Es ist so offensichtlich, dass ich beinahe einwenig erschrocken bin. Gibt es überhaupt nichts was Du gut kannst ?
Es gibt einige Sachen, die ich gut kann:
- Mathematik
- Florettfechten
- Programmieren
Bei all diesen Sachen kann ich sagen, dass ich gut bin. Aber wenn es darum geht, intuitiv die Erfolgswahrscheinlichkeit für eine Sache einschätzen zu können, dann sieht es kein bisschen besser aus, als zu Anfang des Trainings.
Zu Beginn des Trainings hätte ich vielleicht gesagt: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 5%-25% gelingt mir die Riposte mit anschließender Finte.
Und heutzutage sage ich: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 70%-95% gelingt mir das gleiche Manöver gegen einen etwa gleichstarken Gegner.
Meine Erfolgswahrscheinlichkeiten sind gestiegen. Aber die Schätzung der exakten Wahrscheinlichkeit ist genau so schlecht wie vorher. (Etwa ein Bereich von 25%, auf den meine Schätzung fällt.)
Und wenn man mich jetzt fragt, inwiefern Alkohol meine Fähigkeiten trübt, würde ich sagen:
Ein Glas Bier senkt meine Erfolgswahrscheinlichkeit für dieses Manöver wahrscheinlich um 1% - 10%
Bei Zwei Glas Bier würde ich auf 2%-20% tippen.
Und bei zwei Glas Sekt hätte ich keine Ahnung: Von 5% - 50% Malus wäre alles drin.
Das heißt, im nüchternen Zustand gelingt mir das Manöver gegen einen mittelstarken Gegner in 70% - 95% aller Fälle. Nach zwei Glas Sekt würde mir das nur noch in 20% - 90% aller Fälle gelingen. 20% - 90% genauer kann ich dir die Erfolgswahrscheinlichkeit nach Alkoholkonsum beim besten Willen nicht sagen, obwohl ich beim Fechten recht gut bin.
Es geht ja grade darum durch Training die Chancen einschätzen zu können und zu erhöhen um Herausforderungen zu meistern.
Hier vermischst du zwei Sachen:
Ja, das Training hat tatsächlich diese zwei Aufgaben. Aber die Art und Weise wie sich "Chancen einschätzen" und "Chancen erhöhen" beim Spieler verbessern sind zwei vollkommen andere.
- "Chancen erhöhen"
Das ist das, was man sich unter klassischem Training vorstellt und was bei DSA durch den TaW ausgedrückt wird. Du machst klassisches Training und dadurch erhöht sich dein TaW.
Dies ist sehr zeitintensiv und benötigt mehrere Jahre.
- "Chancen besser einschätzen"
Das läuft im Prinzip wie folgt ab: Du führst ein und die gleiche Aktion unter der gleichen Bedingung 10 mal hintereinander aus und siehst, wie gut du sie meisterst. Danach kannst du diese spezielle Aktion relativ gut einschätzen.
Das machst du jetzt 5 mal mit jeweils unterschiedlichen Bedingungen. (Also insgesamt 50 mal die selbe Aktion.) Danach hast du also 5 Situationen, in denen du die Erfolgswahrscheinlichkeit halbwegs gut einschätzen kannst.
Sobald du jetzt außerhalb des Trainings in eine Situation gerätst, musst du erstmal abschätzen, mit welchen Trainingssituationen es verwandt ist und interpolierst dann diese Situationen. Damit bekommst du dann eine grobe Abschätzung, wie hoch deine Erfolgswahrscbheinlichkeit in dieser speziellen Situation ist.
Das heißt, du kannst zwar dank deines Trainings diese Situation etwas besser einschätzen. Aber nicht, weil du irgendwie "von außen" die Erfolgswahrscheinlichkeit berechnest sondern weil du diese Situation mit anderen Situationen vergleichst, die du bereits hattest und dir überlegst, wie häufig du in vergleichbaren Situationen Erfolg hattest.
Und genau das gleiche ermöglicht auch DSA: Du stehst vor einer glitschigen Felswand. Du standest bisher noch nie vor einer glitschigen Felswand. Aber du weißt, dass du beim letzten Spielabend bei strömenden Regen in eine Burg geklettert bist. Du musstest zu vier verschiedenen Gelegenheiten klettern. Das macht 4 Proben von denen du 3 geschafft hast. Du schätzt, die Schwierigkeit hier ähnlich hoch ein.
Das heißt, das "Chancen einschätzen" verläuft bei DSA genau so wie in der Realität: Du vergleichst die konkrete Situation mit vergangenen Situationen, die ähnlich waren und überlegst dir, wie häufig du diese gemeistert hast.
Beim Fußball kommt der erste Aspekt, Chancen einschätzen zu können vor allem in der Fähigkeit ein Spiellesen zu können zum Ausdruck. Kann nicht jeder, würde ich aber unter Talent Fußball einordnen.
Ich bin mir nicht sicher, was du meinst.
Ich würde ein Fußballspiel bei DSA zum Beispiel wie folgt regeln:
- Torschuss: Probe auf "Fußball" erschwert um die Anzahl der gegnerischen Spieler, die zwischen mir und dem Tor stehen sowie um jeweils 1 Punkt pro 5 angefangene Meter erschwert. Erleichterung, wenn ich mir beim Freistoß oder Elfmeter Zeit lassen kann.
- Passen: Ich muss eine Probe auf "Fußball" machen, die genau wie die Torschuss-Probe erschwert oder erleichtert ist. Wenn mir die Probe mit TaP* gelingt, gilt: Der Spieler, zu dem ich passe, muss eine vergleichende Probe mit dem Gegenspieler, der ihn deckt, ablegen. Die Probe des eigenen Spielers ist dabei um TaP*/2 erleichtert, während die Probe des gegnerischen deckenden Spielers um TaP*/2 erschwert ist. Wenn mir die Probe misslingt genau andersrum: Dann ist die Probe des eigenen Spielers um TaP*/2 erschwert und die Probe des gegnerischen Spielers um TaP*/2 erschwert.
Klingt kompliziert und ich kann dir auch nicht intuitiv die Wahrscheinlichkeiten ausrechnen. Trotzdem würde ich dir nach 2-3 solcherart simulierten Fußballspielens schnell und intuitiv sagen können, ob jetzt passen oder Torschuss die bessere Alternative ist.
Und die Methode ist im Prinzip die gleiche, die auch professionelle Fußballspieler benutzen: Sie vergleichen einfach den Prozentteil der erfolgreichen Versuche bei vergleichbaren Situationen.
Disclaimer:
Für ein richtiges Fußballspiel braucht man länger als 2.-3 Spiele. Da sind 20-30 Spiele wohl realistischer. Aber das liegt daran, dass wir beim simulierten Spiel nur zwei Freiheitsgrade haben: Die Entfernung und die Anzahl der gegnerischen Spieler, zwischen mir und dem Ziel. Beim realen Fußball gibt es noch wesentlich mehr Freiheitsgrade.
Aber das Prinzip, wie ich die Chancen einschätze, ist in beiden Fällen die gleiche.