Hier kommt Teil 2 des Diaries von Nolk:Der Agent des Drachens findet in der Spielbank Hamburg, die er leitet. Ihm fallen fast die Augen aus dem Kopf, als er Nolk am Rouletttisch zum fünften Mal 10 000 Euro auf Schwarz setzen sieht, und Schwarz erneut gewinnt.
Ein Agent des weißen Vampir Hofes ist in Hamburg nicht schwer zu finden, schon schwieriger ist es, den Agent so lange festzuhalten, um die Nachricht auch tatsächlich los zu werden.
Der Agent des roten Vampir Hofes hat sich tief eingegraben, ist aber auch zu finden.
Einen Agenten zu finden, der in Beziehung zu einer der Ersten steht, ist nahezu unmöglich; Das gefragt und Kontakt erbeten wurde, wird jedoch vollkommen ausreichend sein. Sie alle erfahren von dem Duell und davon das Mordreds Schild und Schwert wieder vereint werden können. Eine reife Frucht, zum Pflücken bereit.
Zum Ende der Wanderschaft darf der Gesandte des Sidhe Sommerhofes Nolk auch endlich finden. Er fragt äußerst höflich, welche Interessen an Mordred oder am Ausgang des Duells für Anubis von belang sind? Die Einschüchterung Jan Hirts hat demnach vollen Erfolg gezeigt. „Anubis selbst hat kein eigenes Interesse in dieser Sache. Die Hülle des Champions hat ein eigenes Interesse an der Frau und hat sich aus eigenen Gründen zu ihrem Paladin erklärt." Mit kompetenter Ruhe spielt der Sidhe die verschiedenen Implikationen im Kopf durch. Auch ohne seinen Schädel zu knacken, ist fast zu sehen, wie er sich an den einzelnen Gedankensträngen entlanghangelt. „Anubis selbst hat demnach kein Interesse an dieser Sache?" fragt er nach. Enttäuschend, wie unsicher er ist, geht es Nolk durch den Kopf. „Nein!" erfolgt die simple Antwort. „Außer Anubis Verlangen, eine alte Seele, die ihm zusteht, einzusammeln." wird die Aussage erweitert.
Diesmal nimmt der Sidhe sich mehr Zeit. Die Beleidigung hat ihn getroffen. Und er ist sich plötzlich der Lebensgefahr bewusst, in welcher er sich befindet. Dumme Gesandte werden nur aus einem einzigen Grund entsendet: Um zu sterben!
„Können wir einen Handel schließen?" eröffnet er schließlich. Ein zufriedenes Nicken ist die erste Belohnung und Antwort zugleich. Nolk bewegt sich langsam und entfernt sich aus der Nähe des Sidhe. „Das Duell findet auf eurem Gebiet statt, wenn der Champion von Anubis zerstört wird, bindet seine Macht dort und übertragt sie auf mich, dann ist alles im Lot."
„So sei es!" erfolgt die Antwort.
Der Kurator des ägyptischen Museums in Berlin war nicht sonderlich wählerisch, das wusste Nolk sehr gut. Ein echter bronzener Brustharnisch sollte schon, einfach der Symmetrie halber, zur Ausstattung eines Champions des Anubis gehören. Er tauschte ihn gegen eine Schriftrolle König Salomons. Diese Erzählte die Geschichte eine der ersten Begegnungen mit der Königin von Saba. Er war nie damit fertiggeworden und hatte auch über die Jahrhunderte das Interesse daran verloren.
Der Tag des DuellsAnubis würde es erfreuen, sollte sein Champion in den Besitz von Mordreds Schild und Schwert gelangen. So etwas wie Irritation streift Nolk. Ein unsinniges Ansinnen, denn die volle Kraft dieser unnützen Werkzeuge, entfaltet sich nur in den Händen von lebenden. Ein Teil des uralten Gehirns beschäftigt sich fortan mit den Implikationen dieses Ansinnens. Eine Falle erscheint als das wahrscheinlichste Ergebnis. Nolks Aufmerksamkeit bleibt jedoch auf die Gegenwart fokussiert.
Ein weiterer Stein muss angestoßen werden. Eine Taxifahrt zum Freihafen erfolgt. Alle späteren Augenzeugen, werden bezeugen können, dass nicht ein alter und ein junger Mann ins Taxi stiegen, sondern Sandra Sládek und Boris Janzen. Gedankenkontrolle ist ein unglaublich nützliches Werkzeug!
Am Freihafen angekommen zerfetzt die rechte Hand des älteren Mannes von der Rückbank aus den Fahrersitz wie Papier. Die gerade ausgestreckte Hand geht durch Polsterung, Plastik und Metall, durchdringt dann Kleidung, Haut, Muskeln und Knochen, schließt sich um das Herz des Mannes und reißt es ihm, noch ein letztes Mal schlagend, aus dem Körper. Der junge Mann ist viel zu langsam und auch mit seinen Gedanken schon auf dem Duellplatz um etwas dagegen unternehmen zu können. Er ist erbost und will das so etwas nicht erneut passiert. Unerheblich!
Der Tot dieses Mannes war Teil des Spiels. Es würde heute noch viele Tote geben. Und auch, wenn Nolk noch Monate ohne das Herzblut eines Menschen ausgekommen wäre, so sollte er doch satt sein. Eine Ablenkung durch den eigenen Blutdurst zu riskieren, wäre sträfliche Dummheit. Eine einfache Kausalkette. Nolks uralte Haut öffnete sich und absorbierte die Blutflecken auf ihrer Oberfläche, noch während der junge Mann versuchte mit seinen Augen ein böses Funkeln zu erzeugen. Ein nutzloses Unterfangen für einen Toten.
Boris Janzen und die Tochter von Esk'an'm bzw. aktuell Manske, warten auf uns. Auch diese beiden sind mit ihren Gedanken schon beim Duell. Es ist zu vermuten, dass sie den Mord vor ihren Augen noch nicht einmal bewusst mitbekommen haben. Es wäre ein einfaches sie alle hier und jetzt in Stücke zu reißen und ihr Herzblut zu trinken. So unsagbar einfach. Zu sehr hatten sie sich an seine Gegenwart gewöhnt, sahen in ihm aktuell keine Bedrohung. Hätte Anubis das Verbot aufgehoben ... hat er aber nicht. Müßig darüber nachzudenken.
Der russische Magier öffnet den Weg ins Nevernever und eilt dann zu seiner Ablenkung. In Nolks Erinnerung erwacht das Lied „15 Mann auf des Totenmanns Kiste und ne' Buddel voll Rum" zum Leben. Wann hatte er das zum letzten Mal gehört? Damals, als er mit Francis Drake Afrika umfahren hatte und sich hinterher niemand gewundert hat, warum sie für eine Reise die maximal 2 Monate hätte dauern sollen, fast 6 benötigt hatten.
Der Duellplatz sieht aus wie jeder andere zuvor auch. Zelte und mehrere Dutzend Edelleute oder Gäste. Der Vertreter des weißen Rates ganz offen, einige andere gut verborgen hinter ihren Schleiern, einige nah und einige in größerer Entfernung. Nolk genoss das Bild. Anubis neuer Champion, mit traditionellem Kopesh und bronzenem Harnisch rechts von ihm, Edeltraut Manske, in einer japanischen Rüstung, die einem Shogun alle Ehre gemacht hätte und Mordreds Schwert zu seiner linken. Mordred selbst, weitere Sidhe und jede Menge Volk und Beobachter ... alle waren sie gekommen, wegen eines Duells und fast alle würden sie heute sterben. Nolk lächelte. Er konnte die Schreie schon fast hören und das Blut schon riechen.
Er wartete, zählte die Herzschläge der Anwesenden, manche Herzen schlugen schneller als andere, wieder andere gar nicht mehr, manche waren schwächer zu hören, andere sehr laut. Er teilt die ständig wachsende Zahl der Herzschläge durch die noch konstante Anzahl der Anwesenden und wartete auf die richtige Zahl, den richtigen Moment.
Mordreds Sekundant Fionn tauchte auf, sichtlich nervös, da keiner der beiden neben Nolk sonderlich starke Vorkehrungen getroffen hatte. Er war sich unsicher, ob das Duell wirklich zu seinen Gunsten ausgehen würde. Verständlicherweise. Der junge Mann forderte noch eine Unterredung mit Mordred und ließ damit den alten Mann und Edeltraut Manske allein.
Erneut spaltet sich ein Teil seines Bewusstseins ab und Verfolgte die Überlegung, ob die unwürdigen Komparsen seinen eigenen Ruf beeinträchtigen würden? Die Antwort war, dass dies sehr unwahrscheinlich wäre. Sie sind nur Statisten im Vorspiel einer größeren Entscheidung. Sobald sie vom Spielfeld verschwunden waren, würde das eigentliche Spiel beginnen. Hier waren sie nur als Sanktion für Ihre Einmischung in sein Imhotep-Spiel.
Plötzlich stimmten die Zahlen, die Musik des Universums begann mit einer Overtüre die nur er hören konnte. „Habt ihr euch endlich entschieden, ob ihr selbst kämpfen wollt oder euren alten Weggefährten für euch sterben lassen wollt? Pardon, ob ihr ihn erneut umbringen wollt?" Edeltraut Manske machte ein Gesicht wie tausend verfaulte Fischköpfe. Aber ihre Antworten waren vorerst vollkommen uninteressant. „Schickt ihr ihn als euren Champion, dann löst ihr zwei eurer Probleme auf einmal. Ihr werdet einen lebenden Toten los, der euch nach dem Leben trachtet und ihr rächt, einen Toten, den ihr selbst verschuldet habt. Und söhnt euch, als Bonus sozusagen, mit Sandra Sládek aus. Geht ihr selbst dort raus, schlägt euch euer Ur-ur-ur-ur-Großvater den Kopf ab und nimmt sein Schwert wieder an sich." Es ist offensichtlich, dass jeder Satz ins Schwarze trifft. „Ihr wollt mit einem Schwert gegen einen Sidhelord kämpfen, mit einem Schwert, dessen Potenzial ihr nicht kennt und das ihr euch noch nie näher angesehen habt?" Das war ein Schuss ins Blaue hinein und dennoch ein Treffer. Scheinbar hatte sie sich das Schwert tatsächlich noch nie näher angesehen. Auch in der Vorbereitung auf das Duell nicht. Sträflich! Gemeinsam wartete das ungleich Paar auf die Rückkehr des jungen Mannes. Nolk ruhig und abwartend, Edeltraut Manske mit rasenden Gedanken.
Der ältere Mann spielte seinen vorerst letzten Trumpf, als er sicher war, die neuen Ohren des jungen Mannes würden ihn laut und deutlich verstehen können. „Euch ist hoffentlich klar, dass die erste Handlung Mordreds sein wird, euch zu entwaffnen, um wieder in den Besitz seines Schwertes zu gelangen ... oder?"
Anubis Champion wird dann auch schnell zu Edeltraut Manskes Champion. Die Einschüchterungen funktionierten und das Kopesh durchdrang die Abwehr Mordreds mit einem gewaltigen Schlag. Leider hatte sich keiner der beiden um die magische Abwehr Mordreds Gedanken gemacht und der Treffer blieb ohne größere Wirkung. Sehr bedauerlich.
Nolk machte sich ab diesem Punkt keine weiteren Illusionen über die Siegeschancen von Jan Hirt oder Edeltraut Manske, keiner der beiden hat sich ausreichend auf das Duell vorbereitet. Edeltraut Manske hatte nicht einmal das Meditationsritual durchgeführt, welches ihr beim letzten Duell so hervorragende Dienste geleistet hat. Damit wurden sie für sein Spiel unwichtig und nur noch zu unwichtigen Puppen. Bis kurz vor diesem Punkt blieben sie noch Überraschungsspieler, immerhin waren es Menschen.
Jan Hirts Fähigkeiten wurden von irgendjemandem blockiert, das erkannte Nolk augenblicklich. Die körperliche Macht, die diesem Körper eingewoben wurde, sollte Mordred viel mehr zusetzen. Das tat sie aber nicht. Ein Teil von seinem Bewusstsein übernahm die Aufgabe, diesen Verursacher zu finden. Ein weiterer Teil beobachtete die Zuschauer, ein kleinerer Teil konzentrierte sich auf Fionn. Mordred redete ihm zuviel mit Jan Hirt, scheinbar hatte er die Schwäche des noch jungen Avatars erkannt und konzentrierte sich auf dessen menschliche Echos. Da Jan Hirt Mordred nicht körperlich in die Enge treiben konnte, musst er wenigstens noch eine Weile für Ablenkung sorgen.
Der eigene Fingernagel perforierte die Handfläche und ein Tropfen uralten Blutes trat hervor. Die Aufmerksamkeit der Menge richtete sich auf ihn. Er nahm den Tropfen auf und zeichnete mit ihm die ersten Striche von seinem, von König Salomons Siegel. Dabei sprach er laut und deutlich den ersten Vornamen Mordreds aus. Ein Teil von ihm registrierte die Leibwächter Mordreds, die sich in seine Richtung in Bewegung setzten. Ein weiterer die erfolgreiche Verunsicherung Mordreds. Er hielt inne. Mordred wusste jetzt, was er Nolk tun könnte, konnte das Duell aber auch nicht einfach beenden. Mordred wendete sich Jan Hirt zu, um das Duell schnell zu beenden. Der Hauptteil von Nolks Bewusstseins fuhr in Jan Hirts mentalen Schild und fegte ihn beiseite. Er übernahm die Kontrolle über den Körper und befahl ihm, weiterzukämpfen. Seine abgespalteten Bewusstseinsteile konnten so leider nur noch rudimentär mit ihm kommunizieren, aber lange würde dieses Konstrukt auch nicht halten müssen.
Boris Janzen tauchte mit einem Haufen russischer Mafiaschläger auf dem Kampffeld auf. Die Sidhe und die Russen begaben sich sofort in einen Klinch. Das Schreien und Bluten begann.
Ich gab Jan Hirts Geist frei.
Ich rief Fionn zu, dass er sich bereithalten sollte.
Ich trat hinter Edeltraut Manske und brachte sie zwischen mich und Mordred.
Die Leibwache Mordred sammelte sich um ihn.
Boris Janzen näherte sich, um mit Edeltraut Manske zu fliehen.
Jan Hirt versuchte ein letztes Mal, den abgelenkten Mordred zu attackieren.
Edeltraut Manske ging auf die Sidhe los.
Boris schoss im Vorbeilaufen einen Pfeil in Mordreds Oberschenkel.
Die Russen und Sidhe im Hintergrund dezimierten sich gegenseitig.
Die Beobachter und Gäste entfernten sich.
Derjenige der Jan Hirt behinderte zeigte sich immer noch nicht.
Boris und Edeltraut dezimierten die Leibwächter Mordreds.
Fionn näherte sich und wartete.
Boris versuchte Edeltraut zur Flucht zu Überreden.
Mordred hetzt Jan Hirt auf mich.
Die Wahl stand schon lange fest und ich breche das gewählte Siegel und greife tief in das Nevernever, weiter und tiefer als die meisten Entitäten jemals vordringen. Behemoth stürzt hervor und rennt Jan Hirt direkt vor das erhobene Kopesh.
Edeltraut wendet sich Mordred zu.
Fast alle Beobachter haben mit Behemoths auftauchen das hastig die Flucht ergriffen.
Boris zerrt an Edeltraut.
Behemoth hat Jan Hirt verschlungen und beginnt schon damit die Leichen von Russen und Sidhe in sich hinein zu schaufeln.
Mordred und Edeltraut wechseln Blicke.
Boris zerrt an Edeltraut.
Edeltraut zögert.
Behemoth ist fast fertig mit dem verschlingen der Leichen.
Boris wendet sich zum Gehen und öffnet ein Tor.
Edeltraut lässt das Schwert fallen und hechtet hinter Boris her durch das Tor.
Fionn stürzt vor, Mordred stürzt vor, Behemoth kommt näher und ich trete mit dem Fuß auf Mordreds Schwert.
„Wenn du deine Macht an Fionn abgibst, darfst du leben und Schwert und Schild behalten Mordred."
Derjenige der Jan Hirt behinderte zeigte sich immer noch nicht.
Das Tor schließt sich.
Ich wende mich Mordred zu und lächele ihn an. „Ich gebe dir Behemoths Platz in meiner Sammlung."
Er schreit auf und greift an.
Ich streife die menschliche Hülle ab und wende mich lachend ihm zu.
Behemoth frisst derweil Mordreds Leibwächter nur noch wenige Meter von uns entfernt und schon auf die doppelte Größe angewachsen.
Derjenige der Jan Hirt behindert hat lässt endlich seinen Schleier fallen und gibt sich zu erkennen.
Das eigentliche Spiel beginnt.