Ich weiß, ich rante in letzter zeit bei aktuellen Spielen ziemlich viel. Das liegt entweder daran, dass ich langsam alt werde und mit der Entwicklung nicht Schritt halten kann, oder dass derzeit tatsächlich überwiegend Scheiße publiziert wird.
Über die hanebüchene Story braucht man sich bei einem Shooter traditionell nicht aufregen, bei Shootern aus den US of A sorgt auch reaktionärer Müll in Reinkultur für keine grauen Haare mehr. Aber leider ist das Ganze auch auch spielerisch unterste Schublade.
Vor allem die Steuerung ist träge und unpräzise, was mich zwingt, mal wieder auf Konsolenportierer zu schimpfen, die es nicht hinbekommen, die verkackte Zielhilfe auf dem PC einfach mal komplett abzuschalten oder wenigstens optional abschaltbar zu machen. Wenn man nämlich gewohnt ist, dass der Schuss halbwegs dahin geht, wohin man das Fadenkreuz ausrichtet, stört die einfach nur.
Und nein, ebenso wenig, wie ich im echten Leben nicht mehr gehen kann, wenn ich über Kimme und Korn ziele, möchte ich auch in einem Computerspiel nicht in den Schleichgang zwangsversetzt werden. Und wenn es mir angemessen erscheint, gar in den Sprint überzugehen, wäre es von Vorteil, wenn diese Aktion automatisch dafür sorgt, dass ich nicht mehr durchs Visier schiele, während es beispielsweise um mich herum Handgranaten hagelt.
Ähnlich wie die vergurkte Steuerung und die grenzdebile Story unterscheidet sich auch das Spielprinzip nicht stark von der CoD-Reihe: Abklappern von Markern und scriptlastiges Sightseeing, unterbrochen von Stellungsgefechten knapp über Moorhuhn-Niveau.
Die Waffen unterscheiden sich nur durch die Optik der Visiereinrichtung und den Sound, bestenfalls noch durch die Feuerrate, ansonsten bleibt das Schema "Maximal zwei Treffer egal wo = Gegner tot" erhalten. Wann man trifft, hängt - wie oben dargelegt - aber nicht davon ab wohin man zielt, sondern davon, ob die Zielhilfe meint, einem jetzt einen Treffer gutzuschreiben. Mal eben aus der Deckung zu lugen, einen Gegner auszuschalten und wieder abzutauchen wird somit zum Glücksspiel - besonders dann, wenn es mehrere Gegner gibt, die nahe zusammenstehen. Heutzutage weiß jeder Zivildienstleistende, dass eine Salve in drei dicht gedrängte Gegner den Tod von mindestens zwei davon zur Folge hat und der dritte vermutlich auch nicht gesund bleibt. Bei Homefront kann es passieren, dass aus der Gruppe der hinterste (!) oder gar keiner (!!!) umkippt, weil das Programm vermutlich zu durcheinander ist, um sich für einen Getroffenen zu entscheiden.
Anders herum ist es ähnlich drollig: Es kann vorkommen, dass man durch feindliches Feuer tänzelt wie weiland Neo durch die Matrix und vielleicht eine "Drama-Treffer" kassiert, damit man nicht vergisst, dass Krieg ist. Anders herum kann man in optimaler Deckung sitzen, wird trotzdem massiv getroffen und kann - im wahrsten Sinne des Wortes - ums Verrecken nicht erschließen, woher das feindliche Feuer kommt, welches anscheinend um Ecken geht und massive Wände durchschlägt.
Die Kameraden agieren dermaßen dämlich, dass man sich 99% der Zeit wünscht, sie würden einfach nur sterben und einem Gelegenheit lassen, das Ganze so durchzuziehen, wie man selbst möchte. Man erhält alle Nase lang irgendwelche Aufgaben, die eigentlich nur deshalb nicht im Handundrehen zu erledigen sind, weil die Typen zwar sagen, sie würden einem Deckung geben, aber stattdessen sinnlos in der Gegend herumballern, irritiert an irgend einer Ecke festhängen oder hartnäckig auf einen Gegner schießen, der seinerseits irgendwo festhängt und nicht zu treffen ist. Generell ist das Festhängen ein beliebter Sport der KI, die diesen Namen daher nicht verdient.
Wie man die Aufgaben innerhalb einer Mission erfüllt, hängt daher auch weniger von der eigenen Geschicklichkeit und Überlegung, als vielmehr von Glück und schierem Zufall ab. Manchmal hilft es an verfahrenen Stellen sogar, sich einfach erschießen zu lassen, da man bei Wiedereinstieg am letzten Savepoint eine zuvor vernagelte Gegenerstellung gänzlich verlassen vorfindet oder - Richtig geraten! - die Gegner dort festhängen und nur noch durch einen Gnadenschuss erlöst werden müssen, damit der nächste Missionsmarker freigeschaltet wird.
Interessant ist auch, dass das Scripting manchmal den Ereignissen etwas hinterher hängt: Da referieren die Gefährten gerne noch darüber, wie die Feindstellung gerade auszuschalten ist, die man gerade gereinigt hat und hinter der man nun wartet, dass die Knilche endlich nachkommen, damit der nächste Marker erscheint.
Abwechslung ist im Spiel ein Fremdwort, man latscht die ganze Zeit durch leicht auf Krise getrimmte amerikanische Vororte und trifft auf drei Arten von Gegnern, die sich konkret durch die Farbe ihrer Uniform unterscheiden. Dann und wann tauchen feindliche Vehikel auf und man muss diese anvisieren, damit eine fahrbare Kampfdrohne sie zerstört. Das Ganze ist nicht nur derb unlogisch ("Wir sind die Resistance und schleichen gaaanz vorsichtig durch die Stadt, um nicht aufzufallen, aber unsere erbeutete Fünf-Tonnen-Kampfdrohne fährt unbemerkt irgendwo anders lang und ist immer zur Stelle, wenn es dem Gegner beliebt, mit Fahrzeugen aufzutauchen ..."), sondern auch noch mies zu steuern und bar jeder Abwechslung.
Immerhin, etwas wurde beim Spieldesign richtig gemacht: Das Elend ist so kurz, dass Shooter-Veteranen es in kürzester Zeit hinter sich haben können. Ansonsten bleibt einem nur zu hoffen, dass Nordkorea die USA tatsächlich baldmöglichst okkupiert und sich dann darauf beschränkt, die Publikation solcher Gurken bei Todesstrafe zu verbieten.