Ich persönlich mag all die Vergleiche eines SLs mit Lehrern, Chefs, Handwerksmeistern, Richtern und Trainern nicht. Sie alle geben, vereinfacht gesagt, von oben herab vor, was zu tun ist, wie man es zu tun hat und was richtig oder falsch ist. Ich sehe zwar hier und da durchaus Parallelen, da ja die Aufgaben des Spielleiters mannigfaltig sind, aber für mich ist der SL in erster Linie ein Mitspieler.
Hier komme ich dazu, warum ich vorhin Psychologe in den Raum geworfen habe: Ein Psychologe hört in erster Linie seinen Gegenübern zu; er geht darauf ein, was den anderen Freude bereitet, und versucht da zu vermitteln, wo man Probleme hat; all dies sind aber immer nur Vorschläge. Gleichzeitig besitzt er eine gewisse Autorität, weil er sich mit der Materie (meistens) gut auskennt, und er macht sich üblicherweise von allen Beteiligten die meisten Gedanken über die Meta-Ebenen des Geschehens.
Wenn ich länger über das Thema nachdenke, so würde ich mich auch mit dem Regisseur als Berufsvergleich zufrieden geben - mit dem wichtigen Zusatz, dass ich die übrigen Spieler nicht als die Schauspieler sehe, sondern eher als restliche Mitglieder des Film- oder Theaterteams. Der SL als Regisseur besitzt eine wichtige Entscheidungsposition im Gefüge, aber die übrigen sind ebenfalls an der Gestaltung der Welt und Geschehens beteiligt und nicht nur als reine Befehlsempfänger, wann sie gut aussehen dürfen.
Dirigent ist ebenfalls gut.