Autor Thema: Der SL-Posten: "reine Chefsache"?  (Gelesen 4800 mal)

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Offline Grey

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Re: Der SL-Posten: "reine Chefsache"?
« Antwort #25 am: 6.04.2011 | 13:34 »
Insofern hilft es dem Lehrer nicht, wenn sich seine Schüler in eine "falsche" Richtung bewegen.
Im Gegenteil: kurze Ausflüge in "falsche" Richtungen sind selbst in den Naturwissenschaften hilfreich. Aus Fehlern lernt man doch bekanntlich am meisten.

Klar, der Lehrer hat im Gegensatz zu einem (ergebnisoffenen) SL ein vorgegebenes "Ende der Geschichte", nämlich die Lernziele. Es geht ja auch nicht um die Frage, ob Lehrer und SL 1:1 dasselbe machen. Es geht darum, ob es Parallelen gibt; Synergien, wie es im BizSprech heißt. Ob die Skills eines Lehrers ihm auch beim Spielleiten weiterhelfen würden.

Mein Votum: ja, tun sie. Natürlich wäre es Blödsinn, eine Spielsitzung exakt 1:1 als Unterrichtsstunde durchzuziehen und am besten noch Arbeitsblätter auszuteilen und die XP danach zu verteilen, ob die Spieler auch brav den vorgegebenen Plot gelöst haben. Aber gewisse Vorgehens- und Verhaltensweisen aus dem Lehrerberuf sind imho gut auf das SL-Hobby übertragbar.
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Offline Jiriki

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Re: Der SL-Posten: "reine Chefsache"?
« Antwort #26 am: 6.04.2011 | 13:39 »
Zitat
Ach ja? Und welche relevanten [fuer die Pruefung] sind das?

Ein Großteil der Deutsch-, Ethik- und Geschichtsthemen, in der die Prüfung Reflektion und Bewertung von Themen bedeutet. Gedichts- und Dramenanalysen lassen sich nur schwer mit einer einstudierten Antwort bestehen. Ethische und moralische Fragen ebenso. Dito die Einordnung von geschichtlichen Ereignissen in einen Kontext. Der "Lernstoff" beeinhaltet im wesentlichen ein gewisses Handwerkszeug, um mit den Fragen umgehen zu können.
Und die eigentliche Leistung besteht gewiss nicht darin, zu zeigen, dass man fähig ist Stilmittel in einem Gedicht zu finden, sondern diese zu interpretieren.

Edit: Daher rührt doch auch die häufige Klage von Schülern, man könne sich auf solche Klausuren nicht wirklich vorbereiten bzw. die Bewertung unterliegt mangelnder Objektivität.

Aber was haben Prüfungen überhaupt mit dem Vergleich zu tun?
« Letzte Änderung: 6.04.2011 | 13:42 von Jiriki »

Offline Tudor the Traveller

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Re: Der SL-Posten: "reine Chefsache"?
« Antwort #27 am: 6.04.2011 | 13:43 »
Im Gegenteil: kurze Ausflüge in "falsche" Richtungen sind selbst in den Naturwissenschaften hilfreich. Aus Fehlern lernt man doch bekanntlich am meisten.

Das stimmt, solange sie kurz sind und keine bleibende "Irrlehre" (  ;) ) hinterlassen.

Aber ja, es gibt sicherlich Synergien. Aber ich denke ähnlich wie Teylen, dass der Lehrer eben von seiner Stellung als Lehrer profitiert. Er ist automatisch eine übergeordnete Instanz. Der SL übrigens auch. Allein durch seine Aufgabe ist er bereist aus der Gruppe herausgehoben. Nur ist das grundlegende Ziel jeweils ein ganz anderes (Ausprägung bestimmter Fähigkeiten vs Unterhaltung). Die Techniken ähneln sich allerdings zum Teil sehr, ja.
« Letzte Änderung: 6.04.2011 | 13:45 von Tudor the Traveller »
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Offline Skele-Surtur

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Re: Der SL-Posten: "reine Chefsache"?
« Antwort #28 am: 6.04.2011 | 13:54 »
Das stimmt, solange sie kurz sind und keine bleibende "Irrlehre" (  ;) ) hinterlassen.

Aber ja, es gibt sicherlich Synergien. Aber ich denke ähnlich wie Teylen, dass der Lehrer eben von seiner Stellung als Lehrer profitiert. Er ist automatisch eine übergeordnete Instanz. Der SL übrigens auch. Allein durch seine Aufgabe ist er bereist aus der Gruppe herausgehoben. Nur ist das grundlegende Ziel jeweils ein ganz anderes (Ausprägung bestimmter Fähigkeiten vs Unterhaltung). Die Techniken ähneln sich allerdings zum Teil sehr, ja.
Das würde ich in der Formulierung unterschreiben.
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Offline Grey

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Re: Der SL-Posten: "reine Chefsache"?
« Antwort #29 am: 6.04.2011 | 13:57 »
Das würde ich in der Formulierung unterschreiben.
+1
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Offline Tudor the Traveller

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Re: Der SL-Posten: "reine Chefsache"?
« Antwort #30 am: 6.04.2011 | 14:23 »
Den Lehrer-Vergleich hat der OP ja selbst gebracht, daher ist es auch nicht verwunderlich, dass hier so sehr auf dem Lehrertum herumgeritten wurde. Aber ich bin beim wiederholten Lesen des OP nochmal darauf aufmerksam geworden:

Wie gesagt,ich musste erst lernen, mit Führung und Verantwortung umzugehen. Andere hingegen können das schon früher, werden früher damit vertraut gemacht, bekommen es in die Wiege gelegt-was weiss ich. Ich frage mich jetzt nur, ob solche Leute, die eben die Verantwortung tragen, in Führungspositionen sitzen, die Führung übernommen haben...es als SL leichter haben,als Leute, die so etwas nicht kennen oder mögen (vorausgesetzt natürlich sie betreiben RPG), und daher der SL-Posten eher „ reine Chefsache“ ist?

Die beiden Schlagworte sind "Führung" und "Verantwortung". Ein SL braucht auch noch andere Fähigkeiten (Kreativität, Rhetorik etc.) aber diese sind eher losgelöst von der Gruppe. Ich denke, worauf Blizzard vielleicht anspielt ist die Situation, wo alle Spieler darauf warten, dass der SL etwas sagt, weil eben dieses für den Fortgang des Spiels entscheidend ist. Der SL ist in dem Moment dafür verantwortlich, dass er etwas sagt, das das Spiel in einer positiven Weise fortsetzt. Das kann eine Schilderung sein, eine NSC-Reaktion, ein Naturereignis oder aber auch eine Regelentscheidung. Kurzum: er steht damit im Mittelpunkt.

Er muss mit diesem Anspruch zurecht kommen. Das bedeutet imo vor allem Selbstvertrauen.

Die Führung umfasst vielleicht Organisatorisches, wobei dieses eigentlich von der ganzen Gruppe getragen werden kann, aber es bezieht sich imo vor allem auf darauf, dass das Wort (die Entscheidung) des SL von den Spielern akzeptiert wird, damit keine Diskussionen entstehen, die das Spiel stören. Der SL muss dafür seine Spieler kennen (wie ein Lehrer seine Klasse) aber eben auch seinen Plot (oder das, was gerade Gegenstand der Handlung ist).

Er muss also Kompetenz ausstrahlen. Auch das bedeutet imo vor allem Selbstvertrauen.

Daher würde ich sagen, dass es vor allem Selbstvertrauen ist, was einen SL qualifiziert (neben der Motivation für den Posten natürlich); das deckt sich dann auch mit der "Chef-Sache". Alles andere kriegt man schon irgendwie hin (das führt dann zu schlecht organisierten SLs, sich verhaspelnden SLs, zu autoritären SLs etc.).
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Offline Terrorbeagle

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Re: Der SL-Posten: "reine Chefsache"?
« Antwort #31 am: 6.04.2011 | 14:44 »
Dass das Sein  das Bewustsein bestimmt ist jetzt keine neue Erkenntnis...

Ich glaube, wenn man sich eine gewisse Herangehensweise im "Richtigen Leben" angeeignet hat und damit gut umgehen und zufrieden ist, ist es relativ leicht, die dann auch auf ein Hobby wie Rollenspiele übertragen kann. EInfach, weil
Mal abgesehen davon, dass gewisse Erkenntnisse über Psychologie oder Verhaltensadaption bzw. Lernen auch beim Rollenspiel ziemlich gut funktionieren - und wenn es bloß so was ist, wie Frustrationsquellen zu identifizieren und zu beseitigen oder die Erkenntnis, dass man nicht nicht erziehen kann ist.
Würde ich tatsächlich jedes Mal, wenn ich sinnbildlich Lehrgeld bezahlen würde, tatsächlich Geld verteilen, wäre ich arm.

Offline bandit

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Re: Der SL-Posten: "reine Chefsache"?
« Antwort #32 am: 6.04.2011 | 15:20 »
...ob jemand mit Verantwortung/Führungsposition es als SL einfacher hat als jemand ohne, bzw. ob so jemand ein besserer SL ist als jemand ohne.
Eher umgekehrt:
Meiner Meinung nach hat es ein SL einfacher in einer verantwortungsvollen/Führungs-Position, als jemand, der noch nie SL war. Also umgekehrt.
Allerdings denke ich allgemein, dass man durch Rollenspiel und durch SL-Tätigkeit insbesondere Fähigkeiten entwickelt, die auch beruflich sehr hilfreich sein können. (Kommunikation, Verhalten im Team, Kompromissfähigkeiten, etc.)

Offline Merlin Emrys

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Re: Der SL-Posten: "reine Chefsache"?
« Antwort #33 am: 6.04.2011 | 16:59 »
Es geht darum, ob es Parallelen gibt; Synergien, wie es im BizSprech heißt. Ob die Skills eines Lehrers ihm auch beim Spielleiten weiterhelfen würden.

Mein Votum: ja, tun sie.
Ich stimme dem Votum voll und ganz zu. Und zwar nicht nur in bezug auf Führung und Verantwortung, sondern auch weit darüber hinaus.

Allerdings sind Schulklassen ein weit gestreutes Feld, eine zweite Grundschulklasse ist mit einem Lateinkurs im diesjährigen Abijahrgang nicht zu vergleichen, und beide nicht mit einem widersprenstigen Sportkurs von Achtklässlern. Kein Spielleiter wird eine Runde, die es mit dem Verhalten der zuletzt Genannten versucht, lange leiten, er hat ja das Glück, daß er die Brocken hinschmeißen kann. Die beste Vergleichbarkeit haben zweifellos die Lateiner, die das Latinum schon haben, d.h. alle, die noch im Kurs sind, wollen vermutlich auch dort sein, und dort haben auch Schüler und Lehrer schon eine recht ähnliche "Augenhöhe". Sicher weiß der Lehrer noch mehr, aber die Schüler können sich doch schon recht selbstbewußt einbringen.
Den Eindruck einer "zweiten Grundschulklasse" hat man vermutlich eher, wenn man tatsächlich mit noch recht jungen Spielern zusammen ist und ein zum Powergaming einladendes RSP spielt. Das kann durchaus auch Spaß machen, aber da muß man schon gute Nerven haben und vor allem einen sehr scharfen Blick für soziale Interaktion. Aber da wiederum ist man mE exakt in der Situation eines Lehrers. Man hat nebenher noch ein anderes Ziel (Lehrer: Stoff vermitteln, Spielleiter: Spielrunde leiten), aber dazu kommt man jedenfalls nur, wenn man die Gruppendynamik in der einen oder anderen Weise "im Griff hat".

Insofern lernt man, denke ich, durchaus beim Spielleiten für eine Verantwortungsposition und in einer Verantwortungsposition (im besten Fall) für's Spielleiten.

Spielleiten ist allerdings, soweit ich es sehe, nicht selten die "entschärfteste" Form einer Leitungsposition. Wenn die anderen Mitspieler sich freuen, daß überhaupt einer die Spielleitung macht, und ihm lieber zuweit entgegenkommen als seine Anstrengungen zu mißachten, dann hat man eine so günstige Situation wie sonst selten, um sich mal in der "anderen" Position auszuprobieren.

Offline Tomas Wanderer

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Re: Der SL-Posten: "reine Chefsache"?
« Antwort #34 am: 7.04.2011 | 08:37 »
Dass das Sein das Bewustsein bestimmt ist jetzt keine neue Erkenntnis...
Die Rollenspieltheorie ist dann in ihrer radikalsten Form eine Theorie der gescheiterten Praxis.

Und der Spielleiter ist Freund und Helfer.

LöwenHerz

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Re: Der SL-Posten: "reine Chefsache"?
« Antwort #35 am: 7.04.2011 | 11:54 »
Nun - genau wie es verschiedenste Positionen der "Lehrer-Seins" gibt, gibt es auch unglaublich viele Ansätze wie man als SL an die Sache herangeht.

Ich will zum Beispiel kein Lehrer sein, der "vorne steht oder gemeinsam in einem Kreis sitzt". Genau wie im Rollenspiel wäre ich begeistert, wenn es mir gelänge, die Voraussetzungen zu schaffen, dass die SchülerInnen alleine lernen und die SpielerInnen alleine die Spielwelt erleben können.

+1

außerdem spiele ich bald FATE, daher ist das eh alles eine kooperativere Geschichte (also hoffentlich, wenn meine Jungs so mitmachen, wie ich es mit erträume), als Unterricht je sein könnte.