@Blechpirat:
Ich vermute, ich kann sagen: Willkommen im Club! Wie ich sehe, lebst Du wie ich in Berlin, kommst aber ursprünglich aus einer Gegend, die mir sehr verdächtig nach meinem "Vaterlande" ausschaut: dem südwestdeutschen Pietkong? Auch Heilsgau genannt (ganz im Ernst, wobei da nicht das Königs- oder gar Führerheil gemeint ist, sondern das Erlösungsheil durch den eifrigen Glauben).
@allgemein (aber eventuell mit Bezug auf TAFKAKBs Frage):
Eben dorten, auf dem Dorfe, wo man auf die Fahrdienste von Eltern angewiesen war, lernte auch ich bei einem weniger frommen Schulkameraden DSA kennen. Das war 1986 oder 1987. Er hat mit mir das Solo-AB aus der Grundbox gespielt. So begeistert war ich seit Playmobil von keinem anderen Spiel gewesen
. Übrigens war das auch meine erste Begegnung mit Fantasy (auch wenn ich das damals nicht wusste), und was mich fast noch mehr als die Spielweise begeistert hat, war diese verwunschene Welt. Als Prinz Eisenherz-Leser hatte ich da wohl ein Faible dafür.
Dann entdeckte ich die Grundbox im Spielwarenladen im Kurstädtchen, wo ich zur Schule ging, und alsobald wurden meine Eltern genervt. Diese hatten jedoch große Vorbehalte. Denn denen war das alles zu sehr verwunschen. Untote, Dämonen, Zauberer, damit spaßt man nicht. Sind in der Bibel ja schließlich auch immer die bad guys, und irgendwas wird ja schon dran sein.
Nun waren meine Eltern aber keine pietistischen Fanatiker, deshalb bekam ich das Spiel denn doch irgendwann in den Sommerferien. Als die Schule wieder losging, habe ich relativ schnell andere Klassenkameraden damit infiziert, und so nahm das seinen Lauf. Da meine Eltern lediglich die Stirn runzelten, gab es glücklicherweise keine Autoritätspersonen, die mir das wie in Blechpirats Runde dem Magierspieler verbieten konnten. In meinem Dorf gab es -- im Gegensatz zu anderen Orten der Gegend -- neben der landeskirchlichen, evangelischen Kirchengemeinde pietistischer Prägung keine Laienverbände, Bruderschaften oder Freikirchen. Von daher ging es relativ entspannt zu.
Aber ich habe Rollenspiel und Fantasy die ersten Jahre durchaus immer mit einer gewissen Skepsis, einem schlechten Gewissen betrieben und -- wie man so schön sagt -- mit mir gerungen. So sehr es mich fasziniert hat, wusste ich doch, dass die ganzen nackten Weiber auf den damaligen Covern von Fantasy-Romanen, dass Magie und Dämonen eigentlich des Teufels waren und dass man da aufpassen musste. Als mit der Ausbau-Box dann gar die zwölf Götter eingeführt wurden, war ich eine zeitlang sogar angewidert. Als spielerischen Zeitvertreib einen Götzendiener darzustellen, das ging nicht an, und dann noch die Frechheit, dass diese Nichtse Wunder wirken konnten! Mein frommes, kindliches Weltbild war seinerzeit damit völlig überfordert. Ich habe die Götter damals ignoriert.
Will sagen: wenn auch kein Pfarrer mir das Spiel verboten hat, so war es doch schwer, dieses Hobby mit dem zu vereinbaren, was man in Kirche und Jugendgruppen so aufgesogen hat.
Das hat sich natürlich sehr zügig gelegt, auch wenn immer mal wieder eine Art schlechtes Gewissen in mir aufgewallt ist. Dass ich dann irgendwann zwischen 16 und 18 einen Großteil meiner ABs verkauft habe, hatte dann aber schon andere Gründe, die ich nicht mehr nachvollziehen kann. Heute beiße ich mich dafür in den Arsch.
Der geneigte Leser mag beruhigt sein: Inzwischen habe ich meine pietistische Erziehung vorbildlich "überwunden" (man könnte auch im Kirchengesangbuch-Sprech sagen: Ich hab den Überwinder überwunden
). Das sollte nur als eventuell erheiternde Anekdote über die Gewissensnöte eines frommen Teenagers und zur Untermalung von Blechpirats der Inquisition zum Opfer gefallenen Magier erzählt werden.
Zum eigentlichen Thema zusätzlich angemerkt: Das erste, atmosphärische Rollenspielerlebnis war Strom des Verderbens, das wir in einer großen Runde bei mir zu Hause gespielt haben. Und legendär ist die Orklandtrilogie, die für uns alle tödlich endete und die wir in Hohlstunden und großen Pausen im Aufenthaltsraum der Schule durchgezockt haben.