von multiplen möglichen Auflösungen?
« Antwort #308 am: 16.02.2011 | 23:06 »
Dies Art von Rätsel wird doch erst dann anspruchsvoll, wenn ich die fehlenden Details herausfinden muss, anstatt sie einfach hinzuzufügen.

Die Details werden in jedem Fall frei erfunden, ist nur die Frage ob vom SL vorher, im Spiel alleine, oder im Spiel gemeinsam mit den Spielern.

Der Unterschied ist, wenn der Mörder, Motiv und Tathergang vorher erfunden werden, Fakt sind und bleiben, dann ist das Spielziel "richtig" zu raten.
Wenn Mörder, Motiv und Tathergang durch das Spiel zwischen Spielern und SL entwickelt werden, sich also aus den Fakten der Anfangsszene plus erspielten Fakten ergeben, dann ist das Spielziel einen spannenden Krimi zu erleben.

Beides kann anspruchsvoll, oder anspruchslos sein.

Ich bin mir nich sicher, was du mit Krimi meinst:
Meinst du damit nur den Tathergang? Oder ist Krimi für dich der Plot, der zur Auflösung des Tatherganges führt?

Ich meinte in dem Fall den Tathergang, Mörder und Motiv. Unpräzise formuliert, sorry.

Der Krimi ist für mich die komplette Story.
Und geht von Sherlock Holmes, Chandler über Hakan Nesser bis hin zu CSI, Bones und Monk.
Das interessante an diesen Geschichten ist für mich eigentlich nicht "wer ist der Mörder" sondern die Charaktere, ihre Beziehungen zueinander, ihre Umgebung (Stadt, Land & Kultur) und welche Methoden sie anwenden um einem Mörder auf die Spur zu kommen, welches Motiv hatte der Mörder, was für ein Mensch ist er usw. usf. Sehr gute Krimis (subjektiv natürlich) haben meist auch eine tiefere Ebene, als lediglich Konstruktion eines Mordes zu sein.

Ich bin aber der Meinung, dass man problemlos alleine einen realistischen Tathergang konstruieren kann.

Das bezweifle ich ernsthaft. :-)
Und halte es für ein wenig vermessen, wenn ich mir überlege wie viele Personen man damit beschäftigen kann einen Tathergang zu rekonstruieren und Mörder zu finden. Pathologen, Spurensicherung, Profiler, Polizei, usw. und sofort.

Kannst Du sagen, wie die Blutspritzer verlaufen, wenn man jemandem mit der Axt den Schädel einhaut?
Aus diversen Folgen von Dexter schauen vermute ich, dass man daran ableiten kann, wie groß der Mörder ist, in welchem Winkel er geschlagen hat und so weiter und so fort.
Und damit fangen die Probleme bei der realistischen Konstruktion eines Tathergangs ja erst an.

Ich stell mir gerade lebhaft vor, wie ein SL seine schön realistische Axt im Schädel Szene beschreibt und dann einer der Charaktere fragt, wo ist denn das Blut verteilt und der SL erzählt wo überall das Blut entlangspritzte und der Spieler hat gerade eine Folge von irgendwas gesehen und dort "gelernt", diese Blutmusterverteilung bedeutet, der Mörder hat von unten links zugeschlagen und ist ein Mädchen. Der vorher festgelegte Mörder ist aber ein Kerl und 1,90 groß und nu?

Und sicherlich kann man nicht genau berechnen, was die Spieler im Laufe des Spieles interessant finden oder einbringen. - Muss man aber auch nicht. (Die Spieler finden es interessant, einen Mordfall zu lösen. Sonst würden sie nicht mit mir zusammen dieses Detektiv-AB spielen.)

Ich muss gestehen, dass ich bei einem Rollenspiel mir etwas anderes erwarte, als "nur" vorgegebene Rätsel zu lösen.
Dafür würde ich an der Konsole spielen. Mich reizt am Rollenspiel gerade die Freiheit, die ich mit meinem Charakter und im Zusammenspiel habe auch in einem Krimi egal ob klassisch britisch, Noir oder Bones mehr, als "richtig" zu raten.

- Die Charaktere schieben den Mord dem Gärtner in die Schuhe, obwohl es die Lady war. Vorher machen die Charaktere der Lady klar, dass sie ihnen einen Gefallen schulden.
- Einer der Charaktere hat sich in das Mordopfer verliebt und ermordet seinerseits den mutmasslichen Mörder.
- Die Charaktere sorgen für so viel Zwietracht unter den Verdächtigen, dass sie sich gegenseitig ermorden. Danach erklären sie einfach irgendeinen davon als Mörder.

Was ist eigentlich hier mit?
Würde das einen SL, der sein Abenteuer mit Mörder, Tatwaffe, Motiv und Zeugen vorbereitet hat nicht doch etwas frustrieren, wenn die Spieler viel mehr Spaß an ihrem eigenen Spiel haben und all das was er sich überlegt hat irrelevant wird?
Wird er wirklich nicht versuchen, die Spieler dazu zu bringen sich mit all der Arbeit die er sich gemacht hat zu befassen?

Wieviele Leute hier haben schon Krimis gespielt und wie waren ihre Erfahrungen als Spieler? Was fanden sie spannend, was hat sie gelangweilt? Wo waren für sie Logikbrüche, die sie gestört haben?

Es geht darum, dass, wenn der Mörder nicht festgelegt ist, die Fakten keine Relevanz besitzen.

Ich würde behaupten es ist genau umgekehrt, wenn der Mörder feststeht besitzen die "erspielten" Fakten keine Relevanz.

Was bringt es, den Zeugen zu verhören und zu sehen, ob er sich in Widersprüche verwickelt, wenn der Tathergang sowieso nicht feststeht?
Was bringt es, die Aussagen mehrerer Zeugen zu vergleichen, um ein Gesamtbild zu erhalten, wenn es noch gar kein Gesamtbild gibt?
Was bringt es, über einen möglichen Mörder zu sinnieren, wenn der Mörder noch gar nicht feststeht?

Wenn man Zeugen verhört im Spiel werden Widerspruche entstehen, die Aussagen ergeben ein Bild und regen die Phantasie an, dann siniert man über den Mörder und das Motiv und in dieser Entwicklung ergibt sich dann das Gesamtbild und der Mörder oder auch nicht.

Nicht "Wie verwische ich Spuren" und "Spiel deinen NSC bis zur maximalen Kapazität seiner Intelligenz aus".

Schade eigentlich, weil das würde ich als Herausforderung im Spiel sehen.
« Letzte Änderung: 17.02.2011 | 00:10 von Skiron »

Offline Skiron

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Re: Was haltet ihr von multiplen möglichen Auflösungen?
« Antwort #309 am: 16.02.2011 | 23:37 »
Logische Löcher sind damals an vielen Fronten entstanden. Ich glaube, um die Probleme wieder zusammenzukriegen, müßte ich meine Aufzeichnungen von damals noch mal durchgehen. Aber es war nie irgendein "großer Knall", bei dem der offensichtliche Widerspruch den Plot gesprengt hat. Es war mehr so, daß ich hin und wieder, ohne mir viel dabei zu denken, ein "schmückendes Detail" eingebracht habe, das dann einen Riesenrattenschwanz an Konsequenzen nach sich zog. Und die vielen kleinen Widersprüche sorgten nach und nach einfach für ein Gefühl, daß das Szenario "wegbröselte".

Eigentlich entstehen im Spiel immer logische Löcher, oder? *g*
Ist es wirklich nur die Verantwortung des SL diese zu stopfen? Und war das auch für die Spieler ein Problem oder lag das mehr bei Dir?

Wobei ich sagen muss, es gibt einiges an Logikbrüchen was ich völlig verzeihlich und nicht störend finde im Spiel und anderes, was mich arg stören würde.

Wie lange kann man eigentlich einen Krimi spielen?
Mein Eindruck ist nicht all zu lange, wenn ich mir Serien als Vorbild nehme in der zumeist 1 Folge
einen Fall bedeutet. Vielleicht ist der Zeitfaktor (1 Mordfall=n-Sitzungen?) auch eine wichtige Variante um zu überlegen welche Spielform man wählt?

Eulenspiegel

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Re: Was haltet ihr von multiplen möglichen Auflösungen?
« Antwort #310 am: 17.02.2011 | 00:14 »
Die Details werden in jedem Fall frei erfunden, ist nur die Frage ob vom SL vorher, im Spiel alleine, oder im Spiel gemeinsam mit den Spielern.
Klar. Das bestreitet auch keiner. Die Frage ist, ob ich die Details erfinde oder ob ich die Details herausfinden muss. Das macht den Anspruch des Rätsels aus. (Dass irgendwer die Details erfinden muss ist trivial und nicht der Rede wert.)

Zitat
Der Unterschied ist, wenn der Mörder, Motiv und Tathergang vorher erfunden werden, dann ist das Spielziel "richtig" zu raten.
Wenn Mörder, Motiv und Tathergang durch das Spiel zwischen Spielern und SL entwickelt werden, dann ist das Spielziel einen spannenden Krimi zu erleben.

Beides kann anspruchsvoll, oder anspruchslos sein.
Es ging um den Anspruch als Rätsel.
Das Spielziel, einen spannenden Krimi zu erleben, kann sehr anspruchsvoll sein. Aber es ist sicherlich kein anspruchsvolles Rätsel.

Zitat
Das bezweifle ich ernsthaft. :-)
Und halte es für ein wenig vermessen, wenn ich mir überlege wie viele Personen man damit beschäftigen kann einen Tathergang zu rekonstruieren und Mörder zu finden. Pathologen, Spurensicherung, Profiler, Polizei, usw. und sofort.
Du brauchst vielleicht eine ganze Gruppe, um einen Mord zu rekonstruieren. Aber du brauchst in der Regel nur eine Person, um den Mord aufzuklären:
In der Realität hast du meistens eine einzelne Person, die den Mord begeht und anschließend eine ganze Gruppe, die versucht, den begangenen Mord zu rekonstruieren.

Das wäre beim klassischen RPG-Detektivabenteuer genau so:
Du hast eine einzelne Person, den SL, der den Mord begeht, und du hast eine ganze Spielergruppe, die dann versucht, den begangenen Mord aufzuklären.

Zitat
Kannst Du sagen, wie die Blutspritzer verlaufen, wenn man jemandem mit der Axt den Schädel einhaut?
Aus diversen Folgen von Dexter schauen vermute ich, dass man daran ableiten kann, wie groß der Mörder ist, in welchem Winkel er geschlagen hat und so weiter und so fort.
Und damit fangen die Probleme bei der realistischen Konstruktion eines Tathergangs ja erst an.
Ich als SL habe keine Ahnung, wie die Blutspritzer verlaufen. Und ich vermute, die meisten Mörder haben auch keine Ahnung und kümmern sich nicht darum.

Aber das ist fürs Rollenspiel auch egal. Wenn ein Spieler in meinem Krimi wissen möchte, wie die Blutspritzer verlaufen, soll er eine Probe auf "Tatorte" oder "Physik" oder sonstwas passendes würfeln. Und je nach Erfolg sage ich ihm dann, wie groß der Täter ist, ob er links oder Rechtshänder ist, ob sich das Opfer nach dem Treffer noch etwas weitergeschleppt hat oder sofort liegen geblieben ist. Ob das Opfer Abwehrbewegungen gemacht hat oder nicht. (Je besser der Spieler würfelt, desto mehr Details zum Tathergang erzähle ich ihm.) Aber die genaue Lage der Blutspritzer ist irrelevant. Relevant ist nur, was man aus den Blutspritzern herleiten kann.

Zitat
Ich stell mir gerade lebhaft vor, wie ein SL seine schön realistische Axt im Schädel Szene beschreibt und dann einer der Charaktere fragt, wo ist denn das Blut verteilt und der SL erzählt wo überall das Blut entlangspritzte und der Spieler hat gerade eine Folge von irgendwas gesehen und dort "gelernt", diese Blutmusterverteilung bedeutet, der Mörder hat von unten links zugeschlagen und ist ein Mädchen. Der vorher festgelegte Mörder ist aber ein Kerl und 1,90 groß und nu?
OK, zumindest meine Spieler kennen mich gut genug, um zu wissen, welche Details plotrelevant sind und was ich nur erzähle, um Stimmung aufzubauen. (Und wenn ich anfange, plastisch die Axt im Schädel zu beschreiben, dann wissen die meisten, dass die Axt im Schädel das plotrelevante ist und der Rest nur Atmosphäre.)

Notfalls fragt der Spieler einfach nach: "Bedeutet dass, dass der Mörder von unten links zugeschlagen hat und ein Mädchen ist?"
Und meine Antwort wäre: "Keine Ahnung. So gut kenne ich mich mit Morden nicht aus. Würel doch einfach mal auf Gerichtsmedizin. Dann sehen wir, was dein SC aus der Blutfontäne ableiten kann."

Zitat
Ich muss gestehen, dass ich bei einem Rollenspiel mir etwas anderes erwarte, als "nur" vorgegebene Rätsel zu lösen.
Dafür würde ich an der Konsole spielen.
Also gerade am Computer hat man eben nicht die Freiheiten, um ein Rätsel zu lösen, die man beim RPG hat.

Die Rätsel selber sind zwar vorgegeben, aber die Lösungswege sind das nicht. Das macht eben die Freiheit beim RPG aus und kann es bei Computerspielen nicht geben. (So sehr ich Computer-Krimis liebe, so sehr hasse ich es, dass man dort immer nur einen vorgegeben Lösungsweg einschlagen kann.)

Zitat
Was ist eigentlich hier mit?
Würde das einen SL, der sein Abenteuer mit Mörder, Tatwaffe, Motiv und Zeugen vorbereitet hat nicht doch etwas frustrieren, wenn die Spieler viel mehr Spaß an ihrem eigenen Spiel haben und all das was er sich überlegt hat irrelevant wird?
Wird er wirklich nicht versuchen, die Spieler dazu zu bringen sich mit all der Arbeit die er sich gemacht hat zu befassen?
Nö, ich wäre überhaupt nicht frustriert. Ich wäre sogar begeistert. Gerade so etwas liebe ich am RPG.
Aber in den Beispielen von 6 sind Mörder, Tatwaffe, Motiv und Zeugen mitnichten irrelevant:
Im ersten Beispiel müssen sie zum Beispiel erstmal herausfinden, dass es die Lady war, um ihr klarzumachen, dass sie ihnen einen Gefallen schuldet. Dann müssen sie mögliche Verdachtsspuren, die es gibt, so umlenken, dass es auf den Gärtner zeigt.

Im zweiten Fall muss es ja einen Grund geben, warum er Person X für den mutmaßlichen Mörder hält. Und nach der Ermordung von Person X muss sich der SC vorm Gericht verantworten. Außerdem wird die Familie von Person X sicherlich auch einen Detektiv anheuern, um die Unschuld von Person X zu beweisen.
Zeugen, die evtl. den wahren Täter gesehen haben werdena uch je nach Motivation unterschiedlich reagieren.

Zitat
Wieviele Leute hier haben schon Krimis gespielt und wie waren ihre Erfahrungen als Spieler? Was fanden sie spannend, was hat sie gelangweilt? Wo waren für sie Logikbrüche, die sie gestört haben?
Ich habe auch schon Erfahrung als Spieler.
Spannend fand ich es meistens, wenn man versucht hat, die einzelnen Puzzlestücke so zusammenzusetzen, dass sich ein großes ganzes bildete. Oder wenn sich anzubahnen scheint, dass hinter dem Einzelfall doch eine größere Verschwörung steht.
Ebenfalls spannend ist es, wenn man bereist eine Vermutung hat, wer der Mörder steht, und sich dann entscheiden möchte, ob man Beweise fälscht, um ihn zu überführen, oder ob man vor der Überführung erst noch auf Nummer sicher gehen möchte.

Langweilig finde ich es, wenn man in Sackgassen kommt, wo gar nichts passiert. Es muss nicht unbedingt etwas positives passieren: Wenn etwas negatives passiert und der Mörder ein zweites Mal zuschlägt, ist es auch in Ordnung. Oder wenn der Chef langsam sauer wird und dir ein Predigt hält oder dir ein Ultimatum setzt, um dich vom Fall abzuziehen. Hauptsache, es passiert irgendetwas.

Zitat
Ich würde behaupten es ist genau umgekehrt, wenn der Mörder feststeht besitzen die "erspielten" Fakten keine Relevanz.
Naja, die von den Spielern selbsterfundenen Fakten, besitzen natürlich keine Relevanz.
Wenn die Spieler aber Fakten herausgefunden haben (z.B., dass die Axt im Kopf der Leich vom Holzfäller stammt und letzte Nacht gestohlen wurde. Und dass der Hauptverdächtige für letzte Nacht ein gutes Alibi besitzt), dann besitzen diese Fakten durchaus Relevanz:
Denn sie bilden die Puzzleteile. Und je mehr Puzzleteile man bekommt, desto besser kann man versuchen, das Puzzle zusammenzusetzen.

Zitat
Wenn man Zeugen verhört im Spiel werden Widerspruche entstehen, die Aussagen ergeben ein Bild und regen die Phantasie an, dann siniert man über den Mörder und das Motiv und in dieser Entwicklung ergibt sich dann das Gesamtbild und der Mörder oder auch nicht.
Ich wette, in 99% aller Fälle kommt auf diese Weise etwas vollkommen unlogisches heraus. (Oder alternativ ein sehr farbloser Krimi ohne überraschende Wendung.)

Online Sashael

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Re: Was haltet ihr von multiplen möglichen Auflösungen?
« Antwort #311 am: 17.02.2011 | 00:33 »
Aber das ist fürs Rollenspiel auch egal. Wenn ein Spieler in meinem Krimi wissen möchte, wie die Blutspritzer verlaufen, soll er eine Probe auf "Tatorte" oder "Physik" oder sonstwas passendes würfeln. Und je nach Erfolg sage ich ihm dann, wie groß der Täter ist, ob er links oder Rechtshänder ist, ob sich das Opfer nach dem Treffer noch etwas weitergeschleppt hat oder sofort liegen geblieben ist. Ob das Opfer Abwehrbewegungen gemacht hat oder nicht. (Je besser der Spieler würfelt, desto mehr Details zum Tathergang erzähle ich ihm.) Aber die genaue Lage der Blutspritzer ist irrelevant. Relevant ist nur, was man aus den Blutspritzern herleiten kann.
Noch besser ist es, wenn man den relevanten Skill und die angewendete Zeit in einer Tabelle benutzt, um die Anzahl der gefundenen Indizien und Beweise zu ermitteln. Würfeln birgt immer die Gefahr, dass Sherlock Holmes darüber sinniert, wie der arme Mann denn nun gestorben sei, während Watson fassungslos auf das 40 cm lange Fleischermesser starrt, dass aus dem Rücken des Opfers ragt.

Langweilig finde ich es, wenn man in Sackgassen kommt, wo gar nichts passiert. Es muss nicht unbedingt etwas positives passieren: Wenn etwas negatives passiert und der Mörder ein zweites Mal zuschlägt, ist es auch in Ordnung. Oder wenn der Chef langsam sauer wird und dir ein Predigt hält oder dir ein Ultimatum setzt, um dich vom Fall abzuziehen. Hauptsache, es passiert irgendetwas.
Und hier greift dann auch wieder der Zeitfaktor. Man kann sich eben nicht alle Zeit der Welt lassen, um wirklich ganz ganz sicher zu sein, dass man von jedem relevanten Ort wirklich alle Beweise eingesammelt hat. Dadurch kommt Leben in die Bude. :)
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Re: Was haltet ihr von multiplen möglichen Auflösungen?
« Antwort #312 am: 17.02.2011 | 00:37 »
@Eulenspiegel Das was Du beschreibst unterscheidet sich für mich nicht von einem Konsolen Spiel, ich kann nichts herausfinden, was der SL vorher nicht festgelegt hat (was aber real vorhanden wäre) es ist nicht mal realistisch konstruiert (schätze da ist die Konsole besser) und meine Entscheidungen als Charakter haben keine Relevanz. Da spiele ich dann wirklich lieber Konsole.

Danke für Deine Beschreibungen als Spieler, wobei eigentlich ist es für das was Du spannend fandest nicht wirklich wichtig, dass es einen festgelegten Mörder gibt, oder?
Und ich vermute, die Sackgassen sind eine zwangsläufige Folge der vorherigen Festlegung.

Ich glaube man kann nicht von der Realität aufs Spiel ableiten, sondern muss um bestimmte Effekte zu erzielen einen anderen Vorgehensweg beschreiten.




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Re: Was haltet ihr von multiplen möglichen Auflösungen?
« Antwort #313 am: 17.02.2011 | 00:54 »
Ich glaube man kann nicht von der Realität aufs Spiel ableiten, sondern muss um bestimmte Effekte zu erzielen einen anderen Vorgehensweg beschreiten.
Und dafür muss man mit der Krimikonstruktionsregel No.1 brechen? 
Chandler hat das mal in einem Essay über das Schreiben von Krimis ausgeführt. Bevor man irgendwas aufs Papier bringt, sollte man sich wirklich mal Gedanken über das Wer Was Wann Wo Wie Womit und vor allem Warum machen. Natürlich ist ein Rollenspiel kein Lesekrimi, aber ohne diese Fragestellung kriegt man imo alles zustande, nur kein spannendes Kriminalabenteuer.
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Eulenspiegel

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Re: Was haltet ihr von multiplen möglichen Auflösungen?
« Antwort #314 am: 17.02.2011 | 01:11 »
@Eulenspiegel Das was Du beschreibst unterscheidet sich für mich nicht von einem Konsolen Spiel, ich kann nichts herausfinden, was der SL vorher nicht festgelegt hat (was aber real vorhanden wäre) es ist nicht mal realistisch konstruiert (schätze da ist die Konsole besser) und meine Entscheidungen als Charakter haben keine Relevanz.
Den zweiten Teil verstehe ich nicht: Natürlich kannst du Sachen herausfinden, an die der SL nicht gedacht hat. Wieso solltest du das nicht tun können?

Und drittens: Natürlich ist der Tathergang realistisch. (Nicht realistischer als Konsolen, aber genau so realistisch.) Wieso sollte er es nicht sein.

Zum Unterschied zwischen Konsolen und RPG habe ich ja schon etwas gesagt:
Du kannst beim RPG Lösungswege verwenden, an die der SL/Designer nicht gedacht hat:
Ich inszeniere einen zweiten Mord. - Ich schüchtere die Zeugen ein. Ich gebe mich selber als Mörder aus. Ich kaufe von der CIA eine Wahrheitsdroge etc.

Zitat
Danke für Deine Beschreibungen als Spieler, wobei eigentlich ist es für das was Du spannend fandest nicht wirklich wichtig, dass es einen festgelegten Mörder gibt, oder?
Doch. Wenn es vorher ein Bild gab, das vom SL in viele kleine Teile zerschnitten wurde, dann können diese Bilder/Puzzlestücke ganz komplizierte Formen haben, aber ich bin dennoch sicher, dass sie irgendwie zusammenpassen.

Wenn jedoch alle Spieler selber Puzzlestücke entwerfen, sind diese Puzzlestücke entweder trivial oder man erhält das Problem, dass sie nicht zusammenpassen.

Ebenso mit der Verschwörung: Wenn ich selber entscheiden kann, ob da nun eine Verschwörung hinter liegt oder nicht, ist es nicht halb so spannend, wie die Ungewissheit aber Vermutung, dass dort eine Verschwörung ist.

Auch die Ungewissheit, ob die Person, für die wir nun Beweise fälschen, um sie der Justiz zu übergeben, der wahre Mörder ist, ist nicht wirklich spannend, wenn es noch gar nicht feststeht, ob es der wahre Mörder ist.

Zitat
Und ich vermute, die Sackgassen sind eine zwangsläufige Folge der vorherigen Festlegung.
Nope. Sackgassen kann es auch ohne vorherige Festlegung geben, wenn jeder Spieler selber eifrig Puzzleteile entworfen hat und man nun davor sitzt und feststellt, dass die Puzzleteile nicht zusammenpassen.

BTW:
Es macht auch bei einem Krimibuch einen Unterschied, ob ich einen Krimi schreibe oder ein Krimi lese.
Oder beim Krimi-Computerspiel macht es einen Unterschied, ob ich das Computerspiel programmiere oder es selber spiele.

Offline Xemides

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Re: Was haltet ihr von multiplen möglichen Auflösungen?
« Antwort #315 am: 17.02.2011 | 06:19 »
Wieviele Leute hier haben schon Krimis gespielt und wie waren ihre Erfahrungen als Spieler? Was fanden sie spannend, was hat sie gelangweilt? Wo waren für sie Logikbrüche, die sie gestört haben?

In 19 Jahren etliche der Midgard-Kaufabenteuer, einige Cthulhu-Abenteuer.

Und wie schon mehrfach geschrieben, finde ich das lösen der Rätsel spannend, das sammeln der Informationen und Indizien, das beschäftigen mit schönen Handouts, das zusammenpuzzeln der Lösung, die Freude wenn man hinter das vom Spielleiter gestellte Rätsel gekommen ist und den Täter gestellt hat.

Langweilig fand ich eigentlich nichts daran.
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Offline Skiron

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Re: Was haltet ihr von multiplen möglichen Auflösungen?
« Antwort #316 am: 17.02.2011 | 11:15 »
Und dafür muss man mit der Krimikonstruktionsregel No.1 brechen?  
Chandler hat das mal in einem Essay über das Schreiben von Krimis ausgeführt. Bevor man irgendwas aufs Papier bringt, sollte man sich wirklich mal Gedanken über das Wer Was Wann Wo Wie Womit und vor allem Warum machen. Natürlich ist ein Rollenspiel kein Lesekrimi, aber ohne diese Fragestellung kriegt man imo alles zustande, nur kein spannendes Kriminalabenteuer.

Das ist eine ungeschriebene Regel, oder? ;-)

Nein muss man nicht, das kommt darauf an, was für ein Spiel man spielen möchte.
Tümpelritter hatte es sehr gut gegliedert aufgezeigt, Variante 1 & 2 sind für mich klassische Konsole.

Im Grunde muss man als SL, wenn man mehr als die Ausgangsszene festlegt, und das auch fest bleibt den Krimi (wer, was, wie, womit, warum) komplett geplant habend. Heißt in der Konsequenz für das Spiel dass das, was die Charaktere tun und die Spieler wollen keine Relevanz (meint Bedeutung, Konsequenz) hat, sondern lediglich ausschmückendes Beiwerk ist.

Und ich glaube nicht, dass ein SL sich soviel Zeit für die Recherche nimmt, wie ein Krimiautor und ich würde auch nicht wollen, dass ein SL das tun muss. Aber das Beispiel zeigt auch ganz deutlich, welche Konsequenzen so ein Vorgehen im Spiel hat. Das was sich der SL ausgedacht hat, hat in jedem Fall Relevanz (muss im Spiel vorkommen), egal ob es die Spieler interessiert oder nicht. Was er sich nicht ausgedacht hat und Relevanz für den Fall haben könnte wird nicht beschrieben.

Wenn der SL nur die Ausgangsszene festlegt, dann wird der Krimi (wer, was, wie, womit, warum) im Spiel gemeinsam herausgefunden.
Das was die Charaktere tun und was die Spieler wollen hat Relevanz.

D. h. es wird gemeinsam das getan, was ein Krimiautor tun würde, was unter dem zeitlichen Aspekt und wenn man Bock auf Kreativität hat und einen Austausch zwischen SL und Spielern Sinn macht. In dem Fall wären dann Spieler genauso gefordert wie der SL Recherche zu betreiben und auf Logikbrüche zu achten.

Mir geht es dabei auch nicht um eine Wertung, sondern einfach, was hat welche Konsequenz im Spiel, weil ich glaube, dass ist ein guter Anhaltspunkt, sowohl für Spieler als auch für SL.

(meine persönliche Vorliebe ist eben, dass ich als Spieler kreativ sein kann und in der Gruppe zu spielen, mich mit meinem Charakter frei bewegen und dabei möglichst hohe Herausforderungen ala den Beschreibungen von Bad Horse habe, wo für ich dann auch bereit bin Schwächen dieser Spielweise hinzunehmen)
« Letzte Änderung: 17.02.2011 | 12:31 von Skiron »

Offline Skiron

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Re: Was haltet ihr von multiplen möglichen Auflösungen?
« Antwort #317 am: 17.02.2011 | 11:34 »
Auch die Ungewissheit, ob die Person, für die wir nun Beweise fälschen, um sie der Justiz zu übergeben, der wahre Mörder ist, ist nicht wirklich spannend, wenn es noch gar nicht feststeht, ob es der wahre Mörder ist.

Es ist doch ungewiss, wenn der Mörder nicht feststeht.
Oder willst Du gerade, dass er feststeht, damit es ok war die Beweise zu fälschen?
Und die moralische Komponente bleibt in jedem Fall, übrigens eine hochdramatische Entscheidung für ein weiteres spannendes Spiel.

Online Sashael

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Re: Was haltet ihr von multiplen möglichen Auflösungen?
« Antwort #318 am: 17.02.2011 | 12:07 »
Im Grunde muss man als SL, wenn man mehr als die Ausgangsszene festlegt, und das auch fest bleibt den Krimi (wer, was, wie, womit, warum) komplett geplant habend. Heißt in der Konsequenz für das Spiel dass das, was die Charaktere tun und die Spieler wollen keine Relevanz (meint Bedeutung, Konsequenz) hat, sondern lediglich ausschmückendes Beiwerk ist.
Öhm ... falsch. Aber ich geh da nicht mehr weiter drauf ein. Bringt nichts. Ich habe ein anderes Verständnis von einem Kriminalabenteuer als ein paar andere, werde niemals verstehen, wie man a) sich gegängelt fühlen kann, wenn der Tathergang fest steht (in meinen Augen wirklich das idiotischste Argument ever) und b) wie man als Spieler Spass daran haben kann, sich selbst den Tathergang auszudenken. Wie Eulenspiegel schon anmerkte, das kann einfach nur zu unspannender Beliebigkeit führen. Spieler, die ich kenne, wollen ein Rätsel lösen und nicht es sich am Tisch gemeinsam mit dem SL ausdenken. Würde ich als Spieler merken, wieviel Gewalt ich über den Plot habe, würde mich das ganze Spiel in Nullzeit anöden.
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Re: Was haltet ihr von multiplen möglichen Auflösungen?
« Antwort #319 am: 17.02.2011 | 12:14 »
wie man als Spieler Spass daran haben kann, sich selbst den Tathergang auszudenken.

Missverständnis!
Mir geht es nicht darum, dass man sich selbst den Tathergang ausdenkt in einer beliebigen Form.
Sondern, Du hast ein Anfangsszenario, das zu Aktionen der Charaktere und der NSCs führt, dabei werden neue Fakten
und Interessen ins Spiel gebracht, die in ihrer Konsequenz (unter Berücksichtigung was macht Sinn in dieser Spielrunde) zur Lösung (was Misserfolg oder Erfolg heißen kann) führen.

Offline Xemides

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Re: Was haltet ihr von multiplen möglichen Auflösungen?
« Antwort #320 am: 17.02.2011 | 12:18 »
Srikon, das kannst du drehen wie du willst, dass ist nicht das, was wir spielen wollen.

Wir wollen nicht ein Anfangsszenario, das zu dem anderen führt. Wir wollen, dass der SL festlegt, was geschehen ist und das wir herausknobeln, wer was warum getan hat und es dann rekonstruieren und den Fall lösen. Und zwar nicht weil wir uns was cooles gmeeinsam ausgedacht haben, sondern weil wie un sere kleinen grauen Zellen benutzen wollen, um den Täter zu finden (um mal Hercule Poirot zu zitieren).

Das ist ein gewaltiger elementarer Unterschied.
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Re: Was haltet ihr von multiplen möglichen Auflösungen?
« Antwort #321 am: 17.02.2011 | 12:29 »
Wir wollen nicht ein Anfangsszenario, das zu dem anderen führt. Wir wollen, dass der SL festlegt, was geschehen ist und das wir herausknobeln, wer was warum getan hat und es dann rekonstruieren und den Fall lösen. Und zwar nicht weil wir uns was cooles gmeeinsam ausgedacht haben, sondern weil wie un sere kleinen grauen Zellen benutzen wollen, um den Täter zu finden (um mal Hercule Poirot zu zitieren).

Das ist mir schon klar. :-)
Geht ja auch nicht darum irgendwen von irgendwas zu überzeugen.

Sondern mir geht es mehr darum, was hat welche Vorteile und was welche Schwächen, mein Eindruck ist nämlich dass jede Spielweise genau das aufweist und man zwar alles will (als Spieler und Sl) und dann schnell dabei ist zu sagen doofer SL oder doofe Spieler, anstatt sich klarzumachen, dass manches einfach eine logische Konsequenz aus der Spielform ist und es darum geht zu entscheiden, was ist einem am Wichtigsten, und welche Schwächen nimmt man dafür in Kauf.


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Re: Was haltet ihr von multiplen möglichen Auflösungen?
« Antwort #322 am: 17.02.2011 | 12:44 »
Du hast ein Anfangsszenario, das zu Aktionen der Charaktere und der NSCs führt, dabei werden neue Fakten
und Interessen ins Spiel gebracht
Wir reden anscheinend alle von was anderem. Mir ist jedenfalls nicht klar, wieso ich bei mindestens jedem zweiten Post ein riesengroßes Fragezeichen über dem Kopf habe und mir denke "Was zur Hölle will er damit sagen?".

Ich bleibe mal der Einfachheit halber beim klassischen Mord.
Manfred Graf von Schwitzingen vergiftet im Schloss des Earls of Humperding den ehrenwerten Richter a.D. Lord William of Huntington mit Zyankali im abendlichen Schlummertrunk des Lords, einem schweren Gewürzwein aus dem Orient, weil der Lord vor 20 Jahren den Lieblingsonkel des Grafen, der seinen Titel übrigens angeheiratet hat und früher Manfred Burmeister hieß, fälschlicherweise in einem umstrittenen Indizienprozess zum Tod durch den Strang verurteilt hat. Das Zyankali hat er am Vormittag mit einer Spritze durch den Korken direkt in die Flasche gebracht und wurde beim Verlassen des Zimmers des Earls von Miss Honeydew, der Zofe von Lady Margalott beobachtet. Der Butler des Earls of Humperding beobachtete den Grafen später dabei, wie er ein kleines Lederetui in einem Geheimfach seines Schrankkoffers unterbrachte, was der Graf bemerkte und sichtlich ungehalten über die Störung seiner Privatsphäre war. Beide Bedienstete reden zunächst mit niemandem über ihre Beobachtungen, da sie sich nicht in die Privatangelegenheiten der hohen Herrschaften einmischen wollen. Mittags erscheinen die anderen Gäste des Earls, unter ihnen die SCs. Man verbringt den Nachmittag und Abend mit Smalltalk und Crocket und nach dem üppigen Dinner begeben sich die ersten ins Bett, unter ihnen der betagte Lord Huntington. Um 22 Uhr sieht der Butler des Lords wie üblich nach seinem Herrn und findet ihn tot im Pyjama neben seinem Bett auf, der Pokal mit dem vergifteten Wein liegt neben ihm auf dem dicken Teppich, die Flasche steht geöffnet auf dem Nachttisch.

Jetzt meine Frage:
Welche neuen Fakten und Interessen sollen hier ins Spiel gebracht werden, die eine multiple Auflösung (sprich: der Graf war nicht unbedingt der Mörder) verlangen? Und was soll das bringen, ausser eine Unsicherheit der Spielwelt gegenüber? Schön, wenn theoretisch jeder der Mörder gewesen sein könnte. Schlecht, wenn wirklich jeder zum Mörder erspielt werden kann. Beliebigkeit und Unsicherheit sind die Folge. Und in meinem Fall massives Desinteresse an solcher Art zu spielen.
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Re: Was haltet ihr von multiplen möglichen Auflösungen?
« Antwort #323 am: 17.02.2011 | 12:54 »
Um 22 Uhr sieht der Butler des Lords wie üblich nach seinem Herrn und findet ihn tot im Pyjama neben seinem Bett auf, der Pokal mit dem vergifteten Wein liegt neben ihm auf dem dicken Teppich, die Flasche steht geöffnet auf dem Nachttisch.

Jetzt meine Frage:
Welche neuen Fakten und Interessen sollen hier ins Spiel gebracht werden, die eine multiple Auflösung (sprich: der Graf war nicht unbedingt der Mörder) verlangen? Und was soll das bringen, ausser eine Unsicherheit der Spielwelt gegenüber? Schön, wenn theoretisch jeder der Mörder gewesen sein könnte. Schlecht, wenn wirklich jeder zum Mörder erspielt werden kann. Beliebigkeit und Unsicherheit sind die Folge. Und in meinem Fall massives Desinteresse an solcher Art zu spielen.

Wenn dies die einzige unmittelbare Ausgangslage ist mit der das Spiel losgeht, ist immer noch alles machbar und möglich. Wenn neben den beiden bekannten Indizien (Uhrzeit und Wein) sonst nichts weiter existiert, könnte man den Hintergrund noch umbauen. Je detaillierter die Ausgangslage aber ist, je mehr Indizien und Fakten geschaffen werden (Etwa: Fußspuhren mit Schugröße 42, Damenschuhe, sind im Raum vorhanden und kommen und führen zum Fenster, der Efeu am fenster weist Schäden durchs Klettern auf, Blut ist am Efeu haften geblieben), umso schwieriger ist es diese nacher umzuwälzen.
Inhalltsstoffe dieses Beitrags: 50% reine Polemik, 40% subjektive Meinung, 10% ungenau recherchierte Fakten.
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Re: Was haltet ihr von multiplen möglichen Auflösungen?
« Antwort #324 am: 17.02.2011 | 12:58 »
Wenn dies die einzige unmittelbare Ausgangslage ist mit der das Spiel losgeht, ist immer noch alles machbar und möglich. Wenn neben den beiden bekannten Indizien (Uhrzeit und Wein) sonst nichts weiter existiert, könnte man den Hintergrund noch umbauen.
Aber WARUM???
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