Autor Thema: Wie weit sollte man dem Abenteuer zuliebe seinen SC verbiegen?  (Gelesen 16668 mal)

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Offline Voronesh

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Allgemeine Aussagen, die sich aber bitte nicht auf Spezielles anwenden lassen sollen :P  ~;D >;D.
Was manchmal nervt ist, das die Leute realistische Sachen fordern, aber viel unrealistischere Sachen, an die sie sich gewöhnt haben, völlig ignorieren. Wie wenn der Drache im Kino hockt und schreit "Voll unrealistisch, es gibt keine Orks."

Callisto

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Och, man kann schon. Nur sollte man das nicht mit Menschen machen, die man nicht kennt.

Eulenspiegel

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Worin ich dir unbedingt Recht gebe, ist, dass ein Spieler, der regelmäßig "pragmatische" Charaktere spielt, damit durchaus eine Aussage über sich selbst trifft, und zwar keine angenehme.
Und das halte ich für falsch:
Es kann auch einfach nur bedeuten, dass er RPG wie Brettspiele spielt:
Bei Schach tätigt man auch Bauernopfer ohne über die moralischen Implikationen dergleichen nachzudenken. Wenn jetzt jemand an ein RPG mit der gleichen Einstellung wie an Schach herangeht, sehe ich daran nicht, wie das eine negative Aussage über den Spieler tätigt.

In deiner Welt vielleicht. In meiner nicht.
Du meinst, du kennst solche Leute nicht. Aber woher weißt du, dass es sie nicht geben kann.

Wieso ist ein Mensch im RL automatisch unmoralisch, nur weil er sich im Spiel nicht für Moral interessiert? wtf?

Callisto

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Nicht, weil er sich im Spiel nicht für Moral interessiert. Weil er niemals ausserhalb des Spieles die (Un)Moral im Spiel erkennt.

Offline Bad Horse

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Könnte aber wirklich daran liegen, dass er - wenn er die Unmoral anerkennt - er dadurch Nachteile für seine Spielfigur zu befürchten hat.

Was der SL allerdings so toll an solchen Plots findet, erschließt sich mir nicht so recht. Vielleicht will er tatsächlich nur coole Filme und Spiele nachahmen, in denen sich schließlich auch keiner Gedanken über Gut oder Böse macht, und die Protagonisten halt einfach coole Säue sind, weil das da eben so vorgesehen ist.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Madner Kami

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Könnte aber wirklich daran liegen, dass er - wenn er die Unmoral anerkennt - er dadurch Nachteile für seine Spielfigur zu befürchten hat.

Wenn das zutrifft, dann macht er sich doch Gedanken um die Entwicklung des Charakters, was die Diskussion um das fehlende Reflektieren und Hineinversetzen obsolet macht. Schlimmer noch, das Verhalten würde reflektiert, korrekt als sozial inkompatibel bewertet und dann *outgame* absichtlich falsch bewertet.

Was der SL allerdings so toll an solchen Plots findet, erschließt sich mir nicht so recht. Vielleicht will er tatsächlich nur coole Filme und Spiele nachahmen, in denen sich schließlich auch keiner Gedanken über Gut oder Böse macht, und die Protagonisten halt einfach coole Säue sind, weil das da eben so vorgesehen ist.

In welchem Film sprengen die Protagonisten ein Kind mit vollster Absicht in die Luft oder nehmen einen trophäenorientierten Mordauftrag an einer Stadtwache an und bezeichnen sich dann als pragmatisch?
« Letzte Änderung: 3.04.2011 | 02:34 von Madner Kami »
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Eulenspiegel

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Wenn das zutrifft, dann macht er sich doch Gedanken um die Entwicklung des Charakters, was die Diskussion um das fehlende Reflektieren und Hineinversetzen obsolet macht. Schlimmer noch, das Verhalten würde reflektiert, korrekt als sozial inkompatibel bewertet und dann *outgame* absichtlich falsch bewertet.
Nein. Er kam halt zu dem Schluss: Wenn er einen bösen SC spielt, bekommt er das Alignment "böse". Das bedeutet bei D&D, dass er gegen bestimmte Zauber verwundbar ist. Außerdem hat er vielleicht eine coole Waffe, die man nur mit dem Alignment "neutral" führen kann.

Zitat
In welchem Film sprengen die Protagonisten ein Kind mit vollster Absicht in die Luft oder nehmen einen trophäenorientierten Mordauftrag an einer Stadtwache an und bezeichnen sich dann als pragmatisch?
Du verwechselst hier zwei Sachen:
1) Der Spieler bezeichnet seinen SC als pragmatisch.

2) Der Spielleiter hat Interesse an Plots wie in Quentin-Tarantino-Filmen (Pulp Fiction, Kill Bill, Inglourious Basterds etc.).

Offline Madner Kami

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Nein. Er kam halt zu dem Schluss: Wenn er einen bösen SC spielt, bekommt er das Alignment "böse". Das bedeutet bei D&D, dass er gegen bestimmte Zauber verwundbar ist. Außerdem hat er vielleicht eine coole Waffe, die man nur mit dem Alignment "neutral" führen kann.

Wasch mich, aber mach mich nicht nass. Kein schönes Rollenspiel. Nein wirklich nicht und ich kann verstehen, wenn Feuersänger sich sowas nicht mehr antun möchte. Das Verhalten des Charakters hat nunmal einen Einfluß auf seinen Status und wenn man vollständig moralfrei spielen möchte, dann sollte man das klar kommunizieren (was nach Feuersängers Aussage nicht geschah) und sich nicht durch "pragmatisch veranlagt, aber nicht böse" oder "ich will nix böses spielen" rausreden.

Du verwechselst hier zwei Sachen:
1) Der Spieler bezeichnet seinen SC als pragmatisch.

2) Der Spielleiter hat Interesse an Plots wie in Quentin-Tarantino-Filmen (Pulp Fiction, Kill Bill, Inglourious Basterds etc.).

Gut, dann werde ich spezifischer:

In welchem Film sprengen die Protagonisten ein Kind in die Luft und nehmen trophäenorientierte Mordaufträge an unschuldigen Personen an und werden dann vom Darsteller, Regisseur, Drehbuchschreiber und Zuschauer als "nicht böse, nur pragmatisch" beurteilt? Dass der Spielleiter nur an sowas Interesse hat, sei mal dahingestellt, das kommt aus Feuersängers Beschreibung nicht hervor.
« Letzte Änderung: 3.04.2011 | 03:25 von Madner Kami »
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Eulenspiegel

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Wasch mich, aber mach mich nicht nass. Kein schönes Rollenspiel. Nein wirklich nicht und ich kann verstehen, wenn Feuersänger sich sowas nicht mehr antun möchte.
1) Wie kommst du jetzt auf "Wasch mich, aber mach mich nicht nass?"

Zwischen dem D&D-Alignment und dem SC-Taten muss keine Korrelation herrschen. Das eine ist reiner Fluff und das andere ist reiner Crunch.

2) Ja, dass Feuersänger keine Lust auf solche Form von Spiel hat, kann ich auch nachvollziehen.

Die aktuelle Frage war aber nicht, ob Feuersänger diese Form von Spiel schlimm findet. (Diese Frage wurde schon vor mehreren Seiten durchgekaut.)
Die aktuelle Frage war, ob jemand, der die Unmoral seines SCs erkennt, aber trotzdem kein böses Alignment haben will, sein Verhalten als sozial inkompatibel einstuft.

Zitat
In welchem Film sprengen die Protagonisten ein Kind in die Luft und nehmen trophäenorientierte Mordaufträge an unschuldigen Personen an und werden dann vom Darsteller, Regisseur, Drehbuchschreiber und Zuschauer als "nicht böse, nur pragmatisch" beurteilt? Dass der Spielleiter nur an sowas Interesse hat, sei mal dahingestellt, das kommt aus Feuersängers Beschreibung nicht hervor.
Nochmal, das waren zwei vollkommen verschiedene Aussagen.
Ich weiß nicht, wieso du die Aussage über den Spieler und die Aussage über den SL andauernd vermischst.

Als sich der SL seinen Plot überlegt hat, konnte er doch noch  gar nicht wissen, ob der Spieler seinen SC als "pragmatisch aber nicht böse" bezeichnet oder nicht. Vielleicht war der SL von der Behauptung des Spielers genau so überrascht wie Feuersänger. (Vielleicht aber auch nicht. Das ist für die Aussage, aus welchen Gründen der SL so einen Plot generiert aber erstmal auch unerheblich.)

Ich verstehe immernoch nicht, wieso du diese beiden Sachen zusammen wirfst. Aber um deine Frage zu beantworten: Ich kenne keinen solchen Film.

Offline Feuersänger

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Nur kurz (ich kann erst morgen wieder ausführlicher antworten):
die aktuelle Episode (mit dem "Trophäenmord") findet statt im Warhammer-Universum (genauer gesagt in Altdorf).
Der SL ist wohl der Meinung, "das muss so sein", weil es eben Warhammer und damit grim&gritty ist. (Wir bespielen es aber mit Savage Worlds, weil ich mich rundheraus weigere, noch einmal nach diesen rotzigen Slapstickregeln von WHF zu spielen.)
Andererseits hat er speziell und ganz alleine Warhammer als Setting bestimmt. Zunächst augenscheinlich, damit sein teuer erstandenes WHF-Buch zu was gut ist. Auf den zweiten Blick aber vielleicht auch, weil er darin so kranke Plots als "Normal" rechtfertigen kann.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
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Offline Merlin Emrys

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Zwischen dem D&D-Alignment und dem SC-Taten muss keine Korrelation herrschen. Das eine ist reiner Fluff und das andere ist reiner Crunch.
Das ist ein uferloses Thema. Ja, man kann das so sehen, daß das eine für das andere ohne Bedeutung wäre, aber man muß es nicht so sehen. Darf ich also vorschlagen, das als Seitenzweig irgendwo anders weiterzudiskutieren?

Ich denke, der Kern ist doch wirklich: Man kann innerhalb der Fiktion alles mögliche machen, ohne daß es groß "Aufsehen erregt". Ein Paar hochgezogene Augenbrauen ist üblicherweise das äußerste, womit man rechnen muß. Aber wenn man dann wieder aus der Wirklichkeit auf die Fiktion schaut und sie beurteilt, dann trifft man damit auch eine Aussage über sich selbst.   

In welchem Film sprengen die Protagonisten ein Kind in die Luft und nehmen trophäenorientierte Mordaufträge an unschuldigen Personen an und werden dann vom Darsteller, Regisseur, Drehbuchschreiber und Zuschauer als "nicht böse, nur pragmatisch" beurteilt?
Propaganda-Filme kämen z.B. in Frage. Also solche Filme, die in der Tat dazu gedacht sind, die Weltanschauung zu vermitteln: "Och, das sind ja nur ..., da macht das nichts." (Und genau deshalb haben Propaganda-Filme einen so üblen Ruf.)

ErikErikson

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Joah, wie viel schöner ist es doch, sich einen Gewaltfilm über böse Verbrecher anzusehen, später dann entsetzt über das gezeigte Moralniveau zu lästern und dann genüsslich sein Steak zu verzehren, an dessen Moral man keinen Anteil hat. 

Offline Voronesh

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Naja. Warhammer.

Ein Menschenleben ist nichts wert.

Ich denke damit wäre dann innerhalb des Universums der plot sogar fast pragmatisch.
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Offline SeelenJägerTee

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Naja so ganz stimmt das aber auch nicht.
Auch in der alten Welt würde die Gesellschaft so ein Verhalten als böse betrachten.
Und wer dort eine ZU abgeklärte Haltung zu Mord aufweist würde wohl schnell in den Verdacht geraten einem Kult des Khaine anzugehören oder solche Dinge.
Nur weil die Leute dort Seuchen und Krieg wie das Weizen der Sense zum Opfer fallen heißt das noch Lange nicht, dass die Bevölkerung einen Mord als normal oder gar als Kavaliersdelikt ansehen würde.

Offline Voronesh

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Naja ich gehe da von einer gewissen Verrohung der Gesellschaft aus.

Wenn man da auch nur ein bisserl das Anzeichen von Chaosanbetung etc. zeigt, wird man halt auf dem nächsten Baum aufgeknüpft. Was auch moralisch höchst fragwürdig ist.
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Callisto

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Aber da gehts darum die Welt vor dem bösen Chaos zu beschützen und man opfert vllt ein paar Unschuldige um keine Schuldigen entkommen zu lassen. In der Minikampagne gings um Geldgier. Also eigentlich hätten die SC's sich denken können "Huch, wozu braucht der einen frischen Torso? Der wird doch kein Chaosanbeter sein? Lass uns das mal überprüfen"

Offline SeelenJägerTee

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Naja ich gehe da von einer gewissen Verrohung der Gesellschaft aus.

Wenn man da auch nur ein bisserl das Anzeichen von Chaosanbetung etc. zeigt, wird man halt auf dem nächsten Baum aufgeknüpft. Was auch moralisch höchst fragwürdig ist.
Ja sicher. Rothaarige Frauen zu verbrennen ist auch nach heutigem Gesichtspunkt zu aller mindest moralisch fragwürdig.
Jetzt wären wir wieder bei dem Punkt, an dem die Moral im Setting durchaus eine andere sein kann, als die in Deutschland im beginnenden 21ten Jhdt.

Aber jemanden für Geld zu ermorden wäre auch nach den Moralstandards in Altdorf unmoralisch. Besonders unter den gegebenen Bedingungen.
Für was braucht der Typ wohl den Torso? Das riecht doch alles nach "schwarzer Magie u./o. NekromantieTM" und das macht es gleich doppelt böse. Ein "rechtschaffener Mann" der Alten Welt hätte den Auftraggeber vor den Hexenjäger zerren müssen, auf dass er unter dem wohlwollenden Auge Sigmars auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird.

EDIT: Callisto war schneller.

Offline Voronesh

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Aber da gehts darum die Welt vor dem bösen Chaos zu beschützen und man opfert vllt ein paar Unschuldige um keine Schuldigen entkommen zu lassen. In der Minikampagne gings um Geldgier. Also eigentlich hätten die SC's sich denken können "Huch, wozu braucht der einen frischen Torso? Der wird doch kein Chaosanbeter sein? Lass uns das mal überprüfen"

Das ist in dem Fall die bessere Frage, da stimm ich dir zu.
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Offline Merlin Emrys

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Joah, wie viel schöner ist es doch, ...
Und am schönsten ist es ganz ohne Zweifel immer noch, sich so richtig wohl damit zu fühlen, daß man selbst so etwas ja niiieeemals tun würde und demzufolge in jeder Hinsicht so richtig echt besser ist, n'est pas?